Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 42

Giannozzo Manetti, Psalterium

Pergament, Papier · 1, 66, 1 Bll. · 25,2–25,3 × 17,6–17,9 cm · Neapel · nach 1455, vor 1459


Schlagwörter (GND)
Psalter (Übersetzung Manettis).
Entstehungsort
Neapel.
Entstehungszeit
nach 1455, vor 1459.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vorsatzbll. aus Papier).
Umfang
1, 66, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
25,2–25,3 × 17,6–17,9 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + I1 (mit ungezähltem Bl. vor Bl. 1) + II5 + 6 V65 + (I-1)66 (ursprünglich wohl ein Doppelbl.?) + (I-1)67*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 67* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Durch das Neubinden der Hs. in Rom ist der Befund der letzten Lage nicht mehr genau zu rekonstruieren: Evtl. bildete Bl. 66 mit dem ehemaligen alten Spiegel ein Doppelbl., das bei der Neubindung an das papierene Nachsatzbl. angeklebt wurde, nachdem der alte Spiegel entfernt worden war.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Zeitgenössische Foliierung durch den Schreiber (1–66); die ersten beiden Bll. (Vorsatzbl. und das weitere Bl.) sind nicht gezählt, ebenso wie das Nachsatzbl. Lagenreklamanten auf der letzten Seite jeder Lage unten rechts.
Zustand
Im Wesentlichen sehr gut erhaltenes Pergament mit vereinzelten minimalen Verfärbungen und kleinren Fehlstellen. Die Tinte teilweise leicht berieben und die rote leicht verblasst, wie auch die Farbe der Initialen.

Schriftraum
15,0–15,5 × 11,0–11,6 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
24–28, in der Regel 25 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Vermutlich ein Autograph Giannozzo Manettis, wie der Vergleich mit den autographen Handschriften Pal. lat. 43 und Pal. lat. 1021 ergibt. Garofalo, Gli umanisti, S. 359f., weist dagegen die Hs. wie auch Pal. lat. 43 Agnolo, dem Sohn Manettis, zu. Die Schrift zeigt kalligraphische Züge, die durch die Verwendung der (humanistischen?) Kapitalis als Auszeichnungsschrift sowie durch das üppige Weißrankengeflecht noch hervorgehoben werden. In der zweiten Hälfte der Hs. erscheint der Schriftduktus jedoch zusehends nachlässiger, und es treten vermehrt Passagen mit gedrängterer Schrift auf bzw. der gedachte Schriftraum wird megrfach überschrieben.
Buchgestaltung
Incipits und Explicits der verschiedenen Textteile sowie die Auflistung und Überschriften der Psalmen in roter Tinte, zum Teil in Majuskelbuchstaben (humanistische Kapitalis?). Die ersten vier Zeilen der Widmungsrede in Goldtinte geschrieben. Die Versanfänge der Psalmen mit roten und blauen Initialen (aus der gotischen Majuskel kommend, mit Bogenschwellungen) im Wechsel, der erste Vers des Psalms jeweils mit einer geringfügig größeren Initiale; die Anfänge der fünf Psalmen-Bücher mit goldenen Initialen, mit roten und blauen bzw. roten und grünen, mit Rankendamaszierungen versehenen Hintergründen. Diese erinnern in ihrer Ausstattung stark an die in Pal. lat. 41; möglicherweise war der Rubrikator ein und dieselbe Person. Die Zählung der einzelnen Psalmen in römischen Zahlzeichen, in roter Tinte auf den Rand ausgerückt; die Verszählung von der Hand des Schreibers am linken Rand der Texte, in schwarzer Tinte. Stellenweise Reste von Linierungen in Blindlinien erkennbar.
Buchschmuck
Weißrankengeflecht auf der Eingangsseite (Vorwort und Widmungsrede) und am Beginn des Psalters, in kräftigen Farben und mit Gold gehöht. F-förmig gestaltet unter Einbeziehung der Initiale des Textes.

Nachträge und Benutzungsspuren
Durchgängig zeitgenössische Korrekturen und Verbesserungen in der Regel von der Schreiberhand; meist zwischen den Zeilen ergänzt bzw. auf Rasuren nachgetragen, vereinzelt auch auf den Rand ausgerückt. 6r oben in der Mitte knapp unter dem Rand ein Christusmonogramm: .IHS.; es ist nicht sicher, ob der Eintrag von Schreiber herrührt oder von einer anderen Hand. Vgl. dazu auch das Monogramm in Pal. lat. 41: .IC. (1r), das die griech. Buchstaben Iota und Sigma aufweist.

