Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 102

Nicolaus de Lyra: Postilla in Vetus Testamentum (Ps)

Papier · 1, 304 Bll. · 28,6–28,7 × 19,7–20,0 cm · wohl Süddeutschland · 15. Jh., wohl 3. Viertel


Schlagwörter (GND)
Bibel / Altes Testament / Liturgie / Exegese.
Entstehungsort
wohl Süddeutschland. vgl. Wz. des vorrömischen Vorsatzbls.
Entstehungszeit
15. Jh., wohl 3. Viertel . vgl. Wz. des vorrömischen Vorsatzbls.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 304 Bll.
Format (Blattgröße)
28,6–28,7 × 19,7–20,0 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 5 VI85 + VII99 + 6 VI171 + VII185 + 9 VI293 + (VI-1)304. Mit Hinterspiegel; jedoch scheint das Nachsatzbl. herausgerissen und verloren zu sein, Reste am Falz sichtbar. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 304 bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Zeitgenössische Foliierung oben auf der Bl.-Mitte (i–ccciiij); römische Foliierung des 17. Jhs. in der rechten oberen Ecke (1–304); beide Foliierungen stimmen überein. Das erste Bl. der Hs. ist nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen.
Zustand
Im Wesentlichen sehr gut erhalten. Leichte Bräunung der ersten Bll., leicht stockfleckig; das römische Vorsatzbl. ist stärker gebräunt und an den Rändern eingerissen. Beginnendes Durchschlagen der Tinte. Im Gelenk gelockert.
Wasserzeichen
Vorsatzbl.: Ochsenkopf, einkonturige Stange mit Blume und Schlange (ähnlich: Wassertrüdingen, 1459; WZIS DE6300-PO-66514).

Schriftraum
20,3–21,2 × 14,0–14,5 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
20–47 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Eine gotische Kursive von einer Hand mit zahlreichen Kürzungen; lediglich die beiden ersten Zeilen des Prologs sind in einer recht qualitätvollen Textura hervorgehoben.
Buchgestaltung
Zweispaltige Anordnung des Textes. Die Psalm-Texte sind gegenüber dem jeweils nachfolgenden Kommentar in einem vergrößerten Schriftgrad geschrieben, um die beiden Textteile auch graphisch gegeneinander abzusetzen. Bis auf die P-Initiale des Prologs und die B-Initiale von Ps1 fehlen alle weiteren Initialen der Psalmanfänge. Lediglich die D-Initiale von Ps 109 ist von einer zeitgenössischen (?) Hand nachgetragen worden (247ra) und zeigt hier den bedeutendsten Psalm aus der Gruppe der Königspsalmen bzw. den Beginn der Vesperpsalmen (Sonntagsvesper) an; vgl. auch Pal. lat. 103. Ps 148–150 sind nicht mehr untereinander getrennt und werden fortlaufend zitiert; die zugehörigen Kommentare folgen im Anschluss und sind jeweils durch eine freie Zeile voneinander abgesetzt.

Nachträge und Benutzungsspuren
Wenige zeitgenössische Korrekturen, Ergänzungen und Anmerkungen.

Einband
Leicht beschädigter römischer Einband zwischen 1623 und 1626: grünes Pergament über Pappe; Wappen Papst Urbans VIII. auf dem Vorderdeckel, auf dem Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Scipione Cobelluzzi. Rücken mit goldgeprägten Bienen zwischen den Bünden (Barberini); Signaturen und Titelschildchen: LYRANVS IN PSALMOS. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 817.
Provenienz
Süddeutschland (?) / Germersheim / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen und einem aufgeklebten Streifen aus einer makulierten Hs. (Gült- oder Zinsbuch; evtl. dt.-sprachig?), der möglicherweise als Lesezeichen diente. 1ar mit gestrichenen älteren (römischen?) Signaturen und der aktuellen Signatur sowie der Capsa-Nummer: C. 2. 1r Von einer Hand des 17. Jhs. (?) wurde der Titel hinzugefügt: Psalterium. Ende des 15. Jhs. war die Hs. im Besitz von Nikolaus Kaps, einem Konventualen des Servitenklosters in Germersheim, in dessen Besitz der Codex nach Kaps Tod im Jahr 1500 gelangte; vgl. den Besitzvermerk 1ar: Jste liber est fratris Nicolai Kaps sacre theologie Licentiatj amirabiliter ei Largitus Post eius decessus conditus [?] Deuoti Germersheym et fratrum diuinorum [?] religionum [oder: religiosorum?] frm [: gestrichen] Seruitorum beate Marie / xvc [= 1500]. Nach der Aufhebung des Servitenkonvents ging die Hs. in die Bibliothek des Stifts Germersheim, der Nachfolgeinstitution, über und blieb dort bis zu dessen Auflösung nach 1556: Nunc ab [: gestrichen] ad bibliothecam in germerschheym pertinet (1ar); ein vergleichbarer Besitzvermerk von derselben Hand befindet sich in Pal. lat. 155. Da Pal. lat. 155 nach wie vor einen Ottheinricheinband von 1556 trägt, ist davon auszugehen, dass die Hs. durch Kurfürst Ottheinrich in den Bestand der Palatina kam; Gleiches wird man wohl auch für die vorliegende Hs. annehmen dürfen.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_102
Literatur
OVL, Pal.lat.102; Schunke, Einbände 2.2, S. 817; Stevenson, Latini, S. 16.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–304rb Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super Psalterium.
Angaben zum Text
Ps mit Prolog. Stegmüller, RB 5853. Ps 7 ist nur bis Vers 101 zitiert; der Rest des Psalm-Textes fehlt; der nachfolgende Kommentar ist dagegen vollständig (15va–b). Ebenso bei Ps 105, von dem nur Teile des ersten Verses zitiert sind, der restliche Text bis Vers 48 jedoch fehlt (237va). Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam III: Liber Psalmorum, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
1ar–v bis auf Signaturen und Besitzvermerke leer.
238r, 304v leer.
Incipit
1ra Propheta magnus surrexit Lc 7,16] Quamuis liber psalmorum aput Hebreos inter liberos prophetitos reputatur
Explicit
304rb … qui cum san [: gestrichen] patre et spiritu sancto viuit et regnat in secula seculorum Amen.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 102. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.