Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 259

Gregorius Magnus

Pergament, Papier · 1, 97, 1 Bll. · 27,4–28,4 × 20,2–20,8 cm · England (?) / kontinental-angelsächsisches Zentrum (?) · um 800


Schlagwörter (GND)
Theologie / Exegese / Predigt.
Entstehungsort
England (?) / kontinental-angelsächsisches Zentrum (?). (Gneuss / Lapidge, Anglo-Saxon Mss., Nr. 911).
Entstehungszeit
um 800 . (Gneuss / Lapidge, Anglo-Saxon Mss., Nr. 911).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbl. aus Papier).
Umfang
1, 97, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
27,4–28,4 × 20,2–20,8 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + (II+1)5 + I7 + IV15 + I17 + (IV+1)26 + (IV-1)33 + 2 I37 + 6 IV85 + I87 + IV95 + I97 + (I-1)98*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 98* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Am Anfang sind 2 Lagen und das komplette 1. Bl. der ursprünglichen, mit Bl. 7 endenden 3. Lage verlorengegangen; vom 2. Bl. der ursprünglichen 3. Lage (Bl. 1) ist nur ein kleines Stück erhalten, das, mit Pergament verstärkt, der ersten Lage vorgebunden wurde.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Moderne römische Foliierung (1–97) in der unteren rechten Ecke der Rectoseiten; in der oberen rechten Ecke römische Foliierung des 17. Jhs., wobei das Blattfragm. (Bl. 1) ausgelassen und nur Bll. 2–97 mit 1–96 gezählt wurden; Vor- und Nachsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen.
Alte Lagenzählung (z. T. mit Strichen verziert), die nicht immer mit den heutigen Lagen übereinstimmt, 7v III, 15v IIII, 18v V, 26v VI, 33v U[I]I, 45v UIIII, 61v XI, 69v XII, 77v XIII, 85v XIIII, 95v XVI; außerdem eine zweite, unregelmäßige oder z. T. verblichene Zählung mittels Minuskelbuchstaben 8r d, 34r h, 62r m, 70r n. S. auch Nachträge und Benutzungsspuren.
Zustand
Zahlreiche Fehlstellen und Risse (nachträglich verstärkt), zahlreiche Bll. an den Rändern beschädigt (verstärkt). Stark verschmutzt und fleckig, Schrift bisweilen schwer oder kaum lesbar.

Schriftraum
ca. 22–24 × 16–18 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
20–30 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Von zahlreichen Händen, z. T. in insularer Halbunziale, z. T. in insularer Minuskel, z. T. auch in einer Mischform, geschrieben („one hand (foll. 16–18) is clearly attempting to imitate Anglo-Saxon characters“), unter den Abkürzungen auch insulare (zu einzelnen Schriftmerkmalen s. CLA 1, Nr. 90).
Buchgestaltung
Incipits und Explicits 14v, 25r, 50v, 75v in Rot, 85v nicht ausgeführt. An Predigtanfängen vergrößerte Initialmajuskeln (25r, 50v, 75v rot umpunktet; zu 63r s. Buchschmuck), 38r das erste Wort, 50v die erste Zeile, 85v die ersten beiden Worte rubriziert (85v das erste stark vergrößert und auch mit orangenen und gelben Buchstabenunterlegungen verziert). Im Text nur wenige Initial- und Satzmajuskeln (20r, 25r–26r rubriziert). Bisweilen Zitatzeichen.
Buchschmuck
63r schwarze Initiale in insularem Stil (gräulich-gelblich koloriert).

Nachträge und Benutzungsspuren
Zeitgenössische Korrekturen in insularer Minuskel. Wenige Stellenmarkierungen (35v, 70v mittels x), häufig findet sich jedoch in der linken oberen Ecke ein Kreuz, das in einigen Fällen evtl. einen Lagenanfang kennzeichnete, ein Kreuz findet sich aber auch als Stellenmarkierung 44v, 48v am linken Rand. 61v geometrische Muster / Skizzen; 97v zahlreiche zeitgenössische oder etwas spätere Federproben (darunter insulare Alphabete, zwei vogelartige Figuren und ein Bibelzitat Omnium inimicorum suorum dominabitur [Ps 9,26], das wohl ein beliebter Übungssatz für die Schreiberausbildung gewesen war [s. Bischoff, Elementarunterricht, S. 12f. bzw. 77f. und Bischoff / Hofmann, Libri s. Kyliani, S. 73f.; zu 97v s. auch Natale, Esercizi, S. 69–74]); weitere Federproben auf den Rändern einiger Seiten. 2r Titelnachtrag und aufgeklebtes Titelschild des 15. Jhs. 37v neuzeitliche Notiz zu einer Textlücke; auf Vorderspiegel aufgeklebter Papierzettel mit handschriftlicher Notiz von Prof. W. Lindsay (Wallace M. Lindsay 1858–1937) zum Zustand dieser Hs.

