Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 142
Zusammengesetzte Handschrift
Pergament, Papier · 2, 317, 1 Bll. · 29,1–29,4 × 19,8–20,6 cm · I.-III.Heidelberg (?) / IV., V. Frankreich oder Italien / VI. Süddeutschland oder Österreich · I. 14. Jh. letztes Viertel (vor 1396) / II. um 1393 / III. 14. Jh. Ende (um 1393?) / IV., V 14. Jh. / VI. 14. Jh. (vor 1388)
- Schlagwörter (GND)
- Bibel, Neues Testament / Liturgie / Exegese / Gebet / Theologie / Kanones / Recht / Bibel, Altes Testament.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament und Papier (Vor- und Nachsatzbl. aus Papier).
- Umfang
- 2, 317, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 29,1–29,4 × 19,8–20,6 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- Handschrift aus sechs Faszikeln zusammengesetzt (I. Bl. 1–26 [+ 10 unnummerierte Bll.]; II. Bl. 27–172, 172A–172J; III. Bl. 173–187A; IV. Bl. 188–223; V. Bl. 224–264; VI. Bl. 265–292). (I)2a (inkl. Spiegel) + … + (I-1)293* (inkl. Spiegel).
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–292), die Leerseiten sind nicht gezählt worden; von einer modernen Hand wurden die Leerseiten teilweise foliiert (172A–172J, 187A). Die Vor- und Nachsatzbll. sowie die 10 leeren Bll. nach Bl. 26 sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen.
- Einband
- Römischer Einband: helles Pergament über Pappe, nach Schunke, Einbände 2.2, S. 819, „c. 1930“.
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Vorderspiegel mit blauem Signaturschildchen. 2ar mit älteren und der aktuellen römischen Signatur, oben links in der Ecke ist ein Abklatsch der Capsa-Nummer, die auf dem nachfolgenden Bl., dem vorrömischen Vorsatzbl., steht, erhalten. 3ar Capsa-Nummer: C. 55., ältere Signatur am unteren Rand (149(?)) sowie nicht mehr lesbare Schriftresten. Aufgrund der hs. Vermerke zu Beginn eines jeden Faszikels ist davon auszugehen, dass Marsilius von Inghen († 1396), dem ersten Rektor der Universität Heidelberg, von dessen Hand diese Einträge stammen, die sechs Faszikel zusammengetragen hat. Gebunden wurde der Codex erst nach Marsilius’ Tod. Darauf weisen die bereits erwähnten testamentarischen Vermerke hin, worunter sich ein Verweis befindet, dass Faszikel VI eigentlich den Testamentsvollstreckern des verstorbenen Vorbesitzers hätte übergeben werden sollen (265r), was freilich nicht erfolgte. Alle Faszikel blieben in der Bibliothek der Universität, wo sie zum Jahresende 1396 oder später gebunden wurden. Einen Hinweis darauf bietet die Liste der nachgelassenen theologischen Bücher Inghens, die Johannes de Noet in seiner Amtszeit als Rektor der Universität zwischen dem 21. August und dem 20. Dezember 1396, erstellt hat. In dieser Aufzählung taucht die Vorlesung über das Matthäus-Evangelium noch als Einzelwerk auf (vgl. Die Amtsbücher der Universität Heidelberg A: Die Rektorbücher der Universität Heidelberg I.2, 1386–1410, hrsg. von Jürgen Miethke, Heidelberg 1990, S. 478, Nr. 109).
- Literatur
- Rainer Berndt, Marsilius von Inghen als Erklärer des
Matthäus-Evangeliums, in: Semper apertus. Sechshundert Jahre
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1386–1986: Band I: Mittelalter und frühe
Neuzeit 1386–1803, Berlin u. a. 1986, S. 71–84; Jürgen Miethke, in: Bibliotheca Palatina. Textband, S.
43–45; OVL, Pal.lat.142; Schunke, Einbände 2.2, S. 819; Stevenson, Latini, S. 23.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Faszikel I (Bl. 1–26)
- Sachtitel / Inhalt
- Geraldus Odonis: Figurae Bibliae.
- Entstehungsort
- Heidelberg / Paris.
