Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 45

Giannozzo Manetti, Neues Testament

Papier, Pergament · 178 Bll. (mit einem Pergamentbl.) · 28,5–28,6 × 19,3–19,8 cm · Rom / Neapel · zwischen 1455 und 1457 bzw. 1452 bis 1459


Schlagwörter (GND)
Bibel, Neues Testament.
Entstehungsort
Rom / Neapel.
Entstehungszeit
zwischen 1455 und 1457 bzw. 1452 bis 1459 . (s. Provenienz/Geschichte).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier (das Bl. 171 ist ein Pergamentbl.).
Umfang
178 Bll. (mit einem Pergamentbl.).
Format (Blattgröße)
28,5–28,6 × 19,3–19,8 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a (mit Spiegel) + (II+1)6a + 16 V160 + (V+1)171* + (I-1)172* (mit Spiegel).
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Zeitgenössische Foliierung, wohl durch Agnolo Manetti (1–167); die ersten sechs und die letzten fünf Bll. einschließlich des Vor- und Nachsatzbls. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung der Digitalisate übernommen. Lagenreklamanten jweils auf der letzten Seite jeder Lage unten rechts.
Zustand
Buchblock im Wesentlichen recht gut erhalten, mit leichten Stockflecken, Bräunungen und vereinzelten ausgebesserten Beschädigungen am Rand bzw. Falz. Vereinzelt beginnendes Durchschlagen der Tinte mit Anfängen von Tintenfraß. Der Einband leicht beschädigt; am Rücken und den Bünden 1967 restauriert, mit Pergament (?) überklebt (Restaurierungsvermerk auf dem Hinterspiegel). Die Tinte teilweise minimal berieben und verblasst. 1967 Restaurierung in der vatikanischen bibliothekseigenen Restaurierungswerkstatt; vgl. Stempel auf dem Hinterspiegel unten rechts. Dabei wurden offenbar neben der Reperatur des Rückens auch die Spiegel-, Vor- und Nachsatzbll. erneuert. Das alte Nachsatzbl. aus Pergament blieb erhalten und ist heute als Bl. 171 eingebunden.
Wasserzeichen
Die auf dem Digitalisat der Vor- und Nachsatzbll. erkennbaren Wzz. (Schneiderscheren), verweisen auf eine Bindung der Hs. um 1455/60; vergleichbare Wzz. sind für Rom und Florenz für diese Jahre nachgewiesen: Piccard 122472 (Rom 1455), Piccard 122476 (Florenz 1456), Piccard 122477 (Rom 1458) und Piccard 122479 (Rom 1460).

Schriftraum
18,1–18,3 × 11,6–12,0 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
40 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Geübte Schrift mit kalligraphischen Elementen von einer Hand mit autographen Korrekturen Giannozzo Manettis. Als Auszeichnungsschrift werden Ziermajuskeln verwendet (s. Layout).
Buchgestaltung
Überschriften der verschiedenen Bücher des Neuen Testaments durch die Verwendung von roter Tinte hervorgehoben. Blaue und rote Eingangsinitialen (Wechsel ohne Regelmäßigkeit) zu den Büchern mehrkonturig mit Binnengestaltung und Schaftaussparungen über eine Höhe von fünf bis sechs Zeilen; die Initiale des Matthäus-Evangeliums zusätzlich mit rotem Fleuronné ausgestattet. Der nachfolgende zweite Buchstabe des Wortes ebenfalls durch die Verwendung einer Majuskel gekennzeichnet, schwarze Tinte. Die Kapitelanfänge werden durch rote Ziermajuskel gekennzeichnet, die in ihrer Gestaltung an die Halbunziale und Kapitalis erinnern; die Zählung der Kapitel in römischen Zahlzeichen in roter Tinte auf den Rand ausgerückt. Linierungen in Bleilinien (?) nahezu durchgängig erhalten.
Buchschmuck
s. Layout.

Nachträge und Benutzungsspuren
Durchgängig zeitgenössische Korrekturen und Verbesserungen bzw. Ergänzungen, autograph von Giannozzo Manetti, wie Schriftvergleiche ergeben; meist zwischen den Zeilen bzw. auf Rasuren nachgetragen, vereinzelt auch auf den Rand ausgerückt. Nach Garofalo, Gli umanisti italiani, S. 364, sollen die Korrekturen von Agnolo Manetti stammen, was der Schriftvergleich jedoch nicht hergibt. Von Agnolos Hand stammen allerdings der Index (5av) und auch die Foliierung, die gleichzeitg mit dem Index eingetragen wurde. Bei der Restaurierung 1967 wurde ein Zettelchen, das wohl von Manetti als Lesezeichen aus einem Konzeptpapier geschnitten wurde, zwischen Bl. 72 und 73 gefunden und auf Bl. 1ar aufgeklebt.

