Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 325

Zusammengesetzte Handschrift

Pergament · 4, 152, 3 Bll. · 22–23,5 × 15–16 cm · s.l. · Anfang 13. Jh. (?) / um 1300


Schlagwörter (GND)
Theologie / Rechtswesen / Kanonistik.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbll. aus Papier).
Umfang
4, 152, 3 Bll.
Format (Blattgröße)
22–23,5 × 15–16 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Hs. aus drei Faszikeln zusammengesetzt, Fasz. II und III unvollständig (I. Bl. 1–126; II. Bl. 127–134 und 143–152; III. Bl. 135–142). (II-1)3a (inkl. Spiegel) + (IV+1)8 (inkl. Bl. 4a) + 7 IV64 + (IV-I)70 + (V-1)79 + 5 IV119 + (IV-1)126 + 2 IV142 + III148 + II152 + (II-1)155* (inkl. Spiegel). S. auch zu den einzelnen Faszikeln.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–152); Vor- und Nachsatzbll. sind nicht gezählt, daher wird bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen.


Nachträge und Benutzungsspuren
4ar Inhaltsangabe wohl des 17. Jhs. (Magister sententiarum initio, alia sub finem), außerdem unleserliche spätere Notizen.

Einband
Römischer Einband um 1780: weißes Pergament über Pappe. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 830. – Auf Rücken Titelaufschrift.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Angesichts der nur einmal vorhandenen Allacci-Signatur sicherlich bereits in Heidelberg vor der Requirierung durch Allacci 1622/23 in der heutigen Form zusammengebunden (s. auch Nachträge und Benutzungsspuren, 4ar); auf eine noch ältere Neubindung geht vermutlich die Verbindung von Fasz. II und III zurück. – 4ar Capsa-Nr. C.135 mit Allacci-Signatur 838 (Letztere durchgestrichen); weitere alte Signaturen: 4ar 116[1], 1ar 367 (beide durchgestrichen), 1r 331.

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_325
Literatur
Martin Bertram, Die Dekretalensammlung Papst Nikolaus’ III. (1280), in: ZRG KA. 90, 2004, S. 60–76, hier S. 74 (diese Hs. fälschlicherweise als „Pal. lat. 625“ bezeichnet); Martin Bertram, Vorbonifazianische Extravagantensammlungen, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Kanonistische Abteilung 89 (2003), S. 285–322, hier S. 298–301, S. 315–317 (diese Hs. Sigle V); OVL, Pal. lat. 325; Schunke, Einbände 2.2, S. 830; Stevenson, Latini, S. 86f.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Faszikel I (Bl. 1–126)

Sachtitel / Inhalt
Petrus Lombardus.
Entstehungsort
s.l. (unbekannt).
Entstehungszeit
Anfang 13. Jh. (?).
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
126 Bll.
Format (Blattgröße)
23–23,5 × 15–15,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(IV+1)8 (inkl. Bl. 4a) + 7 IV64 + (IV-I)70 + (V-1)79 + 5 IV119 + (IV-1)126. Zwischen Bll. 67 und 68 ist ein Doppelbl. in der Lagenmitte verlorengegangen (mit Textverlust).
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
16v–64v, 79v–119v Lagenreklamanten (von Text- bzw. zeitgenössischer Hand) auf der jeweils letzten Seite, 79v, 95v–119v beschnitten.
Zustand
Am Anfang und Ende verschmutzt. Bl. 1 mit Rissen (z. T. genäht). Bll. 39, 123–126 an den unteren Rändern stark beschnitten, die restlichen Bll. auch an den äußeren Rändern leicht beschnitten (ohne Textverlust außer bei Marginalien).

Schriftraum
16,2–16,7 × 8,5–9,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
33–34 Zeilen.
Buchgestaltung
(Zwischen-)Überschriften und bisweilen Quellenangaben in Rot (z. T. am Rand); rote, selten blaue Versalien bzw. Lombarden an Kapitel- und weiteren Abschnittsanfängen (Vorgaben für Rubrikator i. d. R. stehengeblieben); rubrizierte, selten auch rote oder blaue Satzmajuskeln. 67v, 91v zwischen libb. II/III bzw. III/IV Platz freigelassen (s. auch Buchschmuck). – S. auch Nachträge und Benutzungsspuren.
Buchschmuck
1r (lib. I) rote N-Initiale mit Aussparung im Stamm, 35v (lib. II) Platz freigelassen, aber nicht ausgeführt.

