Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 486

Theologische Sammelhandschrift

Papier · 1, 367, 1 Bll. · 28,9 × 20,5 cm · Heidelberg · Mitte 15. Jh. (nach 1446)


Schlagwörter (GND)
Predigt / Traktat / Praktische Theologie.
Entstehungsort
Heidelberg.
Entstehungszeit
Mitte 15. Jh. (nach 1446).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 367, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
28,9 × 20,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 23a (?) + 16 VI192 + (VI+2)205a + 13 VI357 (mit Bll. 237a–237d) + (VI-4)365* + (I-1)366*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 366* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs., unbeschriebene Bll. nicht gezählt (1–205, [205a], 206–237, [237ad], 238–364, [365*]); bis einschließlich Bl. 4 eine zeitgenössische Foliierung, die offenbar für das geplante Register angelegt worden war, jedoch abgebrochen wurde, als auch das Register nicht weiter erstellt wurde. Das moderne Vor- und Nachsatzbl. sowie die beiden ersten Bll. der Hs. und deren unbeschriebene Bll. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen. Durchgängig Lagenreklamanten, zum Teil durch Beschnitt mehr oder weniger stark beschädigt. Text 2 mit einer Lagenfoliierung jeweils bis zur Lagenmitte (1–6), teilweise durch den Beschnitt beschädigt.
Zustand
Im Wesentlichen sehr gut erhalten. Bll. am Anfang und Ende der Hs. leicht stockfleckig; stellenweise leichte Bräunungen (v. a. an den Rändern). Nach Bl. 156 ist ein Fragment beigelegt, wohl als Leisezeichen verwendet; es scheint ein Rückenschild einer anderen Predigt-Hs. zu sein, die Predigten des Iordanus de Quedlinburg enthielt (evtl. von Pal. lat. 447 ?).
Wasserzeichen
Werden noch bearbeitet.

Schriftraum
22,0–22,2 × 14,7 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
37–44 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
z. T. recht qualitätvolle Schrift mit zahlreichen Kürzungen von drei Händen.
Buchgestaltung
Zweispaltige Anordnung des Textes. Die Anfänge der Predigten werden durch meist drei- bis fünfzeilige rote Lombarden (bricht ab bei 42r) sowie rubrizierte Überschriften hervorgehoben (bricht ab bei 8v). Abschnitte innerhalb der Predigten und Texte werden durch Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen gekennzeichnet. Bei Text 2 Anfänge der Überschriften der Predigten mit ersten Buchstaben mit Fleuronnée hervorgehoben, nicht durchgängig. Bibelstellen und -zitate werden durch Unterstreichungen kenntlich gemacht. Anweisung für den Rubrikator durchgängig erhalten, bis auf den Beginn der Hs. aber nicht ausgeführt.

Nachträge und Benutzungsspuren
Korrekturen, Ergänzungen und Anmerkungen von verschiedenen Händen, z. T. von den Schreiberhänden und zeitgenössisch. Nota-Zeichen und Maniculae. Kapitelübersicht von einer Hand des 15. Jhs. (?) nachgetragen.

Einband
Römischer Einband zwischen 1939 und 1957: helles Pergament (über Pappe?). Rücken mit goldgeprägten Wappen von Papst Pius XII. und des Kardinalbibliothekars Giovanni Mercati, sowie goldgeprägter Signatur in rotem Signaturschild und blauem Signturschildchen. Vom älteren grünen römischen Einband sind die Wappensupralibros und die Rückenmotive auf den Vorderspiegel geklebt (Papst Urban VIII. und Kardinalbibliothekar Francesco Barberini; zwischen 1626 und 1633). Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 838.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen und Wappensupralibros sowie den Rückenmotiven des älteren römischen Einbands. 2ar mit einer älteren gestrichenen (römischen?) und der aktuellen römischen Signatur sowie der Capsa-Nummer und der Allacci-Signatur: C. 100 . / 1789 (?). S. zur Entstehung der Hs. und ihrer Geschichte auch die Angaben zum Inhalt der einzelnen Texte.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_486
Literatur
Ritter, Universität, S. 503; Schunke, Einbände 2.2, S. 838; Stevenson, Latini, S. 158; VL2 10, Sp. 845.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–205ra Digitalisat

