Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 341

Theologische Sammelhandschrift

Papier · 2, 230, 1 · 28,8–29,2 × 21–21,5 cm · Bernstadt bei Ulm (Alb-Donau-Kreis) / Süddeutschland · 1425–1426 / 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Theologie / Beichtspiegel / Predigt.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
2, 230, 1.
Format (Blattgröße)
28,8–29,2 × 21–21,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Hs. mit beigebundenem Fragment (I. Bl. 1–75, 79–230; II. Bl. 76–78). (I-1)1a + 11 + 6 VI73 + (V+3)86 + 5 VI146 + VII159 + 5 VI219 + (VI-1)230 + (I-1)231*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., Bl. 1 ist ein älteres Vorsatzbl., heute ein Einzelbl. Die Bll. 76–78 sind neuzeitlich, sie wurden in die siebte Lage eingefügt, um drei der Hs. beiligende Zettel zu montieren. Das letzte Bl. der letzten Lage fehlt. 231* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Handschrift mit ausgelösten Fragmenten.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Foliierung des 15. Jhs. in Rot beginnend 4r (2–66, 68–74, 75–CC14, CC14–CC26), zu Beginn in arabischen Zahlen, die 100er immer römisch als C. Moderne Bleistiftfoliierung (1–152, 152a, 153–230) einschließlich der drei nach 75 eingefügten Bll., auf diese Foliierung bezieht sich die Beschreibung der Hs. Lagenzählung des 15. Jhs., jeweils auf der ersten Seite links oben, beginnend 14r (2us–17us, die weiteren Lagen unbezeichnet), zum Teil durch Beschnitt der Seiten beschädigt oder entfallen. 3ra–79rb die Bücher durchgezählt als laufender Seitentitel in Rot (1–7), ebenso ab 157r die Predigten (1–96, die letzten zwei ungezählt).
Zustand
Guter, sauberer Zustand.


Einband
Weißes Pergament mit Goldpressung auf Pappen. Rom, 1869–1878. Glatter Rücken. Oben das blaue Signaturschild der BAV. Darunter in Goldpressung das Wappen von Papst Pius IX. (Pontifikat 1846 bis 1878). Darunter rotes Lederschild mit Goldpressung Pal. 341. Unten das Wappen des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (1812–1889, Kardinalbibliothekar ab 1869). Kapital mit hellblauen und violetten Seidenfäden umwickelt. Schunke, Einbände 2,2, S. 829, vgl. Schunke, Einbände 1, S. 257.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Der Schreiber nennt sich in den Kolophonen der drei Texte: 79rb ›Explicit compendium theologice veritatis completum seu scriptum per me Laurencium Pedis Prespiterum de Gamundia, anno domini M CoCoCoCo vicesimo quinto finitum in die sancte Dorothee virginis et martiris‹, ebenso 152arb: ›Explicit summa de penitencia magistri Thome subdecani de Cabaam scripta per me Laurencium Pedis prespiterum de Gamundia anno domini M CoCoCoCo xxv in die visitacionis beate Marie virginis finaliter conpleta‹ und 230vb: ›Explicit quadragesimale scilicet Iacobus de Voragine scriptum per me Laurencium Pedis Prespiterum de Gamundia anno domini Mo cccc 26 in die septem fratrum completum illo tempore existentem [?] coadiutorem plebani in Berenstat. „Gamundia“ hier wahrscheinlich Schwäbisch Gmünd, „Berenstat“ dürfte Bernstadt bei Ulm im Alb-Donau-Kreis sein (Diözese Augsburg, der Ort besitzt seit 1195 eine eigene Pfarrstelle), vgl. Ernst Bosch, Bernstadt, zur Geschichte einer Albgemeinde, Horb 1999. Der Schreiber Laurentius „Pedis Prespiterum“ de Gamundia konnte bisher nicht an anderer Stelle nachgewiesen werden. Wann und auf welchem Weg die Hs. in die Heidelberger Palatina gelangte, ist unklar. 1623 mit den Bänden der Palatina in die Vatikanische Bibliothek verbracht. 2r Capsa-Nummer: C. 13. (Pal. lat. 1949, 13v: 1268 Compendium theologicae veritatis fol. C. 13.). Ältere Signaturen: 1r 368 (gestrichen), 2r 1547 (gestrichen). Besitzstempel der BAV: 3r, 4r, 76r, 230v.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_341
Literatur
Thomas Kaeppeli, Un recueil de sermons prêchés à Paris et en Angleterre, conservé dans le ms. de Canterbury, Cathedr. Libr. D7, in: Archivum Fratrum Praedicatorum 26 (1956) S. 161–191 dort S. 187, S. 190; OVL, Pal. lat. 341; Stevenson, Latini, S. 91.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

