Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 117

Konrad von Soltau, Expositio in Psalterium

Papier · 1, 176 Bll. · 27,3–27,5 × 20,2 cm · Heidelberg (?) · 1442


Schlagwörter (GND)
Bibel, Altes Testament / Liturgie / Exegese.
Entstehungsort
Heidelberg (?).
Entstehungszeit
1442.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 176 Bll.
Format (Blattgröße)
27,3–27,5 × 20,2 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a (inkl. Spiegel) + (VI+1)12 (mit Bl. 2a) + 13 VI168 + […] Der Schluss der Handschrift, die Bll. 169–175 bzw. 176, ist gestört und kann daher nicht mehr als eigene Lage rekonstruiert werden. Nach heutigem Befund scheinen offenbar die Bll. 169–172 Einzelbll. zu sein, die mit den Doppelblln. 173/176 und 174/175 mit einem Pergamentstreifen bzw. -falz zusammengebunden, der nach Bl. 168 sichtbar ist, wobei Bl. 176 der jetzige Hinterspiegel der Handschrift ist. Dann ergäbe sich als Ende des Codex: … + (VI-4)176 (mit Bl. 176 als Spiegel).
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–174); moderne Foliierung des letzten Bls. und des Hinterspiegels der Handschrift: 175–176. Das römische sowie das vor-römische Vorsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung der Digitalisate übernommen. Lagenreklamanten, zum Teil durch Beschnitt verderbt.
Zustand
Stellenweise leichte Bräunungen und Stockflecken; Bll. an den Rändern vereinzelt eingerissen und leicht bestoßen. Tinte schlägt teilweise durch; gelegentlich beginnender Tintenfraß.

Schriftraum
21,3–21,6 × 14,6 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
41–45 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Schrift mit zahlreichen Kürzungen von der Hand des Albert Gude aus Immenhausen (per me Albertum Guden de Ymmenhusen, 173v). Zur Hervorhebung der Psalmanfänge wird eine gotische Minuskel verwendet.
Buchgestaltung
Zweispaltige Anordnung des Textes. Die Anfänge der Psalmen werden durch rote Lombarden unterschiedlicher Größe gekennzeichnet sowie durch die Verwendung von gotischer Minuskel, zum Teil in Rot, und roter Unterstreichung zusätzlich hervorgehoben. Ab Psalm 79 fehlen die Lombarden sowie die Unterstreichungen (102vb). Die des Weiteren kommentierten Psalmstellen sind im Text zitiert und werden durch rote bzw. schwarze Unterstreichungen kenntlich gemacht. Abschnitte innerhalb des Kommentars sind durch Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen hervorgehoben. Von Psalm 21 bis 75 sind die Psalmzählungen in Form von Seitentiteln auf die Mitte der Rectoseiten gesetzt.
Buchschmuck
Ps 116 beginnt mit einer im Schaft durchbrochenen Lombarde mit einer Höhe von neun Zeilen (145rb).

Nachträge und Benutzungsspuren
Gelegentlich zeitgenössische Ergänzungen und Anmerkungen, in der Regel von der Schreiberhand.

