Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 1983

La tragédie du sac de Cabrières

Papier · 3, 36, 1 Bll. · 19,8 × 14,3 cm · Genf (?) · um 1560


Schlagwörter (GND)
Schauspiel / Drama / Tragödie.
Entstehungsort
Genf (?).
Entstehungszeit
um 1560.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
3, 36, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
19,8 × 14,3 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + I3a + 9 II35 + (I-1)36*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 36*. Zählfehler: Auf 32 folgt ungez. Bl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Zeitgenössische Lagenfoliierung unten rechts am Spaltenende (Aj–Aiiij, Bj–Biiij … Ij–Iiiij); fehlerhafte römische Foliierung (1–35), überspringt nach Bl. 32 ein Bl. (jetzt Bl. 32a). Bei ungez. Blättern folgt die Zählung dem Digitalisat (1a–3a, 32a, 36*).
Zustand
Recht gut erhalten. Papier leicht gebräunt mit (Stock-)Flecken; Vorsatzbll. an den Rändern leicht bestoßen. Durchschlagen der Tinte mit beginnendem Tintenfraß.
Wasserzeichen
Zwei B, durch ein Kreuz verbunden, nach Briquet, Les filigranes, Nr. 9274, 1559 in Le Mans hergestellt (Tragédie, hrsg. von Christ, S. 27).

Schriftraum
14,0–15,5 × 3,5–8,5 (je nach Textumfang stark variierend) cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
meist 25 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Sorgfältige humanistische Kursive von einer Hand, die als Auszeichnungsschriften humanistische Minuskel (für die Rollennamen), Kapitalis und gotische Majuskeln (für Überschriften) verwendet.
Buchgestaltung
Blockhafte Anordnung des Textes. Am Beginn des Schauspiels eine Initiale im quadratischen Feld mit floraler Verzierung im Binnenfeld. Die weitere Gliederung durch die Rollenangaben und die Textgestalt. Am Anfang und am Ende florale Verzierung (Lilie und Ranke). S. auch Angaben zu Schrift / Schreibern.

