Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 1966
Christine de Pizan, La cité des dames
Papier · 1, 188, 1 Bll. · 25,7 × 19,0 cm · Romandie / Rhône-Alpes · um 1438
- Schlagwörter (GND)
- Traktat / Allegorie / Querelle des femmes.
- Entstehungsort
- Romandie / Rhône-Alpes.
- Entstehungszeit
- um 1438.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 1, 188, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 25,7 × 19,0 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + VIII16 + VII30 + 3 VIII77 + IX95 + 2 VIII127 + 2 VII155 + 2 VIII187* + 1188*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a. Das alte vorrömische Vorsatzbl. ist jetzt als Bl. 188* eingebunden und an den Hinterspiegel angefasert.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Reste einer zeitgenössischen Foliierung, ab Bl. 118 erkennbar; fehlerhafte römische Foliierung (1–186), zählt Bl. 45 doppelt (hier als 45a bezeichnet). Bei ungez. Blättern folgt die Zählung dem Digitalisat (1a, 187*–188*). ‒ Regelmäßig Lagenreklamanten, meist um 90° gedreht.
- Zustand
- Papier leicht gebräunt mit wenigen Flecken, teilweise leicht stockfleckig. Im Wesentlichen gut erhalten. Gelegentlich Tinte leicht berieben und verblasst; Tinte schlägt teilweise (leicht) durch, beginnender Tintenfraß (verstärkt bei den Blättern 78–127).
- Wasserzeichen
- Ochsenkopf mit Stange und Stern, Bll. 3–4, 8, 10–12, 15–16, 37, 39, 109, 111, laut Lebigue / Savoye, Des origines, identisch mit Briquet, Les filigranes, Nr. 15103, bei Papieren, die zwischen 1434–1446 in Avignon verwendet wurden, ähnlich Wzz. bei Papieren, die nach WZIS zwischen 1442 und 1447 wahrscheinlich in Koblenz Verwendung fanden, DE4440-701.221_40; Ochsenkopf, Bll. 47–48, 52–53, 56–58, 61–63, 67, 69, 71, 73–75, 104–107, 132, 138, 161–162, 164, 167–173, 175–176, 179, 181–182, 185, nach Lebigue / Savoye, Des origines, ähnlich Briquet, Les filigranes, Nr. 14313, bei Papieren, die 1430 im Waadtland verwendet wurden, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die nach WZIS 1440–1442, DE8100-HBIII33_999b, und 1437 in Chambéry, IT8190-PO-79308, verwendet wurden. Schlange, Bll. 22–23, 27–28, 33, 41, 81–82, 94–95, 108, 112–113, 120–125, 128–130, 134, 146–147, 149, 152–155, nach Lebigue / Savoye, Des origines, identisch Briquet, Les filigranes, Nr. 13701, bei Papieren, die 1438 in Schaffhausen Verwendung fanden und aus der Lombardei stammen.
- Schriftraum
- 18,9 × 12,75 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 28–32 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Bastarda von einer Hand.
- Buchgestaltung
- Zweispaltige Anordnung des Textes. Farbige Zierinitialen auf Goldgrund mit Bordürenstab am Beginn jedes Teils (3r, 70r, 157v); Rubriken mit Kapitelzählung, alternierend rote und blaue zwei- bis dreizeilige Lombarden sowie rot und blau alternierende Paragrafenzeichen zur weiteren Gliederung des Textes. Anweisungen für den Rubrikator nahezu durchgängig sichtbar (28rb fehlerhaft ausgeführt).
- Buchschmuck
- Satzspiegelbreite, halbseitige Vorzeichnungen für Miniaturen mit thematischem Bezug am Anfang jedes der drei Teile (3r, 70r, 157v); teilweise koloriert, in die Hs. eingeklebt; vgl. Christ, Handschriften, S. 62. S. auch Bildbeschreibung in heidICON sowie Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Wenige Korrekturen und Ergänzungen (von der Schreiberhand?), zum Teil mit Verweiszeichen. 95rb Streichung und Verbesserung der Rubrik, da fälschlich die Rubrik von Kapitel 22 wiederholt wurde (von 94va), möglicherweise von der Schreiberhand (?). Vereinzelt Nota-Vermerke.
