Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 497

Lectionarium epistolarum missae Benedictinum

Pergament, Papier · 2, 112, 2 · 25,4 × 18,3 cm · Oberrheingebiet · 2. Hälfte 12. Jh.


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Messtexte / Epistolarium / Messlektionar / Bibel.
Entstehungsort
Oberrheingebiet.
Entstehungszeit
2. Hälfte 12. Jh. Nachtrag, um 1500.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament, Vorsatzbll. Papier (1a–2a, 112*–113*).
Umfang
2, 112, 2.
Format (Blattgröße)
25,4 × 18,3 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-2)2a + 7 IV54 + (IV+1)63 + 6 IV111 + (II-2)113*. 2a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 113* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Bl. A ist Teil des ersten Quaternio. Bl. 58 ist ein eingeheftetes Einzelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (A, 1–50, 51–111). Nach 50 ein Bl. übersprungen. Bei unfoliierten Bll. folgt die Bezeichnung dem Digitalisat (1a–2a, 50a, 112*–113*).
Zustand
Guter, sauberer Zustand.

Schriftraum
19 × 12,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
27 Zeilen (111rv bis zu 32 Zeilen).
Angaben zu Schrift / Schreibern
Späte karolingische Minuskel, schrägovaler Stil, von einer Hand. Die Nachträge 111rv in einer routiniert und sorgfältig geschriebenen Bastarda cursiva einer Hand (Werner von Lixheim, s. zum Text).
Buchgestaltung
Textraumbegrenzungen und Zeilenraster wohl blind gegriffelt. Rubriziert.
Buchschmuck
15 Acht- bis zwölfzeilige Spaltleisteninitialen mit farbigen Schnallen und Weißrankenschmuck. Zwischenräume in wechselnden Farben hinterlegt (Blau, Grün, Helltürkis, Blassrot, Hellbraun). Ranken mit stilisierten Blattformen und grotesken Tiermasken, seltener Drachen und menschliche Figuren als ornamentale Elemente (z. B. 1v, 102v). 10 schlichtere Rankeninitialen mit figürlichen Elementen 1v, 27v, 32r, 36r, 38r, 38v, 41v, 52r, 60v, 63v. Einfachere, dreizeilige Initialen zumeist in Rot (selten in Blau) zu den einzelnen Textabschnitten (romanische Ziermaiuskeln und Silhouetteninitialen).
19 ganz- und halbseitige sowie kleinere figürliche Darstellungen als gerahmte, kolorierte Federzeichnungen auf Pergamentgrund: Av ganzseitig, Verkündigung an Maria mit kniender Stifterfigur als Kleriker mit Tonsur, in Albe und Kasel (?); 2v ganzseitig, Geburt Christi und Verkündigung an die Hirten; 5r halbseitig, Taufe Christi mit assistierendem Engel; 31r halbseitig, Einzug Christi nach Jerusalem; 33r dreiviertelseitig, oben letztes Abendmahl mit der Brotreichung an Judas (der schwarze Vogel vor dem Gesicht des Judas geht auf Darstellungen zurück, in denen der Teufel in Gestalt eines kleinen schwarzen Dämons in den Mund des Judas schlüpft, vgl. etwa Stuttgart, Cod. Bibl. 2° 28, 141v), unten Jesus betet im Garten Gethsemane; 37r viertelseitig, Auferstehung Christi; 37v ganzseitig, oben: Descensus Christi, Christus führt Adam und Eva aus der Unterwelt, unten: die drei Marien am leeren Grab; 45r ganzseitig, oben: Christi Himmelfahrt mit den Aposteln sowie Sol und Luna, unten: der thronende Christus zwischen zwei Tuba blasenden Engeln; 47r viertelseitig, Abrahams Opfer; 49v halbseitig, Pfingstereignis; 53v halbseitig, Darbringung im Tempel ("purificatio Mariae"); 55r halbseitig, links: Verkündigung an Maria, rechts: Heimsuchung Marias; 56v halbseitig, Martyrium des Hl. Georg auf dem Rad; 58v ganzseitig, oben: Verkündigung der Geburt Johannes' an Zacharias, darunter: die Geburt Johannes', unten: Darbringung des kleinen Johannes im Tempel und Namensgebung durch Zacharias; 60v dreiviertelseitig, Martyrium der Hll. Petrus (Kreuzigung mit dem Kopf nach unten) und Jakobus der Ältere (Enthauptung), darunter Spaltleisteninitiale