Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 321

Petrus Lombardus

Papier, Pergament · 2, 289 (inkl. der 5 pergamentenen Vor- und Nachsatzbll.), 1 · 35 × 23,5–24 cm · wohl Frankreich · 14. Jh. (1. Hälfte) (?)


Schlagwörter (GND)
Theologie.
Entstehungsort
wohl Frankreich.
Entstehungszeit
14. Jh. (1. Hälfte) (?).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbll. z. T. aus Papier).
Umfang
2, 289 (inkl. der 5 pergamentenen Vor- und Nachsatzbll.), 1.
Format (Blattgröße)
35 × 23,5–24 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + (II+1 ?)4+ (inkl. Vorsatzbl. 2a) + 3 VI36 + III42 + VI54 + IV62 + VI74 + (VI-2)84 + 5 VI144 + (VI-1)155 + 10 VI275 + ([V-1]+1)285* (Nachsatzbl. 285* später hinzugebunden + (I-1)286*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 286* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–284), pergamentene Vorsatzbll. 1+–4+ gezählt, die gesamte Hs. wurde (nicht ganz fehlerfrei) bereits von einer Hand wohl des 15. Jhs. z. T. in arabischen Ziffern, z. T. in römischen Ziffern, z. T. auch beides gemischt gezählt (häufig abgerieben oder ausradiert); außerdem wurden Vorsatzbll. 2+–4+ u. Bl. 1 von moderner Hand a–d gezählt; restliche Vor- und Nachsatzbll. (inkl. des pergamentenen Nachsatzbl. 285*) sind nicht gezählt, daher wird bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen. – 24v–62v, 96v–108v, 132v–144v, 239v–275v Lagenreklamanten (62v, 96v in Rot) von verschiedenen Händen auf der jeweils letzten Seite (häufig leicht beschnitten); 108v, 144v zusätzliche, fast gänzlich abgeschnittene Kustoden (?). Außerdem wurden (wohl von einer Hand des 15. Jhs.) die Bll. der ersten Hälfte aller Lagen (selten auch über das Ende der ersten Lagenhälfte hinaus) mit aj, aij, aiij … ziiij, zv, zvj bzw. die letzten drei Lagen mit Abkürzungssymbolen o. Ä. und römischen Ziffern sowie das jeweils erste Bl. der zweiten Lagenhälfte i. d. R. mit einem Kreuz bzw. Plus-Zeichen signiert (häufig abgerieben oder ausradiert).
Zustand
Teilweise leicht verschmutzt; Schrift auf wenigen Seiten leicht abgerieben. An den Rändern leicht beschnitten (ohne Textverlust außer bei Marginalien). Wenige Fehlstellen und Risse (verstärkt). Klebespuren 284v lassen vermuten, dass Bl. 284 einstmals als Hinterspiegel verwendet wurde.

Schriftraum
23–24 × 15,5–16 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
36 Zeilen.
Buchgestaltung
Incipits und (z. T. auch) Explicits sowie (Zwischen-)Überschriften bzw. Zitate (z. T. am Rand) und bisweilen Quellenangaben (am Rand) in Rot (seltener rubriziert); i. d. R. abwechselnd rote und blaue Lombarden an Kapitelanfängen (s. auch Buchschmuck); bisweilen rubrizierte Satzmajuskeln; 1va–3vb Platz für Satzmajuskeln zu den einzelnen Einträgen in der Kapitelübersicht zu lib. I freigelassen, aber nicht ausgeführt. 1v–7r nachgetragene Seitentitel (Buchzählung). Einige zeitgenössische rubrizierte Korrekturen am Rand. 213v eine Glossa volatilis am Rand (mit Verweiszeichen) von zeitgenössischer Hand nachgetragen.
Buchschmuck
1ra, 3vb, 85ra, 156ra, 204ra rot-blaue Fleuronné-Initialen (3vb das Fleuronné nicht ausgeführt) zum Prolog und an den Buchanfängen.

Nachträge und Benutzungsspuren
285*v Mitteilung über einen wohl gerichtlichen Vorgang in mittelfranzösischer Sprache (freundlicher Hinweis von Herrn Prof. Dr. Thomas Städtler, AdW Heidelberg) aus dem späten 14. Jh. (evtl. handelt es sich bei Bl. 285* um ein Fragment, das, bereits beschrieben, in vorliegende Hs. eingebunden wurde). 158r am Rand eine etwa zeitgleiche französische Notiz. – 1+r–4+v, 203r–v nachgetragene Glossen zu den Sententiae von wohl mindestens drei Händen (die Hand von 1+ra–3+va findet sich auch 203r), 4+v z. T. auch mit dem Griffel notiert. Anmerkungen bzw. Glossen, darunter auch von der Hand, die 1+ra–3+va beschrieben hat (z. B. 1r zwischen den Zeilen); die z. T. umfangreichen Glossen auf den Rändern durchweg ausradiert, die wenigen Anmerkungen und Stellenmarkierungen (darunter Nota-Zeichen) danach eingetragen. 4+v, 284v (evtl. auch 285*r) Federprobe (?) von derselben Hand. – S. auch Layout.