- Einband
- Römischer Einband um 1780: helles Pergament über Pappe. Rücken mit hs. Signatur, ältere Nummer nahezu erloschen (vgl. beispielhaft Pal. lat. 1967) und blauem Signaturschildchen. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 901.
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1ar mit älterer Signatur: 1834; 188*r mit der Capsa-Nummer: C. 1. und der Allaccci-Signatur: 1249. (das heutige Bl. 188* ist das alte vorrömische Vorsatzbl., wie sich u. a. am Abklatsch der Signaturen auf Bl. 1a zeigt, und wurde zu einem späteren unbestimmten Zeitpunkt der Hs. als letztes Bl. beigebunden und an den Hinterspiegel angefasert). In Anbetracht der verwendeten Papiere dürfte die Hs. um 1438 im Raum zwischen der französischsprachigen Schweiz und Avignon entstanden sein. Die eingeklebten Vorzeichnungen der Miniaturen sprechen aus stilistischen Gründen für eine Entstehung in Paris um 1420 (vgl. heidICON) und wurden wohl während der Herstellung eingefügt. Nicht zuletzt die Herkunft des Papiers hat Jean-Baptiste Lebigue und Marie-Laure Savoye dazu bewogen, Margarethe von Savoyen (1420–1479), die Gattin Kurfürst Ludwig IV., als Besitzerin der Hs. ins Spiel zu bringen (Lebigue / Savoye, Des origines). Mit ihrem Tod fielen ihre Bücher an ihren einzigen männlichen Erben, Kurfürst Philipp, und gingen damit in die Schlossbibliothek und schließlich in die Bibliotheca Palatina ein (Zimmermann, Handschriften, S. 103–105). Darüber hinaus kommt allerdings auch Mechthild von Savoyen-Achaia (um 1390–1438), die Gattin des Kurfürsten Ludwig III., als mögliche Besitzerin in Betracht. Mit einiger Sicherheit dürfte sich der Codex Mitte des 16. Jhs. in der Schlossbibliothek befunden haben, so der Eintrag De ciuitate nostræ dominæ, franczösisch, geschrieben, papier (Pal. lat. 1941, 14v, ein weiteres Mal in der Abschrift Pal. lat. 1937, 17r, dort mit der Signatur 1.3.13.), bzw. Ein welsch buch von frawen gewonheit, auf papir, geschrieben (Pal. lat. 1934, 11v, ein weiteres Mal in der Abschrift Pal. lat. 1936, 15v; vgl. auch Christ, Handschriften, S. 16). Demnach gelangte der Palatinus wohl unter Kurfürst Ottheinrich aus der Schlossbibliothek in die Bibliothek der Heiliggeistkirche. Im nach 1581 angefertigten Katalog der Bibliotheca Palatina findet sich der Titel De civitate dominæ, papir, bretter, rot leder, bucklen, gallice (Pal. lat. 1931, 308r; vgl. auch Christ, Handschriften, S. 18).
- Literatur
- ARCA, Biblioteca Apostolica Vaticana – Pal. lat. 1966; Backes, Leben, S. 180 A. 235; Berschin, Palatina, S. 134, 138; Christ, Handschriften, S. 62; Maureen C. Curnow, The Livre de la cité des Dames of
Christine de Pisan. A Critical Edition, Bd. 1, Diss. Nashville 1975, S. 553,
570; DEAF,
ChrPisCitéC; Lebigue / Savoye, Des
origines; Orlanda S. H. Lie u.a., Christine de Pizan in Bruges. Le
Livre de la Cité des Dames as Het Bouc van de Stede der Vrauwen (London,
British Library, Add. 20698), Hilversum 2015 (Middeleeuwse studies en bronnen
157), S. 31 A. 60; Claudia List / Wilhelm Blum, Buchkunst
des Mittelalters. Ein illustriertes Handbuch, Stuttgart / Zürich 1994, S.
