Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 481

Guilelmus Durantis, Rationale divinorum officiorum

Pergament, Papier · 1, 259, 1 · 33,4 × 25 cm · Oberitalien (?) / Süddeutschland (?) · 1. Hälfte 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Liturgie.
Entstehungsort
Oberitalien (?) / Süddeutschland (?).
Entstehungszeit
1. Hälfte 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament, Vorsatzbll. Papier (1a, 258*).
Umfang
1, 259, 1.
Format (Blattgröße)
33,4 × 25 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + I3a + VI12 + (II-1)15 + 19 VI243 + (VIII-2)257 + (I-1)258*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 258* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. 2a war das Spiegelbl. eines früheren Einbandes (2ar mit Leimresten), 3a das zugehörige Vorsatz. Nach 15 Rest eines ausgeschnittenen Bls.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Tintenfoliierung Rom 17. Jh. (1–32, 34–50, 50–257), springt von 32 auf 34, 50 doppelt vergeben. Bei nicht foliierten oder nicht eindeutig foliierten Bll. folgt die Bezeichnung dem Digitalisat (1a–3a, 50a, 257a, 258*). Textreklamanten.
Zustand
Einbanddecken sperren etwas. Rücken mit kleinen Fraßschäden. 2ar fleckig und mit Leimresten von der früheren Verklebung als Spiegelbl.

Schriftraum
24,5 × 18 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
50–56 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Überwiegend routiniert geschriebene Bastarda von mehreren Händen im Wechsel. Rubriken und Kapitelüberschriften z. T. in Textura (z. B. 10rb, 16vb, 21va). Dort zumeist am Seitenrand vorgeschrieben von der Texthand (z. B. 30rb).
Buchgestaltung
Spaltenbegrenzungslinien in Metallstift. Textteile als laufender Seitentitel (pars prima – pars octava). Rubriziert (überwiegend in schwarzer Tinte, z. T. in Texturaschrift). Zwei- bis dreizeilige Lombarden in abwechselnd Rot und Blau mit Fleuronné in Rot und Schwarz zu den Kapiteln. Capitula-Zeichen in Rot und Blau teils zahlreich, teils sparsam gesetzt (z. B. 194v).
Buchschmuck
Drei- bis siebenzeilige Lombarden, zumeist ornamental geteilt in Rot und Blau mit Fleuronné in Rot und Schwarz jeweils zum Beginn der Teile.

Nachträge und Benutzungsspuren
Bl. 257a war wohl ein beiliegendes Lesezeichen. 257ar Bruchstück eines deutschsprachigen Textes (2. H. 15. Jh.). Der Zettel bildet einen Streifen, der schräg zu den Schriftzeilen ausgerissen wurde. Erkennbare Textteile: zu sagen/ … / hette dan yn/ … / zu sprechen so wil/ … /den da sie gesch/ … / off ding/. Oberdeutsch. Versoseite leer.

Einband
Grünes Pergament mit Goldpressung auf Pappen. Rom, 1626–1633. Vorderdeckel Wappen Papst Urbans VIII. (Pontifikat 1623–1644), Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Francesco Barberini (1626–1633). Rücken in den Jahren 1846–1853 mit weißem Pergament erneuert. Oben das blaue Signaturschild der BAV. Darunter das Wappen von Papst Pius IX. (Pontifikat 1846–1878), darunter ein Signaturschild aus dunkelgrünem Leder mit Golddekor 481, darunter das Wappen des Kardinalbibliothekars Luigi Lambruschini (1834–1853), Wappen und Dekor jeweils in Gold. Kapital mit braunen (ehemals roten?) und blauen Seidenfäden umwickelt. Schunke, Einbände 2,2, S. 837; vgl. Schunke, Einbände 1, S. 256f.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. entstand vermutlich in der 1. Hälfte des 15. Jhs., das Erscheinungsbild und die Namensform Guillermo (1ra) lassen an eine Entstehung in Oberitalien denken. Bevor sie in die Heidelberger Palatina gelangte, befand sie sich zeitweilig in einer Kettenbibliothek. Im Katalog der Heidelberger Palatina von 1581 nachweisbar (Pal. lat. 1930, S. 127: Rationale divinorum officiorum magistri Guilermi Durandi geschrieben perment, folio, bretter, bucklen, braun leder, ketten). 1623 mit der Heidelberger Palatina in die Vatikanische Bibliothek verbracht. Im Allacci-Register Pal. lat. 1949 entweder 22v: 252. Gulielmi Durandi rationale divinorum officiorum. fol. C. 39. oder 24r: 1707 Gulielmi Durandi rationale divinorum officiorum. fol. C. 48. (da weder die laufende Nr. noch die Capsa-Nummer in der Hs. zu finden ist, nicht eindeutig zuzuordnen). Ältere Signaturen der Vaticana: 3ar 397 (gestrichen), 257v 2203 (gestrichen). Besitzstempel der BAV: 1ra, 256rb.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_481
Literatur
Guillelmi Duranti Rationale divinorum officiorum, ed. Anselme Davril / Timothy M. Thibodeau, Bd. 3, Turnhout 2000 (CCM 140B), S. 215, Nr. 130; Stevenson, Latini, S. 152.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–256rb Digitalisat

