Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 451

Franciscus de Mayronis (?), Sermones (de tempore)

Papier · 1, 312, 1 Bll. · 28,0 × 21,0 cm · Süddeutschland / Oberdeutschland (?) · 15. Jh., 2. Hälfte (?)


Schlagwörter (GND)
Predigt / Homiliar / praktische Theologie.
Entstehungsort
Süddeutschland / Oberdeutschland (?).
Entstehungszeit
15. Jh., 2. Hälfte (?).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 312, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
28,0 × 21,0 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 26 VI306 (mit 5 ungez. Blln. u. Bl. 7a) + (I-1)307*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 307* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Zeitgenössische, nach Teilen getrennte Foliierung (Teil I: 1–135; Teil II: 1–178); die Bll. des Registers sind dabei nicht gezählt. Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–306); die unbeschriebenen Bll. sowie das moderne Vor- und Nachsatzbl. der Hs. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen. Durchgängig Reste von Lagenreklamanten, durch Beschnitt mehr oder minder stark beschädigt.
Zustand
Bräunungen, Stockflecken und Wasserschaden. Ränder zum Teil bestoßen und leicht eingerissen; ausgebrochene Bl.-Ränder (Moderschäden?) und andere Schäden durch Hinterklebungen gesichert. Durchschlagen der Tinte; erste Anzeichen eines beginnenden Tintenfraßes.
Wasserzeichen
Noch zu bearbeiten.

Schriftraum
20,9 × 14,0 cm ( 34–39 Zeilen 1 Spalte ).
Spaltenanzahl
.
Zeilenanzahl
.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Bastarda von einer Hand mit zahlreichen Kürzungen. Die Merkmale der Schrift, wie beispielsweise die frakturähnlichen Elemente der Versalien oder die meist in die folgende Zeile hinein verlängerten f und langen s, die am oberen Schaft anschwellen können und am Ende spitz auslaufen, sowie die ausladenden Anschwünge bei vielen Majuskeln (sog. „Elefantenrüssel“) und das Nebeneinander von Schleifen und geraden Schäften, deuten auf eine Entstehung der Hs. in der zweiten Hälfte des 15. Jhs. hin. Das vereinzelt auftretende, dem x-förmigen r ähnliche r (vgl. u. a. 7ar, 8r, 271r, 281v) würde für eine Entstehung des Codex im süddeutschoberdeutschen Raum sprechen. Denn das aus einem geraden Schaft und einem gleich großen, separat angesetzten c-förmigen Teil (der Fahne und Fuß zugleich bildet) bestehende x-förmige r blieb neben Bayern-Österreich überwiegend auf den oberdeutschen Raum beschränkt (vgl. dazu Karin Schneider, Paläographie und Handschriftenkunde für Germanisten. Eine Einführung, Berlin/Boston 32014, S. 7477).
Buchgestaltung
Blockhafte Anordnung des Textes. Die für die Anfänge der Predigten vorgesehenen Initialen fehlen sämtlich. Nur auf der ersten Seite werden die Bibelstellen durch Unterstreichungen hervorgehoben. Innerhalb der Predigten sind größere Abschnitte 2 durch Majuskeln mit (fleuronnée-artigen) Zierstriche gekennzeichnet, mit frakturähnlichen Tendenzen. Gelegentlich sind Tagesbezeichnungen der Predigten als Marginalien erhalten, wobei zu vermuten ist, dass es sich dabei um Nachträge handelt, da wohl verschiedene Hände daran beteiligt waren (z. B. 237r: 5ta; 238r: do[minic]a 5a [?]; 242r: 6a d[---]; 249r: do[minica] 8 [verbessert aus: 7]; 263r: xi[---?]a; 271r: 15a; 281v: 17.a; 304r: 24a); oftmals sind sie durch den Beschnitt verderbt. Anweisungen für den Rubrikator sind nahezu durchgängig erhalten.

Nachträge und Benutzungsspuren
Ergänzungen und Anmerkungen sowie wenige Korrekturen von verschiedenen Händen, zum Teil mit Verweiszeichen; Unterstreichungen und Markierungen durch spätere Benutzer. Die teilweise als Marginalien erhaltenen Tagesbezeichnungen zu den Predigten sind wohl nachgetragen worden (s. Buchgestaltung). Vereinzelt Nota-Zeichen und Maniculae.

