Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 124

Alexander Bonini de Alexandria, Expositio in evangelium secundum Iohannem

Papier · 1, 311, 1 · 29,2–29,4 × 20,4–21 cm · Südwestdeutschland (Heidelberg?) · um 1400–1410


Schlagwörter (GND)
Passionstraktat / Bibel / Kommentar / Abendmahlslehre.
Entstehungsort
Südwestdeutschland (Heidelberg?).
Entstehungszeit
um 1400–1410.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 311, 1.
Format (Blattgröße)
29,2–29,4 × 20,4–21 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 24 VI288 + (VI-1)299 + VI306 + (I-1)307*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 307* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Bei ungezählten Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (1a, 307*). Nach 298 wurde ein Bl. ausgeschnitten (Textverlust).
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Foliierung Rom, 17. Jh. (1–305, 306). Nach Bl. 305 folgen 5 leere ungezählte Blätter (305a–305e). Die beiden Haupttexte weisen je eigene Lagenzählungen auf, Passionstraktat: jeweils unten rechts, 13r 2us sexternus passionis, 25r 3ussexternus in passione domini; Evangelienauslegung: 49r wohl Rest einer Lagenzählung, 61r 3us, 73r .4., 85r 5us weitergeführt bis 300r 23. Nur im zweiten Text Textreklamanten, 48v, 60v, 72v bis 299v.
Zustand
1r etwas fleckig, 305e–306 am oberen Seitenrand mittig Rostspuren von einer Kettenöse (diese entfernt).
Wasserzeichen
Bl. 1–36 Krone, ohne Bügel, frei, ohne Beizeichen, senkrecht, Mittelzinken zweikonturig, Ende kreisförmig, Reif einfach, ohne Schmuck (WZIS DE5925-PO-50765 und DE5925-PO-50766, Beschriftung belegt München 1399); Bl. 37–102 Buchstabe S, frei, ohne Beizeichen, zweikonturig, senkrecht, nur Mittelteil zweikonturig (WZIS DE2730-PO-29570, Beschriftung belegt Frankfurt/Main 1406 und DE2730-PO-29544, Beschriftung belegt Heidelberg 1404); Bl. 109–136, 140–144 Glocke, frei, ohne Beizeichen, Glockenkörper ohne Schulter, Glockenmund zweikonturig, ohne Joch; Bl. 139, 145–184, 188–202 Geometrische Figuren, drei Elemente, Stern, Kreis, Stern, ohne Beizeichen, senkrecht; Bl. 186 Ochsenkopf, frei, mit Oberzeichen, mit einkonturiger Stange, Stern (einkonturig), sechsstrahlig (Enden gerade), ohne weiteres Beizeichen, mit Augen, Augen frei, Kontur der Stirn gebogen (WZIS DE4860-Ms418_309, Beschriftung belegt 1410); Bl. 205–232, 238 Hirsch, Kopf, frontal (en face), Geweih zweikonturig, mit Beizeichen, Blume, ohne Gesichtsmerkmale, zwei Varianten; Bl. 234–236, 247, 249–250, 291, 295 Ochsenkopf, frei, mit Oberzeichen, mit Augen, Augen anliegend, mit einkonturiger Stange, Stern (einkonturig), sechsstrahlig (Enden gerade), ohne weiteres Beizeichen; Bl. 239 Ochsenkopf, frei, mit Oberzeichen, mit einkonturiger Stange, Stern (einkonturig), sechsstrahlig (Enden gerade), ohne weiteres Beizeichen, mit Augen, Augen frei, Kontur der Stirn glatt; Bl. 241, 248, 251–254 Ochsenkopf, frei, mit Oberzeichen, mit einkonturiger Stange, Stern (einkonturig), sechsstrahlig (Enden gerade), ohne weiteres Beizeichen, mit Augen und Maul, Augen anliegend, Kontur der Stirn glatt; Bl. 255, 305d Ochsenkopf, frei, mit Oberzeichen, mit einkonturiger Stange, Stern (einkonturig), sechsstrahlig (Enden gerade), ohne weiteres Beizeichen, mit Augen und Maul, Augen anliegend, Kontur der Stirn gebogen; Bl. 259–260, 268, 271–274 Ochsenkopf, frei, mit Oberzeichen, mit einkonturiger Stange, Stern (einkonturig), sechsstrahlig (Enden gerade), ohne weiteres Beizeichen, mit Augen und Maul, Augen mit Verbindungslinien (WZIS DE2730-PO-78267, Beschriftung belegt Frankfurt/M. 1409); Bl. 261, 265, 279–280, 284, 289 Ochsenkopf, frei, mit Oberzeichen, mit einkonturiger Stange, Stern (einkonturig), sechsstrahlig (Enden gerade), ohne weiteres Beizeichen, mit Augen und Maul, Augen mit Verbindungslinien (ähnlich WZIS DE6255-PO-78903); Bl. 264–266, 290 Ochsenkopf, frei, mit Oberzeichen, mit einkonturiger Stange, Stern (einkonturig), sechsstrahlig (Enden gerade), ohne weiteres Beizeichen, mit Augen und Maul, Augen mit Verbindungslinien; Bl. 277, 306 Ochsenkopf, frei, mit Oberzeichen, mit einkonturiger Stange, Stern (einkonturig), sechsstrahlig (Enden gerade), ohne weiteres Beizeichen, mit Augen und Maul, Augen anliegend, Kontur der Stirn glatt; Bl. 278, 282, 292, 296, 301 Ochsenkopf, frei, mit Oberzeichen, mit einkonturiger Stange, Stern (einkonturig), sechsstrahlig (Enden gerade), ohne weiteres Beizeichen, mit Augen und Maul, Augen mit Verbindungslinien; Bl. 305–305c Ochsenkopf, frei, mit Oberzeichen, mit einkonturiger Stange, Stern (einkonturig), sechsstrahlig (Enden gerade), ohne weiteres Beizeichen, mit Augen, Augen frei, Kontur der Stirn gebogen. Die Belege für Wasserzeichen liegen zwischen 1399 und 1409, entsprechend ist von einer Wasserzeichendatierung um 1400-um 1410 auszugehen. Die Wasserzeichen der Hs. sind in heidICON erschlossen (Wasserzeichen Pal. lat. 124).