mit Halbfigur des Petrus; 63r halbseitig, oben: Tod Marias, unten: Erhebung der Seele Marias in den Himmel durch Christus ("elevatio animae"); 64v viertelseitig, Geburt Marias; 66v halbseitig, Maria als Himmelskönigin thronend neben Jesus, begleitet von den Aposteln, drei Märtyrern und einem Engel (zu Allerheiligen); 102v dreiviertelseitig, oben Kirchenweihe (ein Bischof sprengt Weihwasser vor einem Altar), unten: Jesus predigend vor Aposteln und Zuhörern. Während die ornamentale Ausstattung von routinierter Hand ausgeführt wurde, fallen die Figurendarstellungen des Zeichners demgegenüber deutlich zurück. Ikonographisch lassen sich Parallelen zu Darstellungen des Trierer Epistolars, Berlin SBPK, Ms. theol. lat. fol. 34 ziehen, das jedoch weitaus weniger figürliche Darstellungen enthält. Bemerkenswert ist die Darstellung des Martyriums des Hl. Georg und die auffällige Präsenz Marias (55r, 63r–66v). Das Stifterbild Av im Rahmen einer zweiten Verkündigung könnte hier auf eine besondere Marienverehrung hinweisen. Zur Ausstattung von Epistolaren siehe: Klaus Gereon Beuckers, Illustrierte Epistolare des frühen und hohen Mittelalters und ihre künstlerische Ausstattung, in: Illustrierte Epistolare des frühen und hohen Mittelalters, hrsg. von Klaus Gereon Beuckers / Vivien Bienert / Ursula Prinz, Regensburg 2021, S. 321–337. S. die Bildbeschreibung in heidICON.

Nachträge und Benutzungsspuren
Die chronikalischen Einträge 111rv wurden im Kloster Lixheim in der Zeit um 1500 nachgetragen, das späteste dort verzeichnete Ereignis fällt ins Jahr 1503 (s. zum Text). Es ist anzunehmen, dass die einzelnen Textblöcke sukzessive eingetragen wurden.

Einband
Braunes, marmoriertes Kalbsleder auf Pappen, Rom 1761–1779. Rücken mit Goldpressung: oben 497, in den Feldern darunter ebenfalls in Gold abwechselnd die drei Sterne und der Dreiberg aus dem Wappen von Papst Clemens XIV. (1769–1774), hierzu: Montuschi, biblioteche, S. S. 320–321 (vgl. Fig. 27) und 335. Von Schunke (Einbände 2.2, S. 839 und 1, S. 254 und 334) irrtümlich dem Kardinalbibliothekar Alessandro Albani (1692–1779, Bibliothekar ab 1761) zugeordnet. Zwei Rückenschilder, eines fragmentiert, ganz unten das blaue Signaturschild der BAV. Kapital mit Seidenfäden in Grau und Rosa umwickelt. Spiegel und jeweils das erste Vorsatzbl. mit Marmorpapier kaschiert (Kamm-Marmor).
Provenienz
Benediktinerpriorat Notre-Dame in Vieux-Lixheim / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. befand sich in der Zeit um 1500 im Besitz des Benediktinerpriorats Notre-Dame in Vieux-Lixheim bei Saarburg in Lothringen (Département Moselle), gegründet 1107. Dass sie dort auch entstanden ist, erscheint bei einem kleinen Priorat mit zunächst maximal sieben Mönchen (Bornert, Musculus, S. 48) eher unwahrscheinlich. Die in einem Epistolar auffällige Darstellung des Martyriums des Hl. Georg (56v) verweist klar auf das Mutterkloster St. Georgen. Wahrscheinlich kam die Hs. jedoch bald nach Lixheim, das sich in der Zeit um 1140–1160 etabliert hatte und auch wirtschaftlich Fuß fasste (Bornert, Lixheim, S. 303; Bornert, Regesten, S. 48f.). Das Priorat des Klosters St. Georgen im Schwarzwald (http://www.kloester-bw.de/?nr=435, abgerufen 25.06.2021) gehörte kirchlich zur Diözese Metz und war über seine Konventualen vor allem mit dem regionalen Adel verbunden. Im Umkreis von St. Georgen (Oberrheingebiet zwischen Schwarzwald, Elsass und Lothringen) ist auch die Herkunft der Hs. zu verorten. In dem Av zu Füßen Marias knienden Geistlichen ist der Stifter der Hs. dargestellt. 