Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 104

Nicolaus de Lyra: Postilla in Vetus Testamentum (Prv–Sir, III Esr)

Pergament, Papier · 109, 1 Bll. · 34,5–34,6 × 24,5–24,6 cm · 1 (Paris?) · 1413


Schlagwörter (GND)
Bibel, Altes Testament / Liturgie / Exegese.
Entstehungsort
1 (Paris?).
Entstehungszeit
1413 . Zur Datierung s. Geschichte der Hs.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbll. Papier).
Umfang
109, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
34,5–34,6 × 24,5–24,6 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
I2a (ohne Spiegelbl.) + (VI-1)11 + 2 V31 + (V-2)39 + (V1)48 + V58 + (V-1)67 + 4 V107 + (I-1)108* (ohne Spiegelbl.). Sowohl Vorder- als auch Hinterspiegel sind nicht beklebt; das Vorsatzbl. scheint herausgerissen und fehlt heute.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. in der rechten oberen Ecke (1–107). Die ersten beiden Bll. und das letzte Bl. der Hs. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen.
Zustand
Im Wesentlichen sehr gut erhalten. Minimale Bräunung der Bll.; wenige Fehlstellen und Risse, teilweise ausgebessert und genäht; vereinzelt Löcher. An wenigen Stellen ist das Pergament leicht durchscheinend; stellenweise sind die Bearbeitungsspuren des Pergamenters noch sichtbar. Nach Bl. 39 wurden zwei Bll. herausgetrennt mit Textverlust (s. Angaben zum Inhalt); ein Vermerk eines Benutzers oder Bibliothekars (A. R.; 39v) weist darauf hin. Der breite äußere Rand von Bl. 71 ist bis hart an den Text heran abgeschnitten.

Schriftraum
25,7–26,0 × 16,1–16,5 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
56–60 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Eine Bastarda mit zahlreichen Kürzungen von einer Hand.
Buchgestaltung
Zweispaltige Anordnung des Textes. Incipit und Explicit als Rubriken gestaltet. Die Anfänge der biblischen Bücher und des ersten Prologs sind durch große blau-rote mit üppigem Fleuronné; Blattrankenwerk und zoomorphen Figuren versehene Initialen gekennzeichnet, deren Binnenfelder mit Damaszierungen und medaillonartigen Verzierungen geschmückt sind. Die Anfänge der einzelnen Kapitel sind durch alternierend rote und blaue Lombarden kenntlich gemacht; die Kapitelzählung ist jeweils als Rubrik in den fortlaufenden Text integriert. Die kommentierten Bibelstellen sind im Text zitiert und werden durch rote Unterstreichungen kenntlich gemacht. Abschnitte innerhalb des Kommentars sind durch Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen bzw. durch rote Paragraphzeichen hervorgehoben. Anweisungen für den Rubrikator meist erhalten.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Wenige zeitgenössische Korrekturen und Ergänzungen (zumeist von der Schreiberhand). Vereinzelt Maniculae.

Einband
Beschädigter römischer Einband zwischen 1623 und 1626 (Vorderdeckel gelöst): grünes Pergament über Pappe; Wappen Papst Urbans VIII. auf dem Vorderdeckel, auf dem Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Scipione Cobelluzzi. Rücken mit goldgeprägten Bienen zwischen den Bünden (Barberini) sowie Signatur- und Titelschildchen. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 817.
Provenienz
Frankreich (Paris?) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1ar mit gestrichenen älteren (römischen?) Signaturen und der aktuellen Signatur sowie einer Capsa-Nummer: C. 135.; 1r eine weitere CapsaNummer: C. 90. Offenbar wurde in Rom ein Vorsatz einer anderen Hs. mit dem vorliegenden Codex verbunden, so dass das Manuskript zwei verschiedene Capsa-Nummern trägt. Bereits vor dem Neubinden in Rom müssen auch die beiden Bll. zwischen Bl. 39 und 40 entfernt worden sein. 108*v mit einer Versatim-Signatur: 1334. Die Hs. entstand wohl in Paris (?) und wurde nach dem Eintrag im Kolophon am 1. April 1313 [!] abgeschlossen: Actum Parisius Anno Dominj .Mo.ccco.tredecimo. [!] Kalendas Aprilis etc. (106va). Hier muss jedoch ein Fehler des Schreibers vorliegen, da Nikolaus von Lyra seinen Kommentar zu III Esr erst 1331 abgeschlossen hat (vgl. Stegmüller, RB 5846: „compositus 1331“). Vermutlich wurde bei der Jahreszahl versehentlich ein „c“ vergessen, so dass die Hs. wohl 1413 entstanden ist. Denn auch die Schrift spricht eher für das 15., als für das beginnende 14. Jh., das eine derart ausgeprägte Bastarda unter Verwendung von arabischen Ziffern noch nicht kennt; vgl. Bernhard Bischoff, Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters, Berlin 42009, S. 191–193.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_104
Literatur
OVL, Pal.lat.104; Schunke, Einbände 2.2, S. 817; Stevenson, Latini, S. 17.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–22va Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super Proverbia.
Angaben zum Text
Prv mit Prolog. Stegmüller, RB 5865. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam III: Liber Proverbiorum, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
1ar–2av bis auf Signaturen leer.
Rubrik
1r ›Jncipit Postilla fratris Nycolai de Lyra super parabolas Salominis.
Incipit
1ra Ecce Descripsi eam tripliciter Pùb .22. [Prv 22,20] secundum quod Dicitur in principio de plantis
Explicit
22va … in quantum per eius studium sapienciam consecuntur [!] .
Edition
Angaben zum Inhalt.

