Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 37

Psalterium feriatum cum ordinario officii

Pergament, Papier · 1, 199, 1 · 9–9,3 × 6,2–6,6 cm · Köln / St. Kunibert? · 1. Hälfte 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Psalterium / Breviarium / Liturgie.
Entstehungsort
Köln / St. Kunibert?
Entstehungszeit
1. Hälfte 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament, Vorsatzbll. Papier (1a, 199*).
Umfang
1, 199, 1.
Format (Blattgröße)
9–9,3 × 6,2–6,6 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + VI12 + 18 IV156 + III162 + 4 IV193 + (III-1)198* + (I-1)199*. Bei ungezählten Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (1a, 198*–199*). Foliierung überspringt Bl. 171a. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 199* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Das letzte Bl. der letzten Lage fehlt (kein Textverlust). Textreklamanten (20v–193v).
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Foliierung Rom, 17. Jh. 1–171, 172–197. Bl. 171a übersprungen. Foliierung des 15. Jhs. in Metallstift II-XXXI, fortgesetzt in arabischen Zahlen 32–176, 178–200 (=197). Unsicherheiten im Bereich 110–112 (1010, 1011 100XI, 10XII, ab 113 durchgehend arabisch).
Zustand
1r und 198*v etwas verschmutzt. Gerinfügige Fraßspuren im Bereich des vorderen Vorsatzes und des hinteren Spiegels.
Wasserzeichen
Aufgrund der Größe der Hs. nicht digitalisiert.

Schriftraum
5–5,5 × 3,3–3,9 cm (); ().
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
16 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
1 Schreiber, 1r–12v (Kalendarium) kleinerer Schriftgrad und kalligraphisch etwas unaufwändiger geschrieben als der Rest, 13r–197v Texte in zwei Schriftgraden.
Buchgestaltung
Im Kalendarium (1r–12v) jeweils zwei Seiten pro Monat, zum Monatsbeginn jeweils das Kl-Kürzel vergrößert und farbig (rot-blau). Die Psalmen und Lesungen in etwas größerem Schriftgrad, Hymnen und Gebete geringfügig kleiner, Antiphonen und Versikel deutlich kleiner bei gleicher Zeilenzahl. Die Anfänge von Psalmen, Hymnen und Kollekten jeweils mit zwei– bis dreizeiligen Lombarden (rot-blau alternierend) hervorgehoben. Einzeilige Lombarden für die Vers- und Satzanfänge. Schriftraum und Zeilenlinien in Tinte, Zeilenraster am äußeren Seitenrand durch Nadellöcher übertragen.
Buchschmuck
13r 6zeilige Zierinitiale zum Beginn des Psalters. Lombarde, ornamental geteilt (blau-gold), mit violettem Binnen- und rotem Besatzfleuronné, links Fleuronnéstab nach unten in rot-blau mit Gold, unten auslaufend in violettem Fleuronné, darin integriert ein stilisierter Kopf darunter die Buchstaben CR (LR?). 132v in der ersten Zeile der Anfangsbuchstabe der Antiphon kadellenartig verziert mit Profilmaske.

Nachträge und Benutzungsspuren
1r Vesperbuch, Nachtrag in deutscher Kursive, 16. Jh. 76v Antiphon getilgt. 164v–166r am Seitenrand Ergänzungen von späterer Hand.

