Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 31
Psalterium non feriatum
Pergament, Papier · 1, 159, 1 Bll. · 18,0–18,3 × 12,8–12,9 cm · Süddeutschland (?) · Ende 12., Anfang 13. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Psalter.
- Entstehungsort
- Süddeutschland (?).
- Entstehungszeit
- Ende 12., Anfang 13. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament, Papier.
- Umfang
- 1, 159, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 18,0–18,3 × 12,8–12,9 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 17 IV136 + III142 + (IV-1)149 + IV157 + II159 + (I-1)160*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 160* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–159); Vor- und Nachsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen. Lagenzählung auf dem letzten Bl. jeder Lage (i-xx·), auch auf den Bildseiten; Lagenreklamanten waren wohl nicht vorhanden.
- Zustand
- Pergament zum Teil stark gebräunt, verschmutzt und teilweise stockfleckig, mit Knicken, Falten sowie Fehlstellen und Rissen, meist ausgebessert; Ränder durch Wasser- und Moderschäden zum Teil stark beschädigt, teilweise mit kleineren Textverlusten, Fehlstellen ergänzt (in der Regel Hinterklebungen mit Pergament bzw. Goldschlägerhaut). Vereinzelt Wurmlöcher und Insektenfraß. Stellenweise sind Haar- und Fleischseite deutlich zu unterscheiden; gelegentlich noch sichtbare Bearbeitungsspuren des Pergamenters. Ehemals lose Bll. durch neue Fälze bzw. Pergamentstreifen wieder befestigt; verschiedentlich neuere Falzverstärkungen. Tinte stellenweise abgegriffen, berieben und verblasst.
- Schriftraum
- 13,3–13,7 × 9,0–9,3 cm.
- Spaltenanzahl
- Textblock; 2 Spalten (Litanei).
- Zeilenanzahl
- 30–32 Zeilen (Kalendar); 19 Zeilen (Psalter).
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Geschrieben von einer Haupthand des ausgehenden 12. bzw. beginnenden 13. Jhs in einer gotischen Minuskel; nachgetragene Heiligennamen im Kalendar von einer Hand des 13. Jhs., mit vereinzelten jüngeren Nachträgen.
- Buchgestaltung
- Einfacher Aufbau des Kalendariums in drei Spalten: Sonntagsbuchstabe, Tagesangabe, Heiligen- bzw. Kirchenfest; als Überschrift werden Monatsname und Tageszahl nach dem Julianischen und dem Mondkalender angegeben. Die Tagesdatierung sowie der Monatsname und die Anzahl der Tage in Rot; die Kalenden sind durch eine große rote Lombarde besonders betont. Die aufgeführten Heiligen- und Kirchenfeste sind in schwarz bzw. rot (Haupfeste) geschrieben. Die Sonntagsbuchstaben A–F sind bis auf A (rot) durchgängig in schwarzer Tinte angegeben. Darüber hinaus weist das Kalendarium keine weiteren Schmuckelemente auf. Psalmentitel, Incipits und Explicits in roter Tinte; die Anfänge der Psalmen durch rote Lombarden mit unterschiedlichen Verzierungen (Schaftspaltungen, Nodi, kleineres Fleuronné) in unterschiedlicher Größe gekennzeichnet, meist ist darüber hinaus auch das gesamte erste Wort des Psalmtextes in Majuskeln mit üblichen Rubrizierungen ausgeführt, schwarz und rot alternierend mit üblichen Rubrizierungen (85v und 86r sind die Lombarden mit einem lila Fleuronné [nachträglich?] ausgestattet worden); innerhalb der Psalmen sind die einzelnen Verse durch Satzmajuskeln hervorgehoben. Die Gruppen der formalen Dreiteilung werden zum Ersten durch ganzseitige Miniaturen (s. Buchschmuck) und zum Zweiten durch größere Schmuckinitialen mit Polypenrankenverzierungen vor grünem und lila Grund gekennzeichnet. Durch eine gleichartige Schmuckinitiale ist außerdem Ps 109 (Beginn der Vespern mit der Sonntagsvesper) besonders hervorgehoben. Tintenlinierung teilweise noch schemenhaft erkennbar. Der Abschnitt mit den Cantica folgt in seinem Layout dem Psalter: rote Lombarden mit unterschiedlichen Verzierungen für die Anfänge der Cantica, Versunterteilung durch rote Satzmajuskeln angegeben. Der Beginn der Litanei wird durch eine Rubrik sowie eine rote Lombarde gekennzeichnet, die weiteren Abschnitte, wie die Heiligennamen oder die Gebetsanfänge, durch einfache rote Satzmajuskeln bzw. durch Majuskeln mit üblichen Rubrizierungen.
- Buchschmuck
- Sechs ganzseitige Miniaturen in Deckfarbenmalerei auf meist grünem und lila Grund in Rahmung (7v, 8r, 8v, 52v, 98r, 142v): Mariä Verkündigung, Christi Geburt, Kreuzigung Christi, Majestas Domini, Muttergottes mit Kind, Erzengel Michael. Fünf große Schmuckinitialen, wobei die B-Initiale über die gesamte Seite reicht (s. Buchgestaltung).
