Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 291

Hrabanus Maurus

Papier, Pergament · 1, 275 (inkl. des historischen Vor- und Nachsatzbl.), 1 Bll. · 35 × 26,5 cm · Süddeutschland (Heidelberg [?] oder Amberg [?]) · 1425


Schlagwörter (GND)
Enzyklopädie.
Entstehungsort
Süddeutschland (Heidelberg [?] oder Amberg [?]).
Entstehungszeit
1425.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (modernes Vor- und Nachsatzbl. aus Papier).
Umfang
1, 275 (inkl. des historischen Vor- und Nachsatzbl.), 1 Bll.
Format (Blattgröße)
35 × 26,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)a + (IV+1)8 (inkl. Bl. I) + 32 IV265 (234 bei der Zählung übersprungen) + V275* + (I-1)276*. Bl. a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 276* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–233, 235–274; z. T. verblasst, 106r von moderner Hand wiederholt), historisches Vorsatzbl. von späterer Hand I gezählt; modernes Vor- und Nachsatzbl. sowie historisches Nachsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen. – 32v, 208v Lagenreklamanten (80v, 160v, 192v beschnitten) auf der jeweils letzten Seite.
Zustand
Einige Fehlstellen und Risse (Letztere genäht).

Schriftraum
24 × 17,5 cm; .
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
37–39 (i. d. R. 39) Zeilen.
Buchgestaltung
Incipits, Explicits, Kapitelüberschriften, ausgewählte Textpassagen sowie häufig Kapitelzählungen in Rot; Satzmajuskeln z. T. rubriziert. S. auch Buchschmuck.
Buchschmuck
I. d. R. (zum Ende hin weniger) wird jedes Kapitel mit einer entsprechenden Illustration eingeleitet, 91ra–107rb, 145va–150rb, 189vb–191vb, 227vb–235rb mit mehreren Illustrationen zu einzelnen Kapiteln: insg. 337 mehrfarbige (z. T. mit Gold ausgeführte) Miniaturen (plus das Stifterbild 1ra vor dem Gesamtkapitelverzeichnis) i. d. R. auf rechteckigem Hintergrundfeld (z. T. in Gold, z. T. mit ornamentaler Verzierung, z. T. gerahmt). – Nach Von Wilckens, Buchmalerei, S. 34–38 stammen die Illustrationen von mindestens zehn Händen, von denen eine (23r, 29v–30v, 31v–32v, 39r) kurz nach 1417 auch zwei Illustrationen in BAV, Pal. lat. 411, 36v–37r nachgetragen habe (s. ebd., S. 39–44 für weitere Hss. aus diesem [kurpfälzischen, Heidelberger ?] Umfeld, zu dem evtl. auch Pal. lat. 1966 gehören könnte [s. Helgard Ulmschneider, Eine bisher unbekannte deutsche Handschrift aus der Heidelberger Bibliotheca Palatina in Rom, in: Bibliothek und Wissenschaft 32 (1999), S. 112–132]). Neben Montecassino, Archivio dell’Abbazia, Cod. 132 (Montecassino, wohl um 1023) bietet vorliegende Hs. die vollständigste mittelalterliche Illustrierung zu Hraban. rer. nat. (vgl. Lehmann, Fuldaer Studien N.F., S. 13–47, Le Berrurier, Pictorial Sources, bes. S. 2f., S. 116f. und Reuter, Text und Bild, bes. S. 14–32). – Initialen zu jedem Kapitel: i. d. R. einfarbiger Buchstabenkörper (z. T. in Gold, z. T. mit ornamentaler Verzierung im Stamm) i. d. R. auf rechteckigem Hintergrundfeld (z. T. in Gold, z. T. ornamental verziert, z. T. mehrfarbig, z. T. gerahmt), z. T. auch weniger aufwendig gestaltete Initialen (blaue, rote oder goldene Lombarden, zu denen das Hintergrundfeld oftmals nicht ausgeführt ist); insb. am Anfang der Hs. einige Initialen zusätzlich mit mehrfarbigem Rankenschmuck als Außendekor (2v am linken Rand über die gesamte Seite ausgeführt, hier auch eine bildliche Darstellung im Initial-Binnenfeld) oder mit Fleuronné (z. B. 144va zu einer großen Goldinitiale ohne Hintergrundfeld) verziert.

Nachträge und Benutzungsspuren
Kaum Korrekturen von Texthand; am Anfang einige Korrekturen/Anmerkungen des 15. Jhs. Ir neuzeitliche Inhaltsangabe.

