Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 503

Missale Augustanum

Pergament, Papier · 1, 88, 1 · 36,5 × 26,2 cm · Augsburg · 2. H. 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Messe.
Entstehungsort
Augsburg.
Entstehungszeit
2. H. 14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (1a, 89* Papier).
Umfang
1, 88, 1.
Format (Blattgröße)
36,5 × 26,2 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 8 V80+ (V-2)88 + (I-1)89*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 89* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Am Anfang fehlt eine Lage von 10 Bll., die ältere Foliierung beginnt mit Bl. XI (s. zu Foliierung und Lagenzählung). Das äussere Doppelbl. der letzten Lage ist verloren, dadurch fehlt ein Bl. nach 80 (Blattverlust vor dem Eintrag der neueren Foliierung im 17. Jh.), s. Angaben zum Text. Wahrscheinlich gingen am Schluss der Hs. zahlreiche Bll. verloren.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (1–88). Foliierung des 14. Jhs., zumeist in roter Tinte (.XI.–.LXXX., .LXXXII.–.LXXXXVIIII). Die Bezeichnung unfoliierter Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 89*). Lagenzählung jeweils auf der letzten Seite unten mittig (.II.–.IX.), Textreklamanten (10v–80v).
Zustand
Blattverluste an Anfang und Ende des Bandes. Teile eines früheren Einbandes wurden auf Vorder- und Hinterspiegel aufgeklebt.

Schriftraum
36,5 × 26,2 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
36 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Textura formata einer (?) Hand.
Buchgestaltung
Spaltenbegrenzungen und Zeilenraster in verdünnter Tinte. Die Markierungslöcher des Interkolumnium zumeist erhalten. Rubriziert. Ein- bis zweizeilige rote Lombarden zu Textabsätzen und Versanfängen. Vier- bis siebenzeilige blaue Lombarden mit einfachem Fleuronné in roter und grüner Tinte zu den Hauptfesten (4rb, 40va, 45vb, 65rb, 77rb), zu Trinitatis und Corpus Christi vierzeilige Lombarde in Rot bzw. Grün mit Fleuronné in der Gegenfarbe (86vb, 88rb). Auffällig ist die Diskrepanz zwischen der kalligraphisch hochwertigen Schrift und der laienhaften Ausführung des Fleuronnéschmuckes der Initialen. Möglicherweise wurde letzterer nachträglich angebracht, vielleicht auch deutlich später (15. Jh.?).

Nachträge und Benutzungsspuren
48rb wurde zur Lesung des Passionsgeschehens an Karfreitag am Rand ein Gebet zum Tod Jesu nachgetragen (1. H. 15. Jh. ?): ›Oratio. Domine Ihesu Christe per amaretudinem illam quam sustinuisti propter me in crucemiserere mee in egressu eius etc. Das Gebet ist in Hss. des 14.–15. Jhs. häufiger überliefert, z. T. wird auch ein Nachlass eines Papstes Benedikt (XII./XIII. ?) damit verknüpft, vgl. Victor Leroquais, Les livres d'heures manuscrits de la Bibliothèque nationale, Bd. 2, Paris 1927, S. 100 (zu Paris, BNF, ms. lat. 13286, 77v). Weiter oben auf der selben Seite eine Textergänzung vom Ende des 15. Jhs. (oder später).

