Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 456

Theologisch-historische Sammelhandschrift

Papier · 1, 242, 1 Bll. · 20,7 × 13,5 cm · Südwestdeutschland · 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Predigt / Homiliar / Traktat / praktische Theologie / Chronik / Enzyklopädie.
Entstehungsort
Südwestdeutschland. Heidelberg/Weinheim?
Entstehungszeit
15. Jh. 1. Drittel?, s. Angaben zur Schrift.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 242, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
20,7 × 13,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 14 VI159 (mit Bll. 18bis-septies, 123a-c) + IX174c + V184 + 4 VI232 + 1233 + (I-1)234*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 234* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. – Das heutige Einzelbl. 233 war wohl ursprünglich ein Binio und bildete das letzte Bl. der Hs. und gleichzeitig den Hinterspiegel.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–233); das moderne Vor- und Nachsatzbl. sowie die unbeschriebenen Bll. der Hs. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen. – Durchgängig Lagenreklamanten sowie eine numerische Lagenfoliierung (zum Teil in Rot) in Kombination mit einer zweiten alpha-numerischen Foliierung, die damit gleichzeitig auch eine durchgängige Lagenzählung bietet, Bll. jeweils bis zur Lagenmitte gezählt (Lagenfoliierung: je nach Lagenumfang 1–5, 1–6 bzw. 1–9 sowie a1…, b1…-y1 [unter Auslassung von i und wohl q, u bzw. v und vermutlich w]), meist durch den Beschnitt verderbt bzw. beschädigt. Für die fünf Lagen der Bll. 175–232 ist eine zeitgenössische Lagenzählung vorhanden: [1us], 2us-5us [?], die jedoch so nicht recht erklärlich ist, da sie mitten im Text des ‚Tractus de avibus‘ beginnt. – Reste von Bl.-Weisern (z. B. am Bl. 29).
Zustand
Im Wesentlichen recht gut erhalten. Vereinzelte ehemals lose Bll. am Falz angeklebt bzw. angefasert. Stellenweise leichte Bräunungen und minimal stockfleckig; gelegentlich Tintenflecken. Bl. 75 mit Löchern am unteren Rand; Bl. 90 mit einem Riss, der auf 90r mit Japanpapier kaschiert ist.
Wasserzeichen
Keine Wzz. erfasst, da zu kleinformatig.

Schriftraum
15,0 × 9,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
33–41 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Jüngere gotische Kursive mit zahlreichen Kürzungen von verschiedenen Händen; Händewechsel fallen nicht unbedingt mit den Textenden zusammen. Verschiedentlich zeigt die Schrift bereits Tendenzen zur Bastarda, bleibt im Wesentlichen allerdings der jüngeren gotischen Kursiven verhaftet, sodass davon auszugehen ist, dass die Texte in der Übergangszeit der beiden Schriften entstanden sind. Auf Grund der Schriftspezifika erscheint eine Entstehung der Hs. im ersten Drittel des 15. Jhs. vertretbar.
Buchgestaltung
Blockhafte Anordnung der Texte; vereinzelt Begriffsstemmata. Die Anfänge der Texte bzw. Kapitel werden durch meist drei- bis vierzeilige rote Lombarden mit Nodi und 2 zum Teil fleuronnée-artigen Verzierungen sowie rubrizierte Überschriften bzw. Rubriken hervorgehoben; teilweise ist der zweite Buchstabe des ersten Wortes am Text- oder Kapitelanfang als Majuskel ausgeführt (in Tintenfarbe). Ganz vereinzelt fehlen die Lombarden (wie z. B. 222v). Abschnitte innerhalb des Textes werden durch rote Paragraphzeichen bzw. Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen gekennzeichnet bzw. durch rote Marginalien angezeigt (Schlagworte oder Nummerierungen). Am Ende der Abschnitte teilweise (rote) wellen- oder spiralförmige Zeilenfüller. Zitate, Bibelstellenangaben sowie Autorennamen und Titel werden meist durch rote, gelegentlich auch schwarze Unter- bzw. Durchstreichungen hervorgehoben. Text 3 hat eine eigene Foliierung in Rot, die mit Bl. 24 (= Bl. 42) endet, und rote Seitentitel, die ebenfalls mit Bl. 24 abbrechen. Die Anweisungen für den Rubrikator sind teilweise noch sichtbar. Schriftraumrahmung, mit (verdünnter?) Tinte angelegt.