Einband
Römischer Einband zwischen 1939 und 1957: weißes Pergament über Pappe, auf Rücken goldgeprägte Wappen von Papst Pius XII. (schwer identifizierbar) und Kardinalbibliothekar Giovanni Mercati sowie rotes Signaturschild.
Provenienz
wohl Paris / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Aufgrund der französischen Nachträge (s. Nachträge und Benutzungsspuren) ist zu vermuten, dass es sich um diese Hs. handelt, die 1420 von Kf. Ludwig III. von der Pfalz in Paris gekauft wurde (s. Jeudy, Manuscrits achetés, S. 32 [Nachweis der Kaufnotiz]: „Item textum Sententiarum pro duobus Florenis“) und 1438 im Besitz der Universität Heidelberg nachgewiesen ist (im Inventar der Bücherschenkung Kf. Ludwigs III. von der Pfalz an die Universität Heidelberg; s. Hanselmann, Bücherschenkung, S. 110: „Item textus sentenciarum in uno volumine in pergameno …“); anders Jeudy, Manuscrits achetés, S. 38, die allein BAV, Pal. lat. 322 in Betracht zieht, während Hanselmann, Bücherschenkung, S. 123 die Angelegenheit zwischen den beiden Hss. unentschieden lässt; in Frage kämen aus dem Palatina-Bestand außerdem noch BAV, Pal. lat. 333 und Pal. lat. 335, die ebenfalls den reinen Text der Sententiae des Petrus Lombardus, wenn auch mit nachgetragenen Marginalglossen, jedoch keinen Kommentar hierzu, enthalten. – 1+r Capsa-Nr. C.+ mit Allacci-Signatur 1755 (Letztere durchgestrichen), links daneben alte, wohl Heidelberger Signatur 1188 (durchgestrichen) . 1r alte Signatur 11 oder II (?). 2ar alte, durchgestrichene Signaturen 169, 176.

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_321
Literatur
Hanselmann, Bücherschenkung, S. 123; Schunke, Einbände 2.2, S. 830; Stevenson, Latini, S. 86.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1*r–4*r, 1ra–284rb Digitalisat

Verfasser
Petrus Lombardus (GND-Nr.: 11859334X).
Titel
Sententiae.
Angaben zum Text
Stegmüller, RS 1; Karin Schneider, in: VL2 7, Sp. 511f.; Rep. font. 9, S. 152f. 1ra–1va prol., 1va–84va lib. I (1va–3vb Kapitelübersicht zu lib. I), 85ra–155va lib. II, 156ra–202va lib. III (ohne prol. ad. lib. III; 202va prol. ad lib. IV ans Ende gestellt ), 204ra–284rb lib. IV. 1+r–4+v, 203r–v nachgetragene Glossen zu den Sententiae.
1ar–2av leer (außer 2ar Signaturen). - 284v–285*r leer (außer Federproben).
Rubrik
1ra ›Incipit prologus‹.
Incipit
1ra Cupientes aliquid de penuria ac tenuitate nostra cum paupercula in gazophilatium domini mittere (Petr. Lomb. sent. prol. 1) …
Explicit
284r … scriptori, etsi non auditori [au- korrigiert aus ?], sufficit commemorasse qui a facie exorsus sedentis per media ad pedes usque via duce peruenit (Petr. Lomb. sent. IV epil.).
Edition
Collegium S. Bonaventurae ad Claras Aquas (Hg.), Magistri Petri Lombardi Parisiensis episcopi Sententiae in IV libris distinctae, 2 Bde. (Spicilegium Bonaventurianum 4.1/2–5), Grottaferrata (Rom) 31971–1981.

2) 285*v Digitalisat

Titel
Testimonium quoddam ad a. 1388 lingua Gallica.
Angaben zum Text
Nachtrag oder Fragment aus dem späten 14. Jh., das, bereits beschrieben, in vorliegende Hs. eingebunden wurde. Mitteilung über einen wohl gerichtlichen Vorgang de fevrier l’anM.ccc.iiijxx[et]huit, beteiligt Jehan Langlois l’aisné, sergent de Laigny und der couvent de l’eglise N[ostre] Dame de Chaalis. - 286*r–v leer.


Bearbeitet von
Michael Kautz, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 321. Beschreibung von: Michael Kautz (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.