Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 5

Biblia: Testamentum novum et liber Psalmorum

Pergament, Papier · 3, 94, 3 Bll. · 49,2–50,0 × 34,2–35,0 cm · Mittelitalien · 11. Jh. (2. Hälfte bzw. 1080/1090)


Schlagwörter (GND)
Bibel, Neues Testament / Bibel, Psalmen.
Entstehungsort
Mittelitalien.
Entstehungszeit
11. Jh. (2. Hälfte bzw. 1080/1090).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament, Vor- und Nachsatzbll. Papier.
Umfang
3, 94, 3 Bll.
Format (Blattgröße)
49,2–50,0 × 34,2–35,0 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-1)3a + IV7 (mit Bl. 2a) + (IV+1)16 + III22 + 2 IV38 + III44 + II48 + 2 IV64 + III70 + (IV+1)79 + IV87 + III93 + (II-1)96a. 3a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 94a bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–2, [2a], 3–93); Vor- und Nachsatzbll. nicht gezählt.
Zustand
Tinte (stellenweise stark) berieben. Pergament zum Teil stark verschmutzt mit Verfärbungen, teilweise durchscheinend, stellenweise leicht faltig; Ränder verschiedentlich zur Gewinnung von Pergament für Briefe und Urkunden (?) beschnitten, darüber hinaus mit Fehlstellen, Löchern und Rissen, mit Pergament ausgebessert. Größere Fehlstellen an den Rändern (zum Teil durch Beschnitt) vereinzelt mit geringfügigem Textverlust. Partieller Wasserschaden v. a. am unteren Rand, stellenweise mit Stockflecken, Verfärbungen und verwaschener Tinte; beschädigte Ränder bei Restaurierung ausgebessert, teilweise Textverlust. Hs. wurde 2000 restauriert, dabei wurde der Einband des 19. Jhs. ersetzt; eingeklebter Restaurierungsbericht auf dem Hinterspiegel.

Schriftraum
43,4–46,4 × 26,5–27,5 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
63–64 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Wohl von zwei Haupthänden, ohne besondere Sorgfalt (Evangelien wohl von einer anderen Hand, ab 45ra). Vielfach Nachträge von verschiedenen Händen. Unterschiedliche Intensitäten in der Tintenfarbe.
Buchgestaltung
Incipits und Explicits der Bücher in roter Tinte bzw. mit üblichen Rubrizierungen; Auszeichnungsschriften: Unzialis, Capitalis quadrata und Capitalis rustica, teilweise farbig ausgeführt, schwarz und rot im Wechsel. Größere Abschnitte innerhalb der Bücher durch rote Initialen kenntlich gemacht; die Unterabschnitte durch schwarze Initialen hervorgehoben. Die Zählung der Psalmen in Rot auf den Rand ausgerückt; Überschriften zu den einzelnen Psalmen in roter Tinte, Textanfänge jeweils durch eine rote Initiale gekennzeichnet. Seitentitel in Rot, zum überwiegenden Teil durch Beschnitt weggefallen. Zeilengerüst in Blindlinien; immer wieder die Zirkellöcher für die Einteilung am äußeren Rand sichtbar.
Buchschmuck
Am Beginn des Römerbriefs ganzseitiges Autorenbild, koloriert, mit Weiß gehöht; 46v–48r Kanontafeln, 48v Evangelistensymbole mit Beischriften um den thronenden Christus gruppiert. Farbige Initialen teilweise bis zu einer Höhe der halben Seite, ausgefüllt mit Flechtbandornamentik bzw. geometrischen und vegetabilen Mustern; am Beginn des Markus-Evangeliums wurde die Initiale I nicht ausgeführt (58va).