Nachträge und Benutzungsspuren
Ergänzungen und Anmerkungen von verschiedenen Händen, zum Teil mit Verweiszeichen und -strichen; wenige Korrekturen. Vereinzelt Maniculae und Nota-Zeichen. 66v mit einem (nachgetragenen) zweizeiligen deutschsprachigen Eintrag am oberen Bl.-Rand: schoen vnd kostlich. rich vnd frúchtberlich. frydsam vnd vnbetrúblich ewich vnd nyt verlusttich.

Einband
Römischer Einband zwischen 1869 und 1878: helles Pergament (über Pappe?). Rücken mit goldgeprägten Wappen von Papst Pius IX. und des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra sowie goldgeprägter Signatur in rotem Signaturschild und blauem Signaturschildchen; nicht bei Schunke, Einbände 2.2 verzeichnet.
Provenienz
Weinheim / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1r mit der römischen Signatur und einem Titel von einer Hand des 17. Jhs. (?): Tractatús súper pater noster & nonnúlla et aúibús etc.; sowie einem Besitzvermerk: Weinhaim. Ob es sich dabei um die kurpfälzische Stadt Weinheim an der Bergstraße handelt, lässt sich letztlich nicht klären, liegt aber aufgrund der Aufbewahrungsverhältnisse nahe. Daher erscheint auch die Entstehung der Hs. im Bereich Heidelberg bzw. Weinheim wahrscheinlich. Der Vermerk ist wohl eher nicht mit den Heidelberger Magistern und Theologen Johann von Weinheim (sicher erw. 1429–1438) bzw. Johann Heim von Weinheim († vor 28. Mai 1501) in Verbindung zu bringen (vgl. zu beiden Drüll, Gelehrtenlexikon 1, S. 334f.). Denn in den Quellen werden sie in der Regel als „Winheim“ und „Winhemer“ bzw. als „de Wynham“ bezeichnet und man würde auch einen längeren Besitzeintrag erwarten, der den vollständigen Namen und auch mögliche Titel bringt.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_456
Literatur
Stevenson, Latini, S. 144.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–16r Digitalisat

Verfasser
Jordanus de Quedlinburg (GND-Nr.: 100950744).
Titel
Tractatus super Pater noster.
Angaben zum Text
Die vorliegende Hs. bietet eine Erläuterung des ‚Vaterunser‘. Nach Stegmüller, RB 5139, ist Jordanus von Quedlinburg der Autor des Traktats. Eine aus der Erfurter Kartause stammende Hs. (heute Stockholm, Königl. Bibliothek A 199, fol. 52–74) bringt denselben Text, ohne einen Autor zu nennen. Jedoch erwägt Stegmüller in diesem Fall, ob Henricus de Frimaria der Ältere der Autor sein könnte (vgl. Stegmüller, RB 3168); vgl. zu dessen Person Cod. Pal. lat. 454 (UB Heidelberg).
1ar–v leer.
Incipit
1r Pater noster. Huic dominice orationj beatus Gregorius premittit prologum in officio misse dicens
Explicit
16r … Et sic est finis huius orationis [es folgt in Rot eine nicht verständliche Kürzung?].
Edition
S. Angaben zum Inhalt.

2) 16r–18v Digitalisat

Titel
‚De electis et damnatis‘.
Angaben zum Text
Nach den Angaben von Stevenson, Latini, S. 144, handelt es sich um den Text ‚De electis et damnatis‘; einen genauen Nachweis bliebt er jedoch schuldig.
18v–18septiesv leer.
Incipit
16r Nota quod xij exercitus habet deus in celo et cuiuslibet exercitus est magna multitudo
Explicit
18r … 3m [so für tertium] quod super circa celestia cogitauit etc.