Einband
Halbpergament-Franzband auf Pappen, Rom 1922–1929. Deckelbezug aus dunkelgrünem Kaliko mit Pergamentecken. Glatter weißer Pergamentrücken mit schwarzem Dekor, oben Arabeskenstempel, darunter PAL. LAT. 503, dann das blaue Signaturschild der BAV, unten das Wappen von Papst Pius XI. (1922–1939) und dem Kardinalbibliothekar Aidan Gasquet (1919–1929). Auf den Spiegeln aufgeklebt finden sich Fragmente des vorherigen Einbandes (Rom 1626–1633), vorne Ausschnitte mit den Goldpressungen des Vorderdeckels und des Rückens, hinten der goldene Wappenstempel des Hinterdeckels, jeweils auf grünem Pergament. Die Stempel zeigen vom Vorderdeckel das Wappen Urbans VIII. (1623–1644), vom Rücken sechs goldene Bienen des Barberini-Wappens, hinten das Wappen des Kardinalbibliothekars Francesco Barberini (1626–1633). Blattweiser aus rotem Leder am Vorderschnitt. Schunke, Einbände 2,2, S. 839, vgl. Schunke, Einbände 1, S. 252f. und 259.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Rubrik 22rb belegt, dass die Hs. für die Kathedrale des Bistums Augsburg (Hoher Dom Mariä Heimsuchung) geschrieben wurde: ›… Nota consuetudinem ecclesie maioris Augustane in quadragesima duas missas habendo tam in dominicis diebus quam in feriis …‹. Schrift und Ausstattung deuten auf die zweite Hälfte des 14. Jhs. Die Augsburger Provenienz legt es nahe anzunehmen, dass die Hs. mit dem Buchbesitz Ulrich Fuggers nach Heidelberg gelangte (Lehmann, Fuggerbibliotheken 1, S. 149). 1623 zusammen mit den Bänden der Heidelberger Palatina in die vatikanische Bibliothek verbracht. Wohl schon bevor die Hs. in die BAV gelangte, ging die frühere erste Lage verloren (s. zu den Foliierungen). Zudem fehlen wohl zahlreiche weitere Bll. am Schluss des Bandes. 1r C. 110/ 1947. Im Allacci-Register nachweisbar (Pal. lat. 1949, 35r 1947 Missale. fol. C. 110.). Ältere Signatur der BAV auf dem Vorderspiegel 404 (gestrichen). Die Signatur steht zusammen mit der aktuellen, auf einem quadratischen Zettel, der aus einem früheren Vorsatzbl. ausgeschnitten und hier aufgeklebt wurde. Besitzstempel der BAV: 1r, 88v.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_503
Literatur
Ebner, Quellen, S. 251; Ehrensberger, Libri liturgici, S. 442, Nr. 6; Lehmann, Fuggerbibliotheken 1, S. 149; Salmon, Mss. liturgiques 2, S. 129, Nr. 317; Stevenson, Latini, S. 168.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–88vb Digitalisat

Titel
Missale Augustanum (fragmentum).
Angaben zum Text
An Anfang und Ende unvollständig. Nur der Teil "de tempore", beginnend mit dem Fest des hl. Stephanus und endend in der Oktav nach Fronleichnam. Der Messkanon fehlt. Ob commune sanctorum und proprium sanctorum sowie weitere hier nicht vorhandene Teile in einem anderen Band vorlagen oder aber als weitere Teile des vorliegenden Bandes verloren gingen, ist ungewiss.
(1ra–88vb) De tempore. Die Abschnitte zu Advent und Weihnachten fehlen. Das nach Bl. 80 ausgeschnittene Bl. enthielt das Ende des Samstags vor Pfingsten sowie den Beginn des Pfingstsonntages. (1ra) Hymnus de sancto Stephano. /persecutor appropinquat. Nos provide, nos supplices ad te clamantes et precibus te pulsantes … – … martyrum purpuras coruscas coronatus. AH 53, Nr. 215, S. 345–347. Hier nur der Schluss des Hymnus (vgl. Missale Augustanum, GW M24223, XIrb). (1va) Iohannes Iesu Christo multum dilecte virgo … – … Iohannes Christi care. AH 53, Nr. 168, S. 276–279. (4rb–5ra) Epiphanias. (45vb–48vb) Palmsonntag. (64vb–66ra) Ostersonntag. (77rb–78ra) Christi Himmelfahrt. Nach Bl. 80 fehlt ein Bl. (Textverlust), s. Lagenstruktur. (80vb) Text bricht ab im Gebet zur Messe am Pfingstsamstag. ›In reditu ad missam, una tantum oratio. Presta, quesumus, omnipotens deus, ut claritatis tue super nostue lucis corda eorum/. Text bricht ab. Corp. orat. 4483. (81ra) /Mundi cordis quem soli cernere possunt oculi … – … Hunc diem gloriosum fecisti. Sancti spiritus assit nobis gracia. AH 53, Nr. 70, S. 119–122 (Strophe 11–24). Sequenz zum Pfingsfest. (86vb–87va) Trinitatis. (88rb–88vb) Fronleichnam. Endet mit dem Beginn der Sequenz zur Oktav: (88vb) ›Sequentia per octavam. O panis dulcissime … – … dono tanti muneris clementer purifi/. AH 54, Nr. 169, S. 259–261 (Strophe 1–6). (vgl. Missale Augustanum, GW M24223, CIva) .
Incipit
1va Iohannes Iesu Christo multum dilecte virgo
Weiteres Initium
88rb O panis dulcissime.
Edition
Missale Augustanum: GW M24222–M24229.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2015.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 503. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2015.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.