Verfasser
Guilelmus Durantis (GND-Nr.: 118681273).
Titel
Rationale divinorum officiorum.
Angaben zum Text
Incipit rationale divinorum officiorum a magistro Guillermo Duranti. Quecumque in ecclesiasticis officiis rebus ac ornamentis consistunt divinis … – … mercedem expectans ut apud misericordissimum iudicem pro peccatis meis devotas orationes effundam. Amen.Explicit rationale divinorum officiorum per magistrum Guillermum Duranti quondam Mimatensis ecclesie episcopum utiliter compositum.‹ 15v leer (15rb nichil deficit). Auf einen Fehler der Abschrift machen zwei Einträge auf den Seitenrändern bei 64ra und 70va aufmerksam: 64ra: VIItem folia sequentia vacant usque ad unum nota, quia continentur in codice precedenti - et est signum tale ⁜. 70va: Nota quod VII folia precedentia vacant usque hic subtus ubi dicitur: subicitur quandoque, continentur enim in codice precedenti ⁜. Die Beischriften scheinen missverständlich formuliert zu sein, denn tatsächlich fehlt nichts, vielmehr ist der Abschnitt von lib. 4, cap. 16, par. 1 bis lib. 4, cap. 24, par. 36 doppelt vorhanden, der Rücksprung im Text findet an der Lagengrenze 63v/64r statt. Die vorausgehende Lage endet Sane evangelia quibus ipsa secunda prefatio preponitur/ (lib. 4, cap. 24, Beginn von par. 36). Die neue Lage beginnt wieder mit dem Anfang von lib. 4, cap. 16 Oratione finita dicitur epistola … (wie 57ra, oben). 70va endet der doppelt abgeschriebene Abschnitt an exakt der Stelle an der der Text 63vb abbricht Sane evangelia quibus ipsa secunda prefatio preponitur/ (lib. 4, cap. 24, Beginn von par. 36). Offenbar gab es bei der Anlage der Abschrift hier ein Versehen, wohl begünstigt durch den Schreiberwechsel beim Beginn der neuen Lage auf 64ra.
Das Rationale ist vor allem eine umfangreiche Auslegung der Liturgie und aller zum christlichen Kultus der Kirche im Mittelalter gehörender Dinge. Die Hs. gehört zur "gemischten" Redaktion (s. zur Edition in CCM 140–140B). Zu Autor und Werk siehe: Annamaria Emili, Guillelmus Duranti senior, dictus Speculator, in: CALMA 5, S. 13–15.
Rubrik
9ra ›Incipit rationale divinorum officiorum a magistro Guillermo Duranti‹.
Incipit
9ra Quecumque in ecclesiasticis officiis rebus ac ornamentis consistunt divinis
Explicit
307va … mercedem expectans ut apud misericordissimum iudicem pro peccatis meis devotas orationes effundam.
Edition
Guillelmi Duranti Rationale divinorum officiorum, ed. Anselme Davril / Timothy M. Thibodeau, Turnhout 1995–2000 (CCM 140–140B); Guilelmo Durando, Rationale Divinorum Officiorum, Neapel 1859.

2) 256rb Digitalisat

Verfasser
Jean Gerson (?) (GND-Nr.: 118557866).
Titel
De remediis contra pusillanimitatem (excerptum).
Incipit
256rb Notent scrupulosi quod non semper tenemur agere meliora
Explicit
256rb … ne demum dum nimis emungit, sanguinem eliciat.
Edition
Jean Gerson, Oeuvres complètes, éd. Palémon Glorieux, Bd. 10, Paris u. a. 1973, S. 374–385, S. 385.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 481. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.