3) 19r–123r Digitalisat

Verfasser
Monachus Herilacensis (Godefridus Herilacensis?).
Titel
Tractatus super Pater noster.
Angaben zum Text
Die vorliegende Hs. bietet eine Erläuterung des ‚Vaterunser‘, die Stegmüller, RB 3886 (unter Angabe dieser Hs.!) dem Prediger und theologischen Schriftsteller Jacobus de Jüterbog zuweist. Jacobus de Jüterbog, auch Jacobus de Paradiso (um 1381–1465; NDB 10, S. 318f.), war zunächst dem Zisterzienserorden beigetreten, wandte sich aber 1443 den Kartäusern zu und wurde Mitglied der Erfurter Kartause auf dem Salvatorberg. Die Autorschaft scheint letztlich allerdings nicht gesichert. Denn der Traktat wird auch einem Mönch des Schweizer Benediktinerklosters Erlach St. Johannsen am Bielersee (vgl. HELVETIA SACRA III,1, S. 658–671) bzw. gelegentlich auch dem Augustinereremiten Augustinus de Ancona (1243–1328; Stegmüller, RB 1551; vgl. auch Zumkeller, Werke, S. 77, Nr. 139) zugeschrieben. Der Erlacher Mönch bleibt zum Teil anonym (Stegmüller RB, 11642), es werden ihm aber auch die Namen Bartholomaeus, Geradus, Godefridus (Stegmüller, RB 2608) oder auch Guilelmus beigelegt. Die Erlacher Redaktion ist zumeist dem Lausanner Bischof Godefridus (Geoffroi de Vayrols, amt. 1342–1347, † 1376; HELVETIA SACRA I,4, S. 128) gewidmet. Vgl. auch Schneyer, Wegweiser, S. 402, nach dem Godefridus Herilacensis (Gottfried von Erlach) Autor der Schrift war; Bloomfield / Guyot, Incipits, Nr. 8078, 8085. B.-G. Guyot, A propos de quelques commentaires sur le ‚Pater noster‘, in: Revue des Sciences philosophiques et théologiques 53, 1969, S. 245–255, plädiert aus guten Gründen für die Autorschaft eines Franziskaners, der in das Benediktinerkloster Erlach eingetreten ist und dem er den Namen Godefridus zuschreibt (hier S. 252–254). Nach Guyot, Commentaires, bietet Pal. lat. 456 die Langform des Vaterunser-Kommentars, von ihm als „type CV“ bezeichnet, in der jede Bitte des Vaterunsers sowie der Prolog in ein oder mehreren Predigten auslegt werden (S. 249f.). Edition: Guillelmus Hilacensis, Sermones super orationem dominicam, Paris: Ulrich Gering et Berthold Rembolt, 1494 (Hain, 8219; GW 11904); vgl. auch Erika Bauer, Paternoster-Auslegung, zugeschrieben Jacobus de Jüterbog, verdeutscht von Heinrich Haller, Lund/Kopenhagen 1966 (Lunder germanische Forschungen 39), S. 84–268; dieser Ausgabe liegt freilich die von Guyot, Commentaires, S. 249f., als „type CV-traité“ bezeichnete verkürzte und bearbeitete Fassung zu Grunde und auch nur diese bzw. ihre deutsche Übertragung wird dem Jacobus von Jüterbog zugeschrieben, da das Werk zusammen mit anderen Traktaten Jacobus’ in der Innsbrucker Hs. Univ. bibl. Cod. 24 steht. In der Einleitung zur Edition lehnt Erika Bauer mit guten Gründen Jacobus de Jüterbog als Autor ab (vgl. Bauer, Paternoster-Auslegung, S. 66f.), sodass die Verfasserfrage weiterhin ungeklärt bleibt bzw. Guyot und seinem Ansatz der Vorzug zu geben ist. Daher ist es nicht verständlich wie Stegmüller, RB 3886, zu seiner Zuordnung der PaternosterAuslegung der vorliegenden Hs. zu Jacobus de Jüterbog kommt, zumal es sich bei der Jacobus zegeschriebenen Fassung um eine verkürzte Redaktion handelt, die nicht mit dem Text in Pal. lat. 456 übereinstimmt (die Langform ist bei Stegmüller, RB 2608, nachgewiesen).
123v–123cv leer.
Rubrik
19r ›Tractatus super pater noster prohemium‹.
Incipit
19r Pater noster qui es in celis etc. [Mt 6,9] Karissimi vos debetis scire quod inter omnia opera que possunt fieri in hac vita
Explicit
123r … ad suam sublimitatem et eternam felicitatem Ad quod nos perducat ipse qui cum patre et spiritu sancto viuit et regnat Deus Per omnia secula seculorum amen etc. [es folgt in Rot eine nicht verständliche Kürzung?].
Edition
S. Angaben zum Inhalt.