1528 ging das Priorat Lixheim in den Besitz der Kurpfalz über. Ab 1547 verhandelte Kurfürst Friedrich II. mit Papst Julius III. über die Aufhebung von Klöstern im Gebiet der Kurpfalz zugunsten der Universität Heidelberg, darunter auch die beiden ehemaligen St. Georgener Priorate Lixheim und Graufthal. Julius III. inkorporierte daraufhin 1550/51 das Kloster dem Heidelberger Sapienzkolleg (vgl. auch Heidelberg, Universitätsarchiv, UAH, H-IV-101/4, 45rv, online unter: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/uah_h_iv_101_4/0091, abgerufen 28.06.2021). Neben den Buchbeständen des Heidelberger Augustinerklosters gingen wohl auch Bände aus Lixheim in die Bibliothek des Sapienzkollegs ein, vgl. Hermann Weisert, Geschichte der Universitätsbibliothek Heidelberg. Überblick 1386–1975, in: Bibliothek und Wissenschaft 20 (1986), S. 191–229, S. 200. Ein Katalog von 1621 findet sich in Karlsruhe, Generallandesarchiv 205/74, eine Abschrift (?) veröffentlichte Theiner aus dem Nachlass Allaccis (Augustin Theiner, Schenkung der Heidelberger Bibliothek durch Maximilian I. Herzog und Churfürsten von Bayern an Papst Gregor XV. und ihre Versendung nach Rom, München 1844, S. 78–81 - ohne diese Hs.). In den Katalogen der Schlossbibliothek der Zeit (v.a. Pal. lat. 1929, um 1556–1558) ist die Hs. jedenfalls nicht verzeichnet. Auch in den späteren Verzeichnissen der Palatina konnte sie nicht nachgewiesen werden. Zu Lixheim siehe: René Bornert, Le prieuré Bénédictin Notre-Dame de Lixheim (1106–1528), in: Les Cahiers Lorrains 4 (1997), S. 297–321; Bornert, Wolfgang Musculus (1497–1563) und das Benediktinische Mönchtum des ausgehenden Mittelalters und der Reformationszeit im südwestdeutschen Raum, in: Wolfgang Musculus und die oberdeutsche Reformation, hrsg. von Rudolf Dellsperger u. a., Berlin 1997, S. 42–67; Bornert, Regesten zur Geschichte des Benediktiner Priorates von Lixheim in Lothringen (1108–1694), in: Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend 55 (2007), S. 44–65. Zum Sapienzkolleg: Eike Wolgast, Das Collegium Sapientiae in Heidelberg im 16. Jahrhundert, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 147 (1999), S. 303–318.
Ob sich unter den erhaltenen Palatinahandschriften weitere Bände aus Lixheim befinden - etwa das erwähnte Evangeliar (s. Text 2) - konnte bisher nicht geklärt werden. In Frage käme etwa das Evangeliar Pal. lat. 48, zeitlich und räumlich sowie paläographisch Pal. lat. 497 nahe stehend und mit fast identischen Maßen. Ein Missale von 1343 aus dem Priorat Lixheim, das sich vor der französischen Revolution in der Bibliothek der Terziarier in Lixheim befand, wird in einer Quelle erwähnt (Hermann Nikolaus Kuhn, L'ancienne abbaye Notre-dame de Lixheim, in: Mémoires de la société de archéologie Lorraine 2. Serie, 10 [1868], S. 89–126, S. 109).
Die Hs. wurde mit den Bänden der Heidelberger Bibliotheca Palatina 1623 nach Rom verbracht. 2ar Schenkungsexlibris Herzog Maximilians I. von Bayern an Papst Gregor XV. von 1623 (zweite Version). Maximilian wird als Erztruchsess und Kurfürst genannt. Das im Zentrum des Exlibris stehende Wappen Maximilians zeigt im Herzschild den Reichsapfel und ist mit dem Kurhut versehen. das Exlibris wurde von dem Kupferstecher Raphael Sadeler d. Ä. (um 1560–1632) geschaffen und findet sich vor allem in den Bänden, die bereits im Herbst 1622 von Heidelberg nach München gebracht worden waren (Elmar Mittler, Exlibris Kurfürst Maximilians von Bayern, in: Ausst.-Kat. Palatina, Textbd., S. 472, Nr. H 2.8; Albert Treier, Redende Exlibris. Geschichte und Kunstform des deutschen Bücherzeichens, Wiesbaden 1986 [Buchwissenschaftliche Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München, 17], S. 26; Montuschi, biblioteche, S. 305–308). Es ähnelt dem Wappenexlibris, das Sadeler für die Münchner Hofbibliothek nach der Erhebung Maximilians zum Kurfürsten schuf.