Nachträge und Benutzungsspuren
Häufige Korrekturen verweisen auf eine intensive Nutzung des Codex im Mittelalter; Streichungen, Korrekturen, Verbesserungen und Ergänzungen, von verschiedenen Händen, teilweise auf Rasuren und zwischen den Zeilen sowie als Marginalien mit Verweiszeichen. Langtons Kapitelzählung auf den Rändern, vereinzelt auch im Text nachgetragen, in spätgotischen arabischen Ziffern. Darüber hinaus weisen verschiedene Bücher noch eine weitere (ältere?) Verszählung in römischen Zahlzeichen auf, die teilweise entfernt wurde, bzw. es läßt sich verschiedentlich eine Abschnittszählung feststellen, die in die roten Initialen eingeschrieben wurde. Vereinzelt Federproben. Ränder wurden sekundär vereinzelt unter anderem zu Zeichenübungen benützt. Gelegentlich Angaben von liturgischen Texten mit Notation (Neumen).

Einband
Moderner Einband: naturfarbenes Kalbsleder (über Holzdeckel?), mit Messingbuckeln und zwei Schließen aus Pergament verstärktem Leder mit Messingbeschlägen. Rücken: querrechteckiges, blaues Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 5.
Provenienz
Mittelitalien / Süddeutschland (wohl Füssen) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit aufgeklebtem Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 5, darunter: Pal. lat. 5 [moderner Bleistifteintrag]; 1r am oberen Rand Capsa-Nummer: C. 177 und Allicci-Signatur: 1062, dazwischen: 46, am unteren Rand: 5. 1r und 93v Stempel der BAV. Vgl. zur Entstehung und Überlieferung Pal. lat. 3.
Besonderheiten
Bl. 16 fehlt zur Hälfte; Textverlust: Es fehlt I Io 2,13–4,18. Es fehlen weiterhin Col 1,8–4,18 sowie der Prolog und die Kapitelübersicht zu I Th sowie Hbr 7,22–13,35; die zugehörige Lage ist heute ein Ternio (III44), war jedoch ursprünglich wohl ein Quaternio, von dem das äußere Doppelbl. verloren ging, wie der Textverlust andeutet. Eine weitere Störung findet sich in der Lage III70; hier fehlt das mittlere Doppelbl., worauf der Vermerk hic desiderantur folia (67v) hinweist: Es fehlt an dieser Stelle Lc 8,50–13,16. Dagegen ist der Hinweis Defectus (78r) mit Verweis auf 77r so nicht nachvollziehbar, da der Text hier ohne Brüche durchläuft. Bei Ps 68 und 134 fehlt die Zählung (86v und 92v); Ps 129–131 wurden fälschlicherweise nochmals als 125–127 gezählt (92v), jedoch läuft die Zählung ab Ps 132 korrekt weiter. Die Abfolge der biblischen Bücher weicht von der üblichen Reihenfolge der Vulgata wie folgt ab: Apostelgeschichte, Jakobus-Brief, Petrus-Brief I–II, Johannes-Brief I–III, Judas-Brief, Offenbarung des Johannes, Römer-Brief, Korinther-Brief I–II, Galater-Brief, Epheser-Brief, Philipper-Brief, Kolosser-brief, Thessaloniker-Brief I–II, Timotheus-Brief I–II, Titus-Brief, Philemon-Brief, Hebräer-Brief, Matthäus-Evangelium, Markus-Evangelium, Lukas-Evangelium, Johannes-Evangelium sowie der Paslter (Ps 1–150, nach der Septuaginta). Die weiteren Teile der Bibel sind Pal. lat. 3 (1. Teil des Alten Testaments) und Pal. lat. 4 (2. Teil des Alten Testaments).

