Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 153

Handschrift mit beigebundenem Fragment

Pergament, Papier · 1, 139, 1 Bll. · 28 × 21,5 cm · Tours / Frankreich · 9. Jh. (1. Hälfte) / wohl 10. Jh.


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Passionar / Theologie / Exegese / Predigt / Dichtung.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (modernes Vor- und Nachsatzbl. aus Papier).
Umfang
1, 139, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
28 × 21,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Hs. mit beigebundenem Fragment (I. Bl. 1; II. (Bl. 2–139). (I-1)1a + … + (I-1)140*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 140* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Handschrift enthält Fragment.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Foliierung des 20. Jhs. (1–139), die ältere, römische Foliierung des 17. Jhs. lässt Bl. 1–2 aus und zählt Bll. 3–139 mit 1–137; modernes Vor- und Nachsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen.


Einband
Römischer Einband zwischen 1878 und 1889: weißes Pergament über Pappe; auf Rücken goldgeprägte Wappen von Papst Leo XIII. und Kardinalbibliothekar Jean-Baptiste Pitra sowie rotes Signaturschild. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 820.
Provenienz
Florenz / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
2v (am oberen Rand) ausradierter bzw. verblichener, spätmittelalterlicher Besitzvermerk (?). – Vom Florentiner Giovanni Manetti ca. 1550 über Martin Gerstmann, Agent und Bibliothekar Ulrich Fuggers, an Letzteren verkauft (2v Fuggersignatur mit Provenienzangabe Manetj 63 von der Hand Gerstmanns; verzeichnet im ca. 1555 von Gerstmann angelegten Fugger-Katalog Pal. lat. 1916, 555r, ed. Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 109: „Chrysostomus in epistolam Pauli ad Hebraeos. perg. 63. mane.“) und zunächst nach Augsburg, 1567 durch den Umzug Fuggers nach Heidelberg gelangt, wohl erst nach Fuggers Tod 1584 in den Besitz der Heidelberger Kurfürsten (1r Fugger-Inventarnummer p. 58. b. F. N° 3). Vgl. Lehmann, Fuggerbibliotheken 1, S. 101–106, S. 115f., S. 190 u. Walz, Kat. UB Heidelberg 3, S. XXIX–XXXII. – 1ra alte Signatur 83.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_153
Literatur
Bernhard Bischoff, Die Abtei Lorsch im Spiegel ihrer Handschriften (Geschichtsblätter Kreis Bergstraße. Sonderbd. 10), Lorsch 21989, S. 88, Anm. 114, S. 116f.; Bischoff, Hss. 9. Jh. 3, Nr. 6458; Cagni, Manetti, S. 24, Nr. 45; Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 109, S. 474; Wallace M. Lindsay, Collectanea varia, in: Lindsay (Hg.), Palaeographia Latina, Bd. 3 (St. Andrews University Publications 19), London u.a. 1924, S. 63–66, hier S. 63f.; Edward K. Rand, Studies in the Script of Tours, Bd. 1: A Survey of the Manuscripts of Tours, Cambridge, MA 1929, S. 112f., Nr. 37, Tf. 52f.; OVL, Pal.lat.153; Salmon, Mss. liturgiques 4, S. 127, Nr. 399; Schunke, Einbände 2.2, S. 820; Stevenson, Latini, S. 25.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

(Bl. 2–139)

Sachtitel / Inhalt
Iohannes Chrysostomus (interprete Mutiano scholastico).
Entstehungsort
Tours.
Entstehungszeit
9. Jh. (1. Hälfte).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
138 Bll.
Format (Blattgröße)
28 × 21,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(IV+1)9 + IV17 + I19 + 2 IV35 + I37 + 3 IV61 + III67 + 3 IV91 + (IV-1)98 + IV106 + (IV-1)113 + 2 IV129 + V139. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 140* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Handschrift enthält Fragment.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
9v, 27v–35v, 53v–139v Lagenzählung Q I, III–IIII, Q VI u. VII–XVII (27v, 67v, 83v stark verblichen) auf der jeweils letzten Seite, die Unionen Bll. 18–19 und 36–37 wurden bei der Zählung scheinbar übersprungen. S. auch zum Codex.
Zustand
Insbesondere am Anfang und Ende verschmutzt; einige Fehlstellen und Risse (häufig verstärkt).

Schriftraum
21–21,5 × 16–17 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
27–35 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Von zahlreichen Händen geschrieben (s. Rand, Tours, S. 112f.), u. a. der eines Rigulfus (s. 2r). Der freigebliebene Platz an einigen Lagenende zeigt, dass die Schreiber parallel gearbeitet haben.
Buchgestaltung
3r Incipit in Capitalis quadrata und Unziale mit zeilenweisem Wechsel von Rot und Schwarz, 139v Explicit in roter Capitalis rustica, die sonstigen Incipits und Explicits in roter oder schwarzer bzw. brauner Unziale oder Capitalis rustica, Predigtanfangszeilen bisweilen in Unziale; an Predigtanfängen vergrößerte, rote Initialmajuskeln, Satzmajuskeln (84r z.T. in Rot); Zitatzeichen, 4r–v Zitat (Hbr 1,3–4) in Capitalis rustica.

