Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 484

Agenda

Pergament, Papier · 1, 56, 1 · 28,8 × 22,5 cm · Südwestdeutschland · 1. H. 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Benediktion / Rituale.
Entstehungsort
Südwestdeutschland.
Entstehungszeit
1. H. 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament, Vorsatzbll. Papier (1a, 57).
Umfang
1, 56, 1.
Format (Blattgröße)
28,8 × 22,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 5 V50 + (IV-2)56 + (I-1)57. Bl. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., Bl. 57 bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Nach Bl. 22 ein eingehefteter Zettel (22a).
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Stempelfoliierung der BAV (1–56). Die Bezeichnung unfoliierter Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 22a). Textreklamanten (20v, 30v, 40v).
Zustand
Sauberer Zustand.

Schriftraum
19,6 × 15,5–17 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
16 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Sorgfältig kalligraphisch gestaltete Textura formata von einer Hand (die Form entspricht Steinmanns "Textus quadratus", siehe: Martin Steinmann, Textura formata, in: Archiv für Diplomatik 25 [1979], S. 301–327, S. 320–325). 55v–56v Bastarda cursiva von anderer Hand (Nachtrag). 1r–55r alle gesungenen Teile mit Musiknotation auf vier Linien, die F-Linie rot hervorgehoben, 55v–56v fünf Linien, F-Schlüssel (siehe: Bannister, S. 171, Nr. 591).
Buchgestaltung
Schriftraumbegrenzungen, Zeilenlinien und Linien der Musiknotation in verdünnter Tinte. Rubriziert. Ein- bis zweizeilige Lombarden in Blau und Rot zu Textabsätzen. Capitula-Zeichen zumeist in Blau. Satzinitialen zuweilen durch rote Strichelung hervorgehoben. Farbige Kreuze (rot/blau) in einem quadratischen Rahmen aus dünneren Linien markieren Stellen an denen der Zelebrant das Kreuzzeichen ausführt.

Nachträge und Benutzungsspuren
Nach Bl. 22 eingeheftet findet sich ein Papierzettel mit einer Ergänzung zum Vorausgehenden. [per] (22ar) Christum dominum nostrum Ihesum Christum … – … per omnia secula seculorum. Mit zugehöriger Musiknotation. Versoseite leer. Früher Nachtrag (15. Jh.). Der Text zur Glockenweihe 55v–56v wurde von anderer Hand nachgetragen (Ende 15. Jh.). Auf 1r–55r finden sich häufig am Seitenrand angebrachte, meist kurze Erläuterungen von einer Hand des späten 15. Jhs. in einer einfachen Bastarda cursiva (z. B. 42r).

Einband
Grünes Pergament mit Goldpressung auf Pappen. Rom, 1626–1633. Vorderdeckel Wappen Papst Urbans VIII. (Pontifikat 1623–1644), Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Francesco Barberini (1626–1633). Rücken mit vier erhabenen Doppelbünden, dazwischen die Bienen des Barberini-Wappens in Goldpressung (fragmentiert). Oben Reste eines alten handschriftlichen Rückenschildes aus Papier (… enedic … / … ionib … / … Palma …). Unten das blaue Signaturschild der BAV. Kapital größtenteils verloren. Schunke, Einbände 2,2, S. 838; vgl. Schunke, Einbände 1, S. 252f.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Der Auszug aus einer Agenda, wohl für eine Kollegiatskirche (Ehrensberger, Libri liturgici, S. 60; Bannister, S. 171, Nr. 591), wurde im 15. Jh. geschrieben und um 1500 durch einen Nachtrag ergänzt (s. Text 2). Aus den Rubriken wie den ergänzenden Randbemerkungen geht hervor, dass ein Chorraum, eine Marienkapelle und eine Kirche mit Petruspatrozinium (Prozession) als Orte der Liturgie vorausgesetzt werden. Dies lässt an Heidelberg denken, wo die Universität mit der Heiliggeistkirche (Stiftskirche) und der Marienkapelle in der heutigen Unteren Strasse über entsprechende Örtlichkeiten verfügte. Die Peterskirche, damals Pfarrkirche, ist nicht weit entfernt. Für eine definitive Zuordnung erscheint dies jedoch nicht spezifisch genug, auch zeigen sich zur gedruckten Agenda Wormatiensis durchaus Unterschiede. Im Inventar der Heidelberger Palatina von 1581 verzeichnet (Pal. lat. 1930, S. 123: Ordo in die purificationis Mariae, fol. bretter, weiß leder, puckln). 1623 mit der Palatina in die Vatikanische Bibliothek verbracht. 1r C. 79/ 1873. Im Allacci-Register (Pal. lat. 1949, 35r 1873 Missale. fol. C. 79). Aktuelle Signatur auf dem Vorderspiegel (Pal. 484). Besitzstempel der BAV: 1r, 55r, 56v.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_484
Literatur
Bannister, S. 171, Nr. 591; Ehrensberger, Libri liturgici, Freiburg im Brg. 1897, S. 560f., Nr. 2; Salmon, Mss. liturgiques 2, S. 127, Nr. 312 und 3, S. 70, Nr. 196; Stevenson, Latini, S. 155.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–55r Digitalisat

Titel
Agenda.
Rubrik
1r ›Ordo in purificatione beate virginis …‹.
Incipit
1r Erudi quesumus domine plebem tuam
Weiteres Initium
52v Da quaesumus domine populo tuo inviolabilem fidei firmitatem …
Explicit
56v … dimissis sacris vestibus eat in pace.
Edition
Agenda Wormatiensis, Speyer, Peter Drach d. J., um 1510 (GW 477) - mit zahlreichen Abweichungen.

2) 55v–56v Digitalisat

Verfasser
Anonymus.
Titel
Pontificale Romanum, benedictio campanae (excerptum).
Angaben zum Text
De benedictione campane per pontificem. Notandum quod campana benedicenda debet benedici antequam ponatur in campanili. In primis debet ipsa campana suspendi et situari ita ut commode possit … – … In illo tempore intravit Ihesus in quoddam castellum et mulier quedam Martha nomine [Lc 10,38]. ›Quo finito pontifex osculetur librum per unum ex ministris sibi porrectum. Tunc producat super campanam benedictam signum crucis + et discedens revertatur ad locum ubi paramenta accepit. In quo dimissis sacris vestibus eat in pace‹. Auszug aus dem Pontificale Romanum zur Glockenweihe durch den Bischof. Darin zwei Antiphonen, die durch den Chor anzustimmen sind: (56r) Vox domini super aquas multas deus maiestatis intonuit dominus super aquas multas [Ps 28,3; Cantus ID 6892b], (56v) Deus in sancto via tua, quis deus magnus sicut deus noster [Ps 76,14; CAO 8009].
Rubrik
55v ›De benedictione campane per pontificem‹.
Incipit
55v In primis debet ipsa campana suspendi
Explicit
56v … dimissis sacris vestibus eat in pace.
Edition
Pontificale Romanum, zahlreiche Ausgaben, z. B. Venedig, Lucantonio Giunta Erben, 1543, 169vb–174rb (online unter: https://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb11204616–2, abgerufen 03.11.2021).


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 484. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.