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Korrekturen, Rasuren, Streichungen und Ergänzungen, von der Schreiber- und einer (?) weiteren zeitgenössischen Hand sowie weiteren Händen des 14.-16. Jhs. Stellenweise größere Fehler beim Abschreiben, die durch spätere Benutzer korrigiert wurden. Vereinzelt Federproben von späteren Händen (14./15. Jh.?). Zahlreiche Randnoten, die von verschiedenen Händen des 13. bis 15. Jhs. hinzugefügt wurden. Die Nachträge umfassen: Invitatorien, Antiphone und Fürbitten.
- Einband
- Römischer Einband zwischen 1878 und 1889: Helles Pergament über Pappe, Deckel ohne Verzierungen; Rücken mit rotem, goldgeprägten Rückenschild: PAL. 31. Darunter ein querrechteckiges, blaues Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 31; zwei goldene Wappenstempel: Papst Leo XIII. (reg. 1878–1903) und Kardinalbibliothekar Jean-Baptiste Pitra (amt. 1869–1889). Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 813.
- Provenienz
- Süddeutschland / Heidelberg / Rom.
- Geschichte der Handschrift
- Vorderspiegel mit blauem aufgeklebtem Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 31; 1r Capsa-Nummer: C. 96, darunter die Allacci-Signatur: 964, ältere Signatur: 291 [?], aktuelle Signaturen: 31-Pal. 29, dahinter eine gestrichene Signatur: 30 [?]; 9r mit älterer Signatur (?): 28. 1r, 9r und 159r Stempel der BAV. Geschrieben wurde der Codex Ende wohl des 12., Anfang des 13. Jhs. in Süddeutschland und soll in einem Augsburger Nonnenkloster in Gebrauch gewesen sein, so Salmon, Manuscrits liturgiques, S. 17, nach Bannister, Index, 23v. Die im Kalendar und der Litanei genannten Heiligen machen lediglich eine Entstehung im süddeutschen Raum wahrscheinlich; eine genauere Bestimmung des Entstehungsortes ist nicht möglich. Ehrensberger, Libri liturgici, S. 29, gibt außer dem unspezifischen Verweis auf ein Nonnenkloster keine weiteren Hinweise auf einen möglichen Entstehungsort. Er bleibt aber eine Begründung für seine Einschätzung schuldig.
- Literatur
- Henry M. Bannister, Index codicum manuscriptorum ad
liturgicam rem spectantium, Bibliotheca Vaticana (sala cons. mss., num.
509), 23v; Ehrensberger, Libri liturgici, S. 29; Salmon, Mss. liturgiques,
S. 16 (mit älterer Literatur); OVL, Pal.lat.31; Schunke, Einbände 2.2, S.
813; Stevenson, Latini, S. 4.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
) 1r–159v
- Titel
- Psalterium.
- Angaben zum Text
- 1r–8v KALENDARIUM. Die Einträge der Kirchen- und Heiligenfeste sowie auch die Nachträge des 13. Jhs. deuten auf eine südostdeutsche Diözese hin. Eine genaue Bestimmung ist jedoch nicht möglich; in Frage kommen am ehesten: Bamberg, Eichstätt, Regensburg und evtl. auch Augsburg. 9r–142r PSALMEN nach der Septuaginta. Die Psalmen sind in drei Gruppen unterteilt; markiert sind die Anfänge von Ps [1], 51 und 101 nach der rein äußerlichen und formalen Einteilung des Psalters in drei Teile. Vgl. dazu Günther Haseloff, Die Psalterillustration im 13. Jahrhundert. Studien zur Geschichte der Buchmalerei in England, Frankreich und den Niederlanden, Kiel 1938, S. 5f. 143r–155v CANTICA. (1. 143r–v) Canticum Isaiae, Is 12,1–6. (2. 143v–144r) Canticum Ezechiae, Is 38,10–14 und 17–20. (3. 144r–145r) Canticum Annae, I Rg 2,1–10. (4. 145r–146r) Canticum Moisi, Ex 15,1–4, 8–13 und 17–18. (5. 146v–147v) Canticum Habacuc, Hab 3,2–4, 13 und 15–19. (6. 147v–150v) Canticum Moisi, Dt 32,1–12. (7. 150v–151v) Canticum trium puerorum, Dan. 3,57–88 und 56. (8. 151v–152v) Canticum Zachariae, Lc 1,68–79. (9. 152v) Canticum Mariae virginis, ‚Magnificat’, Lc 1,46–55. (10. 153r) Canticum Symeonis, Lc 2,29–32. (11. 153r) Vaterunser. (12. 153r–v) Apostolische Glaubensbekenntnis. (13. 153v–155v) Athanasianisches Glaubensbekenntnis. 155v–159v HEILIGENLITANEI MIT FÜRBITTEN UND ORATIONEN. ›Letania‹ ›Kyrieleison.‹ Christeleison Christe audi nos· … 159v … Per omnia secula seculorum. AMEN·.
- Explicit
- 159r … Per omnia secula seculorum. AMEN·.
- Edition
- Biblia sacra iuxta Vulgatam versionem, hrsg. von Robert Weber / Roger Gryson, Stuttgart 52007, S. 770–954 (Psalter).
- Bearbeitet von
- Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2016. Aktualisierung: Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 31. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.