- Entstehungszeit
- 14. Jh. letztes Viertel (vor 1396).
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 36 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 29,1–29,4 × 19,8–20,6 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- Bestehend aus drei Sexternionen, denen das alte vorrömische Vorsatzbl. vorgebunden ist. (VI+1)12 (mit Bll. 3a) + 15 VI172J.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Lagenreklamanten, s. auch zum Codex.
- Zustand
- Mehr oder minder starke Bräunungen. Vereinzelt Risse, in der Regel genäht; Bl.-Ränder stellenweise schräg, ohne Schriftverlust.
- Schriftraum
- 23,2 × 14,7 cm (nach Berndt, Marsilius, S. 75).
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 50 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Flüchtige Schrift mit zahlreichen Kürzungen von der Hand des Marsilius von Inghen, wie der Vergleich mit seinen eigenhändigen Einträgen und Faszikel II ergibt. Berndt, Marsilius, S. 76, verweist darauf, dass ein zusätzlicher Beweis für das Autograph darin zu sehen sei, dass durchgehend die Eigenart bestehe, „‚elvangelium‘ statt ‚evangelium‘ zu schreiben“. Hier geht er jedoch fehl, da Marsilius stets ‚ewangelium‘ schreibt, die erste Haste des w dabei sehr ausladend und l-förmig ausführt, so dass es ohne Weiteres zu dieser Fehllesung kommen kann. Daher hilft dieser vermeintlich besondere Befund bei der Identifizierung von Marsilius’ Hand nicht weiter.
- Buchgestaltung
- Zweispaltige Anordnung. Die zur Hervorhebung der Kapitelanfänge vorgesehenen Initialen fehlen. Unterstreichungen und Markierungen sowie zahlreiche Marginalien, Anstreichungen und Nummerierungen durch den Schreiber.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- s. Buchgestaltung.
- Provenienz
- Heidelberg / Paris / Heidelberg.
- Geschichte des Faszikels
- 1r Titel und testamentarische Verfügung des Marsilius: Figure byblie. Ad liberam vniuersitatis per me Marsilium de Inghen propria manu. Berndt, Marsilius, S. 75f., bringt die Hypothese auf, dass von Inghen, die ‚Figurae‘ schon in Paris kennengelernt habe und seither mit sich führte. Dies wird sich letztlich nicht verifizieren lassen. Nach dem Tod Marsilius’ verblieb die Hs. gemäß seiner Verfügung im Besitz der Universität.
) 1r–26v
- Verfasser
- Geraldus Odonis (GND-Nr.: 102472890).
- Titel
- Figurae Biblicae.
- Angaben zum Text
- 1r Titel und testamentarische
Verfügung. - Stegmüller, RB 2466 (unter Angabe der
vorliegende Hs.).
26ra–26jv bis auf Zeilengerüst leer.
- Rubrik
- 1ra ›Incipiunt figure fratris Gerardi Odonis sacre pagine professoris ordinis fratrum minorum. Figura prima sequitur.‹
- Incipit
- 1ra [E]cce spiritus grandis et fortis subuertens montes et conuertens petras [III Rg 19,11] …
- Explicit
- 26vb … et cadendo discunt ut fuisse proprium non quod steterunt [nachfolgende Worte nicht lesbar].
Faszikel II (Bl. 27–172)
- Sachtitel / Inhalt
- Marsilius de Inghen: Lectura in Matheum.
- Entstehungsort
- Heidelberg (?).
- Entstehungszeit
- um 1393.
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 145 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 29,1–29,4 × 19,8–20,6 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- Der Faszikel besteht regelmäßig aus 13 Sexternionen, wobei die letzten zehn Bll. nicht beschrieben sind. 15 VI172J.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Lagenreklamanten, s. auch zum Codex.
- Zustand
- Im Wesentlichen recht gut erhälten. Leichte Bräunungen, vereinzelt kleinere Tintenflecken; Ränder zum Teil unregelmäßig, stellenweise leicht eingerissen und bestoßen.
- Schriftraum
- 24,1 × 13,7 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten, bis auf die Bll. 28–30.
