Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 1972

Herbert Le Duc, Folque de Candie

Pergament · 1, 150, 1 Bll. · 17,0–17,8 × 10,6–11,2 cm · Südost- / Zentralfrankreich · Mitte 13. Jh.


Schlagwörter (GND)
Roman / Chanson de geste / Versepos.
Entstehungsort
Südost- / Zentralfrankreich.
Entstehungszeit
Mitte 13. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
1, 150, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
17,0–17,8 × 10,6–11,2 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 4 IV32 + (V-2)40 + V50 + IV58 + 2 V78 + (VI-2)88 + (V-2)96 + 4 IV126 + (V-2)133 + IV140 + III146 + (I-1)147*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 147*. Zählfehler: Ungez. Bll. nach 101, 108, 131, 137.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Fehlerhafte römische Foliierung in Rot (1–146), bis Bl. 8 eine doppelte Foliierung, sowohl oben rechts als auch am unteren Rand. Bei ungez. Blättern folgt die Zählung dem Digitalisat (1a, 101a, 108a, 131a, 137a, 147*). ‒ Lagenreklamanten, meist durch Beschnitt gestört. Lagenzählung auf der ersten Seite der Lage (A-S); Christ, Handschriften, S. 84, vermutet, dass diese Lagenzählung „aus der Zeit des Neueinbandes in der Vatikana zu stammen“ scheint.
Zustand
Pergament gebräunt und verschmutzt, mit Knicken und Falten, Löchern und Rissen, meist ausgebessert und genäht; Haar- und Fleischseite zum Teil deutlich unterscheidbar. Wasserschaden. Tinte schlägt vereinzelt durch, stellenweise berieben und verblasst. Bll. teilweise unregelmäßig.

Schriftraum
13,7–14,2 × 6,0–7,0 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
36 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Textura von einer Hand. Nur wenige Verse 31v–32r, 36r–37r und 53v–54r scheinen von einer anderen Hand geschrieben zu sein.
Buchgestaltung
Blockhafte Anordnung des Textes. Rubriken; große rote Lombarde mit Binnenverzierungen am Anfang des Epos, kleinere rote Lombarden zur Kennzeichnung der Strophen. Die Verse beginnen mit Versalien, ab 2v schwarz, zuvor rot und schwarz alternierend, gelb unterlegt. Die beiden Versteile sind meist durch Punkte getrennt; wellenförmige Zierlinien jeweils am Versende (rot-schwarz im Wechsel, rot oder schwarz). Anweisungen für den Rubrikator nahezu durchgängig sichtbar.

Nachträge und Benutzungsspuren
Einige Streichungen (u. a. auch doppelte Verse, 64r), Rasuren und Korrekturen bzw. Anmerkungen von einer anderen (zeitgenössischen oder nicht viel jüngeren) Hand.

