Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 472

Jacobus de Voragine, Sermones quadragesimales

Pergament · 1, 383, 1 Bll. · 11,5 × 8,0 cm · Oberitalien · 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Predigt / Homilie / praktische Theologie.
Entstehungsort
Oberitalien. Nach kunsthistorischer Einordnung (Dr. Margit Krenn).
Entstehungszeit
14. Jh. (um 1322/1323?).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
1, 383, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
11,5 × 8,0 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 31 VI372 + (VI-1)383 + (I-1)384*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 384* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–383); das moderne Vor- und Nachsatzbl. der Hs. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats. Durchgängig Lagenreklamanten, die bei einem Abschnittswechsel im Text die Paragraphzeichen übernehmen (z. B. 24v).
Zustand
Im Wesentlichen recht gut erhalten. Tinte teilweise berieben und verblasst. Minimaler Wasserschaden an den Rändern; stellenweise (stärkere) Bräunungen und Flecken. Löcher und Risse, zum Teil überklebt und ausgebessert. Haar- und Fleischseite der Bll. sind deutlich voneinander zu unterscheiden; die Haarseite ist meist deutlich dunkler als die weißere Fleischseite. Bl. 253 wurde ergänzt (15. Jh.?); offenbar war hier das erste Bl. der neuen Lage verloren gegangen, erkennbar ist noch der knappe Rest des alten Bls. am Falz; ohne Textverlust.

Schriftraum
8,0 × 5,7 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
20 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Recht qualitätvolle Schrift mit zahlreichen Kürzungen von einer Hand für die Predigtsammlung. Lediglich das Bl. 253 ist nach Blattverlust ersetzt und von einer Hand des 15. Jhs. (?) beschrieben worden. Die Ostertermine wurden von einer zweiten Hand nachgetragen.
Buchgestaltung
Blockhafte Anordnung des Textes. Die Anfänge der Predigten werden durch meist zwei- bis dreizeilige rote bzw. blaue Lombarden mit Fleuronnée in Gegenfarbe, in der Regel alternierend, sowie rubrizierte Überschriften hervorgehoben. Abschnitte innerhalb der Sermones werden durch alternierend rote und blaue Paragraphzeichen gekennzeichnet; das ersetzte Bl. 253 hat nur rote Paragraphzeichen und weist die üblichen Rubrizierungen der Satzmajuskeln auf. Anweisungen für den Rubrikator zum Teil noch sichtbar.
Buchschmuck
1r Initiale mit Pflanzenornament im Binnenfeld, Goldgrund; Akanthusranke, teils schwarz konturiert, teils weiß gehöht, mit schwarz konturierten Goldtropfen.

Nachträge und Benutzungsspuren
Wenige Korrekturen, Ergänzungen und Anmerkungen von verschiedenen Händen. Gelegentlich Unterstreichungen und Markierungen. Die Ostertermine wurden von einer (zeitgleichen?) zweiten Hand ergänzt.

Einband
Römischer Einband zwischen 1869 und 1878: helles Pergament (über Pappe?). Rücken mit goldgeprägten Wappen von Papst Papst Pius IX. und des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra, sowie goldgeprägter Signatur in rotem Signaturschild. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 837.
Provenienz
Oberitalien / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel und Hinterdeckel mit Signaturschildchen. Nach der kunsthistorischen Einordnung ist die Handschrift im 14. Jh. in Oberitalien entstanden (Dr. Margit Krenn). Die eingetragenen Ostertermine von 1323 bis 1400 deuten auf eine mögliche Entstehung der Handschrift um 1322/23 hin. 383v Besitzvermerk: Germerschaim.; s. dazu auch Pal. lat. 102, Pal. lat. 155, Pal. lat. 448 und Pal. lat. 466 (dort Besitzvermerk auf 191v von derselben Hand), die ebenfalls im Besitz des Germersheimer Servitenklosters bzw. des ihm nachfolgenden Kollegiatsstifts waren. Darüber ein weiterer, nur noch in Resten erkennbarer Eintrag. Daher ist nicht mehr zu entscheiden, ob es sich um eine Art Explizit i. w. S. oder um einen zusätzlichen Besitzvermerk handelt, der möglicherweise auf das Servitenkloster oder einen dort ansässigen Konventualen hinweisen könnte, wie dies beispielsweise bei Pal. lat. 102 (1ar) der Fall ist. Lage und Art der Rostflecken am oberen Rand des Bls. 383 deuten darauf hin, dass der Codex ursprünglich ein Liber catenatus war.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_472
Literatur
Kaeppeli, Scriptores 2, S. 364–367, Nr. 2157; Schunke, Einbände 2.2, S. 837; Stevenson, Latini, S. 149.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–383r Digitalisat

