Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 122
Johannes Trutzenbach de Heilbronn, Expositio in quatuor evangelia
Papier · 2, 483, 2 Bll. · 30,3 × 21,7–22,1 cm · Heidelberg · 1442/43
- Schlagwörter (GND)
- Bibel, Neues Testament / Liturgie / Exegese.
- Entstehungsort
- Heidelberg.
- Entstehungszeit
- 1442/43.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 2, 483, 2 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 30,3 × 21,7–22,1 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a (inkl. Spiegel) + (VI+1)12 (mit Bl. 2a) + 7 VI97 (ohne Bl. 64) + VII111 + 15 VI291 + VII305 + 4 VI353 + (VIII-2)367 + 9 VI475 + (VI-1)486* (inkl. Spiegel). Die Lagenstruktur am Ende der Hs. ist nicht ganz eindeutig zu bestimmen; vermutlich ist der Spiegel das Gegenbl. zu Bl. 476, da er unter das Bl. 486* läuft und da auch die Papierstruktur mit der der Bll. der letzten Lage übereinstimmt, so dass wohl die oben beschriebene Lagenfolge zu Stande kommt.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Fehlerhafte römische Foliierung des 17. Jhs. (1–63, 65–484), Bl. 64 wurde bei der Foliierung übersprungen; das moderne sowie das vor-römische Vorsatzbl. und die beiden letzten Bll. der Hs. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung der Digitalisate übernommen. Lagenreklamanten von den Schreiberhänden, vielfach durch Beschnitt verderbt.
- Zustand
- Recht gut erhalten. Stellenweise (leichte) Bräunungen, Durchschlagen der Tinte und beginnender Tintenfraß; Ränder zum Teil eingerissen und bestoßen. Leichter Feuchtigkeitsschaden; stellenweise etwas stockfleckig.
- Schriftraum
- 22,5–24,5 × 11,4–17,0 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 35–56 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Schrift von zwei Händen; Hand 1: 1r–348v, 368r–427v, 440v–446r, 447r–459r, 462r, Hand 2: 354r–368r, 428r–440r, 446r–v, 459r–462r, 462v484r. Hand 1 ist zum Teil recht nachlässig und verwendet zahlreiche Kürzungen; Hand 2 verwendet ebenfalls zahlreiche Kürzungen, weist jedoch die deutlich qualitätvollere Schrift auf, die durchaus Züge einer gotischen Minuskel trägt.
- Buchgestaltung
- Blockhafte Anordnung des Texts. Mit Ausnahme von Bl. 1r, hier wird der Text des Prologs vom Kommentar in einer Klammerform umgeben, wird der kommentierte Bibeltext in einem größeren Schriftgrad ausgeführt, der Kommentar folgt in einem kleineren direkt im Anschluss; innerhalb des Kommentars werden die Bibelzitate und -verweise durch rote Unterstreichungen kenntlich gemacht. Die Anfänge der Prologe und der Evangelien werden durch rote Lombarden in unterschiedlicher Größe hervorgehoben; beim Lukas- und Johannes-Evangelium sind es Schmuckinitialen, zum Teil verschiedenfarbig und mit durchbrochenen Buchstabenkörpern sowie mit Fleuronné und Gesichtszügen. Die Kapitelanfänge sind hervorgehoben durch rote Lombarden von unterschiedlicher Größe, teilweise mit durchbrochenen 2 Buchstabenkörpern und mehrfarbig, sowie der Kapitelzählung in Rubriken, meist auf dem Rand. Die Anfänge der Kommentare und Abschnitte innerhalb diesen werden durch Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen und rote Paragraphzeichen hervorgehoben. Rote Seitentitel, die das Evangelium und das jeweilige Kapitel angeben; Blattweiser am Beginn der Evangelien: Matthäus-Evangelium als erster Text ohne Blattweiser, erhalten beim Markus- und Johannes-Evangelium (Bl. 148, 354), beim Lukas-Evangelium herausgerissen (Bl. 220). Zum Teil sind die Quellenautoren als Marginalien in Rot genannt (beispielsweise in Mc 13). Die Anweisungen für den Rubrikator sind oft noch erhalten.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- (Zeitgenössische) Ergänzungen und Kommentare von Hand 1 und verschiedenen anderen Händen.
- Einband
- Beschädigter (Vorderdeckel abgelöst) und leicht abgegriffener römischer Einband zwischen 1626 und 1633: grünes Pergament über Pappe; Wappen Papst Urbans VIII. auf dem Vorderdeckel, auf dem Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Francesco Barberini. Rücken mit goldgeprägten Bienen zwischen den Bünden (Barberini) sowie zwei Signaturschildchen. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 818.
