Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 4

Biblia: Testamentum vetus (Pars altera)

Pergament, Papier · 3, 148, 3 Bll. · 49,2–49,8 × 33,8–34,5 cm · Mittelitalien · 11. Jh. (2. Hälfte bzw. 1080/1090)


Schlagwörter (GND)
Bibel, Altes Testament.
Entstehungsort
Mittelitalien.
Entstehungszeit
11. Jh. (2. Hälfte bzw. 1080/1090).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament, Vor- und Nachsatzbll. Papier.
Umfang
3, 148, 3 Bll.
Format (Blattgröße)
49,2–49,8 × 33,8–34,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-1)1a + 5 IV40 + (IV-1)47 + 2 IV63 + III69 + IV77 + (IV+1)86 + IV94 + III100 + 3 IV124 + II128 + 2 IV144 + II148 + (II-1)151*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 151* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–148); Vor- und Nachsatzbll. nicht gezählt.
Zustand
Tinte (stellenweise stark) berieben. Pergament zum Teil stark verschmutzt mit Verfärbungen, teilweise durchscheinend, stellenweise leicht faltig; Ränder verschiedentlich zur Gewinnung von Pergament für Briefe und Urkunden (?) beschnitten, darüber hinaus mit Fehlstellen, Löchern und Rissen, mit Pergament (und auch Papier?) ausgebessert. Größere Fehlstellen an den Rändern (zum Teil durch Beschnitt) vereinzelt mit geringfügigem Textverlust. Partieller Wasserschaden v.a. am unteren Rand, stellenweise mit Stockflecken, Verfärbungen und verwaschener Tinte. Hs. wurde 2000 restauriert, dabei wurde der Einband des 19. Jhs. ersetzt; eingeklebter Restaurierungsbericht auf dem Hinterspiegel.

Schriftraum
42,5–45,3 × 26,2–28,0 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
61 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Wohl von einer Hand, ohne besondere Sorgfalt. Vielfach Nachträge von verschiedenen Händen. Unterschiedliche Intensitäten in der Tintenfarbe.
Buchgestaltung
Incipits und Explicits der Bücher in roter Tinte bzw. mit üblichen Rubrizierungen; Auszeichnungsschriften: Unzialis, Capitalis quadrata und Capitalis rustica, teilweise farbig ausgeführt, schwarz und rot im Wechsel. Größere Abschnitte innerhalb der Bücher durch rote Initialen kenntlich gemacht; die Unterabschnitte durch schwarze Initialen hervorgehoben. Seitentitel in Rot, meist beschnitten. Zeilengerüst in Blind- und auch Blei- sowie Tintenlinien; immer wieder die Zirkellöcher für die Einteilung am äußeren Rand sichtbar.
Buchschmuck
Am Beginn der Bücher fast durchgängig statuarische Autorenbilder, koloriert, zum Teil mit Weiß gehöht; 86v ganzseitige Miniatur: Autorenbild zu Jesus Sirach. Farbige Initialen bis zu einer Höhe von 57 Zeilen, ausgefüllt mit Flechtbandornamentik bzw. geometrischen und vegetabilen Mustern.

Nachträge und Benutzungsspuren
Häufige Korrekturen verweisen auf eine intensive Nutzung des Codex im Mittelalter; Streichungen, Korrekturen, Verbesserungen und Ergänzungen, von verschiedenen Händen, teilweise auf Rasuren und zwischen den Zeilen sowie als Marginalien mit Verweiszeichen. Langtons Kapitelzählung auf den Rändern, vereinzelt auch im Text nachgetragen, in spätgotischen arabischen Ziffern. Darüber hinaus weisen verschiedene Bücher noch eine weitere (ältere?) Verszählung in römischen Zahlzeichen auf, die teilweise entfernt wurde, bzw. es läßt sich verschiedentlich eine Abschnittszählung feststellen, die in die roten Initialen eingeschrieben wurde. Vereinzelt Federproben. Ränder wurden sekundär unter anderem zu Zeichenübungen benützt, Bleistift- und Tintenskizzen. Gelegentlich Angaben von liturgischen Texten mit Notation (Neumen).

Einband
Moderner Einband: naturfarbenes Kalbsleder (über Holzdeckel?), mit Messingbuckeln und zwei Schließen aus Pergament verstärktem Leder mit Messingbeschlägen. Rücken: querrechteckiges, blaues Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 4.
Provenienz
Mittelitalien / Süddeutschland (wohl Füssen) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit aufgeklebtem Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 4, darunter: Pal. lat. 4 [moderner Bleistifteintrag]; 1r am oberen Rand Capsa-Nummer: 177 und Allicci-Signatur: 1060, am unteren Rand: 4 Palat; 2r am unteren Rand: 4 Palat. 1r, 3r und 148v Stempel der BAV. Vgl. zur Entstehung und Überlieferung Pal. lat. 3.
Besonderheiten
Die vorliegende Redaktion zählt IV Rg 1 noch zu III Rg und beginnt IV Rg erst mit Kapitel 2 (36vb Beginn von IV Rg 1). Die Trennung von I Esr und II Esr wird nur durch die Verwendung von roter Tinte für den Beginn des Buchs kenntlich gemacht (112vb). Die Abfolge der biblischen Bücher weicht von der üblichen Reihenfolge der Vulgata wie folgt ab: Könige I–IV, Chronik I–II, Sprüche, Prediger, Hohelied, Weisheit, Jesus Sirach, Hiob, Esra I–II (Esra und Nehemia), Tobias, Judith, Ester, Makkabäer I–II. Die weiteren Teile der Bibel sind Pal. lat. 3 (1. Teil des Alten Testaments) und Pal. lat. 5 (Neues Testament und Psalmen).