Verfasser
Johannes Wenck de Herrenberg (GND-Nr.: 118766821).
Titel
Memoriale divinorum officium.
Angaben zum Text
Die vorliegende Hs. bietet 136 Predigten de tempore et de sanctis des Heidelberger Theologen Johannes Wenck von Herrenberg. Et si philosophia admirabiles habeat delectaciones … 2ra … [erste Predigt zum 1. Advent:] Ad te leuaui animam meam Pso 24o [Ps 24,1] Hijs verbis suspiria patrum in vnione ecclelesiastica diriguntur … 203rb [Predigt:] Gracias deo in Christo et ecclesia ad[??]coria [?, verderbte Stelle] cuius hoc perfeci opus siue ministerium michi datum in edificationem corporis Christi … 205ra … et gracia naturam ipsam in infinitum excedatReportatum anno 1446o et finitum vicesimaseptima die Augusti Haidelberge hora qvarta. Die Niederschrift der Predigten wurde kurz nach Ostern, dem 28. März, 1445 begonnen und am 31. Oktober desselben Jahres abgeschlossen, 3 Kolophon: [S]criptum hoc memorialis diuinorum officiorum incipiebatur anno dominj 1445to tempore quo armijacenses [Armagnaken] cum rege francie et filio suo delphino [delphinus = Dauphin] partes almanie occupantes pro parte quo ad principalem exercitum interficiebantur in Lebertal per rusticas Alsacie et hoc post festum Pasce sed finitum est in uigilia omnium sanctorum anni eiusdem de quo laus et glori Christo (205ra); vgl. dazu auch Ritter, Universität, S. 503. Bei der vorliegenden Hs. handelt es sich eine Abschrift der Predigtsammlung, die im Sommer 1446 am St.-Jakobs-Kolleg in Heidelberg öffentlich vorgetragen und erläutert wurde, abgeschlossen am 27. August 1446 (Ritter, S. 503), Kolophon Teil 2: … Reportatum anno 1446o et finitum vicesimaseptima die Augusti Haidelberge hora qvarta. Text auch in Karlsruhe, BLB, cod. Karlsruhe 1036; Mainz, StB, cod. I 372, 2r–223v (geschrieben von Sixtus Mayr von Donauwörth [de Werdea] im St.-Jakobs-Kolleg in Heidelberg, so das dortige Kolophon 223v; vgl. Rudolf Haubst, Das christologische Schrifttum des Johannes Wenck in Codex Mainz 372 und die von ihm benutzte ps.-albertinische ‚Litania de sanctis‘, in: Römische Quartalschrift 52 (1957), S. 211–228, bes. S. 211f., S. 214f.); München, BSB, clm 8868, fol. 1r–175v. Johannes Wenck von Herrenberg war seit April 1435 Inhaber der ersten Lektur der Heidelberger theologischen Fakultät und war bis zu seinem Tod, am 21. Juni 1459 wird er als verstorben erwähnt, mehrfach Rektor der Universität. 1459 vermachte er der Universität seine Bücher und Hss.; möglicherweise gehörte die vorliegende Hs. aus dem Besitz Wencks dazu. Vgl. zusammenfassend Drüll, Gelehrtenlexikon 1, S. 335f. Die meisten von Wencks Schriften sind bislang noch nicht ediert, so auch diese Predigtsammlung (VL2 10, Sp. 843–845: Werkverzeichnis mit Hinweisen zu den existierenden Ausgaben).
1ar–v leer.
2ar Beginn eines Registers für die Predigtsammlung von Johannes Wenck von Herrenberg (bricht nach zwei Einträgen ab).
2av–3av leer.
205v–205av bis auf Schriftraumrahmung leer.
Rubrik
1ra ›Prefacio inmemoriale [!, von späterer Hand mit Korrektur versehen] diuinorum officiorum tam de tempore quam de sanctis Per me magistrum Johannem Wenk de Herenberg [!] sacre theologie professorem ad profectum canonicorum editum‹.
Incipit
1ra Et si philosophia admirabiles habeat delectiones
Explicit
205ra … Reportatum anno 1446o et finitum vicesimaseptima die Augusti Haidelberge hora qvarta.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

