Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 113
Nicolaus de Lyra, Postilla super epistulas S. Pauli et Apocalypsim
Papier · 2, 236, 2 Bll. · 28,9–29,1 × 20,9–21,1 cm · Wohl Italien · 14. Jh. Ende, 15. Jh. Anfang
- Schlagwörter (GND)
- Bibel, Neues Testament / Liturgie / Exegese.
- Entstehungsort
- Wohl Italien.
- Entstehungszeit
- 14. Jh. Ende, 15. Jh. Anfang.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 2, 236, 2 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 28,9–29,1 × 20,9–21,1 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- I2a (ohne Spiegelbl.) + 9 VI108 + IX126 + 6 VI198 + II202 + 2 VI226 + V236 + I238* (ohne Spiegelbl.). Die alten Vorsatzbll. blieben erhalten; der Block wurde ohne Spiegelbll. in die Deckel gebunden, wobei das Kapital teilweise Capsa-Nummer und Allacci-Signatur verdeckt (1ar). – Ungewöhnlich erscheint die Lage 10 als Nonio in der Abfolge von Sexternionen, zumal auch 123v einen Reklamanten hat und nicht etwa 126v, das letzte Bl. der gesamten Lage. Eventuell ist hier an eine etwas andere Lagenstruktur zu denken: Unter Umständen war hier zunächst ein Sexternio geplant (aus den heutigen Blln. 112 bis 123 – so würden Lagenmitte bei Bl. 117/118 und auch der Reklamant 123v stimmen), dann mussten aber auf Grund der Textmenge nach Bl. 123 noch drei Bll. eingeschoben werden (heute Bl. 124 bis 126), deren Gegenbll. 109 bis 111 vollständig erhalten sind, aber leer blieben, da sie nun zwischen dem Ende des 2. Korinther-Briefs und dem Beginn des Galater-Briefs liegen.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–236); Vor- und Nachsatzbll. der Hs. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen. Der Teil des Apokalypsen-Kommentars (Bl. 203–236) hat eine zeitgenössische Foliierung unten rechts auf den Rectoseiten der Bll. (195–227), das letzte Bl. scheint nicht mehr gezählt. Dieser Umstand deutet darauf hin, dass dieser Teil der Hs. ursprünglich zu einem anderen Codex gehörte. Da die römische Foliierung aber durchläuft, war die Hs. wohl schon bei ihrer Verbringung nach Rom in der vorliegenden Weise gebunden. Lagenreklamanten, zum Teil in Zierrahmung; s. auch Zusammensetzung.
- Zustand
- Im Wesentlichen recht gut erhalten. Stellenweise leichte Bräunungen und minimal stockfleckig. Ränder vereinzelt leicht bestoßen und eingerissen. Stellenweise beginnendes Durchschlagen der Tinte; Ansätze von beginnendem Tintenfraß.
- Schriftraum
- 19,5–20,7 × 14,0–15,1 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 39–53 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Die gotische Kursive zeigt in manchen Passagen deutlich gerundete Formen bzw. Tendenzen zur Rotunda und weist somit eher in Richtung einer Minuskel. Die Hs. scheint zwar in einem Zug geschrieben, dennoch waren mehrere Hände (drei?) daran beteiligt, die sich zum Teil im Schriftduktus deutlich voneinander unterscheiden. Die Handwechsel folgen keinem erkennbaren Prinzip. Mit den Handwechseln verbunden waren offenbar auch die Beteiligung unterschiedlicher Rubrikatoren, wie an der (zum Teil auch fehlenden) Ausstattung der Texte erkennbar ist.
- Buchgestaltung
- Zweispaltige Anordnung des Textes. Die Anfänge der biblischen Bücher werden meist durch größere rote Initialen mit teilweise durchbrochenen Buchstabenkörpern und Gesichtszügen kenntlich gemacht sowie vereinzelt durch schwarze bzw. rote mit Ranken- und Blattwerk gefüllte Initialen kenntlich gemacht; die Kapitelanfänge sind hervorgehoben durch rote, vereinzelt auch schwarze Lombarden sowie der Kapitelzählung. Stellenweise fehlen die Auszeichnungsbuchstaben. Die kommentierten Bibelstellen sind im Text zitiert, durch Unterstreichungen (rot und schwarz) und zum Teil durch Paragraphzeichen kenntlich gemacht. Abschnitte innerhalb des Kommentars werden durch Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen hervorgehoben. Seitentitel in rot von verschiedenen Händen, nicht durchgängig ausgeführt; zum Teil sind sie von späterer Hand nachgetragen. Die Anweisungen für den Rubrikator sind teilweise erhalten.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Wenige Korrekturen, Ergänzungen und Anmerkungen; Anstreichungen und Seitentitel. Merkzeichen und Maniculae, Letztere meist mit künstlerischer Ausgestaltung (vgl. exemplarisch 1r).
