Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 134

Paulus Burgensis, Scrutinium Scripturarum

Papier · 1, 165, 1 · 27,6–27,8 × 19,9–20,5 cm · Süddeutschland (?) · Mitte 15. Jh. (um 1440?)


Schlagwörter (GND)
Christliche Apologetik / Judentum / Bibelauslegung.
Entstehungsort
Süddeutschland (?).
Entstehungszeit
Mitte 15. Jh. (um 1440?).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 165, 1.
Format (Blattgröße)
27,6–27,8 × 19,9–20,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 6 VI72 + (VI-1)83 + 6 VI155 + (VI-2)165* + (I-1)166*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 166* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Ältere Bleistiftfoliierung, Rom, 19. Jh.? (1–164). Darunter moderne Bleistiftfoliierung mit dickerem Strich (1–164). Bei ungezählten Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (1a, 165*–166*).
Zustand
Viele Seiten etwas stockfleckig.
Wasserzeichen
Bl. 1a, 166* (Vorsatz, vgl. Einband), hinterer Spiegel Buchstaben B und R (Zeichen unvollständig, modernes Papier).
Bl. 1–3, 15–17, 24, 113, 122, 126 Ochsenkopf, frei mit Oberzeichen, zweikonturige Stange, lateinisches Kreuz, mit Augen, Kreuzbalken dreieckig, Stange durchgehend (ähnlich: WZIS DE8100-PO-68661).
Bl. 6–9, 19–23, 115, 127–128, 130–131, 144–147 Ochsenkopf, frei mit Oberzeichen, zweikonturige Stange, lateinisches Kreuz, mit Augen, Kreuzbalken dreieckig, Stange durchgehend (WZIS DE8100-PO-68662, Beschriftung belegt 1438) - Bl. 26–31, 36, 108–110 Ochsenkopf, frei mit Oberzeichen, siebenblättrige Blume auf zweikonturiger Stange, mit Augen, Stangenende einkonturig (vergleichbar mit WZIS DE1935-Mscr.Dresd.P.165_16/19).
Bl. 41–48, 52–54, 58–60, 66–71 Ochsenkopf, frei mit Oberzeichen, siebenblättrige Blume auf zweikonturiger Stange, mit Augen, Stangenende zweikonturig, zwei Varianten (WZIS DE2730-PO-70074 und WZIS DE6300-PO-70078, Beschriftung belegt Nördlingen 1437).
Bl. 72, 78–82, 89, 102–103 Ochsenkopf, frei mit Oberzeichen, siebenblättrige Blume auf zweikonturiger Stange, mit Augen (aussen anliegend), Stangenende zweikonturig, zwei Varianten.
Bl. 84–88 Ochsenkopf, frei mit Oberzeichen, fünfblättrige Blume auf zweikonturiger Stange, Blütenblätter rund, Augen frei (vergleichbar: WZIS DE5925-PO-65232); - Bl. 96–99 Ochsenkopf, frei mit Oberzeichen, siebenblättrige Blume auf zweikonturiger Stange, mit Augen, Stangenende einkonturig.
Bl. 132–133, 138–141 unbestimmter Vierfüßer (Löwe, Eichhörnchen?), steigend mit fünfblättriger Blume, zwei Varianten (ähnlich WZIS DE6300-PO-85331); - Bl. 149–151 Ochsenkopf, frei mit Oberzeichen, siebenblättrige Blume auf einkonturiger Stange, mit Augen (aussen anliegend).
Bl. 156–159, 162–163 Ochsenkopf, frei mit Oberzeichen, siebenblättrige Blume auf zweikonturiger Stange, mit Augen (aussen anliegend), Stangenende zweikonturig, zwei Varianten (ähnlich WZIS DE1935-Mscr.Dresd.P.165_98/109). Die Wasserzeichen der Hs. sind in heidICON erschlossen (Wasserzeichen Pal. lat. 124, hier Bl. 1.