Im Allacci-Register möglicherweise als: 1130 Lectiones ex epistolis Pauli etc. 4. C. 85 (Pal. lat. 1949, 31v). Besitzstempel der BAV: Ar, 1r, 109v, 111v.
Besonderheiten
Pal. lat. 497 ist derzeit die einzige bekannte Hs. aus dem Priorat Lixheim. Die chronikalischen Notizen 111rv enthalten sonst nicht überlieferte Details zur Klostergeschichte.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_497
Literatur
Bannister, S. 21, Nr. 72; Antoine Chavasse, Les plus ancien types du lectionnaire et de l'antiphonaire romains de la messe, in: Revue Bénédictine 62 (1952), S. 3–94, S. 7–17, Hs. genannt S. 10 (Familie B 1); Ehrensberger, Libri liturgici, S. 427f.; Oswald Holder-Egger, Bericht über eine Reise nach Italien im Jahre 1891, in: Neues Archiv der Gesellschaft für ältere Deutsche Geschichtskunde 17 (1892), S. 461–524, S. 486; Montuschi, biblioteche, S. 321 und 335, Anm. 219; José Ruysschaert, Annotationes marginales à la biographie d'Emmanuel Schelstrate, in: Bulletin de l’Institut historique Belge de Rome 28 (1953), S. 137–156, S. 151; Salmon, Mss. liturgiques 2, S. 53f. (Lit.); Ildebrando Scicolone, Il cardinale Giuseppe Tomasi di Lampedusa e gli inizi della scienza liturgica, Rom 1981 (Studia Anselmiana 82; Analecta liturgica 5), S. 91 (siehe auch: Ildebrando Scicolone, in: Regnum Dei 38 [1982], S. 79–99, S. 91); Stevenson, S. 167; Alfons Maria Stickler (Hrsg.), Biblioteca Apostolica Vaticana, Stuttgart/Zürich 1986, S. 106f., Tafel XLIII; Giuseppe Maria Tomasi (ed.), Lectionarius missae juxta ritum ecclesiae Romanae ex antiquis manuscriptis collectus, Opera omnia, Bd. 5, Rom 1750, S. 320–423 (Hs. benutzt, Sigle P).
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) Av–110r Digitalisat

Titel
Lectionarium epistolarum missae Benedictinum.
Angaben zum Text
Die Epistellesungen für die Messe im Jahreslauf beginnend mit der Weihnachtsvigil (Heiligabend). (1r–52r) De tempore. ›Lectio Esaye prophete in vigilia nativitatis domini‹. Hec dicit dominus: propter Syon non tacebo [Is 62,1] … - … vocavit vos per evangelium nostrum in acquisitione glorie domini nostri [2 Th 2,13]. Von Heiligabend bis zum Freitag nach der Pfingstoktav. (52r–69r) De sanctis. ›Incipit breviarium de sanctis per totum annum‹. ›In nativitate sancti Silvestri pape, lectio ecce sacerdos in [Lv 13,25]‹. … - … ›In nativitate sancti Vincentii martyris, lectio Esaye prophete‹. Hec dicit dominus, creans te Iacob [Is 43,1] … - … ›In nativitate sancte Thome lectio‹. Benedictus deus et pater [2 Cor 1,3]. Die Lesungen zu den Festtagen der Heiligen von Silvester (31. Dez.) bis Agnes (21. Jan.) hier nur als Auflistung mit den Incipits der Perikopen. Dann die Epistellesungen ab dem Fest des Hl. Vinzenz (22. Jan.) bis zum Apostel Thomas (21. Dez.).