4) 124r–132r Digitalisat

Verfasser
Konradus de Brundelsheim, Henricus de Friemar u. anonyme Predigten.
Titel
Sermones de sanctis et de tempore.
Angaben zum Text
Vier Predigten, wobei die erste nach Schneyer Konradus de Brundelsheim zugewiesen werden kann. (1. 124r–126v) ›Sermo sancte crucisBenedictum est lignum per quam fit iusticia Sap xiiij [Sap 14,7] Dicit Gregorius super illo uerbo Job .14. [Iob 14,7] Lignum habet spem … 126v … ad consorcium angelorum sunt assumpti. Predigt zum Tag Kreuzerhöhung des Zisterziensers Konradus de Brundelsheim (s. zur Person Pal. lat. 453); vgl. Schneyer 1, S. 741, Nr. 311. (2. 127r–129r) ›t;In die ascensionisAscendit super omnis celos vt adimpleret omnia Ephe vio [!, recte Eph 4,10] Jn uerbis premissus preclara ascensio Dominj … 129r … super omnis [!] choros angelorum ascendit cuius glorie nos participes faciat etcetera. Predigt zu Christi Himmelfahrt des Augustinereremiten Henricus de Friemar senior (s. zur Person Cod. Pal. lat. 454, 266r–291v); vgl. Schneyer 2, S. 663, Nr. 333. (3. 129r–130v) ›De spiritu sancto in die PentecostisUt jmpleret omnia supra [Eph 4,10] Vbi primo occurrit quaestio [?] literalis Cum enim Christus ideo ascenderet … 130v … Abacuk 3o [Hab 3,3] Deus abaustro [!] veniet etcetera. Predigt zu Pfingstsonntag eines bislang nicht bekannten Autors. (4. 130v–132r) ›De passione DominiNota quod jn facie Christus [??] lucem [?] exemplar amabile propter salutem humane fructum … 132r … Cuius beatitudinis nos participes esse faciat Amen. Predigt über das Leiden Christi eines bislang nicht bekannten Autors.
Rubrik
124r ›Sermo sancti crucis‹.
Incipit
124r Benedictum est lignum per quam fit iusticia Sap xiiij [Sap 14,7] Dicit Gregorius super illo uerbo Job .14. [Iob 14,7] Lignum habet spem
Explicit
132r … Cuius beatitudinis nos participes esse faciat Amen.
Edition
S. Angaben zum Inhalt.

5) 132r–135r Digitalisat

Verfasser
Jacobus de Cessolis (GND-Nr.: 118556398).
Titel
Liber de moribus hominum et de officiis nobilium sive ludo de scacchorum.
Angaben zum Text
Die vorliegende Hs. bietet Kapitel 4 des zweiten Teils des ‚Liber de moribus hominum et de officiis nobilium sive ludo de scacchorum‘ des Dominikanerpredigers Jacobus de Cessolis (14. Jh., nachw. 1317–1322; vgl. LEXMA 5, 1991, Sp. 257). Das Werk beruht auf den von Jacobus selbst gehaltenen Predigten, bei denen er das Schachspiel als Allegorie der Gesellschaft heranzog. Der Text ist als allegorische Ständelehre sowie als Exempel- und Sentenzensammlung zu sehen. Der vorliegende Ausschnitt umfasst das gesamte vierte Kapitel über den Ritter und beschäftigt sich mit dessen Gestalt und seinen standesspezifischen Tugenden: Nota de militibus bzw. condiciones militum (132r). Vgl. Oliver Plessow, Mittelalterliche Schachzabelbücher zwischen Spielsymbolik und Wertevermittlung. Der Schachtraktat des Jacobus de Cessolis im Kontext seiner spätmittelalterlichen Rezeption, Münster 2007 (es fehlt allerdings die vorliegende Hs. unter den Textzeugen bei Plessow). Auch bei Kaeppeli, Scriptores Ordinis Praedicatorum 2, S. 311–318, fehlt unser Textzeuge. Edition: Ernst Köpke, Jacobus de Cessolis liber de moribus hominum et officiis nobilium, Brandenburg 1879 (Mittheilungen aus den Handschriften der Ritter-Akademie zu Brandenburg an der Havel, Programm 59), S. 9–12 (mit abweichendem Explicit); Ferdinand Vetter, Das Schachzabelbuch Kunrats von Ammenhausen … Nebst den Schachbüchern des Jakob von Cessole und des Jakob Mennel, Frauenfeld 1892, Sp. 223–286. Weitere Textzeugen (nicht immer mit dem vollständigen Text): Pal. lat. 855, 53r–120r (mit einem Register), Pal. lat. 961, 2r–66r, Pal. lat. 1066, 192vb–216va, Pal. lat. 1262, 285r–325v, Pal. lat. 1726, 96ra–133vb (mit Register und einem Nachtrag).
Rubrik
132r ›Nota de militibus‹.
Incipit
132r Nota condiciones militum. Miles super equum omnibus armis decoratum
Explicit
135r … ut primus et secundus libri Machabeorum narrant etcetera.
Edition
S. Angaben zum Inhalt.