Nachträge und Benutzungsspuren
Wenige, zeitgenössische Korrekturen; durchgängig zahlreiche Anmerkungen von Text- bzw. zeitgenössischer Hand, darunter auch längere Glossen (mit Verweiszeichen). 1r unbestimmbarer Titelnachtrag, 126v Federprobe (?).

Provenienz
Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
1r evtl. ein Kauf- oder Pfandvermerk (?) des 14. oder 15. Jhs. (pro libra 5 [?; die 5 in einer h-ähnlichen Form]). – S. auch Geschichte der Handschrift.

1) 1r–126v Digitalisat

Verfasser
Petrus Lombardus (GND-Nr.: 11859334X).
Titel
Sententiae.
Angaben zum Text
Stegmüller, RS 1; Karin Schneider, in: VL2 7, Sp. 511f.; Rep. font. 9, S. 152f. Text weicht von dem der Edd. 1971–1981 (u. a. durch Kürzungen) stark ab; ohne Prolog und Kapitelübersichten: 1r–35r lib. I (35r prol. ad lib. II ans Ende gestellt), 35v–67v lib. II, 67v–91v lib. III (ohne prol. ad lib. III), 91v–126v lib. IV, 3 dist. 1–25 (Text bricht 126v vor dem Seitenende ab; ohne prol. ad lib. IV). Zwischen Bll. 67 und 68 Text- aufgrund von Blattverlust (Petr. Lomb. sent. III,1,1–4,2).
1ar–4av leer (außer 1ar, 4ar Signaturen etc.).
Incipit
1r Noue legis continentiam diligenti indagatione etiam atque etiam considerantibus nobis (Petr. Lomb. sent. I,1) …
Explicit
126v … etiam si ualde sit dignus, quia et ipse dominus xxx annorum d[e]cu[r]so spatio baptizatus [korrigiert aus: batizatus] est [danach ca. 2 Buchstaben radiert], ex t[un]c docere cepit (Petr. Lomb. sent. IV,25,7).
Edition
Collegium S. Bonaventurae ad Claras Aquas (Hg.), Magistri Petri Lombardi Parisiensis episcopi Sententiae in IV libris distinctae, 2 Bde. (Spicilegium Bonaventurianum 4.1/2–5), Grottaferrata (Rom) 31971– 1981.

Faszikel II (Bl. 127–137)

Sachtitel / Inhalt
Decretalium extravagantium collectio.
Entstehungsort
unsicher. s. Geschichte des Faszikels.
Entstehungszeit
um 1300 . vor 1298 ? [Bertram, Vorbonifazianische Extravagantensammlungen, S. 315].
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
18 Bll.
Format (Blattgröße)
22–22,5 × 15,5–16 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
2 IV142 + III148 + II152 . Lagen- bzw. Blattreihenfolge durch falsche Bindung gestört: auf den Quaternio (Bll. 127–134) folgte ursprünglich ein Quinternio dessen zwei innere Doppelbll. (Bll. 149–152) als Binio hinter den heute vorliegenden Ternio (Bll. 143–145 und 146–148) eingebunden wurden; nach dem ursprünglich letzten der erhaltenen Bll. (Bl. 148) Blattverlust.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
s. zum Codex.
Zustand
Bll. 145–146 an den unteren Rändern beschnitten (ohne Textverlust). Bll. 131, 134 mit Rissen (ursprünglich genäht).

Schriftraum
17,5–18 × 11,5–12 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
31–40 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Von mehr als einer Hand geschrieben, nach der häufig vorkommenden dreiförmigen Abkürzung für Schluss-m und den drei Formen für s (lang, rund und gezogen) zu urteilen, möglicherweise norditalienischer Schulung.
Buchgestaltung
Lombarden (bisweilen mit Fleuronné) an Textanfängen; Paragraphzeichen (i. d. R. zu Überschriften bzw. Rubriken).
Buchschmuck
S. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Einige zeitgenössische und wohl auch spätere Korrekturen (darunter 127v eine längere Ergänzung), Anmerkungen bzw. Glossen (insb. 147rb–148va zur Constitutio Cupientes von Nikolaus III.; s. auch Fasz. III, Inhalt) und Stellenmarkierungen (darunter Nota-Zeichen).

Provenienz
Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
Nach Bertram, Vorbonifazianische Extravagantensammlungen, S. 315 wie drei weitere Sammlungen „offenbar nördlich der Alpen abgeschrieben“; vgl. aber Angaben zu Schrift/Schreibern. – S. auch Fasz. III, und Geschichte der Handschrift.