(69r–77r) Commune sanctorum. ›In vigilia unius apostoli, lectio libri sapientie. Beatus vir qui inventus est sine macula [Sir 31,8] … - … virginem castam exhibere Christo [2 Cor 11,2]. (77r–101r) De tempore. ›Dominica prima post octavam Pentecostes, lectio Iohannis apostoli. Karissimi. Deus caritas est. In hoc apparuit caritas Dei in nobis [1 Io 4,8] … - … patientes estote usque ad adventum domini [Iac 5,7]. Die Lesungen vom Sonntag nach der Pfingstoktav bis zum vierten Advent. (101r–102r) Lesungen für Votivmessen. ›Die dominica de sancta trinitate, ad Romanos. Fratres. O altitudo divitiarum sapientie [Rm 11,33] … - … tu super gressa es universas [Prv 31,29]. (102r–104r) De dedicatione ecclesiae. ›In dedicatione ecclesie lectio libri apocalipsis Iohannis apostoli‹. ›In diebus illis‹. Vidi civitatem sanctam Hierusalem [Apc 21,2] … - … et hereditas mea Israel [Is 19,25]. Dicit dominus omnipotens. Lesungen zur Kirchen- und Altarweihe. (104r–110r) Lectiones missarum diversarum. ›In ordinatione episcopi lectio libri Deuteronomii‹. Hec dicit dominus: Pronunciabunt Levite ad universum Israel … - … exorare ut a peccatis solventur [2 Mcc 12,46]. Lesungen zu Messen für verschiedene Personengruppen und Anlässe sowie "pro defunctis". Der Lesetext enthält zuweilen Vortragszeichen, die für den Lesenden, hier den Subdiakon, Länge oder Betonung der betreffenden Silbe markieren (z. B. 12v, Z. 1; Bannister, S. 21, Nr. 72).
Rubrik
1r ›Lectio Esaye prophete in vigilia nativitatis domini‹.
Incipit
1r Hec dicit dominus: propter Syon non tacebo [Is 62,1] …
Explicit
110r … exorare ut a peccatis solventur [2 Mcc 12,46].
Edition
Giuseppe Maria Tomasi (ed.), Lectionarius missae juxta ritum ecclesiae Romanae ex antiquis manuscriptis collectus, Opera omnia, Bd. 5, Rom 1750, S. 320–423 (Hs. benutzt, Sigle P); Biblia sacra iuxta Vulgatam versionem, hrsg. von Robert Weber / Roger Gryson, Stuttgart 52007.

2) 111rv> Digitalisat

Verfasser
Werner von Lixheim.
Weitere beteiligte Personen
Graf Folmar V. von Metz, Hüneburg und Lunéville / Nikolaus Werberger aus Saarburg / Gabriel (Orgeler?) / Otto de Luxheim / Colinus de Heringen.
Titel
Adnotationes historicae.
Angaben zum Text
Um das Jahr 1500 (das späteste verzeichnete Ereignis fällt ins Jahr 1503) nachgetragene chronikalische Notizen zu Kloster Lixheim (hier durchweg "Luxheim" geschrieben, s. Geschichte der Hs.). (111r) Anno ab incarnacione domini millesimo centesimo undecimo etc. quinto autem anno post fundacionem loci istius septima Kalendas Julii obiit Folmarus verus catholicus ex comite monachus fundator monasterii huius. Zum Todestag des Klostergründers und Domvogts von Metz Graf Folmar V. von Metz, Hüneburg und Lunéville am 25. Juni 1111. Es wird Bezug genommen auf die Gründung von Kloster Lixheim im Jahr 1107.
(111r) Anno domini millesimo quadringentesimo quadragesimo dominico primo [!] post sancti Adelffi festum, presens hoc Luxense monasterium pene omnino diffortunio inopinato exustum et heu quodammodo in nichilum redactum … - … denuo dedicatum, non obstante quod presencium dedicacio, post sancti Michaelis festum proximo dominico [!] antiquo more hactenus continuari consuevit. Zum Brand des Klosters am ersten Sonntag nach dem Fest des Hl. Adelphus (Bischof von Metz), d. h. am 4. Sept. 1440, und zu Wiederaufbau und erneuerter Weihe nach drei Jahren Bauzeit unter dem Prior Nikolaus Werberger aus Saarburg († 1466; Bornert, Lixheim, S. 318) und dem Procurator frater Otto de Luxheym (Prior ab 1466; Bornert, Lixheim, S. 318; dem St. Georgener Nekrolog zufolge † 21. Sept. 1519, siehe: Karlsruhe, BLB, St. Georgen 7, 86v–87r). Unklar bleibt, ob der Brand durch ein Missgeschick ausgelöst wurde oder etwa durch die "Armagnaken", die um diese Zeit das Elsass heimsuchten, vgl. Heinrich Witte, Die Armagnaken im Elsass, in: Beiträge zur Landes- und Volkskunde von Elsass-Lothringen 3, Heft 11 (1890), S. 7–158, S. 22–30. Die Datierung nach dem Tag des Adelphus bestätigt die Lokalisierung in der Diözese Metz.
