Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 1973
Henri Suso, Horloge de sapience
Pergament · 1, 215, 1 Bll. · 26 × 18,5 cm · Genf (?) · um 1417
- Entstehungsort
- Genf (?).
- Entstehungszeit
- um 1417.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 1, 215, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 26 × 18,5 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 17 VI203 + (VI-1)214 + (I-1)215*. – Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 215*. Erste Lage beginnt mit Bl. 2a.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung (1–214). Bei ungez. Blättern folgt die Zählung dem Digitalisat (1a–2a, 215*). ‒ Lagenreklamanten, zumeist in Rahmung und mit Verzierungen.
- Zustand
- Im Wesentlichen gut erhalten. Pergament an wenigen Stellen durchscheinend, leichte Bräunungen; vereinzelt kleinere Löcher.
- Schriftraum
- 17,5–21,0 × 12,0 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 31 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Bastarda von einer Hand. Als Auszeichnungsschrift findet eine gotische Minuskel an den Kapitelanfängen sowie für die Versalien des Epilogs Verwendung. Darüber hinaus sind die Ober- bzw. Unterlängen der Buchstaben in der ersten bzw. letzten Zeile einer Seite stark verlängert, z. T. mit Gelb unterlegt und cadellenhaft ausgeziert, sodass die Schrift hier durchaus an eine Urkundenschrift der Zeit erinnert.
- Buchgestaltung
- Blockhafte Anordnung des Textes. Rubriken mit Kapitelzählung; rot-blaue Lombarden an den Kapitelanfängen, kombiniert mit einer gotischen Minuskel (z. T. bis zu zwei Zeilen umfassend). Teilweise gelb unterlegte Satzmajuskeln sowie rote und blaue Paragrafenzeichen im Wechsel zur weiteren Textgliederung; gelb unterlegte Versalien im Epilog (aus der gotischen Minuskel). Die Dialogteilnehmer werden durch gotische Minuskel hervorgehoben; Marginalschlagwörter mit Satzmajuskeln, zum Teil gelb unterlegt oder mit den üblichen Rubrizierungen. In der Inhaltsübersicht rote und blaue Zeilenfüller im Wechsel. Anweisungen für den Rubrikator meist noch sichtbar.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Vorderspiegel mit einem Eintrag von Enrico Stevenson über die Vergabe der Signaturen für Pal. lat. 1973 bis Pal. lat. 1995.
- Einband
- Römischer Einband um 1780: helles Pergament (über Pappe?). Rücken mit zwei Signaturschildchen; am Kopf unter dem blauen Signaturschildchen noch wenige Reste einer hs. Signatur erkennbar (vgl. beispielhaft Pal. lat. 1967). Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 901.
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Vorderspiegel mit Signaturschildchen und Eintrag Stevensons zur Signaturenvergabe. 1ar mit römischer Signatur Pal.; 2ar mit Capsa-Nummer: C. 103, und der Allacci-Signatur: 1256, sowie einer älteren Signatur: 1823. Heidelberger Titel des 16. Jhs.: Horologium sapientiæ (2ar), und der ergänzenden deutschsprachigen Bezeichnung: ey[n] welsch buch von der wyssheit vnd [?] libe et cetera (2av). Jean-Baptiste Lebigue und Marie-Laure Savoye haben bereits auf die Nähe des Palatinus zu Genf, Bibliothèque de Genève, Ms. fr. 6 hingewiesen (Lebigue / Savoye, Des origines). Wie Layout und Schrift vermuten lassen, wurde die Genfer ‚Horloge‘ wohl von demselben Schreiber im Jahr 1417 vollendet und das höchstwahrscheinlich in Genf, wie der Kolophon zum Ausdruck bringt (Paule Hochuli Dubuis, Notice