Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 28
Psalterium (non) feriatum
Pergament, Papier · 1, 102, 1 Bll. · 18,6–19,0 × 13,3–13,7 cm · Frankreich (?) · 13. Jh. 2. Hälfte
- Schlagwörter (GND)
- Psalter.
- Entstehungsort
- Frankreich (?).
- Entstehungszeit
- 13. Jh. 2. Hälfte.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament, Papier.
- Umfang
- 1, 102, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 18,6–19,0 × 13,3–13,7 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1* + 5 IV40 + III46 + IV54 + (IV-1)61 + 3 IV85 + V95 + III101 + (I-1)102*. 1* bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 102* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Nach Bl. 54 fehlt ein Bl., womit ein Textverlust von Ps 88,27–89,5 einhergeht. Der hier fehlende Text ist von zwei Händen des 14. Jhs. (?) auf den Rändern der Bll. 54 und 55 nachgetragen (durch Verweiszeichen und Maniculae angezeigt).
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–101); eine ältere gleichlaufende Foliierung ist nur noch fragmentarisch erhalten; moderne Foliierung (1 [= älteres Papiervorsatzbl.] und 1a [= Bl. 1 der römischen Foliierung]); modernes Vor- und Nachsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen.
- Zustand
- Pergament stark gebräunt, verschmutzt und teilweise stockfleckig, mit Fehlstellen und Rissen, meist ausgebessert (Hinterklebungen mit Pergament bzw. Goldschlägerhaut oder meist zeitgenössisch genäht); Ränder durch Wasser- und Moderschäden zum Teil stark beschädigt, teilweise mit kleineren Textverlusten. Vereinzelt Wurmlöcher und Insektenfraß. Gelegentlich noch sichtbare Bearbeitungsspuren des Pergamenters. Ehemals lose Bll. durch neue Fälze wieder befestigt; verschiedentlich neuere Falzverstärkungen. Tinte stellenweise minimal berieben und verblasst.
- Schriftraum
- 13,2–14,0 × 8,8–9,0 cm.
- Spaltenanzahl
- Textblock.
- Zeilenanzahl
- 22 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Von einer Hand in einer teilweise ungleichmäßigen gotischen Minuskel geschrieben.
- Buchgestaltung
- Psalmentitel, Incipits und Explicits in roter Tinte; die Anfänge der Psalmen durch rote Lombarden mit unterschiedlichen Verzierungen (Schaftspaltungen, Nodi, kleineres Fleuronné) in unterschiedlicher Größe gekennzeichnet, gelegentlich ist darüber hinaus auch das gesamte erste Wort des Psalms in Majuskeln mit üblichen Rubrizierungen ausgeführt; innerhalb der Psalmen sind die einzelnen Verse durch Satzmajuskeln herborgehoben. Gelegentlich fehlen die Lombarden und Satzmajuskeln; vereinzelt dann in schwarz-brauner Tinte nachgetragen. Die drei Psalmengruppen werden durch die B-Initiale sowie zwei größere rote Schmuckinitialen mit Binnenfeldverzierungen (Tierinitiale) und durchbrochenen Schäften eigens gekennzeichnet. Ein Zeilengerüst ist nicht mehr erkennbar; teilweise sind jedoch Zirkellöcher sichtbar. Vereinzelt sind noch die Anweisungen für den Rubrikator erkennbar. Der Abschnitt mit den Cantica folgt in seinem Layout dem Psalter. Der Beginn der Litanei wird durch eine rote Lombarde gekennzeichnet, die weiteren Abschnitte, wie die Heiligennamen oder die Gebetsanfänge, durch einfache rote Satzmajuskeln. Die größeren Abschnitte des Totenoffiziums werden durch rote Initialmajuskeln, die weiteren kleineren Teilabschnitte durch Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen hervorgehoben.
- Buchschmuck
- Am Beginn des Psalters hochrechteckige B-Initiale (Spaltleisteninitiale mit vegetabilisch-blüten- bzw. knospenartigen Verzierungen), die etwa drei Viertel der Seite einnimmt und in der rechten Randleiste die weiteren Buchstaben des ersten Psalmwortes enthält. Zu den weiteren hervorgehobenen Schmuckinitialen s. Layout.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Vereinzelt Korrekturen, Verbesserungen und Ergänzungen, von der Schreiber- und einer (?) weiteren zeitgenössischen Hand. Zahlreiche, zum Teil deutschsprachige Randnoten, die von verschiedenen Händen des 14. und 15. Jhs. hinzugefügt wurden. Die Nachträge umfassen: Invitatorien, Antiphone und Preces sowie Gebetsanliegen zu verschiedenen Psalmen sowie den auf Grund des Bl.-Verlusts nach Bl. 54 fehlenden Text (Ps 88,27–89,5).
- Einband
- Römischer Einband zwischen 1869 und 1878: Helles Pergament über Pappe, Deckel ohne Verzierungen; Rücken mit rotem, goldgeprägten Rückenschild: PAL. 28. Darüber ein querrechteckiges, blaues Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 28; zwei goldene Wappenstempel: Papst Pius IX. (reg. 1846–1878) und Kardinalbibliothekar Jean-Baptiste Pitra (amt. 1869–1889). Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 813.