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1ar aktuelle und ältere gestrichene römische Signatur; in der linken oberen Ecke Abklatsch der Capsa-Nummer und der Allacci-Signatur. 2ar mit Capsa-Nummer: C. 63. und Allacci-Signatur: 1855 [gestrichen]; unter den Notizen in der Seitenmitte eine weitere gestrichene Signatur: 1563 oder 1663 [?], darüber ein fast erloschener, daher nicht mehr lesbarer Bleistifteintrag. Die Handschrift ist in Heidelberg entstanden; es handelt sich offenbar um die Mitschrift einer Vorlesung, die Johannes Trutzenbach von Heilbronn in den Jahren 1442/43 als Baccalaureus der Theologie an der Universität als Teil des Cursus biblicus gehalten hat; vgl. zu Trutzenbach Drüll, Gelehrtenlexikon 1, S. 302–304. Die Kolophone zum Mt-, Mc- und Lc-Evangelium legen dies nahe (das Io-Evangelium ist ohne Kolophon): 140r finita est hec exposicio literalis super Matheum [die proxima ante festum: gestrichen; in vigilia: auf dem Rand ergänzt] sancti Thome apostoli anno domini 1442o [20. Dezember 1442] Heydelberge / et lecta pro cursu per Magistrum Iohannem Truczenbach de Heilprunna sacre theologie baccalaureum [es folgt die Nennung der Hauptquellen für die Expositio, s. Angaben zum Inhalt]; 214v finita est hec lectura in vigilia purificacionis virginis Marie anno domini 1443 [1. Februar 1443]/ lecta per magistrum Iohannem Truczenbach de Heilprunna sacre theologie baccalaureum in studio Heidelbergensi [es folgt die Nennung der Hauptquellen für die Expositio]; 348v finita est hec lectura [sabbato ante reminiscere: über der Zeile von der Schreiberhand ergänzt, Lesung des dritten Wortes nicht eindeutig] et collecta [ex: gestrichen] ex magistro Nicolao de Lyra / et Nicolao de Gora in studio Heidelbergensi et lecta per magistrum Iohannem Truczenbach de Heilprunna sacre theologie baccalaureum [sabbato ante reminiscere: gestrichen, Lesung des dritten Wortes nicht eindeutig] pro cursu suo [?] [die richtige Lesung vorausgesetzt, ergäbe sich hier als Ende der Vorlesung der 16. März 1443].
- Literatur
- Drüll, Gelehrtenlexikon 1, S. 303f.; Gerhard Ritter, Die Heidelberger Universität. Ein Stück
deutscher Geschichte, Bd. 1: Das Mittelalter (1386–1508), Heidelberg 1936, S.
498; OVL, Pal.lat.122; Schunke, Einbände 2.2, S. 818; Stevenson, Latini, S. 18f.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1r–484r
- Verfasser
- Johannes Trutzenbach de Heilbronn (GND-Nr.: 102550573).
- Titel
- Expositio in quatuor evangelia.
- Angaben zum Text
- (1. 1r–140r) Mt mit Prolog. Stegmüller,
RB 4999 (unter Verwendung dieser Handschrift). Jste prologus Diuiditur
in quinque partes [in marg.] … 140r … ut sic non deficiat
fides Petri. Ad laudem et gloriam domini nostri Jhesu Christi cui est honor
et gloria in secula seculorum amen [es folgt noch ein Kolophon, das
das Entstehungsjahr, den Autor und die maßgeblichen Quellen der ‚Expositio‘
nennt; s. Geschichte der Handschrift]. (2. 144v–214v) Mc
mit Prolog. Stegmüller, RB 5000 (unter Verwendung dieser
Handschrift). Evangelio Marci beatus Hieronymus premittit prologum
istum … 214v … ac sapientibus et potentibus hm [:
gestrichen] huius mundi. Ad laudem et gloriam domini nostri Jhesu
Christi cui est honor et gloria in secula seculorum amen [es folgt
noch ein Kolophon, das das Entstehungsjahr, den Autor und die maßgeblichen
Quellen der ‚Expositio‘ nennt; s. Geschichte der Handschrift]. (3. 216r–348v) Lc mit Prolog. Stegmüller, RB
5001 (unter Verwendung dieser Handschrift). Evangelio 2dm [so
für: secundum] Lucam beatus Hieronymus prologum
premittit … 348v … de propria bonitate in se et benedicentes
ipsum de sua largitate [es folgt noch ein Kolophon, das den Autor
und die maßgeblichen Quellen der ‚Expositio‘ nennt; s. Geschichte der Handschrift]. (4. 354r484r) Io mit Prolog.
Stegmüller, RB 5002 (unter Verwendung dieser
Handschrift). Huic ewangelio quod est ceteris perfectius … 484r
… ad contemplandum [eum: durch den Autor auf dem Rand ergänzt
mit Verweiszeichen] facie ad faciem. Prestante domino nostro Ihesu
Christo, Qui cum patre et spiritu sancto viuit et regnat in secula seculorum
Amen. Johannes Trutzenbach hat seinen Evangelienkommentar im
Wesentlichen auf die Arbeiten von Nikolaus von Lyra, Nikolaus von Gorra und die
‚Catena Aurea‘ des Thomas von Aquin gestützt.
1ar–v bis auf Signaturen leer. - 2ar bis auf wenige theologische (?) Notizen und Kommentare leer.
2av leer. - 101v, 140v–144r, 147v, 215r–v, 219r–v, 265v, 349r–353v, 484v–486*v leer.
- Incipit
- 1r Jste prologus Diuiditur in quinque partes …
- Explicit
- 484r … ad contemplandum [eum: durch den Autor auf dem Rand ergänzt mit Verweiszeichen] facie ad faciem. Prestante domino nostro Ihesu Christo, Qui cum patre et spiritu sancto viuit et regnat in secula seculorum Amen.
- Bearbeitet von
- Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 122. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.