Schriftraum
20,7–21,5 × 13,2–13,7 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
40 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Durchgehend von einer Hand in einer klaren Buchbastarda geschrieben. Mitte bis 3. Viertel 15. Jh.
Buchgestaltung
Textraum- und Spaltenbegrenzungen in dünnem Metallstift. Rubriziert. Verweise auf Belegstellen rot unterstrichen. Satzinitialen rot gestrichelt. Rote Capitula-Zeichen. 2zeilige rote Lombarden zu den Kapiteln und größeren Absätzen, 1zeilige zu Textabschnitten.
Buchschmuck
1ar dreizeilige blaue Lombarde mit ausgezogenen Serifen zum Textbeginn. 97rb vierzeilige rote Lombarde mit Konturbegleitstrichen (schwarz) und einfachem Besatzfleuronné.

Einband
Weißes Pergament mit Goldpressung auf Pappen, Rom 1878–1889. Glatter Rücken, oben blaues Signaturschild der BAV, darunter in Goldpressung das Wappen von Papst Leo XIII. (Pontifikat 1878 bis 1903). Rotes Lederschild mit Goldpressung Pal. 134. Darunter das Wappen des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (1812–1889, Kardinalbibliothekar ab 1869). Gewebtes Kapitalband mit dunkelrotem Zickzackmuster. Farbschnitt gelb (nur am Unterschnitt noch erkennbar). Schunke, Einbände 2,2, S. 818, vgl. Schunke, Einbände 1, S. 257f.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. entstand um die Mitte des 15. Jhs. oder etwas später im süddeutschen Raum. Sie befand sich dann im Besitz des Pfalzgrafen Johann von Mosbach und Neumarkt (1443–1486), kann somit nicht nach 1486 entstanden sein. 1r unten zwischen den Spalten D C A / I. B. dux, aufzulösen als: dii coeptis aspirate (Ovid, Metamorphosen 1,1), Iohannes Bavariae dux. Pfalzgraf Johann war ein Sohn Ottos I. von Pfalz-Mosbach (reg. 1447/48–61) und Enkel König Ruprechts I. Am 15. Juli 1454 als Kanoniker der Diözese Speyer an der Universität Heidelberg immatrikuliert (Toepke, Matr. Heidelberg 1, S. 277), am 31. Oktober 1466 zum Rektor der Universität Freiburg im Breisgau gewählt (Hermann Mayer, Die Matrikel der Universität Freiburg im Breisgau von 1460–1656, Bd. 1, Freiburg / Br. 1907, S. 38), seit 1468 Dompropst von Augsburg (Friedrich Zoepfl, Das Bistum Augsburg und seine Bischöfe im Mittelalter, München 1955 [Geschichte des Bistums Augsburg und seiner Bischöfe, 1], S. 483). Domkanoniker in Mainz und Speyer (Michael Hollmann, Das Mainzer Domkapitel im späten Mittelalter, Mainz 1990, S. 422; Gerhard Fouquet, Das Speyerer Domkapitel im späten Mittelalter, Mainz 1987, S. 707). Lit.: Christine Reinle, ‘Id tempus solum’. Der Lebensentwurf Herzog Johanns von Mosbach-Neumarkt († 1486) im Spannungsfeld von dynastischem Denken, kirchlicher Karriere und gelehrten Interessen, in: Der Pfälzer Löwe in Bayern. Zur Geschichte der Oberpfalz in der kurpfälzischen Epoche, hrsg. von Hans-Jürgen Becker, Regensburg 1997 (Schriftenreihe der Universität Regensburg 24), S. 157–199. Entsprechend dem 1490 geschlossenen Erbvertrag zwischen dem ehelos gebliebenen Otto II.von Mosbach-Neumarkt und seinem Vetter, Kurfürst Philipp von der Pfalz (Christian Reinhardt, Pfalz-Mosbach / Pfalz-Neumarkt-Mosbach, Herzogtum, publiziert am 13.2.2017, in: Historisches Lexikon Bayerns, https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Pfalz-Mosbach/Pfalz-Neumarkt-Mosbach,_Herzogtum [abgerufen 14.10.2020]; Günther Wüst, Pfalz-Mosbach [1410–1499]. Geschichte einer pfälzischen Seitenlinie des 15. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Territorialpolitik, Diss., Heidelberg 1976, S. 235–242), fiel mit Ottos Tod 1499 der gesamte Besitz der Mosbacher Linie, darunter auch die Büchersammlung Johanns, an die Kurpfalz (Wilken, S. 114f.). Aus Johanns Besitz stammen etliche Handschriften der Palatina, beispielsweise Heidelberg, UB, Cod. Pal. lat. 729, Cod. Pal. germ. 83, Cod. Pal. germ. 502 und Cod. Pal. germ. 806, sowie Wolfenbüttel, Haab, Cod. Guelf. 19.19 Aug. 4°. Siehe auch: SCHUBA 1, S. XXXIVf. Wahrscheinlich mit den Bänden der Schlossbibliothek in die Heidelberger Palatina gelangt. 1623 zusammen mit dieser in die Vatikanische Bibliothek überführt.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_134
Literatur
OVL, Pal.lat.134; Stevenson, Latini, S. 20.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–164vb Digitalisat