2) 206ra–237rb Digitalisat

Verfasser
„Ballistarius“.
Titel
Sermones de tempore et de dedicatione ecclesiae.
Angaben zum Text
Jncipit Balestarius. Dominica prima jn aduentu domini sermo‹. [A]d te leuaui animam meam deus meus in te confido non erubescam [Ps 24,1–2] Quatuor notantur hic scilicet fides cum dicit deus meus … 235vb [endet mit zwei Predigten zur Kirchenweihe:] ›Sequitur sermo de dedicacione ecclesie‹ … facta sunt encenia Iherosolimis et hyemps erat [Io 10,22]. Hac est templum Iherosolimis in hyemali tempore dedicabatur … 236rb … ›Jtem sermonj dedicatione ecclesie. Genesis [V]idit Iacob scalam etcetera gen. [Gn 28,12]‹ legimus in genesi quecumque [?] Iacob patriarcha iret Mesopotamiam casu pernoctabat in campo … 237rb … qui quidem non tamen [?] extinguitur sed magis exardescit. ›Et sic est finis‹. Die letzte Predigt zur Kirchenweihe über denselben Bibeltext ist ähnlich bei Johannes Balistarii nachgewiesen (vgl. Schneyer III, S. 344, Nr. 113). Der vorliegende Text bietet die Predigtsammlung des sogenannten „Ballistarius“, die im Wesentlichen Predigten von Hugo von St. Caro und des Petrus de Remi sowie des Ps.-Thomas von Aquin bietet. „Ballistarius“ ist dabei ein Spitzname und wohl nicht der Verfassername, wie Anton Kern, Die Handschriften der Universitätsbibliothek Graz I, Leipzig 1942, Nr. 509, noch annahm; er ist nicht zu verwechseln mit dem 1260 gestorbenen Franziskanerprediger Johannes Balistarii (nachgewiesen bei Schneyer III, S. 337; https://data.cerl.org/thesaurus/cnp00293769; 10.10.2018). Text (teilweise) auch in Darmstadt, ULB, Hs 1405, 46va–118rb (vgl. Die Handschriften der Hessischen Landes- und Hochulbibliothek Darmstadt 4: Ältere theologische Texte, beschrieben von Hermann Knaus, Wiesbaden 1979, S. 233–236, bes. 235). Eine Edition der Predigtsammlung ist nicht bekannt.
237v–237dv bis auf Schriftraumrahmung leer.
Rubrik
206ra ›Jncipit Balestarius. Dominica prima jn aduentu domini sermo.
Incipit
206ra [A]d te leuaui animam meam deus meus in te confido non erubescam [Ps 24,1 2] Quatuor notantur hic scilicet fides cum dicit deus meus
Explicit
237rb … qui quidem non tamen [?] extinguitur sed magis exardescit.Et sic est finis.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

3) 238ra–364rb Digitalisat

Verfasser
[Johannes Balistarii bzw. „Ballistarius“] (?).
Titel
Sermones de passione Domini.
Angaben zum Text
Predigten ‚De passione Domini‘, unvollständig; der Text bricht ab mit einer Predigt über Io 19,1–3. Et cum dixisset Ihesus egressus est cum discipulis suis transtorrentem [!] cedron vbi erat ortus [Io 18,1] Postquam saluator noster in capitulis precedentibus ante eius passionem preperauit suos discipulos … 296ra … [T]vnc ergo apprehendit Ihesum Pylatus et flagellauit et milites plectentes coronam despinis [!] imposuerunt capiti eius et ueste purpurea circumdederunt eum et uiniebant ad eum et dicebant Aue rex iudeorum et dabant ei alapas [Io 19,1–3] Supra prosecutus est ewangelista [!] de hiis … 364ra … Color autem monumenti fuit albus et rubeus [Text bricht hier ab]. Nach Stevenson, Latini, S. 158, könnten die Predigten von dem Franziskanerprediger Johannes Balistarii stammen (s. zu ihm Text 2), dem er auch schon fälschlicherweise die vorausgehende Predigtsammlung zugeschrieben hatte; er bleibt jedoch einen Nachweis seiner Zuschreibung schuldig. Bei Schneyer III, S. 337–349, sind beide Predigten für Johannes Balistarii allerdings nicht nachgewiesen. Die Anfänge der Predigten sind zunächst identisch mit den ‚Lectiones super evangelium s. Iohannis‘ des Thomas von Aquin zu Io 18 und Io 19, weichen im Fortgang dann aber stark ab (vgl. zu den ‚Lectiones‘ http://www.corpusthomisticum.org/cih18.html; 10.10.2018). Eine Edition der Texte ist nicht bekannt.
Incipit
238ra Et cum dixisset Ihesus egressus est cum discipulis suis transtorrentem [!] cedron vbi errat ortus [Io 18,1] Postquam saluator noster in capitulis precedentibus ante eius passionem preparauit suos discipulos
Explicit
364ra … Color autem monumenti fuit albus et rubeus [Text bricht hier ab].
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 486. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.