Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 106

Nicolaus de Lyra: Postilla in Vetus Testamentum (Is, Dn, Duodecim Prophetas)

Pergament, Papier · 1, 194, 1 Bll.  · 31,2–31,5 × 22,5–22,8 cm · Frankreich (?) · 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Bibel / Altes Testament / Liturgie / Exegese.
Entstehungsort
Frankreich (?). S. Angaben zur Schrift.
Entstehungszeit
14. Jh. 14. Jh. letztes Viertel (1387?), um 1400/10 (?).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbll. Papier).
Umfang
1, 194, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
31,2–31,5 × 22,5–22,8 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 7 VI83 (mit Bl. 2a) + VII97 + 3 VI133 + (VI-3)142 + (VI-1)153 + 3 VI189 + (III-2)193 + (I-1)194*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 194* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. in der rechten oberen Ecke (1–193). Die ersten beiden Bll. und das letzte Bl. der Hs. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen. Bis einschließlich der achten Lage eine Lagenzählung (1us–8us) unten auf der Mitte der letzten Seite der Lagen, zum Teil in Rahmung, und Lagenreklamanten, teilweise durch Beschnitt verderbt, die dann abbrechen; ab der 13. Lage wieder Lagenreklamanten bis zum Ende der Hs.
Zustand
Im Wesentlichen recht gut erhalten. Leichte Bräunung der Bll.; wenige Löcher und Risse, teilweise ausgebessert und genäht. Stellenweise Bearbeitungsspuren des Pergamenters sichtbar.

Schriftraum
20,5–21,0 × 14,7–15,0 cm (I (f. 1ra–142vb)); 24,8–26,0 × 16,2–16,5 cm (II (f. 143ra–193va)).
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
49 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Die Texte in Teil I weisen eine gotische Kursive mit Tendenz zur Bastarda von mehreren Händen (drei?) auf. Die Bastarda in Teil II hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der wohl in Paris entstandenen und auf 1413 datierten Hs. Pal. lat. 104, so dass auch hier von einer vergleichbaren Entstehungszeit auszugehen ist. Ob das immer wieder vorkommende 3-förmige m am Wortende ein Hinweis auf eine Entstehung der Hs. in Italien sein könnte, muss offen bleiben, da spätestens im Verlauf des 14. Jhs. diese Buchstabenvariante allgemein verbreitet ist. Möglicherweise spricht die hier schon recht ausgeprägte Bastarda sowie die durchgängige Verwendung von arabischen ziffern für eine Entstehung des Manuskripts in Frankreich.
Buchgestaltung
Zweispaltige Anordnung des Textes. Incipit und Explicit rot unterstrichen. Die Anfänge der biblischen Bücher sind durch große rote bzw. goldene Initialen gekennzeichnet, die mit üppigem (rot-blauen) Fleuronné und teilweise mit Gesichtszügen verziert sind. Die Anfänge der einzelnen Kapitel sind durch rote Lombarden kenntlich gemacht; die Kapitelzählung ist jeweils als Rubrik in den fortlaufenden Text integriert. Die kommentierten Bibelstellen sind im Text zitiert und werden bis Bl. 142 durch rote Unterstreichungen kenntlich gemacht, danach ohne besondere Hervorhebungen. Abschnitte innerhalb des Kommentars sind durch - Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen bzw. durch rote Paragraphzeichen hervorgehoben. Seitentitel, zum Teil durch den Beschnitt verderbt. Anweisungen für den Rubrikator meist erhalten; Angaben der Kapitelzählung sind hierbei durchgängig in arabischen Ziffern angegeben, in den Rubriken dann in der Regel allerdings in römischen Zahlzeichen ausgeführt.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Vereinzelt Korrekturen, Streichungen und Ergänzungen sowie Seitentitel von verschiedenen Händen. Vereinzelt Maniculae.