Verfasser
Paulus Burgensis (GND-Nr.: 119105144).
Titel
Scrutinium Scripturarum contra perfidiam Judaeorum.
Angaben zum Text
Die antijüdische Apologetik des Konvertiten Paulus Burgensis (Pablo de Santa Maria) "Scrutinium Scripturarum", verfasst 1432–1433 in Burgos. Von späterer Hand überschrieben (16. Jh.): Scrutinium scripturarum. 1ra–2ra Praefatio primae partis et capitula. Scrutamini scripturas in quibus putatis vitam eternam habere … [Io 5,39]. Christus volens Iudeos instruere circa ipsius cognicionem … - … et huiusmodi utendum sit in exposicione sacrarum auctoritatum. 2ra–97rb Pars prima (Dialogus Sauli et Pauli). ›Capitulum primum. Capitulum primum, Saulus ad Paulum. O Paule audivi quod magister tuus dum viveret dicebat magistris nostris scrutamini … - … temerarie recipiebas. Et ad vota tu [!] implenda, deo duce, procedamus. 97rb–97va Capitula. ›Sequitur secunda pars huius tractatus. Incipit secunda pars huius tractatus de scrutinio scripturarum et est didascalica … - … soluciones ad infidelium confutacionem. 97va–164vb Pars secunda (Dialogus discipuli et magistri). Discipulus. Firmiter credens ea que per te mihi tradita sunt … - … veritas est sine fallacia, bonitas sine malicia, felicitas sine miseria cui honor et gloria in secula seculorum, amen.Et sic est finis huius tractatus qui intitulatur liber dyalogorum de scrutinio scripturarum.Finito libro sit laus et gloria Christo. Das Buch gliedert sich in Distinctiones und diese in Kapitel. Am Anfang jeder Distinctio steht eine Capitulatio. Stegmüller, RB 6328 (Hs. genannt). Lit.: Klaus Reinhardt / Horacio Santiago-Otero, Biblioteca bíblica ibérica medieval, Madrid 1986 (Medievalia et humanistica: Nomenclator de autores medievales hispanos, 1), S. 245–248; Yosi Yisraeli, From Christian Polemic to a Jewish-Converso Dialogue. Jewish Skepticism and Rabbinic-Christian Traditions in the Scrutinium Scripturarum, in: Medieval Encounters 24 (2018), S. 160–196. Zu Paulus Burgensis: Fernando Domínguez: Paulus von Burgos, in: LThK 7, 3. Aufl., Sp. 1514f.; Heinz Schreckenberg: Paulus von Burgos, in: BBKL 7, Sp. 57–60 (Lit.).
165*rv leer.
Incipit
1ra Scrutamini scripturas … [Io 5,39]. Christus volens Iudeos instruere circa ipsius cognicionem
Weiteres Initium
2ra O Paule audivi quod magister tuus dum viveret dicebat magistris nostris scrutamini … ; 97va Firmiter credens ea quae per te mihi tradita sunt …
Explicit
164vb … veritas est sine fallacia, bonitas sine malicia, felicitas sine miseria cui honor et gloria in secula seculorum, amen.
Edition
Zahlreiche Inkunabel- und Frühdrucke: GW M29967-M29976; Paris, Frellon, 1507; Burgos, Filippo Giunta, 1591.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 134. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.