Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 35
Psalterium feriatum et hymni
Pergament, Papier · 1, 157, 1 Bll. · 9,8–10,0 × 7,3–7,8 cm · Mittelitalien / (Toskana) · 14. und 15. Jh.
- Entstehungsort
- Mittelitalien / (Toskana).
- Entstehungszeit
- 14. und 15. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament, Papier (Vor- und Nachsatzbll.).
- Umfang
- 1, 157, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 9,8–10,0 × 7,3–7,8 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 3 IV16 + 10 VI135 (mit Bl. 43a) + V145 + I147 + (I-1)148*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 148* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Fehlerhafte römische Foliierung des 17. Jhs.
(1–147), nach Bl. 43 ist ein Bl. nicht gezählt;
moderne Foliierung (43a); Vor- und Nachsatzbll. sowie die
unbeschriebenen Bll. des geplanten Kalendars am Beginn der Hs. sind
nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des
Digitalisats übernommen.
Lagenreklamanten in einfacher Rahmung auf der letzten Seite der Lage unten in der Mitte des Bls. oder am rechten Rand, zum Teil durch Nachträge überschrieben.
- Zustand
- Pergament mit leichten Bräunungen und Verschmutzungen, Ränder zum Teil bestoßen; lose Bll. wieder angefalzt. Leichter Wasserschaden. Tinte stellenweise recht stark abgegriffen, berieben und verblasst; Initialen zum überwiegenden Teil stark berieben.
- Schriftraum
- 9,4–9,9 × 5,6–6,1 cm.
- Spaltenanzahl
- Textblock; 2 Spalten (Litanei).
- Zeilenanzahl
- 16–22 Zeilen (Gebete), 19–22 (Psalter).
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Geschrieben in einer qualitätvollen Rotunda von einer Haupthand, von der wohl auch die bzw. Teile der Rubriken stammen; die Rubrizierungen von einer anderen Hand (?). Die Hymnen in einer Bastarda. Einfache gotische Kursive, Bastarda und Rotunda für die Nachträge und Ergänzungen von verschiedenen Händen.
- Buchgestaltung
- Psalmüberschriften und -zählung als Rubrik, zum
Teil ist die Zählung in arabischen Ziffern auf dem Rand ergänzt;
die Anfänge der Psalmen sind alternierend durch rote und blaue
Lombarden gekennzeichnet, versehen mit einem Zierdoppelstrich
oder gelegentlich auch Fleuronné in verwechselten Farben; der
jeweils nachfolgenden Buchstabe noch in Majuskel. Rot/blau
wechselnde Satzmajuskeln zur Hervorhebung der einzelnen Verse
innerhalb der Psalmen, über weitere Strecken auch einfach rote
Satzmajuskeln. Die Gruppen der Psalmteilung werden durch
gerahmte größere, rot-blaue Initialen mit wenigen
Schmuckelementen hervorgehoben. Die eingefügten Antiphonen sind
durch einen kleineren Schriftgrad gegen den Psalmtext abgesetzt.
Schriftraumrahmung in verdünnter Tinte durchgängig sichtbar;
wenige Zirkellöcher.
Der Abschnitt mit den Cantica folgt in seinem Layout dem Psalter.
Der Beginn der Litanei wird durch eine Rubrik sowie durch eine große rote Lombarde mit blauem Doppelstrich gekennzeichnet; die weiteren Abschnitte, wie die Heiligennamen oder die Gebetsanfänge, werden durch durch alternierend rote und blaue Satzmajuskeln angezeigt.
Die Überschriften der Textteile in Rubriken; die Anfänge der Gebete und des Totenoffiziums sowie der des Ausschnitts aus dem Johannes-Evangelium werden alternierend durch rote und blaue Lombarden gekennzeichnet, versehen mit einem Zierdoppelstrich in verwechselten Farben; die Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen. Der Ordo für das Offizium, der gänzlich in Rot geschrieben ist, wird durch ein blaues Paragraphzeichen kenntlich gemacht und hat Satzmajuskeln mit blauen Strichen.
Die Anfänge der Hymnen werden durch Versalien mit Zierelementen gekennzeichnet, die bereits Elemente der Fraktur vorwegnehmen; die kennzeichnung der einzelenen Strophen erfolgt durch wenig kleinere Versalien gelicher Art. erinnern.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Verbesserungen und Ergänzungen von verschiedenen zeitgenössischen und
wenig jüngeren Händen, zum Teil mit Überschreibungen im Haupttext.
Randnoten von verschiedenen jüngeren Händen hinzugefügt; die Nachträge umfassen in der Regel: Invitatorien, Antiphone und Fürbitten sowie die übliche Ferialteilung des Psalters.
