Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 505
Missale Romanum ad usum fratrum servorum Mariae virginis
Pergament, Papier · 1, 323, 2 · 31,1 × 24 cm · Südwestdeutschland · 2. H. 14. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Liturgie / Lateinische Messe / Benediktionen.
- Entstehungsort
- Südwestdeutschland.
- Entstehungszeit
- 2. H. 14. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament (1a, 323*–324* Papier).
- Umfang
- 1, 323, 2.
- Format (Blattgröße)
- 31,1 × 24 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 20 IV159 + III165 + 19 IV317 + (III-1)322 + 1323* + (I-1)324*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 324* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Die beiden Lagen nach Bl. 87 (IV95+IV103) wurden bei einem Neueinband versetzt, sie folgen ursprünglich auf Bl. 165. 323* ist ein einzelnes Papierbl. das an den Rest des ausgeschnittenen Pergamentblattes nach 322 angeklebt wurde.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (1–40, 40–322). Die Bezeichnung unfoliierter Bl. und die Ergänzung uneindeutiger Foliierung folgt dem Digitalisat (1a, 40a, 323*–324*). Im vorderen Bereich Textreklamanten.
- Zustand
- Stellenweise Griffspuren. Selten Nahtstellen im Pergament.
- Schriftraum
- 25 × 17–17,5 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalte (322v einspaltig).
- Zeilenanzahl
- 28 Zeilen (im Bereich des Canon missae, 161r–165v, 19 Zeilen).
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- 1ra–317va und 318va–321rb Textura formata von einer (?) Hand. Nachträge von verschiedenen Händen: 317va–318ra Textura einer Hand. 321rb–321va Textura zweier weiterer Hände. Darunter 321va ein Nachtrag in einer Bastarda des 15. Jhs. 321vb–322rb Textura formata von zwei Händen. 322v Textura und Textura formata von zwei Händen. Wenig Musiknotation: Quadratnotation (155rb–156rb) und Hufnagelnotation (160vab) jeweils auf vier Linien.
- Buchgestaltung
- Spaltenbegrenzungen und Zeilenraster in Tinte. Raum für Musiknotation oft nicht genutzt (156va–160rb, 164ra–164vb). Rubriziert. Zweizeilige Lombarden in Rot und Blau zu Textabsätzen. Bei den Präfationen (155rb–159vb) auch farbig ausgestaltete Kadellen.
- Buchschmuck
- Fünf- bis achtzeilige Schmuckinitialen zu den Hauptfesten. Ornamental geteilte Lombarden in Rot und Blau mit Fleuronnéschmuck in Rot und Grün z. T. mit Fleuronnéstäben (1ra, 12vb, 101va, 149vb, 167va, 176rb, 277rb, 305ra). 161ra und 202v ebenso aber Rot und Grün geteilt.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- 317va–322v Nachträge zum Missale (s. Angaben zum Text). Vor allem zur Agenda defunctorum zuweilen Nachträge späterer Hände am Fuß der Seite (z. B. 299r, 301r–302r, 304r).
- Einband
- Weißes Pergament auf Pappen, Rom um 1940. Glatter Rücken, oben das blaue Signaturschild der BAV, darunter älteres Signaturschild aus dunkelgrünem Leder mit Goldpressung (PAL. 505). Farbschnitt Gelb. Auf den Spiegeln aufgeklebt finden sich Teile zweier früherer Einbände: vorne ausgeschnittenes Wappensupralibros auf grünem Pergament, Wappen Papst Urbans VIII. (Pontifikat 1623–1644), darunter auf weißem Pergament Goldpressung vom Rücken des Bandes, oben Wappen Papst Pius' IX. (Pontifikat 1846–1878) darunter das von Kardinalbibliothekar Jean-Baptiste Pitra (1812–1889, Kardinalbibliothekar ab 1869), der Einband entstand somit in den Jahren 1869–1878. Auf dem hinteren Spiegel findet sich das Wappen des Kardinalbibliothekars Francesco Barberini (1626–1633) in Goldpressung auf grünem Pergament. Der zugehörige Einband mit grünem Pergamentbezug entstand in den Jahren 1626–1633. Schunke, Einbände 2,2, S. 839, vgl. Schunke, Einbände 1, S. 252f., S. 259.
- Provenienz
- Germersheim / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Wahrscheinlich aus dem Servitenkloster St. Maria in Germersheim (Rheinland-Pfalz). Der 1298 gegründete Konvent wurde 1527 in ein weltliches Chorherrenstift umgewandelt, das 1556 im Zuge der Reformation aufgelöst wurde (Jürgen Keddigkeit / Martin Wenz / Matthias Untermann, Germersheim, St. Maria, Servitenkloster, in: Pfälzisches Klosterlexikon, Bd. 1, Kaiserslautern 2014, S. 591–609). Zu weiteren Hss. der Palatina aus dem Germersheimer Servitenkloster vgl.: Krämer, Handschriftenerbe 1.1, S. 292 (ohne diese Hs.). Salmon (Mss. liturgiques 2, S. 130, Nr. 319) wies darauf hin, dass der Verweis auf den Servitenorden in der Rubrik 1ra (… fratrum servitorum sancte Marie …) auf eine Rasur geschrieben wurde und geht davon aus, dass die Hs. zunächst für Franziskaner angefertigt wurde. Im Sanktorale findet sich die Translation des hl. Franziskus (25. Mai), aber weder dessen Stigmatisation (17. Sept.), noch die Translation der hl. Klara (2. Okt.). Dies dürfte gegen die These Salmons sprechen. Vgl. auch Victor Leroquais, Les bréviaires manuscrits des bibliothèques publiques de France, Bd. 1, S. CVIII. Bannister (S. 186) vermutete, die Hs. sei möglicherweise in Mainz geschrieben worden. Im Katalog der Schlossbibliothek von 1555/1556 nachweisbar (Pal. lat. 1929, 111v: Missale fratrum servorum s. Marium [!] secundum consuetudinem Romane graece [!] geschrieben perment, am Ende des Abschnittes "M Median", wohl als Nachtrag). 1623 mit den Bänden der Heidelberger Palatina in die vatikanische Bibliothek verbracht. 1r Capsa-Nr.: C. 139. Im Allacci-Register nachweisbar (Pal. lat. 1949, 33r: 251. Missale fratrum servorum s. Marie. fol. C. 139). 1r unten ältere Signatur (?): 165 (gestrichen). Besitzstempel der BAV: 1r, 322v.
