Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 129

Henricus de Homberg, Dubia in evangelium secundum Lucam (cap. 5–6)

Papier · 3, 311 · 21,8 × 15 cm · Heidelberg · 1415


Schlagwörter (GND)
Bibel / Kommentar / Lukasevangelium.
Entstehungsort
Heidelberg.
Entstehungszeit
1415.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
3, 311.
Format (Blattgröße)
21,8 × 15 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-1)3a + 3 VI36 + VII50 + 6 VI122 + (IV-2)128 + 11 VI260 + V270 + 3 VI306 + (III-1)311*. 3a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 307 bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Nach Bl. 306 ragt der Rand eines Pergamentbl. aus dem Falz, wahrscheinlich der Rest eines früheren hinteren Spiegelbl. (beschriftet, Textura, 13./14. Jh.). Die Falzverstärkungen (Pergament) dürften, soweit erkennbar, aus der gleichen Hs. geschnitten worden sein.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Moderne Bleistiftfoliierung (1–237, 239, 239–245, 146–147, 248–309). Seitenzahl 239 doppelt vergeben (ohne 238). Bl. 246–247 als 146–147 paginiert. Bei ungezählten Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (1a–3a, 310*–311*). Lagenzählung jeweils auf der letzten Seite, rechts unten sowie 1r primus. Die Lagen der beiden Textteile (1r–128v und 129r–309r) wurden separat gezählt (.1.
.10., .XI. und primus sexternus, .2.
.15.
).
Zustand
Rücken wurmstichig und bestoßen.
Wasserzeichen
Aufgrund der Größe der Hs. nicht digitalisiert.

Schriftraum
17 × 9,8–14,2 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
27–36 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Durchgängig von einer Hand, einschließlich der Einträge am Seitenrand (Markierung der Dubia und Argumentationspunkte sowie Ergänzungen zum Text). Die Schreiberhand findet sich in allen sechs Bänden der Dubia in evangelium secundum Lucam (Pal. lat. 126–131) und lässt sich dem Autor des Textes und Erstbesitzer der Hss., dem Heidelberger Theologieprofessor Henricus de Homberg zuschreiben (vgl. die Matrikeleinträge zur Zeit seines Rektorats: Heidelberg, Universitätsarchiv, M1, 73r–74r. Online: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/uah_m1/0149).
Buchgestaltung
Seitliche Textbegrenzungen in verdünnter Tinte. Sätze und Satzteile durch Schrägstriche und vereinfachte Capitula-Zeichen gegliedert. Zitate und Verweise auf den Bibeltext schwarz unterstrichen. Kapitelnummer jeweils als laufender Seitentitel, zumeist ganz nach außen gerückt (Lu[cas] 5–6). Dubia und Argumentationspunkte am Seitenrand durchgezählt.

Nachträge und Benutzungsspuren
Zahlreiche Nachträge und Ergänzungen auf den Seitenrändern von der Schreiberhand.

