Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 112

Nicolaus de Lyra: Postilla super epistulas S. Pauli, epistulas Canonicas, Actus apostolorum et Apocalypsim

Pergament, Papier · 2, 293, 2 Bll. · 35,8–36,0 × 25,9–26,3 cm · Oberitalien (Verona?) · 1379


Schlagwörter (GND)
Bibel, Neues Testament / Liturgie / Exegese.
Entstehungsort
Oberitalien (Verona?).
Entstehungszeit
1379 . Zur Datierung s. Kolophon.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbl. aus Papier).
Umfang
2, 293, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
35,8–36,0 × 25,9–26,3 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-2)2a + 36 IV288 + (III-3)291 + I293* + (II-2)295*. Die Spiegel sowie das jeweils zugehörige Fliegende Bl. sind aus Buntmarmorpapier gefertigt, wobei das Fliegende Bl. die Rectoseite von Bl. 1a bzw. die Versoseite von Bl. 295* bildet und mit diesen Blln. verklebt wurde. Die zwei letzten Lagen der Hs. sind wohl durch die Neubindung in Rom gestört worden, so dass sich der heutige eher ungewöhnliche Befund ergibt, bei dem die Falze der Einzelbll. 289, 290 und 291 vor dem letzten beschriebenen Bl. 292 zu sehen sind. Der ursprüngliche Bestand war wohl (IV-3)293*, wobei das Doppelbl. 292/293* das mittlere Bl. der Lage und 293* gleichzeitig das Spiegelbl. war, wie die Abklatsche und Kleberreste des Einbands auf dessen Versoseite zeigen; die Falze der Einzelbll. ragten wohl unter das Spiegelbl. 293* und waren mit diesem auf der Innenseite des Hinterdeckels verklebt.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–292); das moderne Vor- und Nachsatzbl. sowie das erste und letzte Bl. der Hs. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung der Digitalisate übernommen. Lagenreklamanten, mit Zierstrichen und Fleuronné.
Zustand
Im Wesentlichen sehr gut erhalten. Stellenweise leichte Bräunungen; zum Teil lassen Haar- und Fleischseiten gut unterscheiden. Vereinzelt ist das Pergament minimal durchscheinend. Stellenweise ist die Tinte leicht verwaschen, berieben und verblasst. Leichter Feuchtigkeitsschaden; stellenweise minimal stockfleckig.

Schriftraum
25,5–25,9 × 17,0–17,1 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
48 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Qualitätvolle Schrift; ob mehrere Hände beteiligt waren, lässt sich auf Grund der schulmäßig geschriebenen Schrift nicht entscheiden. Vgl. dazu auch Pal. lat. 110.
Buchgestaltung
Zweispaltige Anordnung des Textes. Die Anfänge der biblischen Bücher – sowohl Prologe als auch Text – werden durch historisierte und Rankeninitialen sowie Bordürenrahmungen bzw. -stäbe kenntlich gemacht; die Kapitelanfänge sind hervorgehoben durch alternierend rote und blaue Lombarden mit zum Teil üppigem Fleuronné in Gegenfarbe sowie der Kapitelzählung in Rubriken. Die kommentierten Bibelstellen sind im Text zitiert, durch Unterstreichungen und rote und blaue Paragraphzeichen kenntlich gemacht. Abschnitte innerhalb des Kommentars durch 2 Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen hervorgehoben. Seitentitel in alternierend rot-blauer Unzialis. Die Anweisungen für den Rubrikator sind nahezu durchgängig erhalten.
Buchschmuck
Fast durchgängig historisierte Initialen auf schwarz konturiertem, poliertem Goldgrund; Bordürenstäbe mit mehrfarbigen Profilblättern und Blütenkelchen, zum Teil den ganzen Schriftspiegel einrahmend. Ausnahmen bilden die Anfänge von Rm, Act (Prolog und Text), Iac und Apc: Initialen auf farbigem Grund mit Profilblattranken im Binnenfeld. Auf 1r das Wappen der Familie della Scala: Auf dem Fußsteg ein Vierpassfeld mit eingeschriebenem Quadrat, darin ein Vollwappen: in Rot eine fünfsprossige silberne Leiter; Helmzier: ein geflügelter und gekrönter Brackenrumpf mit Stachelhalsband, flankiert von den Initialen A und N; links und rechts daneben eine Märtyrerin bzw. ein bärtiger Heiliger mit Stab.

Nachträge und Benutzungsspuren
Wenige Korrekturen, Ergänzungen und Anmerkungen im Wesentlichen von einer Hand; Unterstreichungen. Merkzeichen und Maniculae.