Verfasser
Jacobus de Voragine (GND-Nr.: 118556401).
Titel
Sermones quadragesimales.
Angaben zum Text
(1. 1r–381r) Die vorliegende Hs. bietet alle Fastenpredigten des Dominikaners und späteren Erzbischofs von Genua Jacobus de Voragine (1228 oder 1229–1298; 2VL 4, Sp. 448–466); vgl. Schneyer 3, S. 238–246, Nr. 196–292. Im vorliegenden Codex sind die beiden selbständigen Traktate Jacobus’ ‚De passione Christi‘ und ‚De planctu Mariae‘ (Schneyer 3, S. 244, Nr. 293f.), die in den älteren Editionen in der Regel den Predigten folgen, nicht aufgenommen. Text auch überliefert in Pal. lat. 341, 157ra–b, und Pal. lat. 464, 1ra–110ra (wobei dort der Anfang der ersten Predigt fehlt und nur eine Auswahl von 48 Predigten aufgeführt ist; s. dort). ›Jncipiunt sermones quadragesimales fratris Jacobi de Uoragine‹ ›feria 4a. sermo 1usFilia populi mei induere cilicio aspergere cinere luctum unigeniti fac tibi planctum amarum. Je. 6. [Ier 6,26] Quamuis solempnitas quadragesimales in sequenti dominica inchoetur … 381r … qui cum patre et spiritui sancto uiuit et regnat per in secula seculorum Amen.Expliciunt sermones per totum .xlam. [Quadragesimam] Secundum venerabilem patrem dominum fratrem Jacobum de Voragine ordinis predicatorum qui fuit Archiepiscopus Janue[n]sis‹. Edition: Iacopo da Varazze, Sermones qvadragesimales (Edizione nazionale dei testi mediolatini 13, Serie I,8), hrsg. von Giovanni Paolo Maggioni, Florenz 2005. (2. 381r–383r) Ostertafeln bzw. Ostertermine für die Jahre von 1323 bis 1400. In vier bzw. fünf Spalten werden angegeben: Inkarnationsjahr, Monat März bzw. April, Datum des Ostersonntags und Sonntagsbuchstabe bzw. nach dem Sonntagsbuchstaben noch der Hinweis, ob das betreffende Inkarnationsjahr auch ein Schaltjahr war (durch den Buchstaben b für das lateinische Wort für Schalttag bzw. Schaltjahr: bisextus bzw. annus bisextus). Die Tafeln sind nicht ganz korrekt. So ist beispielsweise für das Jahr 1383 ein falsches Osterdatum angegeben: Genannt ist der 10. März (!), korrekt ist jedoch der 22. März (gleichzeitig der frühest mögliche Ostertermin). Hier scheint der Schreiber beim Abschreiben des Tagesdatums in der Zeile verrutscht zu sein, da für das folgende Jahr Ostern auf den 10. April fiel. Und für 1400 ist ein falscher Sonntagsbuchstabe notiert.
1ar–v leer.
384*r–v leer.
Rubrik
1r ›Jncipiunt sermones quadragesimales fratris Jacobi de Uoragine‹ ›feria 4a. sermo 1us‹.
Incipit
1r Filia populi mei induere cilicio aspergere cinere luctum unigeniti fac tibi planctum amarum. Je. 6. [Ier 6,26] Quamuis solempnitas quadragesimales in sequenti dominica inchoetur
Explicit
383r Mcccc. Jntrante Aprili xviij. G [!, korrekt wäre C als Sonntagsbuchstabe; Ostertermin: 18. April 1400].
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 472. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.