- Einband
- Beschädigter (Vorderdeckel abgelöst) und leicht abgegriffener römischer Einband zwischen 1623 und 1626: grünes Pergament über Pappe; Wappen Papst Urbans VIII. auf dem Vorderdeckel, auf dem Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Scipione Cobelluzzi. Rücken mit goldgeprägten Bienen zwischen den Bünden (Barberini) sowie Signaturschildchen. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 817.
- Provenienz
- Italien / Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1ar mit aktueller und älterer Signatur sowie Capsa-Nummer: [C.] 89. [?], und darunter die Allacci-Signatur: ---]50 [?]; beide Angaben durch das Kapital verdeckt, daher nur teilweise lesbar. 2av Manetti-Signatur: Man. 226 von der Hand Martin Gerstmanns, dem Fugger-Bibliothekar (vgl. Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 119). 1r mit älterer Signatur am unteren Rand. Die Handschrift ist wohl in Italien entstanden, wie die Schrift nahelegt. Später im Besitz des italienischen Humanisten Gianozzo Manetti (1396–1459), gelangte der Band mit weiteren Handschriften und Drucken aus seinem Besitz um 1555/60 in die Fuggerbibliothek und kam mit dieser 1567 an die Bibliotheca Palatina (Ausst.-Kat. Palatina, S. 369, S. 378). Nach Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 473, stammt die Hs. „wohl aus Frankreich“ und entstand im 15. Jh.; einen Nachweis bleibt er aber schuldig. Ob sich die Angabe Man. 226 (2av) tatsächlich auf die Bl.-Zahl bezieht, wie Lehmann mutmaßt, scheint fraglich, denn der Codex umfasst 236 (!) Bll. und der Duktus der Schrift erinnert doch sehr an die Hand Gerstmanns, so dass es sich wohl eher um die von ihm vergebene Signatur handelt (vgl. dazu auch die Edition seines Katalogs; Lehmann, S. 119).
- Literatur
- Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 119,
473; OVL, Pal.lat.113; Schunke, Einbände 2.2, S. 817; Stevenson, Latini, S. 17.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1ra–199ra
- Verfasser
- Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
- Titel
- Postilla super epistulas S. Pauli.
- Angaben zum Text
- (1. 1ra–42ra) Rm mit Prolog.
Stegmüller, RB 5902. (2. 42ra–87vb) I Cor.
Stegmüller, RB 5903. (3. 87vb–108vb) II Cor.
Stegmüller, RB 5904. (4. 112ra–120ra) Gal.
Stegmüller, RB 5905. (5. 120ra–126vb) Eph.
Stegmüller, RB 5906. (6. 127ra–131ra) Phil.
Stegmüller, RB 5907. (7. 131ra–134va) Col.
Stegmüller, RB 5908. (8. 134va–137vb) I Thes.
Stegmüller, RB 5909. (9. 137vb139rb) II Thes.
Stegmüller, RB 5910. (10. 139va–146rb) I Tim.
Stegmüller, RB 5911. (12. 146rb–150rb) II Tim.
Stegmüller, RB 5912. (13. 150rb–152va) Tit.
Stegmüller, RB 5913. (14. 152va–153va) Phlm.
Stegmüller, RB 5914. (15. 153va–199ra) Hbr mit Prolog.
Stegmüller, RB 5915. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla
super totam Bibliam IV: Epistola Pauli ad Romanos – ad Hebreos, Straßburg 1492,
ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
1ar bis auf Signaturen leer.
1av–2ar leer.
2av bis auf Manetti-Signatur leer.
109r–111v, 199rb–202v leer.
- Rubrik
- 1r ›Jncipit postilla fratris Nycolai de Lira super epistulas Pauli etc.‹
- Incipit
- 1ra Ecce descripsi eam tibi tripliciter Prouerbio. xxij.o [Prv 22,20] quod verbum de sapientie descriptione dicitur …
- Explicit
- 199ra … Id est confirmetur in presenti et in futuro prestante Domino nostro Ihesu Christo cui est honor et iscl [:gestrichen] gloria in secula seculorum Amen ›Explicit postilla a [: gestrichen] super epistulam ad Hebreos‹.
- Edition
- s. Angaben zum Inhalt.
2) 203ra–236vb
- Verfasser
- Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
- Titel
- Postilla super Apocalypsim.
- Angaben zum Text
- Apc mit Prolog.
Stegmüller, RB 5923. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla
super totam Bibliam IV: Liber Apocalypsis, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971
(GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
237*r–238*v leer.
- Incipit
- 203ra Opportet te iterum prophetare populis et gentibus Apoc .xo. [Apc 10,11] Sicud dixi in principio Genesis …
- Explicit
- 263vb … cum dicitur gracia Domini nostri Ihesu Christi cum omnibus uobis amen. Explicit postilla N. de Lyra super apocalipsim.
- Edition
- s. Angaben zum Inhalt.
- Bearbeitet von
- Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 113. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.