Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 271

Cassiodorus

Pergament, Papier · 2, 356, 2 Bll. · Oberrhein- / Mittelrhein-Gebiet · 9. Jh. (1.[/2.] Viertel)


Schlagwörter (GND)
Theologie / Exegese / Brief / Kontroversliteratur.
Entstehungsort
Oberrhein- / Mittelrhein-Gebiet. (Bischoff, Hss. 9. Jh. 3, Nr. 6513).
Entstehungszeit
9. Jh. (1.[/2.] Viertel) . (Bischoff, Hss. 9. Jh. 3, Nr. 6513).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (moderne Vor- und Nachsatzbll. aus Papier).
Umfang
2, 356, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
42,8–43,1 × 42,8–43,1 cm38,7–40,5 × 29,3–32,3 cm
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-2)2a (inkl. Spiegel) + II3 (inkl. Bl. a) + 28 IV227 + (V-2)235 + 15 IV355 + (II-2)357* (inkl. Spiegel); von der ursprünglichen 1. Lage ist mit Bll. 1/2 lediglich ein Doppelbl. erhalten, das ursprünglich vermutlich das 2. und 7. Bl. der Lage gebildet hat (das 1. Bl. könnte ein leeres Schutzbl., evtl. mit Titel auf der Versoseite, gewesen sein, mit dem 3.-6. Bl. ging ein Teil der Praefatio verloren, mit dem 8. Bl. der Anfang von Cassiod. in Ps 1); Bll. a/3 (äußeres Doppelbl. der jetzigen 1. Lage) später eingefügt (s. Nachträge und Benutzungsspuren).
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–355), z. T. auch von moderner Hand, das pergamentene Vorsatzbl. von moderner Hand a gezählt; moderne Vor- und Nachsatzbll. sind nicht gezählt, daher wird bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen.
11v–347v Lagenzählung II-XLIIII (zwischen Strichen und Punkten) auf der jeweils letzten Seite.
Zustand
Einige Fehlstellen und Risse (Letztere genäht). Insb. am Anfang und ab Bl. 340 an den Rändern beschnitten bzw. beschädigt (verstärkt); 355v bis auf geschriebenen Text komplett überklebt. Schrift häufig leicht verblasst; einige Schmutzflecken.

Schriftraum
32,5–35 × 22,5–26 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
43 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Von mehreren Händen geschrieben. Auszeichnungsschriften, Formen der Initial- bzw. Satzmajuskeln wie auch andere Ausstattungsmerkmale (s. Buchgestaltung) häufig insular beeinflusst.
Buchgestaltung
1ra, 122vb, 231rb die Anfänge der drei Teile von Cassiod. in Ps sowie 354va das Explicit in Capitalis (quadrata) hervorgehoben (1ra Incipit in zeilenweisem Wechsel von Rot und Braun; 122vb Incipit in Rot und der Anfang von In Ps 51 bis Spaltenende in Unziale [hier wie auch sonst mit fremden Elementen] mit zeilenweisem Wechsel von Rot und Braun; 231rb Incipit in Rot und der Anfang von In Ps 101 [Psalm-Zitat] am Spaltenende in roter Unziale, vorangestellt lateinisches Explicit zu Ps 100 in griechischem Majuskelalphabet; 354v Explicit in Rot, am Rand neben dem Textende ein Monogramm SALMVN [?], evtl. für Salomon). Das Layout der drei Teile unterschiedlich gestaltet: Incipits und Explicits zu den einzelnen Psalmauslegungen sowie Zwischenüberschriften bzw. Psalm-Zitate i. d. R. in Unziale (1ra–122vb [pars I] in Rot, 231rb–354va [pars III] selten in Rot und bisweilen umpunktet), 349ra (in Ps 140) Incipit und Textanfangszeile in rot umpunkteter Ziercapitalis; an Textanfängen und zu Zwischenabschnitten vergrößerte Initialmajuskeln, z. T. in der Form von Hohlkapitalen (1ra–122vb [pars I] u. 231rb–354va [pars III] z. T. mit roter Stammfüllung oder rubriziert, 176rb–177ra [zu pars II] rubriziert), 231rb–354va (pars III) häufig auch Gruppen von Initialmajuskeln (i. d. R. rot, z. T. auch braun umpunktet); Initial- und Satzmajuskeln; Notae (s. 1ra–354va) am Rand bzw. zwischen den Spalten notiert (seltener in 123ra–231rb pars II). Zitatzeichen v. a. in 1ra–122vb pars I.
S. auch Angaben zu Schrift/Schreibern.
Buchschmuck
S. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
354va–355va Ep. Ps.-Udalrici von einer Hand wohl des 12. Jhs. , dazu marginale Anmerkung zum Leben des hl. Ulrich von einer Hand des 15. Jhs.
Bl. 3 mit Ergänzung des fehlenden Anfangs von Cassiod. in Ps 1 (ohne die einführenden Bemerkungen) im 13./14. Jh. eingefügt.
Bl. ar liturgischer Versikel mit Nennung des hl. Cyriak sowie Vermerk (Nota quot dominus episcopus Maguntinensis et episcopus Spirensis) von derselben Hand des 14. Jhs., die auch den Neuhäuser Besitzvermerk eingetragen hat (s. Geschichte der Handschrift).
Korrekturen, zeitgenössische und spätere; verblasste Schrift bisweilen nachgezogen; Anmerkungen, wenige zeitgenössische und solche des 15. Jhs., hingegen wurde die gesamte Hs. fast durchgängig wohl im 12. Jh. annotiert; zahlreiche Nota-Zeichen, in der gesamten Hs. findet sich durchgängig ein M (zwischen zwei Punkten), seltener Md, r oder R (ebenfalls zwischen zwei bzw. drei Punkten) am Rand bzw. zwischen den Spalten notiert.