6) 135r–v Digitalisat

Titel
Excerpta ex historia regum Iudaeorum (?).
Angaben zum Text
Nach den Angaben von Stevenson, Latini, S. 144, handelt es sich um „Excerpta ex historia regum Iudaeorum“; einen Nachweis bleibt er jedoch schuldig. In Teilen erinnert der Textauschnitt an eine Passage aus der ‚Scolastica Historia‘ des französischen Augustinerchorherrn und Theologen Petrus Comestor (um 1100–1179; LEXMA 6, Sp. 1967f.): zum Liber IV Regum, Cap. 4 ‚De tribus regibus qui obsederunt regem Moab‘ (Migne PL 198, Sp. 1388C–1389C; vgl. zum Werk Comestors und dessen Überlieferung Agneta Sylwan, Petri Comestoris Scolastica Historia. Liber Genesis [CCCM 191], Turnhout 2005, S. IX-LXXXVI); jedoch sind hier die Abweichungen derart deutlich, u.a. nennt die ‚Historia‘ den König Moab, so dass eine gesichterte Zuschreibung nicht möglich ist.
Incipit
135r Nota dum rex Ioab qui singulis annis soluebat tributum regi Israel
Explicit
135v … fecit rex solium g [: gestrichen] eburneum grandem [!] et uestiuit illud auro mundissimo [II Par 9,17].

7) 136r–233r Digitalisat

Verfasser
Petrus Berchorius (GND-Nr.: 119521504).
Titel
Tractus de avibus.
Angaben zum Text
Die vorliegende Hs. bietet mit dem ‚Tractatus de avibus‘ des Benediktiners Petrus Berchorius (um 1290–1362; vgl. LEXMA 1, Sp. 2019) einen Auszug aus dessen ‚Reductorium morale‘ (= VII. Buch), das eine nach Sachgebieten geordnete allegorische Auslegung des ‚Buchs der Natur‘ darstellt, die Berchorius den Predigern, seinem Zielpublikum, als eine uneigennützige Predigthilfe an die Hand gegeben hat. Der vorliegende Traktat weicht immer wieder mehr oder weniger deutlich vom Druck ab, wie sich in einem Vergleich mit diesem ergibt. Dabei zeigt sich auch, dass die Abschrift den Text des Traktats nicht vollständig wiedergibt, sondern Passagen auslässt. Stegmüller, RB 6425 (VII). Offenbar scheint es bei Bl. 172r zu einem Abschreibefehler gekommen zu sein, sodass der Text komplett gestrichen wurde; denn die korrekte Fortsetzung von 171v folgt dann auf 172v. Auch die Lücke von 174ar–174cv deutet darauf hin, dass es in dieser Phase zu Unstimmigkeiten bzw. Ungenauigkeiten beim Abschreiben gekommen ist. Denn sie birgt keinen Textverlust, wie der (Lagen-)Reklamant auf 174v verdeutlicht, der die ersten drei Worte von 175r anzeigt. Womöglich wurden hier die Schreibarbeiten zunächst unterbrochen, sodass bei der Forsetzung der Arbeit fälschlicherweise die letzten drei Bll. der Lage nicht mehr beschrieben wurden, sondern gleich mit einer neuen Lage begonnen wurde. Vgl. zusammenfassend Paul Michel, Thesaurierte Exegese bei Petrus Berchorius, in: Homo Medietas. Aufsätze zu Reliogiosität, Literatur und Denkformen des Menschen vom Mittelalter bis in die Neuzeit. FS für Alois M. Haas, hrsg. von Claudia Brinker-von der Heyde / Niklaus Largier, Bern u. a. 1999, S. 96–116, bes. S. 101–111. Edition, zahlreiche Drucke u. a.: Petrus Berchorius, Opera omnia. Reductorium Morale … Tomus Secundus, Köln: Johann Wilhelm Friesse 1692, hier S. 456–513. – Pal. lat. 144 ist das Inhaltsverzeichnis, die ‚Tabula‘, zum ‚Repertorium Morale‘, Pal. lat. 404 bis Pal lat. 410 bringen das vollständige ‚Repertorium‘ bzw. ‚Dictionarium Biblicum‘ von Petrus Berchoris (vgl. Stegmüller, RB 6427); allerdings gehört der genannte Registerband nicht zu dieser Ausgabe (s. Hanselmann, Bücherschenkung, S. 124).
174ar–174cv leer (ohne Textverlust; s. o.).
233v, 234*r–v leer.
Rubrik
136r ›Tractatus de Auibus‹.
Incipit
136r Avis que 2m [so für secundum] Ysidorum dicitur ab a quod est sine et via quasi sine via
Explicit
233r … ideo per contemplacionem superius numquam uolant Sap 2o [!, recte: Sap 9,15] Corpus quod corrumpitur aggrauat animam etc. Et sic est finis huius tocius operis Deo gracias amen.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 456. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.