(Bl. 1–75, 79–230)

Sachtitel / Inhalt
Theologische Sammelhandschrift.
Entstehungsort
Bernstadt bei Ulm (Alb-Donau-Kreis).
Entstehungszeit
1425–1426.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
227 Bll.
Format (Blattgröße)
28,8–29,2 × 21–21,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
11 + 6 VI73 + (V+3)86 + 5 VI146 + VII159 + 5 VI219 + (VI-1)230.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
S. zum Codex.
Wasserzeichen
Bl. 2, 7–72 und 81–83 Ochsenkopf mit einkonturiger Stange und sechsstrahligem Stern (einkonturig, Enden gerade), ohne Gesichtsmerkmale, Kinn rund. Zwei Varianten. Ähnlich WZIS DE8100-PO-61884 und WZIS DE5910-PO-61850. Bl. 3–5, 74–75 und 87–229 Ochsenkopf mit einkonturiger Stange und sechsstrahligem Stern (einkonturig, Enden gerade), Augen frei, Kontur der Stirn gebogen. Drei (?) Varianten. Ähnlich bzw. vergleichbar mit WZIS DE2610-PO-67344 und DE2610-PO-67343. In der zweiten Gruppe von Wasserzeichen einige Bll. deren Wasserzeichen nur unvollständig erkennbar sind und daher nicht eindeutig zugeordnet werden können.

Schriftraum
21,1–22,4 × 15,3–16 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
44–50 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Bastarda cursiva mit Schleifen an den Oberlängen von l, b, d und h, das r hat eine Tendenz zur gespaltenen, kursiven Form. Die Hs. ist durchgehend von der Hand des Laurentius „Pedis Presbyterum“ von Gmünd (s. Geschichte der Handschrift).
Buchgestaltung
Spaltenbegrenzung in verdünnter Tinte. Rubriziert. Satzinitialen rot gestrichelt. Textgliederung durch einfache und doppelte Schrägstriche, zum Teil rubriziert. Fünfzeilige rote Lombarden mit einfacher Ornamentik in roter Tinte und rundum gezogener Konturlinie.
Buchschmuck
2r skizzenhafte Federzeichnung einer stehenden Gestalt in weit fallendem Gewand und lockigem Haar. Daneben von anderer Hand eine Variante des Kopfes. Wahrscheinlich aus der Zeit der Niederschrift der Texte oder geringfügig später.

Nachträge und Benutzungsspuren
157ra Quare ieiunium inchoetur potius in quarta feria. Zum Beginn des Quadragesimale.

Provenienz
Heidelberg.
S. Geschichte der Handschrift.

1) 3ra–79rb Digitalisat

Verfasser
Hugo Ripelin de Argentina (GND-Nr.: 11855462X).
Titel
Compendium theologicae veritatis.
Angaben zum Text
(3r–4r) Capitula. Kapitelverzeichnis zu den sieben Büchern. (4va–79rb) Compendium theologicae veritatis. Stegmüller, RS, Nr. 368; Kaeppeli, Scriptores OP, Nr. 1982 (Nennung dieser Hs. Bd. 2, S. 268); Georg Steer, in: VL 4, Sp. 256f.
Rubrik
3r ›Incipiunt capitula super primum librum compendii theologyce veritatis‹.
Incipit
4v Veritas theologice sublimitas cum superni sit splendoris radius
Weiteres Initium
3r Quod deus est. Quod unus deus est …
Explicit
79rb … quisque beatus secundum merita recipiet sine fine. Amen.
Edition
Opera omnia sanctae Bonaventurae, Bd. 8, ed. Adolphe Charles Peltier, Paris 1866, S. 60–246; Beati Alberti Magni … opera omnia, Bd. 34, ed. Auguste Borgnet, Paris 1895, S. 1–270 (mit Abweichungen vom Text der Hs.).

