Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 421

Passio et vita domini nostri Jesu Christi

Papier · 1, 36, 1 · 19,9–20,1 × 14,7 cm · Frankreich (?) · 1. Hälfte 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Leben Jesu / Passion Christi.
Entstehungsort
Frankreich (?).
Entstehungszeit
1. Hälfte 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 36, 1.
Format (Blattgröße)
19,9–20,1 × 14,7 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + IV8 + VI20 + V30 + III36* + (I-1)37*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 37* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (1–35). Die Bezeichnung der nicht foliierten Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 36*, 37*).
Zustand
Alle Textseiten wegen beginnendem Tintenfraß mit einem dünnen transparenten Papier übervliest (dieses leicht vergilbt).
Wasserzeichen
Aufgrund des Formates der Hs. nicht digitalisiert.

Schriftraum
16,5 × 11 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
23–25 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Schwungvoll und routiniert geschriebene, stark kursive Bastarda wie sie im französischen Bereich geschrieben wurde. Eine Schreiberhand.
Buchgestaltung
Gleichmäßiges Zeilenraster ohne erkennbare Liniierung. Zuweilen leicht vergrößerte Satzmaiuskeln.

Nachträge und Benutzungsspuren
Von zeitgenössischer Hand am Seitenrand vermerkt: 1r sabato, 6v dominica, 13v feria secunda, 19r feria tertia, 24v feria quarta, 30r feria quinta. 28v oben: elevacione, unten: finis elevacionis. S. zum Text.

Einband
Weißes Pergament auf Pappen. Glatter Rücken, oben das blaue Signaturschild der BAV, darunter dunkelrotes Lederschild mit Goldpressung Pal. 421. Gewebtes Kapitalband mit dunkelrotem Zickzackmuster. Rom um 1940. Schunke, Einbände 2,2, S. 835; vgl. Schunke, Einbände 1, S. 259f.
Der frühere Einband befindet sich heute im Fondo legature (Montuschi, biblioteche, S. 335, Anm. 215): Braunes Leder mit Blindpressung auf Pappen, 16. Jh. Deckelflächen mit dreifacher Streicheisenlinie gegliedert, außen jeweils ein breiter Rand mit Diagonalen, innen ein breiter Rahmen aus Rollstempelabdrücken (rechteckige Blattwerkkartuschen und kreisrunde Medaillons [Motiv unklar]), im Zentrum eine hochrechteckige Freifläche. Rücken mit vier erhabenen Bünden. Oben älteres Signaturschild der BAV (Kupferstichkartusche, Signatureintrag in roter Tinte: 421). An beiden Deckeln jeweils Reste der abgeschnittenen textilen Schließenbänder. Spiegelbll. und Vorsätze jeweils Papier. Vorderspiegel mit blassgrünem Signaturschild der BAV: Legature Pal. lat. 421. Vorsatz vorne, recto, Capsa-Nr.: C. +, darunter: 421 Pal. sowie 1587 (gestrichen). Darunter in Bleistift (20. Jh.) der Verweis auf den entsprechenden Eintrag im Allacci-Register (s. Geschichte der Handschrift). Auf dem Hinterspiegel kopfstehend: 1487.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Nach Ausweis der Schrift wohl in der ersten Hälfte des 15. Jh. im französischen Raum entstanden. Auf welchem Weg die Hs. in die Palatina gelangte, ist nicht bekannt. Mit der Heidelberger Bibliotheca Palatina 1623 in die Vatikanische Bibliothek verbracht. Im Allacci-Register wahrscheinlich zu identifizieren unter: 1768 Passio domini nostri Jesu Christi .4. C. + (Pal. lat. 1949, 43r, vgl. zum Einband). Besitzstempel der BAV: 1r, 35v. Vorderspiegel blaues Signaturschild der BAV.
Besonderheiten
Bei einer Restaurierung (1. Hälfte 20. Jh.) wurden alle Schriftseiten zur Stabilisierung mit transparentem Papier kaschiert.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_421
Literatur
Montuschi, biblioteche, S. 335, Anm. 215; Stevenson, Latini, S. 123.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

) 1r–35v Digitalisat

Titel
Passio et vita domini nostri Jesu Christi.
Angaben zum Text
1r ›Passio et vita domini nostri Jhesu Christi, annexis piis flagitationibus pariter ac gratiarum actionibus‹. O sacrosancta trinitas que ex nihilo celos, vastam orbis molem quicquid complectuntur, et me ex limo non ethnicum sed christianum crearis hominem … - … ut eum celebremus et honoremus nomen in secula seculorum. Pater noster, ave Maria, credo in deum, amen. Der Beginn zitiert den verbreiteten Hymnus "O sacrosancta trinitas" (AH 51, Nr. 94, S. 101 – keine weiteren Parallelen). Der Text wurde offenbar über die Woche verteilt gelesen, wahrscheinlich jeweils im Rahmen einer Messe, die Einteilung ist am Seitenrand vermerkt: 1r sabato, 6v dominica, 13v feria secunda, 19r feria tertia, 24v feria quarta, 30r feria quinta. Am Donnerstag zusätzlich markiert, 28v oben: elevacione, unten: finis elevacionis (auf die Elevation der Hostie bei der Messe zu beziehen). Die Passionsberichte wurden in der Karwoche gelesen, die Liturgie an Gründonnerstag erinnert dabei an das letzte Abendmahl. Vgl. Tobias A. Kemper, Die Kreuzigung Christi. Motivgeschichtliche Studien zu lateinischen und deutschen Passionstraktaten des Spätmittelalters, Tübingen 2006 (MTU, 131), S. 73. Zur Passionsliteratur auch: Thomas H. Bestul, Texts of the Passion, Philadelphia 1996. Es konnten keine weiteren Überlieferungsträger des Textes nachgewiesen werden. Zu Passionsmessen vgl. auch Adolf Franz, Die Messe im deutschen Mittelalter, Freiburg im Breisgau 1902, S. 155–177.
Rubrik
1r ›Passio et vita domini nostri Jhesu Christi, annexis piis flagitationibus pariter ac gratiarum actionibus‹.
Incipit
1r O sacrosancta trinitas que ex nihilo celos, vastam orbis molem
Explicit
35v … ut eum celebremus et honoremus nomen in secula seculorum.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 421. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.