Einband
Beschädigter (Vorderdeckel abgelöst, Rücken ergänzt) und leicht abgegriffener römischer Einband zwischen 1626 und 1633: grünes Pergament über Pappe; Wappen Papst Urbans VIII. auf dem Vorderdeckel, auf dem Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Francesco Barberini. Rücken mit goldgeprägten Bienen zwischen den Bünden (Barberini) sowie zwei Signaturschildchen. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 818.
Provenienz
Augustinerchorherrenstift Kirschgarten / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1ar mit der aktuellen und älteren gestrichenen römischen (?) Signatur; links oben in der Ecke ein Abklatsch der Capsa-Nummer. 2ar mit CapsaNummer: C. 74., sowie der aktuellen und einer älteren gestrichenen römischen (?) Signatur. 1r von einer Hand des 17. oder 18. Jhs. (?) nachgetragener Titel: Conradús Soltaúwe in Psalterium Daúidis. Die Hs. wurde von einem gewissen Albert Gude aus Immenhausen geschrieben; die Person lässt sich bislang nicht näher fassen. Vgl. den Schreibervermerk 173vb: Completus est liber iste per me Albertum Guden de Ymmenhusen jn vigilia Penthecostes sub anno incarnationis domini millesimoquadringentesimoquadragesimosecundo [19. Mai 1442] Compilatus autem [?] per venerabilem magistrum Conradum Soltauwe cuius deus gloriosus sit benedictus. Amen. […]. Möglicherweise entstand die Handschrift auch an der Universität Heidelberg, der früheren Wirkungsstätte Konrad von Soltaus; vgl. zu seiner Person Drüll, Gelehrtenlexikon 1, S. 100f. Bald darauf muss der Codex Johannes Raspe gehört haben, Augustinerchorherr in Saint-Gilles (St. Ägidius) zu Lüttich und Pfarrer in Bechtheim (Lkr. Alzey-Worms). Er verkaufte dem Augustinerchorherrenstift Kirschgarten bei Worms, dem er auch darüber hinaus zugewandt war und in dem er sich auch bestatten lassen wollte, im Jahr 1469 zwölf Bücher, vgl. Thomas Kock, Die Buchkultur der Devotio moderna. Handschriftenproduktion, Literaturversorgung und Bibliotheksaufbau im Zeitalter des Medienwechsels, Frankfurt a. M. u. a. (Tradition – Reform – Innovation. Studien zur Modernität des Mittelalters 2), S. 76f. Darunter befand sich auch jtem Soltau super Psalterium (Landesarchiv Speyer, F7 Nr. 1762). Der Titel lässt sich auf den Palatinus beziehen, der sich mit Sicherheit in Kirschgarten befand, wie der Besitzvermerk auf 174rb zeigt: Ad Kyrßgarten prope Wormaciam pertinet. Nach der Zerstörung des Stifts durch Wormser Bürger im Zuge des Bauernkriegs 1525 siedelten die Kanoniker nach Groß-Frankenthal über (vgl. Jürgen Keddigkeit / Charlotte Lagemann / Matthias Untermann, Worms, St. Maria, in: Pfälzisches Klosterlexikon 5, S. 738–764, hier S. 757–759) und dürften den Palatinus mitgenommen haben. Im Rahmen der Aufhebung Groß-Frankenthals während der Reformation gelangte die Hs. wahrscheinlich in die Bibliothek der Heidelberger Heiliggeistkirche.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_117
Literatur
OVL, Pal.lat.117; Schunke, Einbände 2.2, S. 818; Stevenson, Latini, S. 18.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–174rb Digitalisat

Verfasser
Conradus de Soltau (GND-Nr.: 100964850).
Titel
Expositio in Psalterium.
Angaben zum Text
Ps mit Prolog. Stegmüller, RB 2018 (mit Angabe dieser Handschrift). Der Prolog wurde bei der Anfertigung der Hs. zunächst aus Nachlässigkeit (ex neglicencia) vergessen und von der Schreiberhand am Ende des Textes angefügt (174ra–b). Eine Edition der ‚Expositio‘ liegt noch nicht vor; vgl. CALMA 3, S. 8.
1ar–2av leer.
174ra–b Prolog zum Psalter; von der Schreiberhand nachgetragen (s. Angaben zum Inhalt).
174v–175v leer.
Incipit
1ra ›Psallam deo meo quam diu fuero. [P]sallam deo meo, quam diu fuero.‹ Ps. 145 [Ps 145,2] Reuerendi patres et dominj et magistri
Explicit
174rb … cui tribuendum sit ignoretur et cetera. Sequitur modo [?] Psallam deo meo quam diu fuero Ps 145 [Ps 145,2]. Hic nota quod tale prohemium debet esse 3 principium huius sacre prophecie [?] Regibus et prophete Dauid quia in inchoacione huius libri obmissum est ex neglicencia [Besitzvermerk:] Ad Kyrßgarten prope Wormaciam pertinet.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 117. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger, Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.