Einband
Römischer Einband zwischen 1869 und 1878: helles Pergament (über Pappe?). Rücken mit goldgeprägten Wappen von Papst Pius IX. und des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra und goldgeprägter Signatur in rotem Signaturschild sowie blauem Signaturschildchen. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 837.
Provenienz
Süddeutschland / Oberdeutschland (?) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1r mit der römischen Signatur, einer älteren Signatur (?) in der linken unteren Ecke (13) sowie der Capsa-Nummer und der Allacci-Signatur: C 63. / 1846 [?, teilweise gestrichen]. Rostflecken und hinterklebte Löcher auf den letzten Blln. der Hs. deuten mit ihrer Lage in den Ecken der Bll. auf den alten vorrömischen Einband und seine Beschläge hin. Bl. 306 weist unten in der Bl.-Mitte ein hinterklebtes Loch auf, das durch seine Lage darauf hindeuten könnte, dass der vorliegende Codex möglicherweise ein Liber catenatus war.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_451
Literatur
Schunke, Einbände 2.2, S. 837; Stevenson, Latini, S. 143.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 7r Digitalisat

Titel
.
Angaben zum Text
Beginn einer Predigt von Guilelmus de Lavicea zum Ersten Advent über Rm 13,12 (vgl. Schneyer, Wegweiser, S. 4; Schneyer II, S. 472, Nr. 1); gelegentlich wird diese Predigt auch Robert Holcot zugeschrieben (vgl. Joh. Baptist Schneyer, Beobachtungen zu lateinischen Sermoneshandschriften der Staatsbibliothek München, München 1958 [Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte Heft 8], S. 35, zu Clm 3910; auch Schneyer, Wegweiser, S. 4).
1ar–v leer.
7ar bis auf Schreiberverse leer.
7v–7 5v, 7av bis auf Schriftraumbegrenzung leer.

2) 1r–306v Digitalisat

Verfasser
Franciscus de Mayronis (?) (GND-Nr.: 118692488).
Titel
Sermones de tempore.
Angaben zum Text
(1. 1r–6v) Register. Registrum super sermonibus magistri Francisci de Maronis. (2. 8r–138r) Sermones Teil I. [U]jdebunt filium hominis vinientem in nube cum potestate magna Luce 21o. capitulo [Lc 21,27] Scribitur verbum [?] istud [?] Quia vero secundum doctrinam beati Gregorii ea que secundum sensum hystoriacum? … 138r … Quod et nobis concedat idem qui est Jnseculorum [!] secula benedictus amen etcetera. (3. 138v–306v) Sermones Teil II. [P]asca nostrum ymolatus est Christus prima Chor 5to [I Cor 5,7">2] Contigit aliquando inter reges quod quoniam iteris [?] eorum in bello … 306v … ad quod perducat nos idem dominus trinus et vnus Jn secula seculorum benedictus Amen. Die Sammlung beginnt mit einer Predigt zum Ersten Advent und endet mit der Predigt zum 24. Sonntag nach Pfingsten (304r: 24a: [C]vm videritis abhominacionem que dicta est a Daniele propheta [Mt 24,15]). Die Predigten dieser Hs. sind dem Franziskaner Franciscus de Mayronis († nach 1328; vgl. zusammenfassend exemplarisch: Hannes Möhle, Der ‚Tractatus de Transcendentibus‘ des Franciscus de Mayronis, Leuven u.a. 2004 [Recherches de Théologie et Philosophie médiévales. Bibliotheca 7], S. 70–74) zugeschrieben: Registrum super sermonibus magistri Francisci de Maronis (1r), wobei hier der Herkunftsname von einer späteren Hand ausgebessert wurde, aber offenbar dem ursprünglichen Bestand entspricht. So auch bei Schneyer, Wegweiser, S. 527, der dort eine Bologneser Hs. zum Beleg angibt. Schneyer II, S. 64–72, Nr. 1–92 (unter Angabe der vorliegenden Hs.!), bringt jedoch eine ganz andere ‚Sermones de tempore‘-Reihe, die mit der vorliegenden Hs. nicht übereinstimmen; aber auch die ‚Sermones de sanctis‘, die Schneyer II, S. 72–79, Nr. 93–184, angibt, lassen sich nicht mit der Sammlung der vorliegenden Hs. zur Deckung bringen. Da die Predigten selbst weder eine Verfasserangabe, noch eine durchgängige ursprüngliche Tagesbezeichnung enthalten, gelingt eine Zuweisung kaum, zumal gerade bei Franciscus de Mayronis Drucke und Hss. oft stärker voneinander abweichen und die Authentizität der heute ihm zugeschriebenen Texten nicht hinreichend geklärt ist (vgl. Möhle, Tractatus, S. 74). Drucke seiner Predigtsammlungen liegen vor: Franciscus De Mayronis, Sermones de tempore, Venedig 1491; Franciscus De Mayronis, Sermones de laudibus sanctorum et dominicales per totum annum cum aliquibus tractatibus, Venedig 1493.
307*r–v leer.
Incipit
8r [U]jdebunt filium hominis vinientem in nube cum potestate magna Luce 21o. capitulo [Lc 21,27] Scribitur verbum [?] istud [?] Quia vero secundum doctrinam beati Gregorii ea que secundum sensum hystoriacum
Explicit
306v … ad quod perducat nos idem dominus trinus et vnus Jn secula seculorum benedictus Amen.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 451. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.