Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 114

Nikolaus de Lyra, Postilla super epistulas S. Pauli et epistulas Canonicas

Pergament, Papier · 1, 190, 2 Bll. · 30,8 × 22,4–22,7 cm · Speyer · 1387


Schlagwörter (GND)
Bibel, Neues Testament / Liturgie / Exegese.
Entstehungsort
Speyer.
Entstehungszeit
1387.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbll. Papier).
Umfang
1, 190, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
30,8 × 22,4–22,7 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + (VI-1)11 + 3 VI47 + (VI-1)58 + 10 VI178 + (VI+1)191* + (I-1)192*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 192* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Der letzten Lage ist in Rom offenbar das ältere Nachsatzbl. beigebunden worden.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–190); das Vor- und Nachsatzbl. sowie das ältere Nachsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen. Durchgängig Lagenreklamanten, vereinzelt in einer Zierrahmung.
Zustand
Im Wesentlichen gut erhalten. Stellenweise leichte Bräunungen; zum Teil lassen sich Haar- und Fleischseiten gut unterscheiden. Vereinzelt ist das Pergament minimal durchscheinend; wenige Löcher und Risse, meist genäht. Stellenweise ist die Tinte leicht verblasst. Leichter Feuchtigkeitsschaden; stellenweise minimal stockfleckig.

Schriftraum
20,5 × 15,0–15,1 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
38–51, meist zwischen 40 und 45 Zeilen (Zeilenzahl leicht schwankend, da zwar Spalten vorgezeichnet wurden, aber keine Linierung vorhanden ist).
Angaben zu Schrift / Schreibern
Schrift durchgängig von einer Hand; Schreiber war Andreas Heinrich Kratzauer (s. Kolophon des ersten Teils, 153vb). Zum Ende hin wird die Schrift nachlässiger und unruhiger.
Buchgestaltung
Zweispaltige Anordnung des Textes; Incipits und Explicits als Rubriken. Prolog und Anfang des Römer-Briefs mit großen roten Initialen, die mit üppigem, den Schriftspiegel teilweise einrahmenden Fleuronné versehen sowie mit geometrischornamentalen Verzierungen gefüllt sind. Die Anfänge der weiteren biblischen Bücher werden durch größere rote Lombarden mit Nodus-Verzierungen kenntlich gemacht; die Kapitelanfänge sind hervorgehoben durch kleinere, wenig verzierte rote Lombarden sowie der Kapitelzählung in Rubriken und einer Zählung auf dem Rand, teilweise rot unterstrichen (ursprünglich wohl die Anweisungen für den Rubrikator). Die kommentierten Bibelstellen sind im Text zitiert und durch rote Unterstreichungen kenntlich gemacht. Abschnitte innerhalb des Kommentars durch rote Paragraphzeichen bzw. Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen hervorgehoben. Seitentitel im ersten Teil in Rot, teilweise mit Gesichtszügen verziert und in stilisierte Schriftbänder eingeschrieben, im zweiten Teil nachgetragen. Die Anweisungen für den Rubrikator sind nahezu durchgängig erhalten.
Buchschmuck
Die Ober- bzw. Unterlängen von Buchstaben, die in der ersten bzw. letzten Zeile der Seite stehen, sind in der zweiten Hälfte des Codex stark betont und verlängert und mit roten Zierstrichen versehen; insgesamt erinnern sie in ihrer Ausgestaltung an die hochmittelalterliche Urkundenminuskel.

Nachträge und Benutzungsspuren
Wenige Korrekturen, Ergänzungen und Anmerkungen (zum Teil von der Schreiberhand). Merkzeichen und Anstreichungen.