2) 127ra–134vb, 143ra–152vb Digitalisat

Beteiligte Personen
Gregorius IX papa (GND-Nr.: 163371288) / Innocentius IV papa (GND-Nr.: 161541224) / Alexander IV papa (GND-Nr.: 172489156) / Clemens IV papa (GND-Nr.: 170335127) / Nicolaus III papa (GND-Nr.: 329461400).
Titel
Decretalium extravagantium collectio saeculi XIII exeuntis (unvollständig) .
Angaben zum Text
Sammlung von insg. 39 Decretales extravagantes (darunter 2 bzw. 18, die Gregor IX. bzw. Innozenz IV. zugeschrieben werden) und 25 Constitutiones (die 17 Alexanders IV., die fünf Clemens’ IV. und drei von Nikolaus III.), die frühestens nach der Veröffentlichung der Sammlung Nikolaus’ III. 1280 und wohl vor der Veröffentlichung des Liber Sextus 1298 zusammengestellt wurde und aufgrund des Textverlustes noch weitere Stücke umfasst haben kann; die ersten 53 Stücke sind systematisch angeordnet, die letzten elf nach Pontifikaten. Blattreihenfolge durch Fehlbindung gestört; inhaltlich korrekte Reihenfolge: Bll. 127–134, 143–145, 149–152 (Seite endet 152vb mit: … contra uniuersos immunitate per ipsius sedis), 146–148 (Text bricht 148vb ab nach: … non seruentur cum etiam sub), danach Text- aufgrund von Blattverlust (Bertram, Vorbonifazianische Extravagantensammlungen, S. 299, S. 315–317 [diese Hs. Sigle V], für eine detaillierte Verzeichnung aller Einzelstücke S. 299–301; s. auch Bertram, Die Extravaganten Gregors IX. und Innozenz’ IV. (1234–1254), in: ZRG KA. Abteilung 92, 2006, S. 1–44 [diese Hs. Sigle V] und Bertram, Die Konstitutionen Alexanders IV. (1255/56) und Clemens’ IV. (1265/67). Ein neue Form päpstlicher Gesetzgebung, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte. Kanonistische Abteilung 88, 2002, S. 70–109). – S. auch Fasz. III.
Incipit
127r De rescriptis r[esponsum]. Innocentius iiij episcopo et capitulo [abgekürzt mit: capl’t°] Santonensi. Breui responso breui nobis questione sciscitantibus

Faszikel III (Bl. 135–155*)

Sachtitel / Inhalt
Iohannes Garsias Hispanus.
Entstehungsort
s.l. (unbekannt).
Entstehungszeit
um 1300 (?).
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
8 Bll.
Format (Blattgröße)
22 × 16 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
2 IV142. Blattverlust vor und nach dem erhaltenen Quaternio.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
142v Lagenreklamant auf der letzten Seite.

Schriftraum
17 × 12–12,5 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
39–40 Zeilen.
Buchgestaltung
Abschnitte am Rand mit q[uesti]o gekennzeichnet, außerdem Paragraphzeichen und Unterstreichungen.

Nachträge und Benutzungsspuren
Einige Korrekturen (darunter 137r, 140v längere Ergänzungen) und Stellenmarkierungen (Nota-Zeichen) von Text- bzw. zeitgenössischer Hand.

Provenienz
Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
Wohl als inhaltliche Ergänzung mit Fasz. II zusammengebunden. – S. auch Geschichte der Handschrift.

3) 135ra–142vb Digitalisat

Verfasser
Iohannes Garsias Hispanus (GND-Nr.: 115867759).
Titel
Apparatus ad constitutionem Nicolai III quae est Cupientes (unvollständig).
Angaben zum Text
S. Rep. font. 6, S. 323; Díaz 1366. Aufgrund von Blattverlust am Anfang und Ende unvollständig erhaltener Kommentar des Garsias zur Constitutio Cupientes von Nikolaus III. (der häufig gemeinsam mit dem Text der Constitutio selbst überliefert ist [Bertram, Dekretalensammlung Papst Nikolaus’ III., S. 64, S. 71f.], Letzterer hier, mit Marginal- und Interlinearglossen, in Fasz. II, 147rb–148va). – 135ra [Text setzt ein] mr [?; mit Kürzungsstrich] debet restitus [?] contra processum, ut supra dictum est … (142vb) quo ad hoc expressisset, ut expressit in clausula preteriti [Text bricht ab; nach dem die beiden letzten Worte wiederholenden Lagenreklamant begann die folgende Seite folgendermaßen: clausula preteriti. Et quia pena est (Etpena unterstrichen)].
153*r–155*v leer.


Bearbeitet von
Michael Kautz, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 325. Beschreibung von: Michael Kautz (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.