Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 43

Giannozzo Manetti, Psalterium

Papier, Pergament · 1, 63, 1 Bll. · 22,3–22,5 × 16,3–16,5 cm · Neapel · nach 1455, vor 1459


Schlagwörter (GND)
Psalter (Übersetzung Manettis).
Entstehungsort
Neapel.
Entstehungszeit
nach 1455, vor 1459.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier (Vorsatzbll. aus Pergament).
Umfang
1, 63, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
22,3–22,5 × 16,3–16,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
II2 (mit zwei ungezählten Bll. vor Bl. 1) + III + 5 V50 + (V+1)61.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Zeitgenössische Foliierung durch den Schreiber (1–2, I-II, 1–61); die ersten beiden Bll. (Vorsatzbl. und das weitere Bl.) sind nicht gezählt. Die Zählungen der drei Abschnitte (Index, Widmung und Psalemen) sind getrennt und beginnen stets mit 1 bzw. I. Lagenreklamanten auf der letzten Seite jeder Lage unten rechts.
Zustand
Buchblock recht gut erhalten, mit leichten Stockflecken und vereinzelten Beschädigungen am Rand. Der Einband ist im Gelenk lose und am Rücken beschädigt, so dass die Bünde teilweise sichtbar sind. Die Tinte teilweise leicht berieben und die rote leicht verblasst, wie auch die Farbe der Initialen. Auf die Innenseiten der Deckel sind keine Spiegelblll. aufgeklebt, so dass die Pappe, die Ansätze der Bünde und die Verstärkungen darüber sichtbar sind; möglicherweise waren die Pergamentbll. als Spiegelbll. gedacht.

Schriftraum
14,5–14,8 × 9,7–9,8 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte; Index: 2 Spalten.
Zeilenanzahl
24–28, in der Regel 25 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Autograph Giannozzo Manettis, wie der Vergleich mit der autographen Handschrift Pal. lat. 1021 ergibt; s. auch Pal. lat. 42, der wohl ebenfalls als Autograph Giannozzos anzusprechen ist. Garofalo, Gli umanisti, S. 359f., weist dagegen die Hs. wie auch Pal. lat. 42 Agnolo, dem Sohn Manettis, zu. Die Schrift wirkt jedoch insgesamt einigermaßen nachlässig, was durch die häufige Überschreibung des Schriftraums sowie durch die recht zahlreichen Korrekturen, Ergänzungen und Streichungen unterstrichen wird; in der zweiten Hälfte der Hs. verstärkt sich dieser Eindruck noch. Als Auszeichnungsschrift wird eine (humanistischen?) Kapitalis verwendet; die Initialen erinnern gelegentlich noch an eine gotische Majuskel mit Bogenschwellungen.
Buchgestaltung
Incipits und Explicits der verschiedenen Textteile sowie die Auflistung und Überschriften der Psalmen in roter Tinte, zum Teil in Majuskelbuchstaben (humanistische [?] Kapitalis). Die Versanfänge der Psalmen mit roten und blauen Initialen (s. Angaben zur Schrift) im Wechsel, der erste Vers des Psalms in der Regel mit einer geringfügig größeren Initiale; die Anfänge der fünf Psalmen-Bücher werden über ein Incipit hinaus nicht gesondert hervorgehoben. Die Zählung der einzelnen Psalmen in römischen Zahlzeichen in roter Tinte auf den Rand ausgerückt; die Verszählung von der Hand des Schreibers am linken Rand der Texte, in schwarzer Tinte. Linierungen in Tintenlinien (?) nahezu durchgängig erhalten.