- Zeilenanzahl
- 47–50 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Von derselben Hand wie Faszikel I und III; Autograph des Marsilius von Inghen. S. auch bei Faszikel I.
- Buchgestaltung
- Zweispaltig angelegt bis auf die Bll. 28 bis 30, die in einem Block beschrieben sind. Der Anfang des Prologs bzw. des Evangeliums ist mit einer größeren roten Lombarde kenntlich gemacht, verziert mit Nodi bzw. durchbrochenen Buchstabenkörpern. Die Kapitelanfänge werden durch rote Lombarden hervorgehoben und durch eine rot unterstrichene Kapitelzählung gekennzeichnet, vereinzelt auch durch Kapitelüberschriften. Der zitierte Bibeltext ist teilweise unterstrichen, zum Teil (nachträglich?) mit Rot betont. Innerhalb des Kommentars werden Abschnitte durch rote Paragraphzeichen und die üblichen Rubrizierungen hervorgehoben. Die wenigen Anweisungen an den Rubrikator sind erhalten.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Zahlreiche zeitgenössische Marginalien und Glossen sowie Ergänzungen von der Hand des Marsilius, zum Teil durch Verweiszeichen den entsprechenden Stellen im Text zugeordnet. Vereinzelt Verbesserungen und Streichungen. Postskriptum von einer Hand des späten 15. bzw. 16. Jhs., das die Identifikation des Textes ermöglicht (s. Angaben zum Inhalt).
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte des Faszikels
- Es dürfte sich bei diesem Kommentar zum Matthäus-Evangelium um die Vorlesung handeln, die Marsilius von Inghen als Baccalaureus an der Universität Heidelberg gehalten hat. Entstanden ist die Handschrift wohl um 1393, wenn man bedenkt, dass Marsilius, der 1395 als Theologe promoviert wurde, zuvor zwei Jahre lang als Baccalaureus theologiae die Sentenzen kommentiert haben musste. Vgl. zusammenfassend Berndt, Marsilius, S. 77.
) 27ra–172ra
- Verfasser
- Marsilius de Inghen (GND-Nr.: 118782169).
- Titel
- Lectura in Matheum.
- Angaben zum Text
- Die ‚Lectura‘ wird durch das
Postskriptum als Autograph und Arbeit Inghens ausgewiesen. Diese
Zuschreibung lässt sich akzeptieren, da sie durch das nahezu zeitgenössische
Inhaltsverzeichnis des Codex gestützt wird, wo es heißt: Lectura
Marsilij super Matheum (292v). Nicht bei
Stegmüller, RB verzeichnet. Teilausgabe:
Berndt, Marsilius, S. 78–80 (‚Einleitende Fragen‘).
127Ar–172Jv leer, am Anfang der Leerbll. noch angedeutete Zeilengerüste.
- Rubrik
- 27r ›Jn nomine domini Ihesu‹.
- Incipit
- 27ra Disponente. Domino lecturus Matheum antequam …
- Explicit
- 172ra … cuius nos deus consortes efficiat qui sine fine uiuat et regnat [Postskriptum von anderer Hand, spätes 15. bzw. 16. Jh.:] Prescriptam lecturam in Matheum Collegit Marsiulius et manu propria scripsit. Vir profecto bonus qui De nostra Republica Litteraria primeua institucione lucubrationibus. Librisque optime meritus est. Vtinam ei gratiores essemus.
- Edition
- s. Angaben zum Inhalt.
Faszikel III (Bl. 173–187A)
- Sachtitel / Inhalt
- Ernaldus de Bonavalle: De septem verbis Domini in cruce; Bernardus de Clairvaux (?): Orationes ad septem verba Domini.
- Entstehungsort
- Heidelberg (?).
- Entstehungszeit
- 14. Jh. Ende (um 1393?).
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 14 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 29,1–29,4 × 19,8–20,6 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- Der Faszikel umfasst eine Lage, ein Octernio mit einem unbeschriebenen Bl. 187A. VIII187A.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- S. zum Codex.
- Zustand
- Im Wesentlichen sehr gut erhalten; leichte Bräunungen an den Rändern. Lediglich das erste Bl. hat als ursprüngliches Deckbl. einen geklebten Riss.