Einband
Steifbroschur mit schmalen Klappen, weißes Pergament. Rom, um 1780. Rücken mit Titelaufschrift (PSALTERIVM, stark berieben) und zwei Titelschildern oben Kupferstichkartusche, darin handschriftlich 37 in roter Tinte, unten blaues Signaturschild der BAV. Darüber in blauem Stift Pal. Kapital wulstig, dunkelrot und gelb umstochen (unten verblasst). Farbschnitt gelb (heute vor allem am Unterschnitt zu erkennen). Schunke, Einbände 2,2, S. 813; Schunke, Einbände 1, S. 256.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Das Erscheinungsbild der Hs., die Schrift und die ornamentale Gestaltung von 13r deuten auf eine Entstehung in der ersten Hälfte des 15. Jhs. Das Kalendarium entspricht dem Kölner Festkalender. Darauf deuten besonders auch die hervorgehobenen Festtage: 7v Panthaleonis martyris am 28. Juli, 10r Gereonis cum sociis am 10. Okt., 10v undecim milium virginum am 21. Okt., Severini episcopi am 23. Okt. Auch Columba am 31. Dez. ist typisch. Die Hervorhebung von Cuniberti episcopi am 12. Nov. (11r) könnte auf das Stift St. Kunibert in Köln deuten. Siehe Kalendarium (1r–12v). Auf welchem Wege die Hs. nach Heidelberg gelangte ist nicht ersichtlich. Sie erscheint im Katalog von 1581 Pal. lat. 1930, S. 239 unter dem Eintrag Ein Vesperbüchlein, geschrieben perment, in 16, bretter rott leder. 1r Capsa-Nummer C. 121. Möglicherweise im Allacci-Register Pal. lat. 1949, 9v unter 1503 Breviariolum 16. C. 121 zu identifizieren. 1ar Signatureintrag 37. Ältere Signatur 498 (gestrichen). 1r Ältere Signaturen 1847 und 233 (beide gestrichen). Vorderspiegel blaues Signaturschild der BAV. Besitzstempel der BAV 1r und 197v.
Besonderheiten
Das hier vorliegende Offizium für den Sonntag entspricht der Fassung, die früher als "Psalmista" bekannt war. Es wurde am 2. Sonntag nach Epiphanias gesungen, dem Beginn der Zeit des Offiziums "per annum", und ist auch daran kenntlich, dass aus der Homilie zu "nuptiae factae sunt" gelesen wurde (s.u.). Vgl. Giuseppe Maria Tomasi, Opera omnia, Bd. 4, Rom 1749, S. 50–52; Salmon, Les manuscrits liturgiques, S. 19–20.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_37
Literatur
Ehrensberger, Libri liturgici, S. 326; OVL, Pal.lat.37; Salmon, Mss. liturgiques, S. 19–20; Schunke, Einbände 1, S. 256; Schunke, Einbände 2,2, S. 813; Stevenson, Latini, S. 6.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–12v Digitalisat

Titel
Kalendarium.
Angaben zum Text
Kalendarium der Heiligenfeste, die besonders hervorgehobenen Feste in Rot (zwei Festgrade). In den linken Spalten goldene Zahl und Sonntagsbuchstaben jeweils in Schwarz (das A in Blau), das römische Tagesdatum in Rot. Das Beschneidungsfest circumcisionis domini am 1. Jan., musste wohl der Rubrik zur Tagesanzahl des Januar weichen (1r).
Der Festbestand weist die meisten Übereinstimmungen mit dem Kölner Kalender auf. In Rot hervorgehoben sind u.a.: - (1v) 21. Januar Agnetis virginis, (4v) 23. April Georgii martyris, (7r) 2. Juli visitatio beate Marie, (7v) 25. Juli Jacobi apostoli und 28. Juli Panthaleonis martyris, (10r) 10. Okt. Gereonis cum sociis, (10v) 21. Okt. undecim milium virginum, 23. Okt. Severini episcopi, (11r) 12. Nov. Cuniberti episcopi, (11v) 22. Nov. Cecilie virginis. In schwarzer Tinte verzeichnet finden sich u.a.: (3r) 1. März Swiberti, (3v) 16. März Heriperti archiepiscopi, (4r) 10 Apr. Ezechielis prophete, (5v) 26. Mai Bede presbiteri et confessoris, (7r) 3. Juli translacio sancti Thome apostoli, (7v) 23. Juli translacio trium regum, (8v) 31. Aug. Paulini episcopi et martyris, (9v) 24. Sept. concepcio Johannis baptiste, (10r) 5. Okt. translacio sancti Severini, (10r) 11. Okt. translacio sancti Augustini, (10r) 15. Okt. Maurorum .ccc., (11r) 3. Nov. Huperti episcopi, (12v) 30. Dez. Perpetini episcopi (wohl obitus Perpetui episcopi), (12v) 31. Dez. nach Silvester Columbe virginis. Neben den typisch kölnischen Festen fallen einige auf, die für sich genommen eher nach Lüttich, Trier oder Utrecht verweisen würden.
Die Hervorhebung des Hl. Kunibert könnte auf das Kölner Stift St. Kunibert verweisen, wo die Reliquien des Kölner Bischofs in einem Schrein verehrt werden. Obgleich Severin am 23. Oktober (10v) definitiv als Kölner Fest gelten kann, ist die translatio am 5. Okt. doch ungewöhnlich. Bemerkenswert auch ein weiteres Translationsfest im Oktober (10r) die translacio sancti Augustini am 11.
Rubrik
1r ›Januarius habet dies xxxi‹.
Incipit
1r Octava sancti Stephani
Explicit
12v … Silvestri pape, Columbe virginis.