Einband
Römischer Einband zwischen 1769 und 1774: braunes marmoriertes Leder (über Pappe?). Rücken mit goldgeprägten Dreibergen und Sternen, Elemente aus den Wappenbildern von Papst Clemens XIV. und des Kardinalbibliothekars Alessandro Albani, sowie goldgeprägter Signatur. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 817, verweist lediglich auf Albani und zieht das Papstwappen nicht in Betracht, das allerdings die größere Ähnlichkeit aufweist, nämlich den Dreiberg und drei Sterne balkenweise, wohingegen Albani neben dem Dreiberg nur einen Stern im Wappen führte. Schunke kommt daher zu einer nicht ganz genauen Datierung des Einbands, wenn sie ihn nur Albani zuweist (1761–1779).
Provenienz
Oberitalien (Verona?) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1r mit Capsa-Nummer: C. 134. Die Handschrift ist im Umfeld der Herren della Scala in Oberitalien entstanden, worauf das Wappen hinweist (1r). Womöglich ist Verona als Entstehungsort der Handschrift anzunehmen, wenn man sie in Schrift und Ausstattung mit Pal. lat. 99 vergleicht, die nach einem Vermerk im Explicit wohl in Verona entstanden ist. Auftraggeber bzw. Adressat der Hs. war vermutlich Antonio I. della Scala († 1388), was auch die Entstehungszeit des Codex, der am 30. April 1379 fertiggestellt wurde, nahelegt: 292r .M. tria.c.l. et duo .x. nouem comitentur [!] / Tot anni certe quod uenit Emanuel ipse / Decima noua [?] hora dies albi [?] ultimo Aprilis / Explicit iste liber [von einer Hand des 15. Jh.s wurde diese Datierung bereits aufgelöst:] Finita. Anno domini . 1379 . vltima Aprilis; 219v Explicit postilla magistri Nycolai delira [!] super actus apostolorum scripta . 1379. Antonio II. della Scala († nach 1412) scheidet daher wohl aus, da er erst zu Beginn des 15. Jhs. in Erscheinung tritt; vgl. ausführlich dazu Pal. lat. 110.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_112
Literatur
OVL, Pal.lat.112; Schunke, Einbände 2.2, S. 817; Stevenson, Latini, S. 16.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–173ra Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super epistulas S. Pauli.
Angaben zum Text
(1. 1ra–32vb) Rm mit Prolog. Stegmüller, RB 5902. (2. 33ra–66ra) I Cor. Stegmüller, RB 5903. (3. 66rb–85vb) II Cor. Stegmüller, RB 5904. (4. 86ra–94va) Gal. Stegmüller, RB 5905. (5. 94va–101va) Eph. Stegmüller, RB 5906. (6. 101va–106va) Phil. Stegmüller, RB 5907. (7. 106va–111va) Col. Stegmüller, RB 5908. (8. 111va–116rb) I Thes. Stegmüller, RB 5909. (9. 116rb– 118va) II Thes. Stegmüller, RB 5910. (10. 118va–125vb) I Tim. Stegmüller, RB 5911. (12. 125vb–129vb) II Tim. Stegmüller, RB 5912. (13. 129vb–132rb) Tit. Stegmüller, RB 5913. (14. 132rb–133rb) Phlm. Stegmüller, RB 5914. (15. 133rb–173ra) Hbr mit Prolog. Stegmüller, RB 5915. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam IV: Epistola Pauli ad Romanos – ad Hebreos, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
1ar–2av leer.
173v–176v leer.
Rubrik
1ra ›Jncipit prologus super epistolas beati Pauli apostoli [?] magistri Nicolai de lira ordinis fratrum minorum.
Incipit
1ra Ecce descripsi eam tibi tripliciter Proù. 22 [Prv 22,20]. Quod uerbum de sapientiae descriptione dicitur
Explicit
173ra … Id est confirmetur impresenti [!] et infuturo [!]. Prestante domino nostro Jhesu Cristo [!] cui est honor et gloria insecula [!] seculorum. ›Amen‹ … Explicit postilla magistri Mycolai Delyra [!] super epistolam beati Pauli Apostoli ad hebreos. Deo gracias.Her‹ [?].
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

2) 177ra–219ra Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super Actus apostolorum.
Angaben zum Text
Act mit Prolog. Stegmüller, RB 5901. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam IV: Actus Apostolorum, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
Rubrik
177ra ›Jncipit postilla magistri Nycolai delira [!] super actus apostolorum. Sequitur prologus immediate.
Incipit
177ra Repleti sunt omnes spiritu sancto Actum secundo [Act 2,4] Sicut lex euangelica per Christum deum et hominem data est
Explicit
219ra … transiret ad gloriam. Ad quam nos perducat qui cum patre et spiritu sancto uiuat et regnat Jnsecula [!] seculorum.AmenExplicit postilla magistri Nycolai delira [!] super actus apostolorum scripta . 1379.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

3) 219ra–251rb Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super epistulas Canonicas.
Angaben zum Text
(1. 219va–227ra) Iac mit Prolog. Stegmüller, RB 5916. (2. 227rb– 234ra) I Ptr. Stegmüller, RB 5917. (3. 234ra–239rb) II Ptr. Stegmüller, RB 5918. (4. 239va–247va) I Ioh. Stegmüller, RB 5919. (5. 247va–248va) II Ioh. Stegmüller, RB 5920. (6. 248va–249rb) III Ioh. Stegmüller, RB 5921. (7. 249rb– 251rb) Iud. Stegmüller, RB 5922. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam IV: Epistola Jacobi – Jude, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
251v leer.
Rubrik
219va ›Jncipit prologus magistri Nycolai de Lyra. Super epistolas canonicas.
Incipit
219va Quatuor sunt minima terre. et ipsa sunt sapiencior sapientibus puer .30. [Prv 30,24] Septem epistole que canonice id est regulares nuncupantur
Explicit
251rb … tamen uirtus diuina qua talia facit est eterna. et cetera. Explicit postilla super epistolas canonicas edita a Fratre N[icolai] delyra [!] ordinis Fratrum Minorum.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

4) 252ra–292rb Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super Apocalypsim.
Angaben zum Text
Apc mit Prolog. Stegmüller, RB 5923. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam IV: Liber Apocalypsis, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
292v–295*r leer.
Rubrik
292rb ›Jncipit prologus magistri Nycolai de Lira. Super apocalypsim beati Iohannis.
Incipit
252ra Opportet te iterum prophetare populis et gentibus Apoc .x. [Apc 10,11] Sicut dixi in principio Genesis
Explicit
292rb … cum dicitur. Gracia domini nostri Ihesu Christi cum omnibus uobis. Amen.Her‹ [?] Deo gratias etc. etc. etc. [es folgt die Datierung; s. Geschichte der Handschrift].
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 112. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.