Einband
Römischer Einband um 1780: helles Pergament (über Pappe?). Rücken mit zwei Signaturschildchen; am Kopf unter dem blauen Signaturschildchen noch minimale Reste einer hs. Signatur erkennbar (vgl. beispielhaft Pal. lat. 1967). Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 902.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen und römischer Signatur (in Blei). 1ar mit älterer Signatur, gestrichen: 1808; 2ar mit Allacci-Signatur: 1246. 1r Zueignung des Stücks an den 1574 in der Schlacht auf der Mooker Heide gefallenen Pfalzgrafen Christoph (1551–1574; NDB 5, S. 530), den dritten Sohn von Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz: Pour tres-illustre PRINCE monsieur Christophle duc de Bavieres, filz tres-aimé de mon seigneur l’electeur, et comte PALATIN et cætera [!]. Wie die Wzz. des verwendeten Papiers nahelegen, dürfte das Werk 1559 oder wenig später aufgeschrieben worden sein. Dafür kommt in erster Linie Genf in Frage, das Zentrum des Calvinismus, wo Pfalzgraf Christoph im Rahmen seiner Schweizer Studienaufenthalte 1566–1568 weilte. Nicht ausgeschlossen ist jedoch, dass ein französischer Glaubensflüchtling das Werk am Pfälzer Hof in Heidelberg schrieb und dem Pfalzgrafen überreichte; vgl. Christ, Handschriften, S. 88f.; Tragédie, hrsg. von Christ, S. 26–36; s. auch Angaben zum Inhalt. Nachweisbar ist der Palatinus schließlich in der im Nachlassverzeichnis des Pfalzgrafen Christoph integrierten Bücherliste von 1574 als Tragœtie tu sac te [!] Cabriere, alt perment (Heidelberg, UB, Cod. Pal. germ. 835, 98r – wobei sich die Angabe perment offenbar auf den alten Einband bezieht) und nur wenig später bereits im nach 1581 angefertigten Katalog der in der Heiliggeistkirche aufbewahrten Bibliotheca Palatina unter Tragœdiæ tu sac te [!] Cabriere, jn 4, eingehefft, daneben nachgetragen: französisch, geschriben (Pal. lat. 1938, 51r, vgl. auch Christ, Handschriften, S. 18f.).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_1983
Literatur
ARCA, Biblioteca Apostolica Vaticana – Pal. lat. 1983; Berschin, Palatina, S. 134; Charlotte Bouteille-Meister, Mettre en scène le massacre du 24 août 1572? La Saint-Barthélemy ou l’actualité théâtrale impossible, in: Littératures classiques 78 (2012), S. 5–23, hier S. 15 A. 17, https://www.cairn.info/revue-litteratures-classiques1-2012-2-page-143.htm; Christ, Handschriften, S. 19, 86–89; La tragédie du sac de Cabrières. Tragédie inédite en vers français du XVIe siècle, publiée avec une introduction historique par Fernand Benoit et une étude littéraire par J. Vianey, Marseille 1927 (Bibliothèque de l’Institut historique de Provence 2); Montuschi, Dai duchi, S. 237, 255, 257; OVL, Pal.lat.1983; Schunke, Einbände 2.2, S. 901; Section romane, Notice, in: Jonas-IRHT / CNRS, http://jonas.irht.cnrs.fr/manuscrit/76653; Tragédie du sac de Cabrière. Ein kalvinistisches Drama der Reformationszeit, hrsg. von Karl Christ, Halle 1928; Cornel Zwierlein, Die Genese eines europäischen Erinnerungsortes. Die Bartholomäusnacht im Geschichtsgebrauch des konfessionellen Zeitalters und der Aufklärung, in: Zwischen Wissen und Politik. Archäologie und Genealogie frühneuzeitlicher Vergangenheitskonstruktionen, hrsg. von Frank Bezner / Kirsten Mahlke, Heidelberg 2011 (Akademiekonferenzen 6), S. 91–129, hier S. 91 A. 1.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–35v Digitalisat

Titel
La tragédie du sac de Cabrières.
Angaben zum Text
Es handelt sich um ein protestantisches Tendenzdrama, das unter Verwendung historischer Ereignisse den Untergang der Waldensergemeinde Cabrières in Südfrankreich (heutiges Cabrières-d’Avignon, Dép. Vaucluse) und die Zerstörung der Stadt am 19. bzw. 20. April 1554 unter der Regierung Franz’ I. von Frankreich behandelt. Als Autor vermutet Christ, Handschriften, S. 88, entweder einen Stückeschreiber aus dem Umfeld des Genfer Reformators und Schriftstellers Théodore de Bèze (1519–1605; vgl. Béatrice Nicollier, Art. Theodor Beza, in: Historisches Lexikon der Schweiz, https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/011048/2004–09–30/) in Genf oder Lausanne, „der Heimat des kalvinistischen Schauspiels“, oder einen der reformierten Glaubensflüchtlinge, die in Deutschland, bevorzugt am Pfälzer Hof, Schutz suchten. Der Text ist nur in der vorliegenden Hs. überliefert. Eine ausführliche inhaltliche Zusammenfassung bietet Christ, Handschriften, S. 86f. – 1ar–v leer. – 36*r–v leer.
Rubrik
1v ›Tragedie du sac de Cabriere‹. D’Opede, Poulin et Catderousse
Incipit
1v D’Opede: Un coeur vaillant mourra plustost qu’estre vaincu
Explicit
35v … Catd[erousse:] Entrez au feu pour veoir s’il vous peut secourir.Fin‹.
Edition
La tragédie du sac de Cabrières, hrsg. von Daniela Bocassini, in: La tragédie à l’époque d’Henri II et de Charles IX, Bd. 3, 1566–1567, hrsg. von Régine Reynolds Cornell, Florenz / Paris 1990, S. 205–278.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 1983. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger, Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.