Einband
Weißes Pergament auf Pappen, Rom um 1780. In der Umbindeaktion unter Pius VI. Braschi gefertigt. Vorder- und Hinterdeckel mit Spuren von je zwei textilen Schließenbändern (entfernt). Rücken mit drei erhabenen Doppelbünden. Rückentitel: D. Lucae cap. IV. V. et VI. Das 4. Kapitel ist hier irrtümlich aufgeführt. Zwei Signaturschilder, oben Kupferstichkartusche, in Rot 129, darunter Pal., unten blaues Signaturschild der BAV. Dickes Kapital, mit braunem und gelbem Garn umstochen. Schunke, Einbände 2,2, S. 818, vgl. Schunke, Einbände 1, S. 255f.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Das hier überlieferte Werk ist der fünfte und sechste Teil des Kommentars zum Lukasevangelium in Pal. lat. 126–131. Die "dubia", hier zum fünften und sechsten Kapitel des Evangeliums, sind dem Heidelberger Theologieprofessor Henricus de Homberg zuzuschreiben, wie klar aus der Rubrik im ersten Teil in Pal. lat. 126 hervorgeht. Die beiden in Pal. lat. 129 enthaltenen Kapitel wurden 25. Okt. und 18. Nov. 1415 vollendet (s. u. zu Text 1 und 2). Die zahlreichen Kürzungen und Formulierungen im "Telegrammstil" lassen darauf schließen, dass der Schreiber (Henricus de Homberg selbst) den Band vorwiegend für den eigenen Gebrauch geschrieben hat. Als er 1424 starb hinterließ er 14 Bände aus seinem Besitz, diese gelangten 1438 nach dem Tod des Johannes Platen aus dessen Nachlass in den Besitz der Universität Heidelberg (Toepke, Matr. Heidelberg 1, S. 694f.; Heidelberg, Universitätsarchiv, UAH RA 654, 157v, ediert: Rektorbücher 2, S. 432). Hierzu dürften die Bände Pal. lat. 126, Pal. lat. 127, Pal. lat. 128, Pal. lat. 129, Pal. lat. 130 und Pal. lat. 131 gehört haben. Der Papierstreifen, gefunden zwischen Bl. 289 und 290, heute eingeklebt auf 1ar gibt einen Hinweis zum zeitweiligen Verbleib der Hs., recto: quer zur Schreibrichtung des Textes geschnittener Streifen, Beschriftung in lateinischer Sprache, Bastarda cursiva, 1. H. 15. Jh. Text nicht identifizierbar (Notizen? Brieffragment?); verso: in Längsrichtung beschriftet: Magister, Bastarda, sorgfältig geschrieben mit breiter Feder; weiter rechts: In capella virginis gloriose, Cursiva. Wohl beides 1. H. 15. Jh. Die Aufschrift der Versoseite mag dafür sprechen, dass der Band zeitweilig in der Marienkapelle aufbewahrt wurde, die durch die Heidelberger Universität für Lehrveranstaltungen genutzt wurde (vgl. Ritter, Heidelberger Universität 1, S. 136f.). Sie hätte dann zur Benutzung durch den lehrenden Magister gedient. Später gelangten die Bände in die Bibliothek des Heidelberger Sapienzkollegs, wo Leone Allacci sie vorfand (zur Hs.: Theiner, Schenkung, Nr. XXIII, S. 78–81, hier S. 80, Nr. 46). 1623 mit der Palatina in die Vatikanische Bibliothek gelangt. 1r oben die Capsa-Nr. C. 58. Im Allacci-Register nachweisbar: Pal. lat. 1949, 2r 78. Anonymus in Lucam .4. C. 58 [nachgetragen:] est Henrici de Homberg ubi repone... und darunter: 79. Idem in eundem .4. C. 58. Die beiden Einträge beziehen sich auf Pal. lat. 129 und Pal. lat. 130 (siehe dort). 1r unten 386. 1ar alte Signatur 226 (gestrichen), aktuelle Signatur 129. Auf dem Vorderspiegel das blaue Signaturschild der BAV.
Besonderheiten
Die erhalten gebliebenen 6 Bände mit der Lukasvorlesung Heinrichs von Homberg sind nur ein Teil der 14 von ihm hinterlassenen Hss. (s. Provenienz). Sie enthalten die Kommentierung von: Pal. lat. 126 - Lc 1, Pal. lat. 128 - Lc 3, Pal. lat. 129 - Lc 5–6, Pal. lat. 130 - Lc 7–8, Pal. lat. 131 - Lc 11 und Pal. lat. 127 - Lc 13–16. Die Kommentierung von Lc 2, 4, 9–10, 12 und 17–24 sind nicht enthalten. Bei vergleichbarer Aufteilung wie die genannten Bände wären somit 8 Bände verloren gegangen oder an anderen Orten bisher unerkannt geblieben.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_129
Literatur
Federico Contini, Henricus de Homberg, in: CALMA 5, S. 443; Fritz Peter Knapp, Ein Fragenkatalog zum Thema der Tagung, in: Fritz Peter Knapp et al. (Hgg.), Schriften im Umkreis mitteleuropäischer Universitäten um 1400, Leiden/Boston 2004, S. xiii (vgl. auch S. xii, S. xx, S. 73, S. 82); OVL, Pal.lat.129; Gerhard Ritter, Die Heidelberger Universität, ein Stück deutscher Geschichte, Bd. 1: Das Mittelalter, Heidelberg 1936, S. 498, Nr. 8 sowie S. 214; Stevenson, Latini, S. 19f.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–126r Digitalisat