de Genève, Bibliothèque de Genève, Ms. fr. 6, https://www.e-codices.unifr.ch/de/list/one/bge/fr0006), weshalb auch die räumliche und zeitliche Einordnung des Palatinus hinsichtlich seiner Entstehung dem Genfer ‚Horloge‘ in etwa entsprechen dürfte. Lebigue und Savoye haben noch nicht die Beschreibung der Genfer Hs. gekannt und die Entstehung des Palatinus etwas später angesetzt und daraus gefolgert, dass diese schließlich im Besitz der Margarethe von Savoyen gewesen und in diesem Fall schließlich über ihren Sohn, Kurfürst Philipp, in die Bibliotheca Palatina gelangt sein könnte (Lebigue / Savoye, Des origines). Die Datierung um das Jahr 1417 lässt es allerdings auch als möglich erscheinen, dass die in ebenjenem Jahr mit Ludwig III. verheiratete Mechthild von Savoyen-Achaia die Hs. in Auftrag gegeben oder erworben und mit nach Heidelberg gebracht haben könnte. Mit großer Sicherheit befand sich der Palatinus in der Mitte des 16. Jhs. in der Schlossbibliothek, ehe er unter Kurfürst Ottheinrich in die Bibliothek der Heiliggeistkirche transferiert wurde. In den diesbezüglich angelegten Katalogen aufgenommen als Horologium sapientiæ, auf perment, geschrieben, frantzhesisch (Pal. lat. 1929, 79v, ebenso in Pal. lat. 1936, 23v, dort mit der Signatur 3.25.; vgl. auch Christ, Handschriften, S. 16).
- Literatur
- ARCA, Biblioteca Apostolica Vaticana – Pal. lat. 1973; Berschin, Palatina, S. 134; Christ, Handschriften, S. 85f.; Geneviève Hasenohr, Aperçu sur la diffusion et la
réception de la littérature de spiritualité en langue française au dernier
siècle du Moyen Age, in: Wissensorganisierende und wissensvermittelnde
Literatur im Mittelalter. Perspektiven ihrer Erforschung, Kolloquium 5.–7.
Dezember 1985, hrsg. von Norbert R. Wolf, Wiesbaden 1987
(Wissensliteratur im Mittelalter 1), S. 57–90, hier S. 73 A. 63; Lebigue / Savoye, Des
origines; Montuschi, Dai duchi, S. 237, 246, 247,
255; Montuschi, Le biblioteche, S. 331; OVL,
Pal.lat.1973; Marie-Laure
Savoye, Notice, in: Jonas-IRHT / CNRS,
http://jonas.irht.cnrs.fr/manuscrit/76520; Marie-Laure Savoye u.a., Sur les traces d’Édith Brayer.
Catalogue des manuscrits français et occitans de la Bibliothèque Vaticane, in:
Mélanges de l’École française de Rome – Moyen Âge, https://doi.org/10.4000/mefrm.2212; Schunke, Einbände 2.2, S. 901.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1r–214r
- Verfasser
- Henri Suso (GND-Nr.: 118613510).
- Weitere beteiligte Personen
- Jehan de Souabe.
- Titel
- Horloge de sapience.
- Rubrik
- 1r ›La table. Cest volume contient deux livres‹.
- Incipit
- 1r Le premier livre contient …
- Explicit
- 214r … Pour moy une fois le pater nostre / Disons en la derreine roye / Amen. Amen, que dieu l’ottroye. ›Explicit‹.
- Edition
- Peter R. Monks, The Brusels Horloge de Sapience: Iconography and Text of Brussels, Bibliothèque Royale, MS. IV 111, Leiden 1990; Marie-France Piaggeski-Ajdnik, L’Orloge de Sapience, livre 1: Traduction de l’Horologium sapientie de Henri Suso, faite par un moine anonyme de Neufchâteau en 1389. Édition critique avec introduction, notes et glossaire, d’après le manuscrit no 926 de la Bibliotèque nationale de Paris, Nancy 1984.
- Bearbeitet von
- Dr. Uli Steiger, Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 1973. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger, Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.