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_4
Literatur
Larry M. Ayres, The Bible of Henry IV and an Italian Romanesque Pandect in Florence, in: FS Florentine Mütherich, München 1985, S. 16f.; Romuald Bauerreiss, Eine Riesenbibel des 11. Jahrhunderts angeblich für das Kloster St. Mang in Füssen, in: FS Max Spindler, München 1969, S. 91–97; Stephan Beissel, Vatikanische Miniaturen, Freiburg 1893, S. 11f.; Knut Berg, Studies in Tuscan Twelfth Century Illumination, Oslo 1968, S. 78; Berschin, in: Palatina 1, S. 133f.; Berschin, Palatina, S. 19–21; Albert Boeckler, Abendländische Miniaturen bis zum Ausgang der romanischen Zeit, Berlin/Leipzig 1930, S. 67–71; Walter Cahn, Die Bibel in der Romanik, München 1982, Nr. 135; Heinrich Fichtenau, Neues zum Problem der italienischen Riesenbibeln, in: MIÖG 50 (1950), S. 50–67; Franz Fuchs, Bildung und Wissenschaft in Regensburg, Sigmaringen 1989, S. 23–28; Edward B. Garrison, Studies in the History of Medieval Italian Painting 1, ND London 1993, S. 10f., S. 49f.; Edward B. Garrison, Studies in the History of Medieval Italian Painting 2, ND London 1993, S. 131–140; Margit Krenn / Christoph Winterer, Mit Pinsel und Federkiel. Geschichte der mittelalterlichen Buchmalerei, Darmstadt 2009, S. 87; OVL, Pal.lat.4; Christoph Roth, Literatur und Klosterreform. Die Bibliothek der Benediktiner von St. Mang zu Füssen im 15. Jahrhundert, Tübingen 1999 (Studia Augustana 10), S. 33.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ar–148vb Digitalisat

Beteiligte Personen
Hieronymus (GND-Nr.: 118550853).
Titel
Testamentum vetus, pars altera, cum prologis.
Angaben zum Text
1ra–1vb Prolog zum Buch der Könige. 1vb–2vb Kapitelübersicht der ersten beiden Bücher Könige. (1.1 2vb–15ra) I Rg. (1.2 15ra–25ra) II Rg 1–24. (1.3 25ra–37ra) III Rg und IV Rg 1; die vorliegende Redaktion zählt IV Rg 1 noch zu III Rg. (1.4 37ra–47vb) IV Rg 2–25. 48ra–b Prolog zuden Büchern der Chronik. (2.1 48rb–57vb) I Par. (2.2 57vb–69vb) II Par. 70ra–b Prolog zum Buch der Sprüche Salomons. (3. 70rb–77rb) Prv, mit Kapitelübersicht. (4. 77rb–79vb) Ecl mit Kapitelübersicht. (5. 79vb–81ra) Ct. 81rb–81va Kapiteleinteilung zum Buch der Weisheit. (6. 81rb–86rb) Sap, mit Kapitelübersicht. 87ra Prolog zu Jesus Sirach. (7. 87ra–100vb) Sir, mit Kapitelübersicht. 101ra–b Prolog zum Buch Hiob. (8. 101rb–108va) Iob 1–42. 109ra–b Prolog zum Buch Esra. (9.1 109rb–112vb) I Esr. (9.2 112vb–117ra) II Esr (= Buch Nehemia). 117ra–b Prolog zum Buch Tobias. (10. 117rb–120va) Tb 1–14. 120va–b Prolog zum Buch Judith. (11. 120vb–125ra) Idt 125ra–b Prolog zum Buch Ester. (12. 125rb–128vb) Est. 129ra–b Kapitelübersicht zum Ersten Buch der Makkabäer. 129rb–129va Prolog zu den Büchern der Makkabäer. (13. 129va–140vb) I Macc. (14. 140va–148vb) II Macc, mit Kapitelübersicht.
Rubrik
1r ›Incipit prefatio sancti Ieronimi presbiteri in libro Regum‹.
Incipit
1r Viginti duas esse literas
Explicit
148v … hic ergo erit consummatus.Explicit Liber Machabeorvm ·II·‹.
Edition
Biblia sacra iuxta vulgatam versionem, hrsg. von Robert Weber / Roger Gryson, Stuttgart 52007, S. 3–766, S. 957–1512 (mit den Prologen des Hieronymus).


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 4. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.