Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 1961
Jacques Legrand, Livre de bonnes moeurs
Papier · 1, 89, 1 Bll. · 28,1 × 21,0 cm · Romandie / Franche-Comté / Rhône-Alpes · 1420er/1430er Jahre
- Schlagwörter (GND)
- Unterweisung / Ethik.
- Entstehungsort
- Romandie / Franche-Comté / Rhône-Alpes.
- Entstehungszeit
- 1420er/1430er Jahre.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 1, 89, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 28,1 × 21,0 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + XIII25 + XI47 + (XIV-1)74 + (VIII-1)89 + (I-1)90*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 90*. Erste Lage beginnt mit Bl. 2a.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung (1–89). Bei ungez. Blättern folgt die Zählung dem Digitalisat (1a, 2a, 90*).
- Zustand
- Im Wesentlichen gut erhalten. Gelegentlich Tinte leicht berieben und verblasst; stellenweise leichte Bräunungen, meist am Rand. Zum Teil größere Fehlstellen mit Textverlust ausgebessert (u. a. Bl. 62; wohl bei der Restaurierung 2008 durchgeführt).
- Wasserzeichen
- Nach Lebigue / Savoye, Des origines, wie bei Pal. lat. 1992 Mühlrad mit Kurbel, annähernd identisch mit Briquet, Les filigranes, Nr. 13268, welche auf Blättern zu finden sind, die 1427 in Genf Verwendung fanden. Ebenfalls annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die nach WZIS 1438/1439 verwendet wurden (DE5580-Clm6604_154).
- Schriftraum
- 20,8 × 12,0–14,0 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 40–45 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Von einer Hand geschrieben, anfänglich in einer Bastarda, legt die Schrift zusehends ihre ausschmückenden Elemente ab. Es handelt sich bei dem Schreiber des Codex um dieselbe Hand wie bei Pal. lat. 1992, mit dem die vorliegende Hs. ursprünglich eine Einheit bildete. Gotische Minuskel als Auszeichnungsschrift für die Kapitelanfänge.
- Buchgestaltung
- Blockhafte Anordnung des Textes. Zwischenüberschriften, darauf Kapitelanfänge in vergrößerter gotischer Minuskel; rote Paragrafenzeichen.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Wenige Korrekturen, Ergänzungen und Anmerkungen sowie Nota-Zeichen und Maniculae, in der Regel von der Schreiberhand. Wenige Anstreichungen am Rand von einer wohl späteren Hand; vereinzelt rote Unterstreichungen (Bl. 66–67).
- Einband
- Römischer Einband um 1780: helles Pergament über Pappe. Rücken mit hs. Signatur: PAL 1961, und blauem Signaturschildchen. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 901.
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1ar mit älterer Signatur: 1833. 2ar mit Capsa-Nummer: C. 1., sowie der Allacci-Signatur (?): 1252. 89v mit kopfständiger Signatur: 1255. Restaurierungsvermerk der vatikanischen Restaurierungswerkstätten vom 7. Februar 2008 auf dem Hinterspiegel. Die Wzz. legen nahe, dass die Hs. in den 1420er oder 1430er Jahren in der Romandie oder den westlich angrenzenden Regionen der Franche-Comté oder Savoyens geschaffen wurde. Wie Jean-Baptiste Lebigue und Marie-Laure Savoye vermuten, könnte Margarethe von Savoyen (1420–1479), die Gattin des Kurfürsten Ludwig IV., diese besessen haben (Lebigue / Savoye, Des origines). Über ihren Erben Kurfürst Philipp wäre das Werk in diesem Fall in die Schlossbibliothek und schließlich in die Bibliotheca Palatina gelangt (Zimmermann, Handschriften, S. 103–105). Darüber hinaus kommt aber auch Mechthild von Savoyen-Achaia (um 1390–1438), die Gattin des Kurfürsten Ludwig III., als mögliche Besitzerin in Betracht, unterhielt sie doch