Schriftraum
20,3–22,1 × 13,7–14,2 cm.
Spaltenanzahl
1r–301v 2 Spalten; 302r–306v 1 Spalte.
Zeilenanzahl
1ra–36vb 41, 37ra–301vb 44–46 Zeilen; 302r–306v 43–56 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
1ra–36vb Bastarda cursiva einer Hand (gelegentlich kursives r), 37ra–301vb Bastarda einer weiteren Hand, 302r–304r und 306v Cursiva einer dritten Hand, 304v–305r Bastarda einer vierten Hand.
Buchgestaltung
Rubriziert. 37ra–301vb vier- bis fünfzeilige ornamental geteilte Lombarden (schwarz-rot) mit einfachem Fleuronné zu den Kapiteln, dreizeilige rote Lombarden zu Textabschnitten. Im Passionstraktat 1ra–36vb ornamental ausgesparte Initialen in schwarzer Tinte mit sehr sparsamem Fleuronné in Rot und Schwarz von ungeübter Hand, 5zeilig zum Textbeginn, 4zeilig zum Beginn der Ausführungen zu Lam 1,12 (6vb).
Buchschmuck
37ra–301vb 4–5zeilige ornamental geteilte Lombarden (schwarz-rot) mit einfachem Fleuronné.

Nachträge und Benutzungsspuren
Gelegentlich Randnotizen, Korrekturen und Ergänzungen von etwa zeitgenössischer Hand. 49ra am Seitenrand (zu verbum caro factum est): Nota: bonum thema pro festo nativitatis domini (Bastarda, 15. Jh., nicht von der Texthand). Bl. 111a eingeklebter Zettel: 111ar Notiz zum Evangelienkommentar, Dicuntur: Dona, quia Christus fuit a deo datus; Munera, quia a Juda traditus; Sacrificia, quia a Judeis ad mortem oblatus. 111av Fragment eines Briefkonzepts. S. urget me a … / rogo … / Est mihisoror [?] / … de Hailpronna habet … / … nobili[us ?] matres … / … / … quid mihi scrip/ … rogo te … / … rogo quatenus inprimis et … / wolgevormed [?] … . Flüchtig geschriebene Bastarda cursiva, das letzte Wort 111av in deutscher Kurrentschrift, 2. Hälfte 15. Jh. (?), Lesungen oft unsicher.

Einband
Weißes Pergament mit Goldpressung auf Pappen. Rom, 1869–1878. Glatter Rücken, oben blaues Signaturschild der BAV, darunter in Goldpressung das Wappen von Papst Pius IX. (Pontifikat 1846 bis 1878). Rotes Lederschild mit Goldpressung Pal. 124. Darunter das Wappen des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (1812–1889, Kardinalbibliothekar ab 1869). Gewebtes Kapitalband mit dunkelrotem Zickzackmuster. Schunke, Einbände 2,2, S. 818, vgl. Schunke, Einbände 1, S. 257.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. entstand nach Ausweis der Wasserzeichen um 1400–1410. Die Formulierung "de Hailpronna" in dem eingeklebten Fragment (111av) könnte darauf hinweisen, dass sich die Hs. schon im späteren 15. Jh. im südwestdeutschen Raum befand. Denkbar wäre eine Entstehung im Umfeld der Universität Heidelberg. Wahrscheinlich im Katalog von 1581 identifizierbar: Pal. lat. 1930, S. 18 Passio Christi, geschrieben papir, in 4. schwarz pappen. Mit den Hss. der Palatina 1623 nach Rom gelangt. 1r C. 77./ 185. Im Allacci-Register Pal. lat. 1949, 40v 185. Passio domini. fol. C. 77.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_124
Literatur
OVL, Pal.lat.124; Stevenson, Latini, S. 19.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–36vb Digitalisat