- Schriftraum
- 21,4 × 12,6 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 45 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Gotische Kursive mit Tendenz zur Bastarda von der Hand Marsilius’. Im Gegensatz zu den beiden vorausgehenden Faszikel, die auch von Inghen stammen, deutlich mehr an eine Gebrauchs- denn an eine Buchschrift erinnern und offenbar ausschließlich für den universitären Gebrauch geschrieben wurden, zeigt Faszikel III die deutlich akuratere und qualitätvollere Schrift. Auch die vorgesehenen, dann allerdings nicht ausgeführten Initialen, weisen auf ein höheres Niveau hin.
- Buchgestaltung
- Zweispaltig angelegt. Die Initialen fehlen durchgängig; die Anweisungen für den Rubrikator sind erhalten.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Bll. 175–177 mit zahlreiche Anstreichungen, Verbesserungen und Ergänzungen (von späteren Nutzern?).
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte des Faszikels
- Faszikel III ist auf dasselbe Papier wie der vorausgehende Teil geschrieben, was wohl darauf hindeutet, dass die Texte mehr oder weniger gleichzeitig am selben Ort entstanden sind; vgl. Berndt, Marsilius, S. 75.
) 173ra–185vb
- Verfasser
- Ernaldus de Bonavalle (GND-Nr.: 100936741).
- Titel
- De septem verbis Domini in cruce.
- Incipit
- 173ra [V]ltima Christi uerba que cruci affixus noui testamenti herediebus [!] tractanda proposuit …
- Explicit
- 185vb … et qui diu fuerant cineres fiant doctores et qui sepulti magistri.
- Edition
- Migne PL 189, Sp. 1677B–1726B.
) 186ra–187rb
- Verfasser
- Bernard de Clairvaux (um 1090–1153) (?) (GND-Nr.: 118509810).
- Titel
- Orationes ad septem verba Domini.
- Angaben zum Text
- Derselbe Text auch in der Vorauer Handschrift 86
(CCXXIV); vgl. http://www.vestigia.at/vorauer_katalog/codex_86.html (27.05.2016).
Dort wird er Bernard de Clairvaux zugewiesen. Bei
Stegmüller, RB nicht nachgewiesen.
187Ar–v leer.
- Incipit
- 186ra [P]er hec sacratissima vij [: Berndt, Marsilius, S. 76, liest domini] uerba possumus facere …
- Explicit
- 187rb … et audire meretur illud uerbum promissum de ore tuo dulcissimo hodie mecum eris in paradiso [Lc 23,43] etcetera Amen [?].
Faszikel IV (Bl. 188–223)
- Sachtitel / Inhalt
- Berengarius Fredoli: Liber de excommunicatione.
- Entstehungsort
- Frankreich / Italien.
- Entstehungszeit
- 14. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 35 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 29,1–29,4 × 19,8–20,6 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- Nach den Verfärbungen und Verschmutzungen von Bl. 188 bzw. 223, den ursprünglich äußeren Blln., zu urteilen war die Hs. längere Zeit ungebunden geblieben. Der Faszikel setzt sich aus zwei Lagen, einem Sexternio und einem Duodenio, zusammen. VI199 + VII223.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Verbesserter Lagenreklamant in einer Rahmung, s. auch zum Codex.
- Zustand
- Wasserflecken; recht stark verschmutzte und gebräunte äußere Bll. (s. Zusammensetzung).
- Schriftraum
- 24,5 × 15,5 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 64 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Flüchtige gotische Kursive von einer Hand mit zahlreichen Kürzungen. Möglicherweise weist das verwendete 3-förmige m am Wortende auf eine Entstehung in Italien hin; auch die doch schon recht gerundeten Buchstabenformen könnten darauf hindeuten. S. Geschichte der Hs..
- Buchgestaltung
- Blockhaft. Die einzelnen Kapitel und Abschnitte werden durch eine Zählung auf dem Rand gekennzeichnt sowie durch Unterstreichungen und Paragraphzeichen hervorgehoben. Zahlreiche Marginalien und Glossen durch die Schreiberhand. Seitentitel.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Vereinzelt Maniculae und Markierungen. Eine weitere Zählung mit Buchstaben nachträglich hinzugefügt.