Nachträge und Benutzungsspuren
Durchgängig zeitgenössische Streichungen, Korrekturen und Verbesserungen, meist wohl von der Schreiberhand, vielleicht auch teilweise von Agnolo Manetti; meist zwischen den Zeilen ergänzt bzw. auf Rasuren nachgetragen, vereinzelt auch auf den Rand ausgerückt. Von Agnolo wohl auch der Index 2v. 60r und 61r fünf Epitaphien auf Giannozzo Manetti, nachgetragen durch die Hand seines Sohnes Agnolo Manetti (so Cagni, Codici, S. 35), vermutlich nach 1465, da Agnolo den Eintrag in einem Zug ausführte und das jüngste Epitaph vom Februar 1465 bereits an zweiter Stelle bringt (vgl. Walz, Agnolo Manetti, S. 159).

Einband
Römischer Einband zwischen 1623 und 1626: grünes Pergamentment über Pappe, Vorder- und Hinterdeckel mit Wappenstempeln: Papst Urban VIII. (reg. 1623–1644) und Kardinalbibliothekar Scipione Cobelluzzi (amt. 1618–1626); Rücken mit gold-geprägten Bienen zwischen den Bünden und einem querrechteckigen, blauen Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 43; darüber Reste eines älteren aufgeklebten Signaturschildchens. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 813 (mit Taf. CLXXX).
Provenienz
Neapel / Florenz / Augsburg / Heidelberg / Rom.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit querrechteckigem, blauem Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 43. 1. ungezähltes Vorsatzbl., recto: römische Signaturen Pal: 43 und Pal. 43 sowie verschiedene Buchstabenreste gelöschter Besitzeinträge bzw. Signaturen (?); 1. ungezähltes Vorsatzbl., verso: 2474 [: Allacci-Signatur?]; 2. ungezähltes Vorsatzbl., verso: Signatur des Fugger-Bibliothekars Martin Gerstmann (1527–1585; Martin ‹Breslau, Bischof›) 172. Manetj; 1r am unteren Rand: 36 [gestrichen], 41 [?]. 1r, Ir und 55v Stempel der BAV. Es handelt sich um ein Exemplar, das neben der Widmungsrede an Alfons V. von Aragon-Neapel und Sizilien nur Manettis Übersetzungen der Psalmen enthält und von Manetti selbst geschrieben wurde (s. Angaben zur Schrift); darüber hinaus hat Manettis Sohn Agnolo fünf Epigramme sowie das Inhaltsverzeichnis nachgetragen. Die Übersetzung der Psalmen entstand im Zuge einer von Papst Nikolaus V. (reg. 1447–1455) angeregten Bibelübersetzung; die Übertragung der Psalmen wurde zwischen 1451 und 1455 von Manetti geschaffen (vgl. Baldassarri / Bagenmihl, Biographical writings, S. IXf.). Nach dem Tod Manettis gelangte die Handschrift nach Florenz, wo Giannozzo seine Bibliothek unter der Obhut seines Sohnes Agnolo 1453 zurückgelassen hatte. Dieser pflegte seither den Bestand und vermehrte ihn weiter. Er versah darüberhinaus die Handschriften und Bücher auch mit Inhaltsverzeichnissen und Besitzeinträgen (Walz, Katalog Heidelberg III, S. XXXI). Mitte des 16. Jhs. wurde die Büchersammlung dann durch Manettis Urenkel Giovanni an Ulrich Fugger verkauft, so dass die vorliegende Hs. mit weiteren Codices und Drucken in die Fuggerbibliothek gelangte und mit dieser 1567 an die Bibliotheca Palatina kam (vgl. Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 120: „Maneti psalterii conversio, perg. 172 mane.“, 472; allg. Aust.-Kat., Bibliotheca Palatina, S. 369, S. 378).