Verfasser
Philippus (?).
Titel
Excerpta de passione Christi.
Angaben zum Text
Der Passionstraktat "De passione Christi excerpta" erläutert die Passionsgeschichte von Gründonnerstag bis zur Auferstehung vor allem anhand der Evangelien. 1ra Ewangelium quinta feria post diem palmarum scribitur Johannis 13. Et primo sic incipit: Hodie est dies. Et peragitur que dicitur der grune dornstag, et non inmerito quia … - … manebit tecum, et tu cum eo in eternum quod nobis omnibus concedat, et cetera.Expliciunt excerpta Philippi … [Namen getilgt]‹. Stegmüller, RB 6946 (diese Hs.). Zitiert werden u.a. Augustinus, Hieronymus, Beda, Hrabanus Maurus, aber auch Thomas von Aquin (beatus Thomas). Es handelt sich nicht um den Traktat "Scitis, quia post biduum Pasca fiet" (Stegmüller RB, 9451) oder eine Bearbeitung (vgl. dazu Tobias A. Kemper, Die Kreuzigung Christi. Motivgeschichtliche Studien zu lateinischen und deutschen Passionstraktaten des Spätmittelalters, [MTU 131], Tübingen 2006, S. 133–136).
Rubrik
1r ›Passio domini‹.
Incipit
1ra Ewangelium quinta feria post diem palmarum scribitur
Weiteres Initium
1va Nota Johannis verba, supra scribitur ebdomadam ante diem sollempnem Pasche etc. [Io 13,1] unde bene dicit … Nota Johannis verba, supra scribitur hebdomadam ante diem sollemnem Paschae etc. [Io 13,1] unde bene dicit … ; 6vb O vos omnes qui transitis … [Lam 1,12] Jeremiae. Et primo in istis verbis monet nos propheta et vult quod corda nostra iactare debemus in deum …
Explicit
36vb … et tu cum eo in eternum quod nobis omnibus concedat, et cetera.

2) 37ra–301vb Digitalisat

Verfasser
Alexander Bonini de Alexandria (GND-Nr.: 102420122).
Weitere beteiligte Personen
Hieronymus (GND-Nr.: 118550853).
Titel
Expositio in evangelium secundum Iohannem.
Rubrik
37ra ›Prologus Allaxandri super Johannem‹.
Incipit
37ra Amicus sponsi, qui stat, et audit eum, gaudio gaudet propter vocem sponsi [Io 3,29], hoc verbum scribitur in hoc ewangelio
Weiteres Initium
37va Hic est Iohannes evangelista, In hoc prologo procedit Hieronymus per hunc modum … ; 38va In principio erat verbum [Io 1,1], hoc evangelium dividitur in quatuor partes quia primo inducitur persona mediatoris, secundo …
Explicit
301vb … scripta non ferret, capacitate legencium comprehendi fortasse non possent.

3) 302rv Digitalisat

Verfasser
Guilelmus Herefordensis (GND-Nr.: 10094471X).
Weitere beteiligte Personen
Johannes Wyclif (GND-Nr.: 118632299) / Michael Nicolai.
Titel
Johannes Wyclifs 1382 von der Londoner Synode verurteilte Glaubenssätze.
Incipit
302r Hoc Wykleff in Anglia que sunt condempta Londoniis
Weiteres Initium
302r Substantia materialis panis et vini manet in sacramento altaris …
Explicit
302v … testibus ad premissa vocatis et rogatis.
Edition
Heinrich Denzinger, Enchiridion symbolorum definitionum et declarationum de rebus fidei et morum … adiuvante Helmuto Hoping editit Petrus Hünermann, 44Freiburg i. Brg. 2014, S. 402–404, Nr. 1151–1174; Mansi 26, Sp. 695–697 (vgl. auch Sp. 816–819).

4) 303r–304r Digitalisat

Beteiligte Personen
Thomas de Aquino (GND-Nr.: 118622110) / Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
Titel
Exzerpte und Notizen.
Incipit
303r Miraculum quod ad omnes inhabitantes Judeam et Galileam pervenerat
Explicit
303r … operaciones ipsius consonant disponitionibus corporis.
Edition
S. Thomae Aquinatis Catena aurea in quatuor Evangelia, Bd. 2: Expositio in Lucam et Ioannem. Ed. Angelicus Guarenti, 2Turin/Rom 1953, S. 1–319; vgl. auch Thomas de Aquino, Catena aurea, ed. Morard et coll., CNRS, 2019 (https://gloss-e.irht.cnrs.fr), Nr. 1219–1234, Stand: 25. März 2019.

5) 304v–305r Digitalisat

Beteiligte Personen
Thomas de Aquino (GND-Nr.: 118622110).
Titel
Dubium de coena domini.
Incipit
304v Dubium est utrum Christus sumpsit corpus et sanguinem in cena cum aliis
Weiteres Initium
304v De hoc dubio sunt duae opiniones quidam enim dicunt quod non et ad textum allegatum …
Explicit
305r … sed quia sui effectus plenissimum existit et ita hic. Hoc de quarto articulo.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2020.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 124. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.