zeitlebens gute Verbindungen in ihre Herkunftsregion, insbesondere in die Franche-Comté. Nach Christ, Handschriften, S. 54, war der Band früher mit Pal. lat. 1992 zusammengebunden, wie aus dem gemeinsam verwendeten Titel auf 1r hervorgeht, der aus dem 16. Jh. stammen dürfte: Virtutum liber 1. cuius duæ sunt partes. (vgl. auch Pal. lat. 1992, 1r). Allerdings muss die Trennung der beiden Teile bereits in Heidelberg vor dem Abtransport nach Rom erfolgt sein, da beide Hss. unterschiedliche Capsa-Nummern tragen. Mit Sicherheit in der Schlossbibliothek befand sich der Codex Mitte des 16. Jhs., schließlich findet sich in den Katalogen zu jenen Büchern, die unter Kurfürst Ottheinrich von der Schlossblibliothek in die Bibliothek der Heiliggeistkirche verbracht wurden, ein Liber virtutum, cuius duæ sunt partes, frantzosisch, auf papir, geschrieben (Pal. lat. 1934, 22v, bzw. derselbe Eintrag mit dem Verweis 3.14. in der Abschrift Pal. lat. 1936, 32v; vgl. auch Christ, Handschriften, S. 16). Im nach 1581 angefertigten Katalog der Bibliotheca Palatina findet sich das Werk wohl unter Liber virtutum, gallice, geschrieben, papir, jn folio, bretter, rot leder, bucklen (Pal. lat. 1938, 88r, vgl. auch Christ, Handschriften, S. 17).
- Literatur
- ARCA, Biblioteca Apostolica Vaticana – Pal. lat. 1961; Berschin, Palatina, S. 134; Evencio Beltran, Jacques Legrand O.E.S.A. Sa vie et son
oeuvre, in: Augustiniana 24 (1974), S. 387–414, hier S. 412; Christ, Handschriften, S. 54f.; Lebigue / Savoye, Des
origines; Montuschi, Dai duchi, S. 255, 257; OVL,
Pal.lat.1961; Marie-Laure
Savoye, Notice, in: Jonas-IRHT / CNRS,
http://jonas.irht.cnrs.fr/manuscrit/73555; Schunke, Einbände 2.2, S. 901; Richard E. F. Straub, Les manuscrits du Livre de bonnes
meurs conservés à la Biblioteca Apostolica Vaticana, in: „A l’heure encore de
mon escrire“. Aspects de la littérature de Bourgogne sous Philippe le Bon et
Charles le Téméraire, hrsg. von Claude Thiry,
Louvain-la-Neuve 1997 (Les lettres romanes, Hors série, 1997), S. 163–181, hier
S. 169, 172–181.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1r–89r
- Verfasser
- Jacques Legrand (GND-Nr.: 118999877).
- Titel
- Livre de bonnes moeurs.
- Angaben zum Text
- Es handelt sich um eine von Jacques Legrand (um 1360–um 1425; LMA 5, Sp. 259) selbst verfasste französische Übersetzung des zweiten und dritten Teils seines ‚Sophilogium‘, einer Unterweisung in der Moralphilosophie; die 1410 beendete Übertragung ist Johann II. von Valois, Herzog von Berry († 1416), gewidmet. Derselbe Text auch in Pal. lat. 1995. Zu Autor und Text: ARLIMA, https://arlima.net/no/59. – 1ar bis auf Signatur leer. – 1av leer. – 2ar bis auf Capsa-Nummer und Allacci-Signatur (?) leer. – 2av leer. – 89v bis auf kopfständige Signatur leer. – 90*r–v leer.
- Rubrik
- 1r ›Cy apres sensuit le livre de bonnes meurs‹ [von anderer, wohl zeitgenössischer Hand nachgetragen].
- Incipit
- 1r ›Tous orgueilleux se veulent‹ a dieu comparer en tant quilz se glorifient en eulx mesmes …
- Explicit
- 89r … Par quoy il appert que pou vault l’esperance de ceulx qui dient que le monde durera moult longuement et cetera. ›Explicit et cetera. Deo gracias. Finito libro sit laux et gloria Christo‹.
- Edition
- Jacques Legrand, Archiloge Sophie et Livre de bonnes meurs, hrsg. von Evencio Beltran, Paris 1986 (Bibliothèque du XVe siècle 49).
- Bearbeitet von
- Dr. Uli Steiger, Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 1961. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger, Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.