145; Montuschi, Dai duchi, S. 255; OVL,
Pal.lat.1966; Marie-Laure
Savoye, Notice, in: Jonas-IRHT / CNRS,
http://jonas.irht.cnrs.fr/manuscrit/76308; Schunke, Einbände 2.2, S. 901; Andrea Valentini, La tradition manuscrite du Livre de la
Cité des Dames de Christine de Pizan. Sur la genèse et l’évolution d’un texte
majeur du XVe siècle, in: Romania 137 (2019), S. 394–445; Andrea Valentini, Quand les linguistes et les philologues
s’accordent: L’exemple de quelques manuscrits tardifs du Livre de la cité des
dames de Christine de Pizan, in: Çédille, revista de estudios franceses 19
(2021), DOI:
https://doi.org/10.25145/j.cedille.2021.19.09, S. 197–225, hier S.
224.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1r–186r
- Verfasser
- Christine de Pizan (GND-Nr.: 118520644).
- Titel
- La cité des dames.
- Angaben zum Text
- Die Hs. überliefert den gesamten Text der ‚Cité des dames‘ von Christine de Pisan (1364/1365–1430?; LMA 2, Sp. 918–920; ARLIMA, https://arlima.net/no/2 [unter Angabe von umfangreicher Literatur]), einer zwischen 1404 und 1405 entstandenen Verteidigung der Frauen gegen das zeitgenössische misogyne Frauenbild, wie es der Kleriker Jean de Meung (um 1240–um 1305) in seiner Fortsetzung des Rosenromans zusammenfasste; sie gilt als Ausgangspunkt der Querelles des femmes; vgl. u.a. Ute Gerhard, Geschlechterstreit und Aufklärung, in: Ute Gerhard, Frauenbewegung und Feminismus. Eine Geschichte seit 1789, München 22012, S. 11. 1ra Cy commence la table des rebroiches du livre de la cité des dames … 3ra [Teil 1:] ›Cy commence le livre de la cité des dames duquel le premier chapistre parle pour quoy et par quel mouvement le dit livre fut fait, vng‹. Selon la maniere que j’ay plus en usaige … 70ra [Teil 2:] ›Cy commence la ije. partie de ce livre la quelle parle comment et par qui la cité des dames fu par dedens maisonnee ediffiee et puepplee .I.‹ Aprés les parolles de la premiere dame qui raison estoit nommee … 157va [Teil 3:] ›Cy commence la tierce partie du livre de la cité des dames la quelle parle comment et par qui les haulx combles des tours furent parfais … .I.‹ Atant se tira vers moy dame justice a sa haulte maniere … 186ra … et mottroyt la joie qui a tousjours dure laquelle ainssi par sa grace vous face. Amen. Explicit la troisiesme et derreniere partie du livre de la cité des dammes. Deo gracias. – 1ar bis auf Signatur leer. – 1av leer. – 186v–187*v bis auf Zeilengerüst leer. – 188*r bis auf Capsa-Nummer und Allacci-Signatur leer. – 188*v leer.
- Rubrik
- 3ra ›Cy commence le livre de la cité des dames duquel le premier chapistre parle pour quoy et par quel mouvement le dit livre fut fait, vng‹.
- Incipit
- 3ra Selon la maniere que j’ay plus en usaige …
- Explicit
- 186ra … et mottroyt la joie qui a tousjours dure laquelle ainssi par sa grace vous face. Amen.
- Edition
- Maureen C. Curnow, The Livre de la cité des Dames of Christine de Pisan. A Critical Edition, 2 Bde., Diss. Nashville 1975.
- Bearbeitet von
- Dr. Uli Steiger, Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 1966. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger, Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.