Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 111

Nicolaus de Lyra, Postilla super quatuor Evangelia; Philippus Brusserius Savonensis, Liber peregrinationum sanctae civitatis Jerusalem

Pergament, Papier · 1, 264, 1 Bll. · 28,5–28,7 × 20,5–21,0 cm · Speyer · 1391, um 1400 (?)


Schlagwörter (GND)
Bibel, Altes Testament / Liturgie / Exegese / Chronik.
Entstehungsort
Speyer.
Entstehungszeit
1391, um 1400 (?).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbl. aus Papier).
Umfang
1, 264, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
28,5–28,7 × 20,5–21,0 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + ([VI-1]+1)11 (mit Bl. 2a) + 21 VI263 + (I-1)264*. Ursprünglich wohl eine regelmäßige Abfolge von Sexternionen. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 264* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Die erste Lage ist jedoch gestört: Das ursprüngliche Bl. 1 (nach der zeitgenössischen Zählung) fehlt heute; dafür wurde dieser Lage das ungezählte PapierBl. 2a als älteres Vorsatzbl. beigebunden.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Zeitgenössische Zählung unten rechts auf den Rectoseiten ([1], .2.–.252.), die die letzte Lage nicht mehr umfasst und gegenüber der römischen Zählung um eins höher ist, da das ehemalige erste Bl. der Hs. wohl schon in römischer Zeit fehlte; römische Foliierung des 17. Jhs. (1–263); das moderne Vor- und Nachsatzbl. sowie das erste Bl. der Hs. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen. Durchgängig Lagenreklamanten und Lagenzählung (Primus–Tredecimus, .14.us–.21.us), die letzte Lage ohne Zählung.
Zustand
Im Wesentlichen recht gut erhalten. Jedoch offenbar ein Pergament minderer Qualität mit unregelmäßigen Rändern, zahlreichen Löchern, Rissen und Fehlstellen, die zum Teil ausgebessert und genäht sind. Stellenweise leichte Bräunungen; zum Teil lassen sich Haar- und Fleischseiten gut unterscheiden. Vereinzelt ist das Pergament minimal durchscheinend. Die Tinte ist stellenweise leicht berieben und verblasst. Die Rostflecken am Ende der Handschrift deuten von Gestalt und Lage darauf hin, dass der Band ein „liber catenatus“ war.

Schriftraum
20,0–20,5 × 13,8–14,0 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
41–46 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Bastarda mit zahlreichen Kürzungen von drei Händen.
Buchgestaltung
Zweispaltige Anordnung des Textes. Die Anfänge der biblischen Bücher – sowohl Prologe als auch Text – werden durch große, zum Teil durchbrochene rote, blaue oder grüne Initialen kenntlich gemacht, die mit üppigem Fleuronné, Damaszierungen oder geometrischen Mustern ausgestattet sind. Die Kapitelanfänge sind hervorgehoben durch alternierend rote Lombarden mit Fleuronné sowie der Kapitelzählung in Rubriken. Die kommentierten Bibelstellen sind im Text zitiert, durch Unterstreichungen kenntlich gemacht. Abschnitte innerhalb des Kommentars sind durch rote Paragraphzeichen bzw. Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen 2 hervorgehoben. Seitentitel in roter Unzialis. Die Anweisungen für den Rubrikator sind nahezu durchgängig erhalten.
Buchschmuck
Stemma Davids (10v).

Nachträge und Benutzungsspuren
Korrekturen, Ergänzungen und Anmerkungen von verschiedenen Händen, zum Teil von der Texthand; Notazeichen.