Einband
Römischer Einband zwischen 1939 und 1957: helles Pergament über Pappe; Rücken mit goldgeprägtem Wappen Papst Pius XII. und des Kardinalbibliothekars Giovanni Mercati, goldgeprägter Signatur in rotem Signaturschild und blauem Signaturschildchen. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 901.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen und dem Signaturschildchen des alten Rückens. 1r mit Capsa-Nummer: C. 86, der Allacci-Signatur: 1240 sowie einer älteren Signatur: 898 und der römischen Signatur in Blei. Oskar Schultz-Gora hat gute Argumente angeführt, die eine Entstehung der Hs. nach 1239 als plausibel erscheinen lassen (Schultz-Gora, Zur Datierung, S. 312–315), wobei dies aus paläografischer Sicht nicht lange nach diesem Datum geschehen sein dürfte. Aufgrund der Sprachformen verorteten Oskar Schultz-Gora und Ulrich Mölk die Herstellung des Codex im Südosten Frankreichs (Folque de Candie, Bd. 4, S. 2), zuletzt nahm Keith Busby diesbezüglich Zentralfrankreich an (Busby, Codex, Bd. 2, S. 574 A. 225).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_1972
Literatur
ARCA, Biblioteca Apostolica Vaticana – Pal. lat. 1972; Berschin, Palatina, S. 134; Keith Busby, Codex and Context. Reading Old French Verse Narrative in Manuscript, 2 Bde., Amsterdam / New York 2002 (Faux titre. Etudes de langue et littérature françaises 221), Bd. 1, S. 377, 379–382, Bd. 2, S. 574 A. 225; Christ, Handschriften, S. 84f.; DEAF, HerbCandS; Joseph J. Duggan, The Manuscript Corpus of the Medieval Romance Epic, in: The Medieval Alexander Legend and Romance Epic. Essays in Honour of David J. A. Ross, hrsg. von Peter Noble / Lucie Polak / Claire Isoz, Millwood 1982, S. 29–42, hier S. 39; Folque de Candie von Herbert le Duc de Danmartin, nach den festländischen Handschriften zum ersten Mal vollständig hrsg. von Oskar Schultz-Gora, Bd. 4, Einleitung, bearb. u. hrsg. von Ulrich Mölk, Tübingen 1966 (Beihefte zur Zeitschrift für romanische Philologie 111), v. a. S. 1f.; Charles François, Foucon de Candie. Le nom povre veü, in: Revue Belge de Philologie et d’Histoire 49 (1971), S. 799–841, hier S. 806ff.; Thordis Hennings, Französische Heldenepik im deutschen Sprachraum. Die Rezeption der Chansons de Geste im 12. und 13. Jahrhundert – Überblick und Fallstudien, Heidelberg 2008, S. 80; Les épopées romanes, hrsg. von Rita Lejeune / Jeanne Wathelet-Willem / Henning Krauss, Bd. 1/2, Fasz. 3, La Geste des Narbonnais (cycle de Guillaume d’Orange), bearb. von Madeleine Tyssens / Jeanne Wathelet-Willem, Heidelberg 2001, S. 154; Montuschi, Dai duchi, S. 246–248, 255, 257; Paola Moreno, Lasse inedite della chanson de geste de Foucon de Candie, in: Medioevo romanzo 15 (1990), S. 371–405, hier S. 372 ff.; Paola Moreno, La tradizione manoscritta del Foucon de Candie. Contributo per una nuova edizione, Neapel 1997 (Romanica neapolitana 30), v. a. S. 39–41; OVL, Pal.lat.1972; Oskar Schultz-Gora, Zur Datierung des ‚Folque de Candie‘, in: Zeitschrift für Romanische Philologie 53 (1933), S. 311–317, hier S. 312–315; Schunke, Einbände 2.2, S. 901; Section romane, Notice, in: Jonas-IRHT / CNRS, http://jonas.irht.cnrs.fr/manuscrit/72585.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–146v Digitalisat

Verfasser
Herbert Le Duc (GND-Nr.: 113109695).
Titel
Folque de Candie.
Angaben zum Text
Der Palatinus bietet vollständig den in Zehnsilblern verfassten ersten Teil des Versepos ‚Folque de Candie‘ des Herbert le Duc de Dammartin (Ende 12. Jh.–Anfang 13. Jh.; ARLIMA, https://arlima.net/no/111). Der Text bricht jedoch am Anfang des überwiegend in Alexandrinern verfassten zweiten Teils in einer Schlachtenschilderung ab, sodass die Hs. nach der Edition von Schultz-Gora die Verse 1–10960 umfasst. – 1ar–v leer. – 147*r–v leer.
Rubrik
1r ›Oï at un vers qui n’est pas frarin‹ [Rubrik ist schon der erste Vers des Epos].
Incipit
1r Il nes troverent gascon ne enievin / Herberz li dux les fist a Danmartin / Ses fist escrivre en un brief baudoin
Explicit
146v … Qui si fiert chevalier n’est pas brez ne galeis / Ainz doit bien baisier dame soz cortine d’orfreis / Ne li doit rien veer qui li tort a defois [Text bricht ab.].
Edition
Folque de Candie von Herbert le Duc de Danmartin, nach den festländischen Handschriften zum ersten Mal vollständig hrsg. von Oskar Schultz-Gora, 3 Bde., Dresden 1909–1936 (Gesellschaft für romanische Literatur 21, 38 u. 49).


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 1972. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger, Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.