Einband
Beschädigter und leicht abgegriffener römischer Einband zwischen 1626 und 1633: grünes Pergament über Pappe; Wappen Papst Urbans VIII. auf dem Vorderdeckel, auf dem Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Francesco Barberini. Rücken mit goldgeprägten Bienen zwischen den Bünden (Barberini) sowie Signaturschildchen und hs. Signatur. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 818.
Provenienz
Speyer / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1ar mit älterer und aktueller Signatur, oben links ein Abklatsch der Capsa-Nummer. 1r mit Capsa-Nummer: Cs. 15 [?, durch beginnenden Tintenfraß nicht mehr eindeutig lesbar], ältere gestrichene Signatur unten links; Schreiberspruch am oberen Rand: Assis virgo […]. 2r Merkvers für die Abfolge der Paulinischen Briefe am oberen Rand. Die in Speyer geschriebene Hs. wurde von Rüdiger von Dulken, dem damaligen Deutschordens-Komtur der Kommende Speyer, amtiert 1384 bis 1389 (http://www.damian-hungs.de/geschichte/kommenden-des-deutschenordens/kommende-speyer/; 27.05.2016), in Auftrag gegeben und von Andreas Heinrich Kratzauer [?] am 25. bzw. 26. September 1387 fertiggestellt, worüber das Kolophon Auskunft gibt: 153vb ›Expliciunt epistule Pauli quas conperauit Reuerendus Dominus Ruedigerus De Duelken Comendator Domus Dominorum theutonicorum Spirensis. Finite per manus Andree Heynrici Kraczauwer. Anno incarnacionis Domini Mo. ccco. Lxxxvijo. Jpso Die Cyprianj martiris vel. feria quarta ante Michahelis archangeli‹ [Bei der Auflösung der Doppeldatierung ergeben sich Unstimmigkeiten: Der Gedenktag des Märtyrers Cyprian von Antiochia ist der 26. September; löst man hingegen die zweite Datierung auf, so ergibt sich der 25. September]. Ebenfalls von Dulken in Auftrag gegeben und von Andreas Heinricus (Kratzauer) geschrieben wurde Pal. lat. 111. Im Kolophon von Pal. lat. 111 nennt sich Heinricus ohne den Zusatz Kratzauer. Vielleicht ist darin eine Herkunftsbezeichnung zu sehen: Andreas Heinricus der Kratzauer, das heißt, der aus Kratzau kommt. Ob allerdings Krautzau mit dem heutigen Chrastava (Okres Liberec, Tschechien) oder mit Kratzen (Stadt Vilsbiburg, LKr. Landshut) zu identifizieren ist, lässt sich nicht abschließend klären. Vermutlich war Kratzauer auch Schreiber von Pal. lat. 115 (Bl. 1–96).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_114
Literatur
OVL, Pal.lat.114; Schunke, Einbände 2.2, S. 818; Stevenson, Latini, S. 18.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–153vb Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super epistulas S. Pauli.
Angaben zum Text
(1. 1ra–26ra) Rm mit Prolog. Stegmüller, RB 5902. (2. 26ra–53ra) I Cor. Stegmüller, RB 5903. (3. 53ra–69vb) II Cor. Stegmüller, RB 5904. (4. 69vb–78ra) Gal. Stegmüller, RB 5905. (5. 78ra–84vb) Eph. Stegmüller, RB 5906. (6. 84vb–89ra) Phil. Stegmüller, RB 5907. (7. 89ra–93rb) Col. Stegmüller, RB 5908. (8. 93va–97rb) I Thes. Stegmüller, RB 5909. (9. 97va–99rb) II Thes. Stegmüller, RB 5910. (10. 99rb–106ra) I Tim. Stegmüller, RB 5911. (12. 106ra109vb) II Tim. Stegmüller, RB 5912. (13. 109vb–112ra) Tit. Stegmüller, RB 5913. (14. 112ra–112vb) Phlm. Stegmüller, RB 5914. (15. 112vb–153vb) Hbr mit Prolog. Stegmüller, RB 5915. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam IV: Epistola Pauli ad Romanos – ad Hebreos, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
1ar–2av leer.
Incipit
1ra Ecce descripsi eam tibi tripliciter Proù. 22. [Prv 22,20]. Quod verbum de sapientie descriptione dicitur …
Explicit
153vb … id est confirmetur in presenti et in futuro. Prestante domino nostro Ihesu Christo cui est honor et gloria Jn secula seculorum AmenExpliciunt epistule Pauli quas conperauit Reuerendus Dominus Ruedigerus De Duelken Comendator Domus Dominorum theutonicorum Spirensis. Finite per manus Andree Heynrici Kraczauwer. Anno incarnacionis Domini Mo. ccco. Lxxxvijo. Jpso Die Cyprianj martiris [26. September] vel. feria quarta ante Michahelis archangeli [25. September]‹.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

2) 154ra–190vb Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Postilla super epistulas Canonicas.
Angaben zum Text
(1. 154ra–163ra) Iac mit Prolog. Stegmüller, RB 5916. (2. 163ra171ra) I Ptr. Stegmüller, RB 5917. (3. 171ra–177va) II Ptr. Stegmüller, RB 5918. (4. 177va–187ra) I Ioh. Stegmüller, RB 5919. (5. 187ra–187vb) II Ioh. Stegmüller, RB 5920. (6. 187vb–188va) III Ioh. Stegmüller, RB 5921. (7. 188vb190vb) Iud. Stegmüller, RB 5922. Edition: Nicolaus de Lyra, Postilla super totam Bibliam IV: Epistola Jacobi – Jude, Straßburg 1492, ND Frankfurt 1971 (GW 4292). Vgl. zu weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
191*r–192*v leer.
Incipit
1ra Qvatuor sunt minima terre et ipsa sunt sapienciora sapientibus Proùb 30. [Prv 30,24] Septem epistole que canonice id est regulares nuncupantur
Explicit
190vb … tamen virtus diuina qua facit est eterna. Amen. Deo gracias.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2016. Aktualisierung: Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 114. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.