2) 22vb–33vb Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super Ecclesiastes.
Angaben zum Text
Ecl. Stegmüller, RB 5866. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam III: Liber Ecclesiastes, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
Incipit
22vb Uerba ecclesiastes Sicud [!] Dictum fuit in principio libri prouerbiorum
Explicit
33vb … Et gloriam Dei Cui est honor [?] et gloria in secula seculorum Amen.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

3) 34ra–39vb Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super Canticum Canticorum.
Angaben zum Text
Ct, bricht ab mit 7,11. Stegmüller, RB 5868. Noch vor der Neubindung in Rom wurden zwischen Bl. 39 und 40 zwei Bll. herausgeschnitten, wie die erhaltenen Falze zeigen. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam III: Liber Canticorum, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
Rubrik
34r ›Jncipit Postilla fratris Nycolai de Lyra super Cantica Canticorum Capitulum primum‹.
Incipit
34ra Osculetur me Expedito primo libro Salomonis in quo traduntur documenta
Explicit
39vb … Commoremur in villis [Ct. 7,11] edifican= [bricht ab].
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

4) 40ra–55va Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super Sapientiam.
Angaben zum Text
Sap; der Anfang fehlt, beginnt mit Sap 1,5. Stegmüller, RB 5869. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam III: Liber Sapientie, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
Incipit
40ra mentis nam vita talium est brutalis Sicud [!] Dicitur primo Ethicorum. Spiritus sanctus [Sap. 1,5] …
Explicit
55va … in mari rubro et in deserto et in alijs locis ad laudem nominis tui quod est benedictum in secula seculorum Amen.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

5) 55va–101rb Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super Ecclesiasticum.
Angaben zum Text
Sir. Stegmüller, RB 5865. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam III: Liber Ecclesiasticus, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
Rubrik
55v ›Jncipit Postilla fratris Nycolai de Lyra super Ecclesiasticum capitulum primum‹.
Incipit
55va Omnis sapientia a Domino Deo est. Hic incipit Ecclesiasticus qui primo fuit hebraice scriptus
Explicit
101rb … et disponit omnia suauiter [Sap 8,1] Cuius nomen est benedictum in secula seculorum Amen.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

6) 101va–106va Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super tertium librum Esdrae.
Angaben zum Text
III Esr; in der Hs. als das 2. Buch gezählt, handelt es sich um das apokryphe dritte Buch Esra (das heute als zweites Buch benannte Buch Esra wird in der Regel als ‚Liber Neemiae’ bezeichnet). Stegmüller, RB 5846. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam III: Liber Esdre II [!], Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
107*r–108*r leer.
108*v bis auf Versatim-Signatur leer.
Rubrik
101v ›Jncipit Postilla fratris Nycolai de Lyra super Secundum [!] librum Esdre Capitulum primum‹.
Incipit
101va Et fecit Iosias [III Esr 1,1] liber iste quod Dicitur Esdre secundus videtur magis ab alio Doctore nescio quo conscriptus …
Explicit
106vb … Deputatus ad Divinas laudes et obsequia Cui est honor et gloria in secula seculorum AmenExplicit Postilla fratris Nycolai de Lyra super Secundum librum Esdre‹ [Es folgt das Kolophon; s. Kommentar zur Provenienz].
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 104. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.