- Provenienz
- Frankreich (?) / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Vorderspiegel mit blauem aufgeklebtem Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 28; 1r Signaturen: Pal und 28., darunter zwei ältere römische Signaturen: 27 und 26. [beide gestrichen]; 1ar Capsa-Nummer: C ·96·, darunter die Allacci-Signatur: 965, vorrömische (?) Signatur: 556, am unteren Rand Signatur: Cod· Palat 28, darunter zwei ältere römische Signaturen: 33. und 29 [beide gestrichen], zwischen beiden Zahlen wohl eine weitere, allerdings rasierte ältere Signatur (vielleicht: 1 A?). 1ar und 101v Stempel der BAV. Nach Ehrensberger, Libri liturgici, S. 30, war der Psalter im Gebrauch eines deutschen Nonnenklosters, worauf wohl die deutschsprachigen Federproben mit der Nennung einer Merczin (40v) hindeuten. Ihm folgt Salmon, Manuscrits liturgiques, S. 16.
- Besonderheiten
- Neben der ursprünglichen Dreiteilung des Psalters wurden zu einem späteren Zeitpunkt Lesebändchen aus Pergament angenäht, von denen heute noch neun (teilweise) erhalten sind. Vermutlich dienten die Bändchen als Blattweiser, um die vorgenommene Ferialteilung anzuzeigen. Denn wie z.B. bei Bl. 10 erkennbar ist, war dort auch ein Pergamentbändchen angenäht, um den Beginn der zweiten Psalmengruppe anzuzeigen (Ps 21–25: Die dominico. Ad primam). Das nächste (erhaltene) Bändchen ist an Bl. 15 angebracht und verweist auf den Beginn der dritten Gruppe für die Montagsmatutin (Ps 26–37). Dies deutet darauf hin, dass der Psalter nachträglich für die Verwendung in der Liturgie des täglichen Gottesdienstes eingerichtet wurde, also zu einem Psalterium feriatum gemacht wurde. Vgl. dazu Günther Haseloff, Die Psalterillustration im 13. Jahrhundert. Studien zur Geschichte der Buchmalerei in England, Frankreich und den Niederlanden, Kiel 1938, S. 5f.
- Literatur
- Ehrensberger, Libri liturgici, S.
30f.; OVL, Pal.lat.28; Salmon, Mss. liturgiques, S. 16
(mit älterer Literatur); Schunke, Einbände 2.2, S.
813; Stevenson, Latini, S. 4.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
) 1r–101v
- Titel
- Psalterium.
- Angaben zum Text
- 1ar–90v PSALMEN nach der Septuaginta. Die Psalmen sind in drei Gruppen unterteilt: Ps 1–50, 51–100, 101–150, die durch Schmuckinitialen gekennzeichnet sind. Nachträglich wurde eine Ferialteilung des Psalters vorgenommen; s. dazu oben Besonderheiten. 90v–99r CANTICA. (1. 90v–91r) Canticum Isaiae, Is 12,1–6. (2. 91r–v) Canticum Ezechiae, Is 38,10–14 und 17–20. (3. 91v–92r) Canticum Annae, I Rg 2,1–10. (4. 92r–93r) Canticum Moisi, Ex 15,1–4, 8–13 und 17–18. (5. 93r–94r) Canticum Habacuc, Hab 3,2–4, 13 und 15–19. (6. 94r–96r) Canticum Moisi, Dt 32,1–12. (7. 96r) Canticum Zachariae, Lc 1,68–79. (8. 96r–v) Canticum Mariae virginis (‚Magnificat‘), Lc 1,46–55. (9. 96v) Canticum Simeonis (‚Nunc dimittis‘), Lc 2,29–32. (11. 96v–97r) Te deum laudamus. (12. 97r–v) Vaterunser. (13. 97v) Apostolisches Glaubensbekenntnis. (14. 97v–99r) Athanasianisches Glaubensbekenntnis. 99r–100v HEILIGENLITANEI MIT PRECES UND ORATIONEN. Kyrielyson. Christelyson. Christe audi nos … 100v … domine deus meus in conspectu tuo uiam meam. 100v–101v TOTENOFFIZIUM. Verba mea. Conuertere domine eripe anima mea … 101v … Domine [?, die weiteren Kürzungen auf Grund des schlechten Erhaltungszustands des Bls. nicht mehr lesbar; Text bricht am Ende der Seite ab].
- Incipit
- 1ar ›Beatvs‹ [uir] qui non abiit in consilio …
- Explicit
- 101v … Domine [?, die weiteren Kürzungen auf Grund des schlechten Erhaltungszustands des Bls. nicht mehr lesbar; Text bricht am Ende der Seite ab].
- Edition
- Biblia sacra iuxta Vulgatam versionem, hrsg. von Robert Weber / Roger Gryson, Stuttgart 52007, S. 770–954.
- Bearbeitet von
- Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 28. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.