Einband
Römischer Einband zwischen 1626 und 1633: grünes Pergament über Pappe, Vorder- und Hinterdeckel mit Wappensupralibros: Papst Urban VIII. (reg. 1623–1644) und Kardinalbibliothekar Francesco Barberini (amt. 1626–1633); Rücken mit gold-geprägten Bienen zwischen den Bünden und einem querrechteckigen Signaturschildchen mit blauer Kartusche am Kopf: 45; unter dem obersten Bund ein weiteres querrechteckiges, blaues Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 43. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 814.
Provenienz
Neapel / Florenz / Augsburg / Heidelberg / Rom.
Geschichte der Handschrift
Signaturen: 2ar: ·235· [gestrichen], [römische Signaturen :] 45 Pal: und Pal. lat. 45 [: in Blau]; 3ar: C. 177· [Capsa-Nummer], 471 [: gestrichen; Allacci-Signatur?], 269 [?]; 5av: Signatur des Fugger-Bibliothekars Martin Gerstmann (1527–1585; Martin ‹Breslau, Bischof›) 108., Signatur der Manetti-Bibliothek von Agnolo Manetti eingetragen: 166. 1r und 166v Stempel der BAV. Es handelt sich die Übersetzung des Neuen Testaments, die Giannozzo Manetti im Zuge einer von Papst Nikolaus V. (reg. 1447–1455) angeregten Bibelübersetzung begann und zwischen 1455 und 1457 in Neapel fertig stellte (vgl. Smith / O’Connor, Building the Kingdom, S. 4, Anm. 5); Cagni, I codici, S. 35, Anm. 3, gibt dagegen als Entstehungszeit der Übersetzung bzw. der Hs. 1452 bis 1459 an. Nach dem Tod Manettis gelangte die Handschrift nach Florenz, wo Giannozzo seine Bibliothek unter der Obhut seines Sohnes Agnolo 1453 zurückgelassen hatte. Dieser pflegte den Bestand und vermehrte ihn weiter. Er versah darüberhinaus die Handschriften und Bücher auch mit Inhaltsverzeichnissen und Besitzeinträgen (vgl. Kat. Heidelberg III, S. XXXI). Mitte des 16. Jhs. wurde die Büchersammlung dann durch Manettis Urenkel Giovanni an Ulrich Fugger verkauft, so dass die vorliegende Hs. mit weiteren Codices und Drucken in die Fuggerbibliothek kam und mit dieser 1567 an die Bibliotheca Palatina (vgl. Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 120: „Maneti novum testamentum conversum. bomb. 108. mane.“, 473; allg. Aust.-Kat., Bibliotheca Palatina, S. 369, S. 378).
Besonderheiten
Bei der vorliegenden Übersetzung Manettis folgt die Apostelgeschichte nicht – wie heute üblich – im Anschluss an die vier Evangelien, sondern sie ist zwischen die Paulinischen und die Kanonischen Briefe eingeschoben.

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_45
Literatur
Stefano U. Baldassarri/Rolf Bagenmihl, Giannozzo Manetti Biographical writings, London 2003 (The I Tatti Renaissance library 9), S. IXf.; Giuseppe M. Cagni, I codici Vaticani Palatino-Latini appartenuti alla biblioteca die Giannozzo Manetti, in: La Bibliofilía 62 (1960), S. 35 (Nr. 118); Salvatore Garofalo, Gli umanisti italiani des secolo XV e la bibbia, in: Biblica 27 (1946), S. 364f.; Kristeller, Iter Italicum 2, S. 390; Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 120, S. 473; Aust.-Kat., Bibliotheca Palatina, S. 369, S. 378; OVL, Pal.lat.45; Christine Smith/Joseph O’Connor, Building the Kingdom: Giannozzo Manetti on the Material and Spiritual Edifice, Brepols 2006 (Medieval and Renaissance Texts and Studies 317, Arizona Studies in the Middle Ages and the Renaissance 20); Die historischen und philodsophischen Handschriften der Codices Palatini Latini in der Vatikanischen Bibliothek (Cod. Pal. Lat. 921–1078), beschr. von Dorothea Walz, hg. von Veit Probst/Karin Zimmermann (Kataloge der UB Heidelberg 3), Wiesbaden 1999; Agnolo Manetti und die Epitaphiensammlung auf seinen Vater Giannozzo Manetti, in: Mittellateinische Biographie und Epigraphik, hg. von Walter Berschin u.a., Heidelberg 2005, S. 151–174.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

) 5av, 1r–166v Digitalisat

Verfasser
Giannozzo Manetti (GND-Nr.: 118730630).
Weitere beteiligte Personen
Agnolo Manetti (GND-Nr.: 1101498587).
Titel
Nova totius testamenti novi translatio.
Angaben zum Text
5av Index, von Agnolo Manetti eingefügt: Noua totius testamenti noui translatio secundum Iannozium Manettum. 1r–166v GIANNOZZO MANETTI: NEUES TESTAMENT. 1r–71v Evangelien. (1. 1r–20v) Mt. (2. 21r–33r) Mc. (3. 33v–55r) Lc. (4. 55v–71v) Io. 72r–119r Die Briefe des Paulus: (5. 72r–80r) Rm. (6.1 80v–88r) I Cor. (6.2 88v–93v) II Cor. (7. 94r–96v) Gal. (8. 97r–99v) Eph. (9. 100r–101v) Phil. (10. 102r–103v) Col. (11.1 104r–105v) I Th. (11.2 106r–v). II Th. (12.1 107r–109r) I Tim. (12.2 109v–110v) II Tim. (13. 111r–v) Tit. (14. 112r) Phlm. (15. 112v–119r) Hbr. (16. 119v–144r) Act. 144v–154v Kanonische Briefe: (17. 144v–146v) Iac. (18.1 147r–149r) I Pt. (18.2 149v–150v) II Pt. (19.1 151r–153r) I Io. (19.2 153v) II Io. (19.3 153v–154r) III Io. (20. 154r–v) Iud. (21. 155r–166v) Apc. – 1ar–v, 2ar bis auf Signatur, 2av, 3ar bis auf Signaturen, 3av–5ar, 6ar, 6av bis auf Beginn der Index-Überschrift, 167r–169*v bis auf Zeilengerüst, 170r–172*v leer.
Incipit
5av Noua totius testamenti noui translatio secundum Iannozium Manettum.
Edition
Von der Übersetzung des Neuen Testaments existiert bislang keine kritische Edition. Der Text ist ein weiteres Mal mit Vatikan, Urb. lat. 6 überliefert; vgl. Cosimus Stornajolo, Codices Urbinates Latini I: Codices 1–500, Rom 1902, S. 9–11).


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 45. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.