- Einband
- Römischer Einband zwischen 1878 und 1889: Helles Pergament über Pappe, Deckel ohne Verzierungen; Rücken mit rotem, goldgeprägten Rückenschild: PAL. 35. Zwei goldene Wappenstempel: Papst Leo XIII. (reg. 1878–1903) und Kardinalbibliothekar Jean-Baptiste Pitra (amt. 1869–1889); Stempel Pitras überklebt mit dem querrechteckigen, blauen Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 35. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 813.
- Provenienz
- Mittelitalien (Toskana) / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Vorderspiegel mit blauem aufgeklebtem Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 35; 3ar römische Signaturen: Pal: und 35, darunter: 32 [gestrichen]; 1r römische Signatur: 35 [aus 25? verbessert] Pal.. 1r, 2r und 182v Stempel der BAV. Geschrieben wurde der Codex im 14. und 15. Jh. in Mittelitalien; auf den Ort weisen neben der Schrift nicht zuletzt die Heiligen der Litanei hin: Apollinaris von Ravenna, Vitalis von Ravenna, Donatus von Arezzo, Laurentinus und Pergentinus, Gervasius und Protasius sowie die nachgetragene hl. Zita von Lucca hin. Nach Bannister, Index, 23v, gehörte das Psalterium in ein Kamaldulenser-Kloster; Grund für diese Behauptung mag er in der Aufnahme des hl. Romuald, des Gründers des Kamaldulenser-Ordens, in die Heiligenreihe der Litanei gesehen haben (134ra).
- Besonderheiten
- Die Hs. weist zwei unterscheidliche Aufteilungen der Psalmen auf: die übliche Ferialteilung wurde im zweiten Teil, der die Vesper umfasst, zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Rand nachgetragen und überdeckt so eine ältere, monastische Aufteilung.
- Literatur
- Henry M. Bannister, Index codicum manuscriptorum ad
liturgicam rem spectantium, Bibliotheca Vaticana (sala cons. mss., num.
509), 23v; Ehrensberger, Libri liturgici, S. 30f.; OVL, Pal.lat.35; Salmon, Mss. liturgiques, S.
18f.; Schunke, Einbände 2.2, S.
813; Stevenson, Latini, S. 6.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
) 1r–145r
- Titel
- Psalterium.
- Angaben zum Text
- 1r GEBET. - 1v–119v PSALMEN nach der Septuaginta. Die Psalmen sind
gemäß dem monastischen Gebrauch unterteilt (markiert sind Ps [1], 20,
26, 32, 38, 45, 52, 59, 68, 73, 79, 85, 95, 101, 105, 109, 118,33,
118,81, 118,97, 118, 129, 129, 134, 138, 141, 144,11); nachgetragen
wurde vor allem im Vesper-Teil von einer späteren Hand die übliche
Ferialteilung (Ps 109, 114, 121, 126, 131, 137, 143). Vgl. zu den
möglichen Gliederungen der Psalmen zusammenfassend Rainer Kahsnitz, Der
Werdener Psalter in Berlin Ms. theol. lat. fol. 358. Eine Untersuchung
zu Problemen mittelalterlicher Psalterillustration (Beiträge zu den Bau-
und Kunstdenkmälern im Rheinland 24), Düsseldorf 1979, S. 115–141;
Elizabeth Solopova, Latin liturgical Psalters in the Bodleian Library. A
select catalogue, Oxford 2013, S. 641–650.
119v–132v CANTICA. - 132v–135v HEILIGENLITANEI MIT FÜRBITTEN UND ORATIONEN. ›Jncipiunt letaniae‹ ›K‹yrieleyson ›Ch‹risteleyson ›K‹yrieleyson ›Ch‹riste audi nos … - 136r–145r TOTENOFFIZIUM MIT GEBETEN. ›In agenda mortuorum …‹ … 145r … gloriam quasi unigeniti a patre plenum gratie et ueritatis (Io 1,14).
146r–147v HYMNEN. AH 2, Nr. 44; AH 51, Nr. 89 (hier ohne Strophe 5, Strophe 6 nur durch Incipit Gloria angedeutet); AH 51, Nr. 85; AH 50, Nr. 223 (hier fehlen die letzten beiden Verse der letzten Strophe).
1ar–v, 2ar–7av bis auf Schriftraumrahmung, 8ar–9av, 148*r–v leer.
- Incipit
- 1r Beatus uir qui non habiit in consilio impiorum … (Ps 1,1).
- Explicit
- 147v … coequalis laus sancto [spiritui: hier bricht der Text ab, es fehlen die letzten beiden Verse der letzten Strophe; es ist nicht zu entscheiden, ob hier auch ursprpünglich die Hs. endete].
- Edition
- Biblia sacra iuxta Vulgatam versionem, hrsg. von Robert Weber / Roger Gryson, Stuttgart 52007, S. 770–954 (Psalter).
- Bearbeitet von
- Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 35. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.