Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 48
Quatuor Evangelia
Pergament, Papier · 1, 133, 1 Bll. · 25,6–25,8 × 17,0–17,2 cm · s.l. · 12. Jh. 2. Hälfte
- Schlagwörter (GND)
- Bibel, Neues Testament / Evangeliar / Liturgie.
- Entstehungsort
- s.l. unbekannt.
- Entstehungszeit
- 12. Jh. 2. Hälfte.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament (Vor- und Nachsatzbll. Papier).
- Umfang
- 1, 133, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 25,6–25,8 × 17,0–17,2 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + I2 + 16 IV130 + (II-1)133 + (I-1)134*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 134* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Die erste Lage, heute ein Unio, ist nicht mehr vollständig; erhalten blieb offenbar nur das äußere Doppelbl. (Bl. 1 und 2). Allem Anschein nach fehlen hier wohl drei Doppelbll., die den fehlenden Text der Prologe sowie das Autorenbild des Mattheus-Evangeliums und dessen Beginn bis Mt 2,16 umfassten. Für die angegebene Bl.-Zahl spricht auch, dass die Hs. bis auf die letzte Lage ganz regelmäßig aus Quaternionen aufgebaut ist.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–133); Vor- und Nachsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen.
- Zustand
- Pergament teilweise durchscheinend und vereinzelt schwache Stockflecken, bedingt durch leichten Feuchtigkeitsschaden (Bl. 117 ff.); Durchschlagen der Farben, v. a. von Gold und Silber; mit wenigen Fehlstellen und Risse, zum Teil ausgebessert oder genäht. Tinte und Farben stellenweise leicht berieben und verblasst. Reste von Vela vor den Miniaturen und Schmuckinitialen, zum Teil Fäden und (Seiden?-)Gaze erhalten. – Textlücke durch Bl.-Verlust zwischen Bl. 1 und 2: Es fehlen der Schluss des Briefes an Papst Damasus, der Prolog, die Kapitelübersicht und das Autorenbild zum Matthäus-Evangelium sowie Mt 1,1–2,15. Diese Teile fehlten schon bei der Neubindung in Rom, da die Foliierung an der Stelle ohne Bruch weiterläuft (1v/2r).
- Schriftraum
- 18,1–18,6 × 10,5–11,2 cm.
- Spaltenanzahl
- Textblock.
- Zeilenanzahl
- 25–29, in der Regel 29 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Recht qualitätvolle späte karolingische Minuskel von einer Hand mit Auszeichnungsschriften (Capitalis quadrata und rustica), die bereits erste Tendenzen der gotischen Minuskel zeigt („schrägovaler Stil“).
- Buchgestaltung
- Incipits und Explicits in Capitalis rustica, in der Regel in Rot; die Anfänge der Evangelien werden durch ganzseitige Autorenbilder und üppig ausgestaltete gold-silberne Schmuckinitialen auf mehrfarbigem Grund sowie durch Textzeilen in Capitalis rustica hervorgehoben; die Anfänge der Prologe werden durch gleichartige Initialen betont, die jedoch in der Regel einfacher gestaltet sind; die weitere Untergliederung des Textes nach „Vers“blöcken korrespondiert meist mit den auf dem Rand stehenden Konkordanzverweisen und wird durch farbige (rot, blau und grün), zum Teil golden oder silbern unterlegte Initialmjuskeln betont; innerhalb dieser Abschnitte erfolgt die weitere Gliederung durch Satzmajuskeln, zum Teil mit üblichen Rubrizierungen; die Anfänge der Kapitelübersichten sind durch rote größere, die der nachfolgend aufgeführten Summarien der Kapitel (Breves) durch kleinere rote Versalien hervorgehoben, insgesamt sind die Übersichten in einem kleineren Schriftgrad geschrieben. Seitentitel in der Regel zeitgenössisch (von der Schreiberhand in Capitalis rustica). Die Zählung der Breves ist mit roter Tinte in den Textverlauf integriert. Zeilengerüst in Bleilinierung zum Teil sichtbar; teilweise noch Zirkellöcher erhalten.
- Buchschmuck
- Ganzseitige Autorenbilder; das des Matthäus-Evangeliums ist verloren: unter einer mehrfarbigen, üppig mit Gold und Silber ausgestatteten Baldachinrahmung vor einem Schreibpult sitzender Evangelist mit silbernem Nimbus. S. Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Vereinzelt Korrekturen und Ergänzungen von der Schreiberhand und einer weiteren, wohl zeitgenössiche Hand. – Von einer späteren Benutzerhand ist 1v der Hinweis auf Textverlust nachgetragen; s. auch Zustand.
- Einband
- Römischer Einband zwischen 1878 und 1889: Helles Pergament über Pappe, Deckel ohne Verzierungen; Rücken mit rotem, goldgeprägten Rückenschild: PAL. 48. Am Kopf ein querrechteckiges, blaues Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 48; zwei goldene Wappenstempel: Papst Leo XIII. und Kardinalbibliothekar Jean-Baptiste Pitra. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 814.
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Vorderspiegel mit querrechteckigem Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 48; 1r Capsa-Nummer: C . 50, aktuelle Signatur: 48 [am oberen Rand], 48-Pal. [unten]. 1r und 133v Stempel der BAV. Das Evangeliar gelangte später in die Bibliotheca Palatina und kam mit deren Beständen 1622/23 nach Rom.
- Literatur
- Schunke, Einbände 2.2, S. 814; Stevenson, Latini, S. 9; OVL, Pal.lat.48.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1r–133r
- Titel
- Quatuor Evangelia, cum prologis (wenn nicht anders vermerkt, stammen die Prologe von Hieronymus).
- Angaben zum Text
- 1r–133r EVANGELIAR. (1. 1r–v) Prolog zu den Evangelien (Stegmüller, RB 595), nicht vollständig durch Bl.-Verlust; es fehlen darüber hinaus Prolog und Kapitelverzeichnis sowie das Autorenbild zum Matthäus-Evangelium. (2. 2r–33v) Mt 2,16–28,20; wegen des Bl.-Verlusts setzt der Text des Evageliums mitten in Mt 2,16 ein. 33v–35v Kapitelverzeichnis, Prolog (Stegmüller, RB 607) und Autorenbild zum Markus-Evangelium. (3. 36r–60r) Mc. 60r–62v Hugo von Saint-Cher: Prolog (Stegmüller, RB 620), Kapitelverzeichnis und Autorenbild zum Lukas-Evangelium. (4. 63r–103r) Lc. 103r–104v Hugo von Saint-Cher: Prolog (Stegmüller, RB 624), Kapitelverzeichnis und Autorenbild zum Johannes-Evangelium. (5. 1105r–133r) Io. – 1ar–v, 134*r–v leer.
- Rubrik
- 1r ›Incipit epistola beati Hieronimi prespiteri ad damasum papam‹.
- Incipit
- 1r Beatissimo papę Damaso Hieronimvs. Novum opus facere me cogis … (Stegmüller, RB 595).
- Explicit
- 133r … qui scribendi sunt libros (Io 21,25).
- Edition
- Biblia sacra iuxta Vulgatam versionem, hrsg. von Robert Weber / Roger Gryson, Stuttgart 52007, S. 1515–1697 (mit den Prologen des Hieronymus).
- Bearbeitet von
- Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 48. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.