(111r) Sunt et hii presentes duo epistolarum et evangeliorum libri cura prioris Wernheri de Luxheym sumptu non modico puta octoginta pene florenorum in imperiali civitate Hagennou manu cuiusdam Gabrielis opere argenteo (veluti cernis) perpolite et fabrefacti et reformati, salutis anno millesimo quingentesimo. Zur Ausstattung des vorliegenden Epistolars und eines zugehörigen Evangeliars im Jahr 1500 unter Prior Werner von Lixheim durch einen Goldschmied namens Gabriel in Hagenau mit einem Silbereinband für fast 800 Gulden. In Hagenau ist für die Jahre 1497–1523 ein Goldschmied namens Gabriel Orgeler nachgewiesen (Hans Rott, Quellen und Forschungen zur südwestdeutschen und schweizerischen Kunstgeschichte im XV. und XVI. Jahrhundert, Bd. 3,1: Quellen I, Stuttgart 1936, S. 180).
(111r) Sunt insuper et due, mei W[ernheri] prioratus tempore, serice casule huc facte … - … alia aurea contextura est empta. Zur Stiftung von seidenen Paramenten durch den Adeligen Colinus de Heringen (vgl. Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, hrsg. von Ernst Heinrich Kneschke, Bd. 4, Leipzig 1863, S. 326) unter dem Priorat von Otto de Luxheim (ab 1466) und die Anschaffung weiterer kostbarer Paramente unter dem späteren Prior Werner von Lixheim.
(111v) In nomine domini Ihesu Christianno incarnacionis eius millesimo quingentesimo secundo illa nostri maioris ecclesie sumptuosa lapidea tectura inchoata et expensisputa trecentorum florenorum consequenterregente Wernhero de villa Luxheym priore feliciter altero inchoationis anno consumata. Zur neuen steinernen Eindeckung der größeren Klosterkirche für circa 300 Gulden in den Jahren 1502–1503 unter Prior Werner. - (111v) Sunt insuperanno videlicet millesimo quadringentesimo nonagesimo octavo ille due minores in maiori turri et ille due maiores in turri minori campane cura prefati W[ernheri] prioris et suorum conventualium proprio monasterii sumptunove facte. Zur Anfertigung von je zwei neuen Glocken für dem größeren und den kleineren Turm der Klosterkirche im Jahr 1498, jeweils unter dem Priorat des Werner "de villa Luxheim" (s.u.).
(111v) Est hoc novum superius vivarium 'im dem geryth' ad monasterii diuturnam comodum anno domini millesimo quingentesimo primo, sub regimine memorati W[ernheri] prioris inchoatum et in dei nomine cura et labore exacto per temporis successum felici fine conpletum. Zur Anlage eines neuen Fischteiches des Klosters ab 1501 unter dem Priorat des Werner von Lixheim.
Die Eintragungen sind durchgehend von der Hand des Werner von Lixheim, der demzufolge spätestens seit 1498 Prior war. 111r unten findet sich von dieser Hand der Eintrag W. Erff[ordensis] scolaris. Der spätere Prior wurde zwischen Mai und September 1485 an der Universität Erfurt immatrikuliert (frater Wernherus de monasterio Luxheim Metensis diocesis ordinis sancti Benedicti … , Hermann Weissenborn, Acten der Erfurter Universitaet, 1, Allgemeine Studentenmatrikel, erste Hälfte [1392–1492], Halle 1881, S. 407, Z. 40–42). Sehr wahrscheinlich ist er mit dem "pater Wernher prior in Lůxheym" identisch, der dem St. Georgener Nekrolog zufolge am 18. Mai 1524 starb (Karlsruhe, BLB, St. Georgen 7, 74v–75r). Siehe auch: Bornert, Lixheim, s. Geschichte der Hs., S. 318; ders., Regesten, s.o. zur Provenienz, S. 61.
Incipit
111r Anno ab incarnacione domini millesimo centesimo undecimo
Explicit
111v cura et labore exacto per temporis successum felici fine conpletum.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 497. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.