2) 79va–152arb Digitalisat

Verfasser
Thomas de Chabham (GND-Nr.: 119465264).
Titel
Summa de poenitentia.
Angaben zum Text
Das vorangestellte Kapitelverzeichnis (79va–80vb) bietet nur jeweils den kurzgefassten Titel, keine Inhaltsangabe, wie in den Frühdrucken. Bloomfield, ILWVV, Nr. 1145, S. 111 sowie Supplement, S. 89 (ohne Kenntnis der Hs.). Glorieux, Maîtres, Nr. 115a. Kaeppeli, Un recueil de sermons, s. Literatur, v. a. S. 184–190.
Incipit
81ra Cum miseraciones domini sint super omnia opera eius
Explicit
152arb … pro peccato manifesto quam pro occulto. Et ad presens dicta de penitencia hec sufficiant. Amen.
Edition
Zwei Frühdrucke: GW M36857 und GW M36858; Thomae de Chobham Summa confessorum, hrsg. von Frederick Broomfield, Louvain/Paris 1968 (Analecta mediaevalia Namurcensia 25).

3) 152ava Digitalisat

Verfasser
Jacobus de Voragine (GND-Nr.: 118556401).
Titel
Legenda aurea (excerptum).
Incipit
151ava [N}ativitas domini nostri Ihesu Christi secundum carnem ut quidam aiunt
Explicit
152ava … secunda regionum in urbe coram Cesare. Joseph autem cum esset/.
Edition
Jacobi a Voragine Legenda aurea, vulgo Historia lombardica dicta, hrsg. von Theodor Graesse, Breslau 31890, S. 40–41.

4) 152ava–230vb Digitalisat

Verfasser
Jacobus de Voragine (GND-Nr.: 118556401).
Titel
Sermones quadragesimales.
Rubrik
157ra ›Feria quarta cinerum‹.
Incipit
157ra Filia populi mei induere cilicio [Ier 6,26] … . Quamvis solempnitas quadragesimalis in sequenti dominica inchoetur
Weiteres Initium
152avb Abnegare seipsum quid sit S. 84 g.
Explicit
230vb … nos perducat qui [cum] patre et spiritu sancto vivit et regnat per infinita seculorum secula.
Edition
Iacopo da Varazze, Sermones qvadragesimales (Edizione nazionale dei testi mediolatini 13, Serie I,8), hrsg. von Giovanni Paolo Maggioni, Florenz 2005.

Fragment (Bl. 76–78)

Sachtitel / Inhalt
Theologischer Text.
Entstehungsort
Süddeutschland.
Entstehungszeit
15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Fragment.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
3 Bll.
Format (Blattgröße)
20,5–21,0 × 15,5–15,8 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Drei einzelne Zettel, auf Seiten im Folioformat montiert und in den Buchblock eingefügt.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
S. zum Codex.
Wasserzeichen
Keine Wasserzeichen erkennbar.

Schriftraum
12,0–17,0 × 12,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
4-17 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Bastarda cursiva einer Hand.
Buchgestaltung
Ohne festes Layoutschema.

Provenienz
Heidelberg.
Geschichte des Fragments
Der Schrift nach zu urteilen, dürften die drei Zettel in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. entstanden sein und wurden dem Band beigelegt. Wahrscheinlich beim Neueinband der Hs. 1869–1878 (s. Einband) dort fest eingefügt.

5) 76r, 77r–77v, 78v Digitalisat

Beteiligte Personen
Petrus Lombardus (GND-Nr.: 11859334X).
Titel
De vita mala resecanda (?).
Incipit
76r /dum decepit eum in loco amenissimo paradisi inducens eum ad malum inobediencie
Weiteres Initium
77r Radix cuncti mali (ut dicit S. Gregorius) est superbia de qua dicitur scriptura attestante initium omnis peccati est superbia … ; 77v /bunt provocare vires animae [?] ad operanda actus vitiosos … ; 78v Liber primus sit de vita mala resecanda. Cum ergo vita hominis prima sit mala iuxta dictum Davidis …
Explicit
78v … videns hominem creatum et electum ad suum thronum sive assumen[dum (?)]/.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 341. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.