Einband
Römischer Einband zwischen 1779 und 1799: bräunlich-rotes Maroquinleder über Pappe mit goldgeprägten, rahmenden Doppellinien und (in den Ecken) Blüten auf Vorder- und Hinterdeckel, auf Rücken goldgeprägte Verzierungen und Wappen von Papst Pius VI. und Kardinalbibliothekar Franceso Saverio de Zelada; Spiegel aus Buntpapier. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 828.
Provenienz
Neuhausen / (bei Worms) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Nach Bischoff, Hss. 9. Jh. 3, Nr. 6513 evtl. nach einer Weißenburger Vorlage geschrieben (worauf die Angabe beruht, dass diese Hs. bereits im 11. Jh. im Cyriakskloster Neuhausen aufbewahrt worden sei, ist unklar; die Angabe in CCL 97 [Adriaen 1958], S. X und Troncarelli, Boethiana aetas, S. 90, Anm. 84, nach der diese Hs. aus dem Kloster Lorsch unweit von Worms bzw. dessen Bibliothek stamme [dagegen Hahner, Cassiodors Psalmenkommentar, S. 9, Anm. 50 und Halporn, Modern Edition, S. 240, Anm. 5], ist ebenfalls nicht belegbar).
Bl. ar Besitzvermerk des Cyriaksklosters Neuhausen bei Worms (Iste liber est sancti Cyriaci in Nuehusen) von einer Hand wohl des 14. Jhs. (s. auch Nachträge und Benutzungsspuren) sowie frühneuzeitlicher Besitzvermerk (Neuhausen).
Bl. ar Capsa-Nummer C.11 mit Allacci-Signatur 900 (beide durchgestrichen) sowie alte Signaturen 969, 209, 112 (alle durchgestrichen).