2) 13r–197v Digitalisat

Beteiligte Personen
Aurelius Augustinus (GND-Nr.: 118505114).
Titel
Psalterium feriatum cum ordinario officii.
Angaben zum Text
Psalterium feriatum cum ordinario officii für den Sonntag sowie Vesper und Komplet durch die Woche (hier ohne Matutin und Laudes). Salmon (Les manuscrits liturgiques 1, S. 19f.) wies darauf hin, dass die hier vorliegende Fassung des Sonntags-Offiziums auch unter dem Namen "Psalmista" bekannt war. Sie wurde am 2. Sonntag nach Epiphanias gesungen, dem Beginn der Zeit des Offiziums "per annum", und ist auch daran kenntlich, dass aus der Homilie zu "nuptiae factae sunt" gelesen wurde (s.u.). Vgl. auch: Giuseppe Maria Tomasi, Opera omnia 4, Rom 1749, S. 50–52. 13r–64v ›In dominicis diebus ad matutinam‹. Domine labia mea aperies … (CAO 2355). ›Invitatorium‹. Adoremus dominum quia ipse fecit nos (CAO 1011). Darin 37v–61v neun Lektionen: 1–6 aus dem Römerbrief (Rm 1,1–10 und 18–19 sowie 1,23 und 26–27), die Lektionen 7–9 aus der Homelie des Augustinus über Io 2,1 (nuptiae factae sunt): Adsit Dominus Deus noster … - … confirmare voluit quod ipse fecit (Migne PL 35, Sp. 1458). 64v–77r ›Ad laudes‹. 77r–104r ›Ad primam‹. 77r–78r Hymnus. Jam lucis ortu sidere … (AH 51, Nr. 41, S. 40). 104r–112r ›Ad terciam‹. 104rv Hymnus. Nunc sancte nobis spiritus … (AH 50, Nr. 18, S. 19). 112r–120r ›Ad sextam‹. 112rv Hymnus. Rector potens verax … (AH 50, Nr. 19, S. 20). 120r–128r ›Ad nonam‹. 120rv Hymnus. Rerum deus tenax … (AH 50, Nr. 20, S. 20). 128r–190v Zur Vesper von Sonntag bis Samstag. ›Ad vesperas‹. Rubrik vorgeschrieben: Ad vesperas dominicis diebus. 136v Hymnus. Lux beata trinitas … (AH 51, Nr. 40, S. 38). 143v–144v Hymnus. Inmense celi conditor … (AH 51, Nr. 35, S. 35). 150v–151r Hymnus. Telluris ingens conditor … (AH 51, Nr. 36, S. 36). 157rv Hymnus. Celi deus sanctissime … (AH 51. Nr. 37, S. 36f.). 168v–169r Hymnus. Magne deus potencie … (AH 51, Nr. 38, S. 37). 178rv Hymnus. Plasmator hominum deus … (AH 51, Nr. 39, S. 38). 179v–190v ›Die sabbati‹. 189rv Hymnus. O lux beata trinitas … (AH 51, Nr. 40, 38). 190v–197v Completorium: Invitatorium. Converte nos deus salutaris noster … . Deus in adjutorium … . 191v–192r In te domine speravi … (Ps 30). 192v Qui habitat in adiutorio altissimi … (Ps 90).195r Hymnus Te lucis ante terminum … (AH 51, Nr. 44, S. 42). 195v ›Capitulum‹. Cum nobis es domine … (Ier 14,9). ›Versiculus‹. Custodi nos Domine ut pupillam oculi … . 196r ›Psalmus‹. Nunc dimittis … (Lc 2,29–32). ›Antiphona‹. Pacem tuam quesumus domine ut pax … (CAO 4206). 196v Kyrieleyson, Christeleyson … . Pater noster. Credo in deum.Versiculus‹. Dignare domine nocte ista sine peccato nos custodire … . Versikel und Respons aus dem Te deum. 197r ›Collecta‹. Illumina quaesumus domine tenebras nostras … (Kollektgebet zur Komplet, siehe: Der älteste Liber Ordinarius der Trierer Domkirche, London, Brit. Mus., Harley 2958, Anfang 14. Jh. Ein Beitrag zur Liturgiegeschichte der deutschen Ortskirchen, hrsg. von Adalbert Kurzeja, Münster [Westfalen] 1970 (Liturgiewissenschaftliche Quellen und Forschungen 52), S. 369 mit Anm. 1676). 197v Benedicat et custodiat nos divina maiestas pater et filius et spiritus sanctus, amen.
Rubrik
13r ›In dominicis diebus ad matutinam‹.
Incipit
13r Domine labia mea aperies
Weiteres Initium
13r Adoremus dominum quia ipse fecit nos …
Explicit
197v Benedicat et custodiat nos divina maiestas pater et filius et spiritus sanctus, amen.
Edition
Giuseppe Maria Tomasi, Opera omnia, Bd. 4, Rom 1749, S. 50–52.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 37. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.