- Provenienz
- Frankreich / Italien / Heidelberg.
- Geschichte des Faszikels
- 188r Eigenhändiger Vermerk von Marsilius von Inghen, dass er diese Sentenzensammlung an der Universität Heidelberg benutzt hat: Casus excommunicacionum late sentencie extracti a sacris canonibus in duobus [?] sexternis [?] ad usus uniuersitatis per me Marsilium de Inghen. Wo die Hs. entstanden ist, lässt sich nicht abschließend beantworten. Berengar war Lehrer der Kanonistik in Montpellier und Paris (LexMA 4, Sp. 885) und wohl auch in Bologna (http://www-app.uni-regensburg.de/Fakultaeten/PKGG/Philosophie/Gesch_Phil/alcuin/philosopher.php?id=7174; 27.05.2016). Möglicherweise wurde der Codex im Umfeld dieser Wirkungsstätten geschrieben.
) 188r–223r
- Verfasser
- Berengarius Fredoli (GND-Nr.: 100968961).
- Titel
- Liber de excommunicatione.
- Rubrik
- 188r ›[von der Texthand?:] Tractatus [?] excommunicationis Berengarium. [von der Hand des Marsilius:] Casus excommunicacionum late sentencie extracti a sacris canonibus in duobus [?] sexternis [?] ad usus uniuersitatis per me Marsilium de Inghen.‹
- Incipit
- 188r Casus sentencie excommunicacionis late in communi iure a quibus nullus absoluit nisi solus dominus papa. et sunt 35° …
- Explicit
- 223r … cum eterne uite contemplacionem profecerit.
- Edition
- Eugène Vernay, Le Liber de excommunicacione du cardinal Bérenger Frédol, Paris 1912.
Faszikel V (Bl. 224–264)
- Sachtitel / Inhalt
- Albertus Magnus: Super Danielem.
- Entstehungsort
- Frankreich.
- Entstehungszeit
- 14. Jh. (?).
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 40 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 29,1–29,4 × 19,8–20,6 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- Der Faszikel besteht aus vier Lagen, drei Sexternionen und einem Ternio, dessen letztes Bl. 264a nur halb vorhanden ist. 3 VI259 + III264a.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- S. zum Codex.
- Zustand
- Wasserflecken und stärkere Bräunungen am Anfang. Durchgängig leichtere Bräunungen.
- Schriftraum
- 21,1 × 13,2 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 50 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Qualitätvolle Minuskel von einer Hand; s. Geschichte der Hs..
- Buchgestaltung
- Zweispaltig angelegt. Eine große blau-rote Initiale am Anfang, mit üppigem Fleuronné über die gesamte Schriftraumhöhe. Die Anfänge der Kapitel werden durch alternierend blaue und rote Lombarden mit Fleuronné in Gegenfarbe und eine Kapitelzählung auf dem Rand gekennzeichnet. Die zitierten Bibeltexte sind durch rote Unterstreichungen hervorgehoben. Im Kommentar werden Abschnitte durch rote Paragraphzeichen und die üblichen Rubrizierungen gekennzeichnet. Seitentitel.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung.
- Provenienz
- Frankreich / Heidelberg.
- Geschichte des Faszikels
- Das Layout und die Textgestaltung erinnert an die in Frankreich bzw. Paris hergestellten Bibeln. Vielleicht hat Marsilius diese Hs. von seinem Frankreichaufenthalt mit nach Heidelberg gebracht.
) 224ra–264vb
- Verfasser
- Albertus Magnus (GND-Nr.: 118637649).
- Titel
- Super Danielem.
- Angaben zum Text
- Dn mit Prolog. Stegmüller, RB 981 (unter Angabe dieser Hs.). Stevenson, Latini, S. 23, weist diesen Traktat fälschlicherweise Nikolaus von Lyra zu. Vgl. Winfried Fauser, Die Werke des Albertus Magnus in ihrer handschriftlichen Überlieferung Teil I, Münster 1982, S. 221, Nr. 5.