Einband
Römischer Halbpergamenteinband zwischen 1903 und 1912: schwarzer Kaliko über Pappe mit schwarzgeprägten Wappen von Papst Pius X. und Kardinalbibliothekar Alfonso Capecelatro (leicht abgerieben) auf dem Rücken; Reste eines älteren Einbandes (Rom, 1626–1633) auf Vorder- und Hinterspiegel aufgeklebt: grünes Pergament mit goldgeprägten Wappensupralibros von Papst Urban VIII. und Kardinalbibliothekar Francesco Barberini vom ehemaligen Vorder- bzw. Hinterdeckel sowie grünes Signaturschild vom ehemaligen Rücken. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 827.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Zu verschiedenen Datierungs- und Lokalisierungsansätzen s. Hall, Early English Mss., S. 131, Anm. 62.
Evtl. 1438 in den Besitz der Universität Heidelberg gelangt (vorliegende Hs. oder BAV, Pal. lat. 254 oder Pal. lat. 255 verzeichnet im Inventar der Bücherschenkung Kf. Ludwigs III. von der Pfalz an die Universität Heidelberg); s. Hanselmann, Bücherschenkung, S. 123 (mit Nachweis).
2r alte Signatur 51 (?).

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_259
Literatur
Bernhard Bischoff, Elementarunterricht und Probationes Pennae in der ersten Hälfte des Mittelalters, in: Classical and Mediaeval Studies in Honor of Edward Kennard Rand Presented upon the Completion of his Fortieth Year of Teaching, hrsg. von Leslie W. Jones, New York 1938, S. 9–20, hier S. 12f. (als erw. Fassung wieder abgedr. in: Bischoff, Ma. Stud. 1, S. 74–87, hier S. 77f.); Bischoff, Hss. 9. Jh. 3, Nr. 6510a (lediglich Literaturhinweise); Bernhard Bischoff, Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters, 4Berlin 2009 (Grundlagen der Germanistik 24), S. 128 mit Anm. 91; Bernhard Bischoff / Josef Hofmann, Libri sancti Kyliani. Die Würzburger Schreibschule und die Dombibliothek im VIII. und IX. Jahrhundert, Würzburg 1952 (Quellen und Forschungen zur Geschichte des Bistums und Hochstifts Würzburg 6), S. 8 mit Anm. 20, S. 73f.; CLA 1, Nr. 90; Richard Gameson, The Material Fabric of Early British Books, in: The Cambridge History of the Book in Britain, Bd. 1: C. 400–1100, hrsg. von Richard Gameson, Cambridge 2012, S. 13–93, hier S. 42 mit Anm. 118, S. 51 mit Anm. 167, S. 53 mit Anm. 182; Helmut Gneuss / Michael Lapidge, Anglo-Saxon Manuscripts. A Bibliographical Handlist of Manuscripts and Manuscript Fragments Written or Owned in England up to 1100, Toronto/Buffalo/London 2014, S. 659, Nr. 911 (mit weiterer Literatur); Thomas N. Hall, The Early English Manuscripts of Gregory the Great’s ‘Homilies on the Gospel’ and ‘Homilies on Ezechiel’: A Preliminary Survey, in: Rome and the North. The Early Reception of Gregory the Great in Germanic Europe, hrsg. von Rolf H. Bremmer jr. / Kees Dekker / David F. Johnson, Paris/Leuven/Sterling, VA 2001 (Mediaevalia Groningana N.S. 4), S. 115–136, hier S. 131 mit Anm. 62 (mit weiterer Literatur); Hanselmann, Bücherschenkung, S. 123; Michael Lapidge, The Anglo-Saxon Library, Oxford 2006, S. 79, S. 155, S. 305; OVL, Pal.lat.259; Alfio Rosario Natale, Esercizi di calligrafia insulare in codici del sec. VIII (Nota paleografica), in: Archivio Storico Italiano 116, 1958, S. 54–74, hier S. 69–74; Reiferscheid, BPLI 1.4, S. 271f. bzw. S. 515f.; Schunke, Einbände 2.2, S. 827; Stevenson, Latini, S. 67; TeTra 5, S. 9 mit Anm. 27.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

) 1r–97v Digitalisat

Verfasser
Gregorius Magnus (GND-Nr.: 118541838).
Titel
Homiliae in Ezechielem (Anfang fehlt).
Angaben zum Text
CPL 1710; am Anfang Text- aufgrund von Blattverlust.
1r und 1v Fragmentstücke aus Greg. M. in Ez II,2,14 bzw. II,2,15 (CCL 142, S. 235, ca. Z. 353–358 bzw. S. 236, Z. 380–386). 2r sed erunt sicut angeli dei in caelo. [Et] und[e] per Iohannem dicitur: mensura ho[minis quae est angeli. Quia usque] ad illam altitudinem … (97r) ad hereditatem (97v) perpetuam [e]rudi[t. Sit itaque gloria] omnipotenti domino nostro Iesu Christo qui uiuit et regnat cum pa[tre in unitate spiritus] sancti deus per omnia saecula saeculorum, amen (Greg. M. in Ez II,2,15-II,10,24). Expliciunt om[el]iae sancti Gregorii papae in extrima parte Ezechielis numero [d]ecem. Deo gratias.
Explicit
97r … ad hereditatem (97v) perpetuam [e]rudi[t. Sit itaque gloria] omnipotenti domino nostro Iesu Christo qui uiuit et regnat cum pa[tre in unitate spiritus] sancti deus per omnia saecula saeculorum, amen (Greg. M. in Ez II,10,24). Expliciunt om[el]iae sancti Gregorii papae in extrima parte Ezechielis numero [d]ecem. Deo gratias.
Edition
CCL 142 (Adriaen 1971), S. 235–395 (diese Hs. Sigle V).


Bearbeitet von
Michael Kautz, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2012.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 259. Beschreibung von: Michael Kautz (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2012.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.