Einband
Römischer Einband zwischen 1878 und 1889: weißes Pergamentment über Pappe, Rücken mit rotem gold-geprägtem Signaturschild: PAL 42. Darüber und darunter je ein Wappenstempel: Papst Leo XIII. (reg. 1878–1903) und des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (amt. 1878–1889). Am Kopf ein querrechteckiges, blaues Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 42. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 813.
Provenienz
Neapel / Augsburg / Heidelberg / Rom.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit querrechteckigem, blauem Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 42. 2. ungezähltes Vorsatzbl. verso: Manetti-Signatur 144; 1r am unteren Rand: 42 – Pal. 1r, 3r und 66v Stempel der BAV. Es handelt sich um ein Exemplar, das neben der Widmungsrede an Alfons V. von Aragon-Neapel und Sizilien nur Manettis Übersetzungen der Psalmen enthält und wahrscheinlich von ihm selbst geschrieben wurde. Die Übersetzung der Psalmen entstand im Zuge einer von Papst Nikolaus V. (reg. 1447–1455) angeregten Bibelübersetzung; die Übertragung der Psalmen wurde zwischen 1451 und 1455 von Manetti geschaffen (vgl. Baldassarri/Bagenmihl, Biographical writings, S. IXf.). Die vorliegende Hs. gelangte mit weiteren Codices und Drucken in die Fuggerbibliothek und kam mit dieser 1567 an die Bibliotheca Palatina (vgl. Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 120: "Maneti psalterii conversio. perg. 144. mane.", 472; allg. Aust.-Kat., Bibliotheca Palatina, S. 369, S. 378).
Besonderheiten
Auf dem Vorsatzbl. sind unten rechts in der Ecke Reste eines Wasserzeichens zu sehen: erkennbar ist ein fragmentarisches doppelkonturiges B.

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_42
Literatur
Stefano U. Baldassarri / Rolf Bagenmihl, Giannozzo Manetti Biographical writings, London 2003 (The I Tatti Renaissance library 9), S. IXf.; Giuseppe M. Cagni, I codici Vaticani Palatino-Latini appartenuti alla biblioteca die Giannozzo Manetti, in: La Bibliofilía 62 (1960), S. 35 (Nr. 116); Dröge, Manetti als Denker, S. 38–64; Kristeller, Iter Italicum 2, S. 390; Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 472; Aust.-Kat., Bibliotheca Palatina, S. 369, S. 378; OVL, Pal.lat.42.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

) 1r–66v Digitalisat

Verfasser
Giannozzo Manetti (GND-Nr.: 118730630).
Weitere beteiligte Personen
Alfons V. von Aragon und Sizilien (GND-Nr.: 118648098).
Titel
Psalterium per Iannozium Manettum de hebraica veritate in latinum translatum.
Angaben zum Text
1r–66v GIANNOZZO MANETTI: PSALMEN. 1ra–2ra Liste der von Manetti übersetzten Psalmen unter Angabe ihrer Überschriften. ›PSalterium per Iannozium Manettum de hebraica [i mit schwarzer Tinte von der Schreiberhand (?) übergeschrieben] ueritate in latinum translatum et in quinque libros diuisum continet psalmos centumquinquaginta …‹. 3r–5r Vorwort und Widmungsrede für König Alfons V. von Aragon und Sizilien. ›AD ALFONSVM CLARISSIMVM ARAGONVM REGEM IANNOZII MANETTI PREFATIO IN NOVA TOTIVS PSALTERII DE heBRAICA [he mit schwarzer Tinte von der Schreiberhand (?) übergeschrieben] VERITATE TRADVCTIONE INCIPIT FELICITER.‹. 6r–66v Psalterium. ›NOVA IANNOZII MANETTI TOTIVS PSALTERII DE HEBRAICA VERITATE IN LATINVM TRADVCTIO AD ALFONSVM CLARISSIMum ARAGONVM REGEM INCIPIT FELICITER LIBER PRIMVS.‹ … 66v … 6Omnis spiritus laudet dominum. laudate dominum·:–· FINIS · AMEN :‹. Gliederung der Psalmen nach Büchern: 6r–22v Buch 1 (Ps 1–41); 22v–35r Buch 2 (Ps 42–72); 35r–43v Buch 3 (Ps 73–89); 43v–51r Buch 4 (Ps 90–106); 51r–66v Buch 5 (Ps 107–150). – 1. Vorsatzbl., 2. Vorsatzbl. recto, 2. Vorsatzbl. verso bis auf die Manetti-Signatur, 2v, 5v, Nachsatzbl. leer.
Explicit
66v laudate dominum. – ›· FINIS · AMEN .‹.
Edition
Von der Psalmenübersetzung existiert bislang keine kritische Edition.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 42. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.