- Incipit
- 224ra Ecclesiastici xxiiijo. [Sir 24,44] Doctrinam quasi antelucanum illumino omnibus et enarrabo illam in longinqum [!] …
- Explicit
- 264vb … de manibus querencium animam meam. [Ecl 55,5] ›Explicit Daniel propheta.‹
- Edition
- Alberti Magni … Opera omnia … vol. 18, ed. Augusti Borgnet, Paris 1893, S. 447–642.
Faszikel VI (Bl. 265–292)
- Sachtitel / Inhalt
- Nicolaus de Lyra: Postilla super Apocalypsim.
- Entstehungsort
- Süddeutschland / Österreich.
- Entstehungszeit
- 14. Jh. (vor 1388) . (s. Geschichte der Hs.).
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 27 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 29,1–29,4 × 19,8–20,6 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- Der Faszikel umfasst drei Lagen, zwei Quinternionen und ein Quaternio. 2 V284 + IV292.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Lagenreklamanten in einer Rahmung, s. auch zum Codex.
- Zustand
- Pergament leicht gebräunt. Tinte zum Teil recht blass. Wenige (genähte) Risse.
- Schriftraum
- 24,3 × 13,7 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 49 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Vertikal gestreckte Minuskel mit kursiven Elementen von einer Hand.
- Buchgestaltung
- Die zur Kapitelgliederung vorgesehenen Initialen wurden nicht ausgeführt. Die zitierten Bibelstellen sind unterstrichen.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- 292v Inhaltsverzeichnis, wohl nach dem Binden des Codex nach 1396 nachgetragen.
- Provenienz
- Süddeutschland / Österreich / Heidelberg.
- Geschichte des Faszikels
- Die Hs. gehörte eigentlich gar nicht von Inghen. Besitzer des Teilkodex war ursprünglich Hartlevus de Marka, ein Kollege von Marsilius, der 1384 in Wien immatrikuliert war und 1387 nach Heidelberg kam, von wo aus er im November 1388 nach Köln ging und dort zum ersten Rektor der neu gegründeten Universität gewählt wurde. Marsilius hatte die Hs. Hartlevus nicht nach Köln nachgesandt, bestimmte allerdings in seinem autographen Vermerk (262r), dass der Text an die Testamentsvollstrecker des 1390 verstorbenen Hartlevus fallen sollte. Diese Anweisung wurde jedoch seitens der Universität Heidelberg nicht befolgt, so dass der Faszikel nach Marsilius’ Tod in Heidelberg verblieb und der vorliegenden Sammlung zugeschlagen wurde. 292v Besitzeintrag, wohl von der Hand Inghens: Jsta expositio Magistri Nycolai de Lira super apocalipsim est Magistri Hartleuj [?].
) 265ra–291va
- Verfasser
- Nicolaus de Lyra (GND-Nr.: 119238683).
- Titel
- Postilla super Apocalypsim.
- Angaben zum Text
- Apc mit Prolog.
Stegmüller, RB 5923. Edition: Nicolaus de Lyra,
Postilla super totam Bibliam IV: Liber Apocalypsis, Straßburg 1492. Vgl. zu
weiteren Editionen: 2VL 6, Sp. 1118.
292r leer.
292v Besitzeintrag (von Marsilius’ Hand?) und Inhaltsverzeichnis.
293*r–v leer.
- Rubrik
- 265r ›Nycholaus de Lyra super apocalipsim fuit magistri Hartleui de Marka, qui mortuus est Colonie Mitatur suis executoribus coloniam‹ [autographe Notiz des Marsilius von Inghen über den Besitzer der Apokalypsenpostille; vgl. Miethke, S. 45].
- Incipit
- 265ra [O]portet te iterum prophetare populis et gentibus Apoc .x. [Apc 10,11] Sicut dixi in principio Genesis …
- Explicit
- 291va … cum dicitur gracia domini nostri Ihesu Christi cum omnibus vobis amen ›Explicit postilla super apocalipsim edita a fratre Nycolao delyra [!] ordinis fratrum monorum sacre theologie doctore. Deo gratias [von anderer Hand:] Amen Deo gracias.‹
- Edition
- s. Angaben zum Inhalt.
- Bearbeitet von
- Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 142. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.