Einband
Leicht beschädigter römischer Einband zwischen 1623 und 1626: grünes Pergament über Pappe; Wappen Papst Urbans VIII. auf dem Vorderdeckel, auf dem Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Scipione Cobelluzzi. Rücken zwischen 1846 und 1853 ersetzt: Wappen von Pius IX. und dem Kardinalbibliothekar Luigi Lambruschini; Signaturschildchen. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 817.
Provenienz
Frankreich (?) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1r mit aktueller Signatur. Nach dem Kolophon auf 95vb wurde der erste Text am 5. Januar 1387 fertiggestellt und der Hs. hinzugefügt: Anno dominice incarnacionis .Mo.CCCo.lxxxvijo. in Vigilia Epyphanie. ad horen [: gestrichen und unterpunktet] completus est codex ille ad honorem summe ac indiuidue trinitatis et gloriose Marie semper virginis et omni sociorum [?] nec non ad cumulum [darunter in Rot: Augmentum?] meritorum scriptoris etcetera.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_106
Literatur
OVL, Pal.lat.106; Schunke, Einbände 2.2, S. 817; Stevenson, Latini, S. 17.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–95vb Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super Isaiam prophetam.
Angaben zum Text
Is. Stegmüller, RB 5872. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam II: Liber Esaie, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
1ar–2ar leer.
2av Vers 16 aus Guilelmus Brito, Prooemium metricum in expositionem vocabulorum bibliae; vgl. Stegmüller, RB 2820.
Rubrik
1ra ›Jncipit Postilla fratris Nycolai de Lyra super Ysaiam prophetam.
Incipit
1ra Jerusalem Ewangelistam dabo. Ysaie. xljo. [Is 41,27] Secundum quod dicit beatus Jeronimus in epistola ad Paulinum
Explicit
95vb … in gloriam electorum et ipsius Dei principaliter. cui est honor et gloria in secula seculorum Amen.Laus tibi sit Christe quam labor explicit iste. Explicit Postilla super Ysaiam edita a fratre Nycolao de lyra ordinis fratrum minorum‹.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

2) 96ra–142vb Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super Danielem prophetam.
Angaben zum Text
Dn; unvollständig, endet mit 4,17 und einem Teil des Kommentars. Stegmüller, RB 5880. Zwischen Bl. 142 und 143 sind drei Bll. herausgeschnitten worden; die erhaltenen Falze zeigen Buchstabenreste. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam II: Liber Danielis, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
Rubrik
96ra ›Jncipit Postilla fratris Nycolai de Lyra super Danielem prophetam.
Incipit
96ra Danieli autem dedit Deus intelligentiam omnium visionum Dan. 1 [Dn 1,17] In verbo proposito tanguntur 4or cause libri Danielis
Explicit
142vb … Arborem quam vidisti [Dn 4,17] … Ego Nabuchodonosor pertinet ad quartum capitulum libri Danielis [Text bricht ab].
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

3) 143ra–193va Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super duodecim prophetas.
Angaben zum Text
(1. 143ra–154ra) Os. Stegmüller, RB 5882. (2. 154ra–157va) Ioel. Stegmüller, RB 5883. (3. 157va–163va) Am. Stegmüller, RB 5884. (4. 163va– 164vb) Abd. Stegmüller, RB 5885. (5.164vb–166va) Ion. Stegmüller, RB 5886. (6. 166va–171rb) Mi. Stegmüller, RB 5887. (7. 171rb–173rb) Na. Stegmüller, RB 5888. (8. 173rb–176ra) Hab. Stegmüller, RB 5889. (9. 176ra–178ra) So. Stegmüller, RB 5890. (10. 178ra–180ra) Agg. Stegmüller, RB 5891. (11. 180ra– 190va) Za. Stegmüller, RB 5892. (12. 190va–193va) Mal. Stegmüller, RB 5893.
Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam II: Liber Osee – Liber Malachie, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
194*r–v leer.
Rubrik
143ra ›Nycolaus De Lyra super duodecim prophetas.
Incipit
143ra Dvodecim prophetarum ossa pullulant de loco suo Ecc .49. [Sir 49,12] Sicud in libro Psalmorum psalmi a diuersis actoribus [!] compositi
Explicit
193va … electi adherebunt Deo sempiterna fruicione Quam nobis concedat qui cum Deo patre viuit et regnat in secula seculorum Amen.Explicit postilla fratris Nycolai De Lyra super duodecim prophetas‹.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 106. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.