Verfasser
Henricus de Homberg (GND-Nr.: 102492980).
Titel
Dubia in evangelium secundum Lucam (cap. 5).
Angaben zum Text
Auslegung von Lc 5 anhand von "dubia" im Rahmen der Vorlesung des Heidelberger Theologieprofessors Henricus de Homberg über das Lukasevangelium (Ritter, Heidelberger Universität 1, S. 214, S. 498). [F]actum est autem cum turbe irruerunt etc. [Lc 5,1]. Superius agit beatus Lucas ewangelista de progressu Christi in hoc mundo quantum ad patrem et officii sui manifestationem … - … licet ex secundo ethicorum, et per hoc patet solutio secunde partis huius dubii, et hoc de Solone [Salomone?] dubii quarti, et per consequens, tantum de exposicione capituli quinti. Sequitur capitulum sextum Luce. Finitum est hoc capitulum quintum Luce sexta feria proxima ante Symonis et Jude. Wenn man davon ausgeht, dass die Abfassung des Textes in das gleiche Jahr 1415 fiel wie die Fertigstellung der dubia zu Kapitel 6 (s. 309r) entspricht die Datumsangabe dem 25. Okt. 1415.
Rubrik
1r ›Incipit quintum capittulum [!] Luce.
Incipit
1r [F]actum est autem … [Lc 5,1]. Superius agit beatus Lucas ewangelista de progressu Christi in hoc mundo
Explicit
126r … et hoc de Solone [Salomone?] dubii quarti, et per consequens, tantum de exposicione capituli quinti.

2) 129r–309r Digitalisat

Verfasser
Henricus de Homberg (GND-Nr.: 102492980).
Titel
Dubia in evangelium secundum Lucam (cap. 6).
Angaben zum Text
Auslegung von Lc 6 anhand von "dubia" im Rahmen der Vorlesung des Heidelberger Theologieprofessors Henricus de Homberg über das Lukasevangelium (Ritter, Heidelberger Universität 1, S. 214 und 498). Factum est autem in sabbato … [Lc 6,1]. Superius ostendit ewangelista quorundam vocationem ad Christi discipulatum … - … et in hoc terminatur materia huius capituli sexti cum dubiis suis principalibus et minus principalibus datis anno domini mo cocococo 15o in profesto beate Elyzabeth lantgravie ad gloriam et honorem dei omnipotentis, sue intemerate genitricis et totius civitatis celestis et ad edificacionem ettum [?] studencium quorumcumque et presertim universitatis studii Heidelbergensi in nomine patri et filii et spiritu sancti amen etc. Vollendet am 18. Nov. 1415 für alle Studierenden und besonders die der Universität Heidelberg. Der Beginn der Vorlesung findet sich in Pal. lat. 126 (siehe dort, Text 1), Die Auslegungen zu Lc 2 und 4 fehlen, es folgen Pal. lat. 128 zu Lc 3, Pal. lat. 130 zu Lc 7–8, Pal. lat. 131 zu Lc 11 und Pal. lat. 127 zu Lc 13–16. Die Auslegungen zu Lc 9–10 und 12 fehlen. Zu "dubia" im universitären Lehrbetrieb vgl. auch Ritter, Heidelberger Universität 1, S. 185.
Rubrik
129r ›Incipit capitulum sextum Luce ewangeliste.
Incipit
129r Factum est autem in sabbato … [Lc 6,1]. Superius ostendit ewangelista quorundam vocationem
Explicit
309r … ad edificacionemstudencium quorumcumque et presertim universitatis studii Heidelbergensi in nomine patri et filii et spiritu sancti amen etc.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 129. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.