Einband
Heller Pergament-Einband über Pappe. Nach Schunke, Einbände 2.2, S. 817, „um 1930“ ersetzt. Wappensupralibros und Rücken des älteren grünen römischer Einbands sind auf den Vorderspiegel geklebt (zwischen 1623 und 1626; Wappen Papst Urbans VIII. und des Kardinalbibliothekars Scipione Cobelluzzi).
Provenienz
Speyer / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen und den aufgeklebten Überresten des alten Einbands. 2ar mit Capsa-Nummer: C. N., der aktuellen römischen Signatur sowie älteren (römischen) Signaturen. Die Handschrift entstand in ihrem Hauptteil, der Postilla, 1391 im Auftrag von Rüdiger von Dulken, des ehemaligen Deutschordenskomturs in Speyer, und wurde von Andreas Heinricus geschrieben: […] Quam conperauit Reuerendissimus dominus Rudigerus de Dülken, quodam Commendator domus Theutonice Spyrensis, Completus et scriptus per manus Andree Heynricj, Anno Domini Millesimo Trecentesimo .xcj. feria tercia post festum sancte Trinitatis Siue ante festum Corporis Christj [23. Mai 1391]. Cui sit gloria Jn seculorum secula. Vnd wart nye so fro me. nach Hanselmann, Bücherschenkung, S. 109, S. 122, war die Handschrift bereits im Besitz von Kurfürst Ludwig III., der sie zusammen mit seiner Bibliothek der Universität Heidelberg vermachte.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_111
Literatur
Hanselmann, Bücherschenkung, S. 109, S. 122; OVL, Pal.lat.111; Schunke, Einbände 2.2, S. 817; Stevenson, Latini, S. 16.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 4ra–258ra Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super quatuor Evangelia.
Angaben zum Text
(1. 4ra–94va) Mt mit Prologen. Stegmüller, RB 5896. (2. 94vb– 114vb) Mc mit Prolog. Stegmüller, RB 5897. (3. 116ra–164rb) Lc mit Prolog. Stegmüller, RB 5898. (4. 164vb–258ra) Io mit Prolog. Stegmüller, RB 5900. 3 Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam IV: Evangelium Mathei – Evangelium Johannis, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
1ar–2av bis auf Signaturen leer.
1ra–2vb Übersicht der Lesungen innerhalb des Kirchenjahres.
3r–v leer.
115r–v bis auf Seitentitel leer.
Rubrik
4ra ›Jncipit postilla super quatuor ewangelistas edita a fratre Nycolao de Lyra doctore sacre theologie de ordine fratrum minorum. Accessus ad ewangelistam sanctum Matheum‹.
Incipit
4ra Qvatuor facies uni Ezechiel Primo.
Explicit
258ra … ad contemplandum facie ad faciem. Prestante Domino nostro Jhesu Christo, qui cum patre et spiritu sancto vuit et regant in secula seculorum Amen. Deo graciasExplicit Postilla super Johannem edita a fratre Nycolao de Lyra de ordine fratrum minorum. Quam conperauit Reuerendissimus dominus Rudigerus de Dülken, quodam Commendator domus Theutonice Spyrensis, Completus et scriptus per manus Andree Heynricj, Anno Domini Millesimo Trecentesimo .xcj. feria tercia post festum sancte Trinitatis Siue ante festum Corporis Christj [23. Mai 1391]. Cui sit gloria Jn seculorum secula. Vnd wart nye so fro me. Et fini huius libri etcetera.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

2) 258rb–263rb Digitalisat

Verfasser
Philippus Brusserius Savonensis (GND-Nr.: 102519165X).
Titel
Liber peregrinationum sanctae civitatis Jerusalem.
Angaben zum Text
Die wohl um 1290 entstandene Beschreibung des Heiligen Lands und Jerusalems des Franziskaners Philippus Brusserius Savonensis (ca. 1260–1340) hat einen besonderen Bezug zum Deutschen Orden, der darin deutlich wird, dass der Text der Hs. genau mit seiner Erwähnung endet (vgl. Gaudens Mohan, Initia operum Franciscalium, St. Bonaventure 1975, S. 164*). An gleicher Stelle endet auch der Erfurter Codex Amplonianus Q. 168,261v und die Hs. in dem Tübinger Sammelband Gb 1190 Inc; vgl. Arno Mentzel-Reuters, Arma spiritualia. Bibliotheken, Bücher und Bildung im Deutschen Orden (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 47) Wiesbaden 2003, S. 179. Edition: Wilhelm A. Neumann, Descriptio Terrae Sanctae, in: Oesterreichische Vierteljahresschrift für katholische Theologie 9, 1872, S. 1–78, S. 165–174.
263v–264*v leer.
Rubrik
258rb ›Libellus de descriptione terre sancte‹.
Incipit
258rb Gloriose ac sancte Ciuitatis Jerusalem nec non et tocius terre sancte perigrinacione scire cupientes oportet prius
Explicit
263rb … Quorum quidam hospitalarij Ordinis siue sancti Johannis fratres Theutonici nuncupantur. Explicit.Explicit libellus de perigrinacione seu descriptione Jerusalem ac tocius terre sancte.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2016. Aktualisierung: Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 111. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.