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_43
Literatur
Stefano U. Baldassarri / Rolf Bagenmihl, Giannozzo Manetti Biographical writings, London 2003 (The I Tatti Renaissance library 9), S. IXf.; Giuseppe M. Cagni, I codici Vaticani Palatino-Latini appartenuti alla biblioteca die Giannozzo Manetti, in: La Bibliofilía 62 (1960), S. 35 (Nr. 118); Dröge, Manetti als Denker, S. 38–64; Kristeller, Iter Italicum 2, S. 396; Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 120, S. 473; OVL, Pal.lat.43; Aust.-Kat., Bibliotheca Palatina, S. 369, S. 378; Dorothea Walz, Agnolo Manetti und die Epitaphiensammlung auf seinen Vater Giannozzo Manetti, in: Mittellateinische Biographie und Epigraphik, hrsg. von Walter Berschin u.a., Heidelberg 2005, S. 151–174.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

) 1r–2v, Ir–IIv, 1r–55v Digitalisat

Verfasser
Giannozzo Manetti (GND-Nr.: 118730630).
Weitere beteiligte Personen
Alfons V. von Aragon und Sizilien (GND-Nr.: 118648098) / Agnolo Manetti (GND-Nr.: 1101498587) / Cristoforo Landino (GND-Nr.: 118569112) / Pietro Odo da Montopoli (GND-Nr.: 123507251).
Titel
Psalterium per Iannozium Manettum de hebraica veritate in latinum translatum Epitaphien .
Angaben zum Text
1r–2v, Ir–IIv, 1r–55v GIANNOZZO MANETTI: PSALMEN. 1ra–2rb Liste der von Manetti übersetzten Psalmen unter Angabe ihrer Überschriften. ›Psalterium per Iannozium Manettum de hebraica ueritate in latinum translatum et [: von derselben Hand übergeschrieben] in .V. libros diuisum continet psalmos .150. …‹. 2v Index über die fünf Bücher des Psalters (wohl ein Nachtrag von Agnolo Manetti). Ir–IIv Vorwort und Widmungsrede für König Alfons V. von Aragon und Sizilien. ›AD ALFONSVM CLARISSIMVM ARAGONVM REGEM IANNOZII MANETTI [Rasur] PREFATIO [: über der Zeile von der Schreiberhand nachgetragen] IN NOVA TOTIVS PSALTERII DE HEBRAICA VERITATE [von der Schreiberhand über der Zeile nachgetragen: IN LATINVM] TRADVCTIONE INCIPIT FELICITER.‹. 1r–55v Psalterium. ›NOVA IANNOZII MANETTI TOTIVS PSALTERII TRANSLATIO DE HEBRAICA VERITATE AD ALFONSVM CLARISSIMum ARAGONVM REGEM INCIPIT FELICITER LIBER PRIMVS.‹ … 55v … 6Omnis spiritus laudet dominum. laudate dominum. Gliederung der Psalmen nach Büchern: 1r–15v Buch 1 (Ps 1–41); 15v–26v Buch 2 (Ps 42–72); 26v–34r Buch 3 (Ps 73–89); 34v–41r Buch 4 (Ps 90–106); 41r–55v Buch 5 (Ps 107–150). 60r und 61r EPITAPHIEN. Insgesamt fünf Epitaphien zum Lobpreis Giannozzo Manettis von Gentile Becchi († 1497, DBI 7, S. 491–493), Cristoforo Landino (1425–1498 [?]) und Pietro Odo da Montopoli († 1462/63; Petrus Odus ‹Montopolitanus›) und einem Anonymus; Edition Walz, Agnolo Manetti, Nr. XI, XIV, XIX, XXVI, XXVII. Die Texte wurden in einem Zug von Agnolo Manetti, dem Sohn Giannozzos, nach dem Februar 1465 nachgetragen. Denn an zweiter Stelle steht das jüngste Epigramm vom 2. Februar 1465; vgl. Walz, Agnolo Manetti, S. 159. Die Epitaphien ließ Agnolo nach dem Tod des Vaters bis zum Februar 1465 von zahlreichen Gelehrten und Humanisten verfassen.
1. Vorsatzbl., 2. Vorsatzbl. recto, 2. Vorsatzbl. verso bis auf die Manetti-Signatur, 56r–59v und 60v bis auf das Zeilengerüst, 61v leer.
Explicit
55v … laudate dominum.
Edition
Von der Psalmenübersetzung existiert bislang keine kritische Edition.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 43. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.