Nachträge und Benutzungsspuren
2r Gedicht über den Schreiber und Korrektor dieser Hs. sowie drei Distichen von zeitgenössischer Hand, die Korrekturen nach Lindsay, Palaeographia Latina 3, S. 63f. von der Hand des (Haupt-)Korrektors selbst (anders Rand, Tours, S. 113); 2r außerdem ein gereimter Eintrag (10./11. Jh.) und 2r–v Federproben (2v u.a. Ps 111,1 in Capitalis rustica wohl des 9. Jhs.). – Zahlreiche zeitgenössische Korrekturen, einige Korrektorvermerke (u. a. 121v am Lagenende r[e]q[isitum est]); Nota-Zeichen; einige Anmerkungen und Maniculae sowie 3r Titelnachtrag des 15. Jhs.

Der Name des Stifters dieser Hs. wurde im Gedicht 2r ausradiert. – S. auch Geschichte der Hs..

1) 2r Digitalisat

Titel
Versus de codicis scriptore et correctore.
Angaben zum Text
Nur in dieser Hs. überliefertes, satirisches Gedicht über den Schreiber Rigulfus, verfasst vom Korrektor dieser Hs. (Lindsay, Palaeographia Latina 3, S. 63f.); es „scheint in den Kreis des Lupus [von Ferrières] zu führen“ (Bischoff, Lorsch, S. 88, Anm. 114); die drei Distichen (Schaller / Könsgen 2796, 9886, 16068) im oberen Seitendrittel ebenfalls nach dieser Hs. abgedruckt in MGH PL 6.1 (Strecker 1951), S. 170, Anm.
2v Signatur etc.
Incipit
2r Hoc correxit opus domini [Name ausradiert], iusserat hoc scribi sumptibus ille [am Rand korrigiert zu: ipse] suis
Explicit
2r … Ignoscas etiam Rigulfo [über der Zeile: [scr]iptor[i]] sponte precamur, n[am n]unquam [nunquam durchgestrichen] melius [über der Zeile: nullum] scripserat [i]lle librum.
Edition
Lindsay, Palaeographia Latina 3, S. 63f.; MGH PL 6.1 (Strecker 1951), S. 170f., Nr. 5.

2) 3r–139v Digitalisat

Verfasser
Iohannes Chrysostomus (GND-Nr.: 118557831).
Weitere beteiligte Personen
Mutianus scholasticus (GND-Nr.: 101010354).
Titel
In epistulam Pauli ad Hebraeos homiliae XXXIV a Mutiano scholastico Latine versae.
Angaben zum Text
CPG 4440; Albert Siegmund, Die Überlieferung der griechischen christlichen Literatur in der lateinischen Kirche bis zum zwölften Jahrhundert (Abhandlungen der Bayerischen Benediktiner-Akademie 5), München-Pasing 1949, S. 98 (Nennung dieser Hs.). 37v, 67v leer.
140*r–v leer.
Rubrik
3r ›Incipit commentarivm Iohannis aepiscopi Constantinopolitani in epistolam Pauli ad Haebreos ex notis aeditum post eius obitum a Constantio [korrigiert aus: Constio] presbitero Antiocheno et translatum [korrigiert aus: translata] de Gręco in Latinum [korrigiert aus: Latino] a Muciano scolastico‹.
Incipit
3r ›Multifarie et multis modis olimdeus locutus est patribus nostris im [!] prophetisquem etiam saecula fecit. Uere ubi abundauit [korrigiert aus: habundauit] delictum, superabundauit [korrigiert aus: superhabundauit] et gratia (Mutian. Chrysost. hom. 1) …
Explicit
139v … Hoc itaque igne circumsepiamu[r], exhortor, gloriam offerentes domino nostro Iesu Christo, [cu]m quo patri g[lo]ria una cum spiritu sancto, imperium, honor nunc et semper et in saecula saeculorum,amen‹ (Mutian. Chrysost. hom. 34). ›Explicit commentarivm Iohannis episcopi Constantinopolitani in epistolam Pavli ad Hebreos ex notis editvm post eivs obitvm a Constantio presbitero Antiochero [!] et translatvm de Greco in Latinvm a Mvciaro [!] scolastico versvs DCC‹.
Edition
Migne PG 63, Sp. 237–456.

Fragment (Bl. 1)

Sachtitel / Inhalt
Passionarium (?).
Entstehungsort
Frankreich (?).
Entstehungszeit
wohl 10. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Fragment.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
2 Bll.
Format (Blattgröße)
28 × 21,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Doppelbl., beschnitten und um 90° gedreht als Vorsatzbl. eingebunden, der ursprünglich obere Teil und ca. eine (ursprünglich senkrechte) Blatthälfte verloren (mit Textverlust).
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
s. zum Codex.
Zustand
Verschmutzt, 1r Schrift z.T. abgerieben. Löcher und Risse 1v verstärkt.

Schriftraum
.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
20 Zeilen (plus weitere im Falz erhalten).
Angaben zu Schrift / Schreibern
Tironischer et-Haken, bisweilen rundes s an Wortende und als littera superscripta.

Nachträge und Benutzungsspuren
Federproben.

Geschichte des Fragments
Wohl schon in Manettis Besitz diesem Codex beigebunden. – S. Geschichte der Hs.

) 1r–1v Digitalisat

Titel
Index passionarii (?).
Angaben zum Text
Wohl Inhaltsverzeichnis zu einer hagiographischen Hs., erhalten sind Einträge zu Briefen des Sulpicius Severus und zu Heiligenpassionen und -viten, angeordnet nach dem Jahresverlauf.
1ar–v leer.


Bearbeitet von
Michael Kautz, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 153. Beschreibung von: Michael Kautz (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.