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_271
Literatur
Bischoff, Hss. 9. Jh. 3, Nr. 6513; Ursula Hahner, Cassiodors Psalmenkommentar. Sprachliche Untersuchung, München 1973 (Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung 13), S. 9, Anm. 50; James W. Halporn, The Manuscripts of Cassiodorus’ ‘Expositio psalmorum’, in: Traditio 37, 1981, S. 388–396, hier S. 394; James W. Halporn, The Modern Edition of Cassiodorus’ Psalm Commentary, in: Texte und Textkritik. Eine Aufsatzsammlung, hrsg. von Jürgen Dummer, Berlin 1987 (Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 133), S. 239–247, hier S. 240, Anm. 5; Krämer, Handschriftenerbe 2, S. 598; OVL, Pal.lat.271; Reiferscheid, BPLI 1.4, S. 507–509; Schunke, Einbände 2.2, S. 828; Stevenson, Latini, S. 69; Patrizia Stoppacci (Hg.), Cassiodoro, Expositio psalmorum. Tradizione manoscritta, fortuna, edizione critica, Bd. 1 (Edizione nazionale dei testi mediolatini d’Italia 28.1), Florenz 2012, S. 49f. (diese Hs. Sigle L1–2–3) (mit weiterer Literatur); TeTra 2, S. 145 mit Anm. 7, S. 147, 153; Fabio Troncarelli, Boethiana aetas. Modelli grafici e fortuna manoscritta della ‘Consolatio Philosophiae’ tra IX e XII secolo, Alessandria 1987 (Biblioteca di scrittura e civiltà 2), S. 50 mit S. 90, Anm. 84, Tf. 10c; Fabio Troncarelli, I codici di Cassiodoro: le testimonianze più antiche, in: Scrittura e civiltà 12, 1988, S. 47–99, hier S. 55 mit Anm. 15.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

) 1ra–354va Digitalisat

Verfasser
Cassiodorus senator (GND-Nr.: 118519514).
Titel
Expositio psalmorum (unvollständig).
Angaben zum Text
CPL 900; einer der wenigen Überlieferungszeugen, der alle drei Teile in einem Band tradiert. Text- aufgrund von Blattverlust nach Bl. 1 (Ende der Vorrede zur Praefatio bis Kap. 16 der Praefatio [CCL 97, S. 5–22]) und 2 (Anfang der Auslegung bis Ps 1,2 [CCL 97, S. 27–33]); mit dem später eingefügten Bl. 3 wurde lediglich der Anfang der eigentlichen Expositio in Ps 1 ergänzt, ohne die einführenden Bemerkungen („Quare primus psalmus non habet titulum“ und „Divisio psalmi“ [CCL 97, S. 27–29]). 1ra zur Erklärung der marginalen Zeichen und Siglen vorangestellt die „Interpretatio notarum“ (Diuersas notas more maiorum certis locis ęstimauimus affigendas [verblasste Schrift von späterer Hand nachgezogen und durch diese (?) verändert zu affligendas und durch Expungierung korrigiert]. Has cum explanationibus suis subter adiunximus … [Nota im Falz versteckt] hoc in astronomia [Cassiod. in Ps not.]). 279v leer.
1ar–2av leer (außer 1av, 2ar Signatur).
ar-v leer (außer ar Besitzvermerk etc., av Federprobe).
Rubrik
1ra ›Incipit prefatio expositionvm in psalterio Cassiodori senatoris‹.
Incipit
1ra Repulsis aliquando in Rauenna [korrigiert wohl aus: Rauennati] urbe sollicitudinibus dignitatum et curis saecularibus (Cassiod. in Ps praef.) …
Weiteres Initium
1ra Diversas notas more maiorum certis locis aestimavimus affigendas Has cum explanationibus suis subter adiunximus (Cassiod. in Ps not.).
Explicit
354va … nunc Salomonis dicta uideamus quae proprios expositores habere noscuntur (Cassiod. in Ps 150 orat.). ›Explicit expositio psalmorvm in nvmero CL‹.
Edition
CCL 97–98 (Adriaen 1958) (mit Benutzung dieser Hs. für den Titel u. Cassiod. in Ps not., S. 1f.) - nur Cassiod. in Ps not. + praef.: Patrizia Stoppacci (Hg.), Cassiodoro, Expositio psalmorum. Tradizione manoscritta, fortuna, edizione critica, Bd. 1 (Edizione nazionale dei testi mediolatini d’Italia 28.1), Florenz 2012, S. 379–410, hier S. 379–384, 405–410.


Bearbeitet von
Michael Kautz, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2014.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 271. Beschreibung von: Michael Kautz (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2014.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.