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_5
Literatur

Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ar–148vb Digitalisat

Verfasser
Prologe: Hieronymus (GND-Nr.: 118550853).
Titel
Testamentum novum et liber Psalmorum, cum prologis (wenn nicht anders vermerkt, stammen sie von Hieronymus) .
Angaben zum Text
1ra Prolog zum Buch der Apostelgeschichte. 1ra–1va Kapitelübersicht. (1. 1ra–12ra) Act, mit Kapitelübersicht. 12ra–b Prolog zu den sieben Apostolischen Briefen. (2. 12rb–13va) Iac, mit Kapitelübersicht. (3.1 13va–14va) I Pt, mit Kapitelübersicht. 14vb–15ra Kapitelübersicht zum zweiten Petrus-Brief. (3.2 14va–15vb) II Pt, mit Kapitelübersicht. (4.1 15vb–16vb) I Io, ohne 2,13–4,18, mit Kapitelübersicht. Es fehlt I Io 2,13–4,18, da die Hälfte von Bl. 16 verloren ist. (4.2 16vb–17ra) II Io, mit Kapitelübersicht. (4.3 17ra–17rb) III Io, mit Kapitelübersicht. (5. 17rb–17va) Iud, mit Kapitelübersicht. 17va Prolog zur Offenbarung des Johannes. (6. 17vb–22rb) Apc, mit Kapitelübersicht. 23ra–23vab Prolog zuden Briefen des Apostels Paulus. 23va–24ra Kapitelübersicht und Argumentum zum Römerbrief. (7. 23va–28ra) Rm, mit Kapitelübersicht. (8. 28ra–32ra) I Cor, mit Kapitelübersicht. (9. 32ra–34vb) II Cor, mit Kapitelübersicht. 34vb (Hieronymus?:) Prolog zum Galater-Brief. (10. 34vb–36ra) Gal, mit Kapitelübersicht. (11. 36rb–37va) Eph, mit Kapitelübersicht. (11. 37va–38vb) Phil, mit Kapitelübersicht. (12. 38vb) Col 1,1–7, mit Kapitelübersicht; unvollständig. Es fehlen Col 1,7–4,18 sowie die Kapitelübersicht zum Ersten Thessaloniker-Brief. (13. 39ra–39vb) I Th. (14. 39vb–40va) II Th, mit Kapitelübersicht. 40va (Hieronymus?:) Prolog zum ersten Timotheus-Brief. (15. 40va–41va) I Tim, mit Kapitelübersicht. (16. 41va–42va) Zweiter Timotheus-Brief, II Tim, mit Kapitelübersicht. 42va (Hieronymus?:) Prolog zum Titus-Brief. (17. 42va–43ra) Tit, mit Kapitelübersicht. 43ra (Hieronymus?:) Prolog zum Philemon-Brief. (18. 43ra–43va) Phlm, mit Kapitelübersicht. 43va (Hieronymus?:) Prolog zum Hebräer-Brief. (19. 43va–44vb) Hbr 1,1–7,21, mit Kapitelüberischt; es fehlen Hbr. 7,22–13,25. 45ra–45vb Prolog zu den vier Evangelien. 45vb–46rb Argumentum und Kapitelübersicht zum Matthäus-Evangelium. 46v–48r Kanontafeln; 48v ganzseitige Miniatur: die vier Evenagelistensymbole, gruppiert um den thronenden Christus. (20. 49ra–58rb) Matthäus-Evangelium, Mt. (21. 58rb–63vb) Mc 1–16, mit Kapitelübersicht. 63vb–64vb Argumentum (?, als Prolog bezeichnet) und Kapitelübersicht zum Lukas-Evangelium. (22. 64vb–72ra) Lukas-Evangelium, Lc 1–24, mit Kapitelübersicht; es fehlt Lc 8,50–13,16,da das mittlere Doppelbl. der 11. Lage (III70), die ursprünglich wohl ein Quaternio war, verloren ist, worauf der Eintrag hic desiderantur folia (67v) hinweist. 72ra–b Argumentum (?, hier als Prolog bezeichnet) zum Johannes-Evangelium. (23. 72rb–79vb) Io 1–21, mit Kapitelübersicht. 80ra–b Prolog (Stegmüller, RB 414) und Hieronymus: Prolog zu den Psalmen. (24. 80ra–93vb) Ps, nach der Septuaginta.
Rubrik
1r ›Incipit prefatio sancti Ieronimi presbiteri in libro Actuum Apostolorum.
Incipit
1r Lucas nationes sirus cuius laus in ęuangelio
Explicit
93v … omnis spiritus laudet dominum.Explicit liber Psalmorum Dauid regis Ierusalem·‹.
Edition
Biblia sacra iuxta vulgatam versionem, hrsg. von Robert Weber / Roger Gryson, Stuttgart 52007, S. 3–766, S. 957–1512 (mit den Prologen des Hieronymus); Stegmüller, RB I, Nr. 414.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 5. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.