Einband
Römischer Einband zwischen 1846 und 1853: weißes Pergament über Pappe; auf Rücken goldgeprägte Wappen von Papst Pius IX. und Kardinalbibliothekar Luigi Lambruschini (letzteres bis zur Unkenntlichkeit abgerieben) sowie grünes Signaturschild. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 829.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
1425 (274rb Kolophon ›Explicit liber Rabani uiri doctissimi anno domini millesimo cccc° xxu, uiij° die mensis Nouembris, scilicet quinta feria ante festum Martini episcopi‹) für Kf. Ludwig III. von der Pfalz (1410–1436) geschrieben (vgl. 1ra das Stifterbild mit knieendem Adligen und Wappen mit kurpfälzischem Löwen sowie Ritterheiligem [wohl der hl. Georg]); Weis, Hrabanus, S. 133 zieht insb. unter Verweis auf St. Georg, den Schutzheiligen der Stadt Amberg, diese kurpfälzische Zweitresidenz als Entstehungsort für vorliegende Hs. in Betracht, während Von Wilckens, Buchmalerei, S. 39f. eher an Heidelberg selbst denkt (s. auch Buchschmuck). Ir Besitz- bzw. Ausleihvermerk von Kf. Ludwig. V. von der Pfalz (1508–1544) an seinen Bruder Philipp († 1541), Bf. von Freising und Naumburg, aus dem Jahr 1518 (Dis bu°ch gehortt zw dem durchluchtigsten curfursten pfaltzgraue Ludwigen etc. und ist anno xviij Hernn Philippen, bischouen zw Freisingen und Numberg etc., pfaltzgrauen etc., seiner f[urstlichen] g[naden] brud[er], gelichen worden). – Ir Capsa-Nummer C.175 mit Allacci-Signatur 768 sowie alte Signatur 308 (alle durchgestrichen).

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_291
Literatur
Berschin, Palatina, S. 51–53; Gabriella Braga, Genesi e fortuna del ‚De rerum naturis‘ di Rabano Mauro, in: Rabano Mauro, De rerum naturis. Cod. Casin. 132 / Archivio dell’ Abbazia di Montecassino. Commentari, hrsg. von Guglielmo Cavallo, Pavone Canavese 1994, S. 25–63, hier S. 48f., Nr. 9 (mit weiterer Literatur); Kottje, VHWHM 1149 (S. 201); Kottje, VHWHM 1149 (S. 201); Diane O. Le Berrurier, The Pictorial Sources of Mythological and Scientific Illustrations in Hrabanus Maurus’ ‚De rerum naturis‘, New York/London 1978, passim; Paul Lehmann, Fuldaer Studien. Neue Folge (Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philos.-philol. u. hist. Klasse, Jg. 1927, H. 2), München 1927, S. 13–47; OVL, Pal.lat.291; Marianne Reuter, Text und Bild im Codex 132 der Bibliothek von Montecassino ‚Liber Rabani de originibus rerum‘. Untersuchungen zur mittelalterlichen Illustrationspraxis, München 1984 (Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung 34), bes. S. 14–32; Schunke, Einbände 2.2, S. 829; Stevenson, Latini, S. 74; Markus Weis, Hrabanus Maurus, ‚De rerum naturis‘ – eine Prachthandschrift für Kurfürst Ludwig III., in: Aust.-Kat. Palatina, Textbd., S. 132f., Nr. C 8.1; Leonie Von Wilckens, Buchmalerei um 1410–40 in Heidelberg und in der Kurpfalz, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Nürnberg 1980, S. 30–47.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

) 1ra–274rb Digitalisat

Verfasser
Hrabanus Maurus (GND-Nr.: 118553909).
Weitere beteiligte Personen
Isidorus Hispalensis (GND-Nr.: 118555995).
Titel
De rerum naturis.
Angaben zum Text
Rep. font. 5, S. 562; Raymund Kottje, in: VL2 4, Sp. 187–189; Raymund Kottje, VHWHM, S. 261 (diese Hs. S. 201, Nr. 1149); William Schipper, Montecassino 132 and the Early Transmission of Hrabanus’ ‚De rerum naturis‘, in: Archa Verbi. Yearbook for the Study of Medieval Theology 4, 2007, S. 103–126 (diese Hs. Sigle Vp). Vorangestellt 1ra–2rc Kapitelverzeichnis zum Gesamtwerk, 2rc als Prolog Isidorus, carm. 2–3 (s. CPL 1212; ed. CCL 113A [Sánchez Martín 2000], S. 213). 2rc–va, 36ra, 51ra, 68rb, 86rb, 107rb, 119vb, 131rb, 142rb, 157va, 164vb, 182vb, 193rb, 204rb, 214ra, 224ra, 239vb–240ra, 251va, 262vb jeweils Kapitelverzeichnis zu lib. I, V–XXII vorangestellt.
ar–Iv leer (außer Ir Besitzvermerk etc.).
274v–276*v leer (außer 274v–275*v Liniengerüst).
Rubrik
2rc ›Incipit prologus in libro Rabani‹. 2rc ›In nomine domini incipiunt libri primi capitula Rabani‹. 2va ›Incipit liber primus de originibus rerum. De deo‹.
Incipit
2va Aapud Hebreos dei nomen [im Spaltenzwischenraum: primum] Hely dicitur, quod alii deum alii (Hraban. rer. nat. I,1) …
Explicit
274rb … interdum pro cura adhibetur, ut uis morbi ignis ardore siccetur (Hraban. rer. nat. XXII,16). ›Explicit liber Rabani uiri doctissimi anno domini millesimo cccc° xxu, uiij° die mensis Nouembris, scilicet quinta feria ante festum Martini episcopi‹.
Edition
Vgl. Migne PL 111, Sp. 9D–614B.


Bearbeitet von
Michael Kautz, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2012.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 291. Beschreibung von: Michael Kautz (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2012.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.