Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 100

Nikolaus de Lyra: Postilla in Vetus Testamentum (Gn-Rt)

Papier · 2, 180 Bll. · 27,8–27,9 × 19,8–20,2 cm · Franken · 14. Jh. letztes Viertel, um 1400 (?)


Schlagwörter (GND)
Bibel, Altes Testament / Liturgie / Exegese.
Entstehungsort
Franken. (?, evtl. Würzburg; s. Wasserzeichen und Pal. lat. 101).
Entstehungszeit
14. Jh. letztes Viertel, um 1400 (?).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
2, 180 Bll.
Format (Blattgröße)
27,8–27,9 × 19,8–20,2 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
I2a (kein Spiegelbl.) + 9 VI108 + IV116 + 3 VI152 + VIII168 + VI180* (kein Spiegelbl.).
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–179); die zwei ersten Bll. und das letzte Bl. der Hs. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung der Digitalisate übernommen. Lagenreklamanten und Lagenzählung ([.1.]-.9., .x.-[.xiiij.]) unten rechts auf der Versoseite des jeweils letzten Bl.s der Lage, oft durch Beschnitt verderbt; letzte Lage nicht gezählt. Nur bei Lage 12 finden sich Reklamanten auf den Versoseiten eines jeden Bl.s. Lage 13 und 14 (Bl. 141–168) sind zusätzlich in der unteren linken Ecke der Rectoseiten mit einer Lagenfoliierung in arabischen Ziffern bis jeweils zur Lagenmitte versehen.
Zustand
Im Wesentlichen sehr gut erhalten. Stellenweise leichte Bräunungen; minimal stockfleckig. Vereinzelt leichter Insektenfraß. Beginnendes Durchschlagen der Tinte.
Wasserzeichen
Zwei Kreise, Stange mit Stern; ein vergleichbares Wz. verweist Würzburg um 1374 (WZIS DE9045-PO-161790); Ochsenkopf, einkonturige Stange mit Stern (Würzburg, 1388; WZIS DE9045-PO-67720).

Schriftraum
23,3–23,5 × 15,0–15,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
41–50, in der Regel 46–49 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Es ist nicht sicher zu entscheiden, ob die Seiten 141r–149r von einer weiteren Hand geschrieben wurden; die Schrift erscheint hier zumindest im Gegensatz zur Haupthand deutlich eckiger und ungleichmäßiger. Ebenso verhält es sich bei den Seiten ab 168r unten bis zum Schluss der Hs. Sicher ist nur, dass sich ab dieser Stelle die Tintenfarbe deutlich von der des Textes davor unterscheidet.
Buchgestaltung
Blockhafte Anordnung des Textes. Incipits und Explicit meist als Rubriken gestaltet. Die Anfänge der biblischen Bücher werden durch große rote Initialen mit zum Teil üppigem Fleuronné kenntlich gemacht; die Kapitelanfänge werden hervorgehoben durch rote Lombarden mit Fleuronné sowie der Kapitelzählung in Rubriken im laufenden Text, ergänzt durch eine Kapitelzählung auf dem Rand durch die Texthand (?). Die kommentierten Bibelstellen sind im Text zitiert und werden durch rote Unterstreichungen kenntlich gemacht. Abschnitte innerhalb des Kommentars sind durch Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen oder roten Paragraphzeichen hervorgehoben. Seitentitel von einer späteren Hand nachgetragen.
Buchschmuck
Bis auf wenige Tintenskizzen und das unten angesprochene Wappen (112v) enthält die Hs. keinen weiteren Buchschmuck.

Nachträge und Benutzungsspuren
Wenige Korrekturen, Ergänzungen und Anmerkungen. Notazeichen und Seitentitel von derselben Hand (?) nachgetragen.

Einband
Leicht beschädigter römischer Einband zwischen 1623 und 1626: grünes Pergament über Pappe; Wappen Papst Urbans VIII. auf dem Vorderdeckel, auf dem Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Scipione Cobelluzzi. Rücken mit goldgeprägten Bienen zwischen den Bünden (Barberini); Signaturen. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 817.
Provenienz
Franken (?) / Würzburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1ar mit älteren (römischen?) Signaturen und der aktuellen Signatur; 2ar mit Capsa-Nummer: .73. und einer weiteren älteren (römischen?) Signatur: 1554. Die Handschrift dürfte wohl in Franken im letzten Viertel des 14. Jh.s entstanden sein; darauf deuten die Wzz. der Hs. hin. Ob es sich bei dem Wappen, das 112v der D-Initiale eingeschrieben ist, um einen weiteren Hinweis auf den Entstehungsort handelt, muss offen bleiben. Bei dem abgebildeten Wappen, ein schwarzes Kreuz in Weiß (Silber), könnte es sich auch um einen Hinweis auf den Besitzer bzw. Auftraggeber der Hs. handeln; im Bereich des Römisch-deutschen Reichs kämen unter anderem der Deutsche Orden oder das Erzstift Köln als Wappenführer in Betracht. Gesetzt den Fall, der Codex wäre in Würzburg entstanden, was aufgrund der Wzz. in Frage käme, könnte die dortige Deutschordens-Kommende Besitzerin der Hs. gewesen sein. Der Schild wurde in dieser Form bis in die ersten Jahre des 15. Jhs. hinein, regelmäßig jedoch bis zum Ende des 15. Jhs. verwendet und würde so eine weitere Unterstützung der ungefähren zeitlichen Einordnung erlauben.
Besonderheiten
Gehört zu Pal. lat. 101; weist u. a. dasselbe Wz. (Ochsenkopf) auf. An beiden Hss. sind auch dieselben Schreiber beteiligt.

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_100
Literatur
OVL, Pal.lat.100; Schunke, Einbände 2.2, S. 817; Stevenson, Latini, S. 16.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

) 1r–179r Digitalisat

Verfasser
Nikolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla in Vetus Testamentum.
Angaben zum Text
(1. 1r–43v) Gn mit Prologen. Stegmüller, RB 5829. (2. 44r–75ra) Ex mit Prolog. Stegmüller, RB 5830. (3. 75r–92r) Lv. Stegmüller, RB 5831. (4. 92r–112v) Nm. Stegmüller, RB 5832. (5. 112v–135v) Dt. Stegmüller, RB 5833. (6. 135v–152r) Ios. Stegmüller, RB 5834. (7. 153r–175v) Idc. Stegmüller, RB 5835. (8. 175v–179r) Rt. Stegmüller, RB 5836. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam I: Liber Genesis - Liber Rut, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
1ar–2av leer.
116v, 152v, 179v–180*v leer.
Incipit
1r Hec omnia liber uite Ecc .xxiiii.o [Eccl 24,32] secundum quod dicit beatus Gregorius
Explicit
179r … hic comprehensi sub vno nomine sicud [!] dictum est supra 2. capitulo.Explicit Postilla Librj Růth edita a fratre Nycolao de Lyra ordinis minorum fratre theologie professore‹.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 100. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.