- Literatur
- Bannister, S. 186, Nr. 794 und 192, Nr.
909; Ebner, Quellen, S. 251; Ehrensberger, Libri liturgici, S. 463f.,
Nr. 23; Salmon, Mss. liturgiques 2, S. 130, Nr.
319 und 3, S. 72, Nr. 204; Stevenson, Latini, S. 168.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1ra–322v
- Titel
- Missale romanum ad usum fratrum servorum Mariae virginis.
- Angaben zum Text
- ›Incipit ordo missalis fratrum
servitorum sancte Marie secundum consuetudinem Romane curie. Dominica prima
de adventu stacio ad sanctam Mariam maiorem. Introitus‹. Ad
te levavi animam [Ps 24,1] … – … paradysi ianuas gaudenter
introire concedas. Per eundem. - (1ra–201vb) De tempore.
(1ra–87vb) von Advent bis zum Mittwoch nach dem Passionssonntag: (1ra–12vb) Advent. (12vb–14ra) Weihnachten. (20rb–21va) Epiphanias. (31va–87vb) von Aschermittwoch bis zur Woche nach dem Passionssonntag. Text bricht ab in der Evangelienlesung für den Mittwoch, der Textanschluss folgt 104ra.
(88ra–103vb) von Ostersonntag bis zur Vigil des Pfingstfestes. Endet unvollständig in der Oratio zur vierten Lesung der Pfingstvigil: … ecclesie tue demonstrasti te esse cultorem, ut omnem palmitis/ der Textanschluss folgt 166ra.
(104ra–155vb) von Mittwoch nach dem Passionssonntag bis zur Ostervigil. /nemo potest rapere de manu patris mei … [Io 10,29]. Schluss der Evangelienlesung für den Mittwoch nach dem Passionssonntag. Vgl. auch: Matthias Schu, Die biblischen Lesungen der katholischen Kirche in dem Officium und der Messe de tempore, Trier 1861, S. 255. (109ra–116rb) Palmsonntag. (129rb–131rb) Gründonnerstag. (131rb–155rb) von Karfreitag bis zur Ostervigil. Die Kennzeichnung verschiedener Partien der Passionsberichte für die Sänger wurde in einer anderen Tinte von etwas späterer Hand nachgetragen (vgl. auch Bannister, S. 191f.).
(155rb–160vb) Praefationes. Zum Teil mit Musiknotation.
(161ra–165vb) Canon missae.
(166ra–201vb) von der Pfingstvigil bis zum 23. Sonntag nach Trinitatis.
(167va) Pfingsten. (201vb) 23. Sonntag nach Trinitatis. Der Abschnitt ist am Anfang unvollständig und beginnt mitten in der Oratio der vierten Lesung zur Vigil des Pfingstfestes: /fructum in eodem Christo tuo … – … perpetua fruge ditentur. Siehe: Jean Deshusses, Le Sacramentaire Grégorien, 1: Le supplément d'Aniane, Fribourg 1971 (Spicilegium Friburgense 16), S. 370, Nr. 1059.
(202vb–252rb) De sanctis. Vom Tag des hl. Andreas bis zum Fest der hl. Katharina. Darin (219va–220ra) die Translatio sancti Francisci.
(252rb–277ra) Commune sanctorum. (277rb) Dedicatio ecclesiae. ›In anniversario dedicacionis ecclesie‹.
(283ra–298vb) Votivmessen.
(298vb–304rb) Agenda defunctorum. Totenmesse sowie Spezialmessen für Verstorbene. (304va–305ra) Gloria, Credo.
(305ra–317va) Sequentiae. Die Texte der sonst nur mit Incipit angegebenen Sequenzen, keine Musiknotation. (318ra–321rb) Johannesminne. ›Amor sancti Johannis. Inicium sancti ewangelii secundum Johannem‹. In principio erat verbum … . ›Psalmus‹. Dominus regit me [Ps 22,1] … – … super hanc creaturam vini. Amen. Zu Weihe und Spende des Weines der "Johannesminne" am 27. Dez.
(317va–318ra) ›De visitatione‹. Gaudeamus omnes in domino diem festum celebrantes … . ›Lectio libri sapiencie‹. Ecce iste venit saliens in montibus [Ct 2,8] … … . (317vb) ›Sequencia‹. Veni precelsa domina Maria … . AH 54, Nr. 193, S. 301–303. (318ra) ›postcommunio‹. Omnipotens sempiterne deus qui commemoracionem visitacionis beate Narie matris dei … . Corp. orat. Nr. 3912. Messformular zu Mariae Heimsuchung, Nachtrag. Das Fest wurde 1389 offiziell eingeführt. Darunter von anderer Hand: Foderunt manus meas et pedes meo … [Ps 21,17].
(318vb–321rb) Benedictiones. (318vb–319va) Benedictio salis et aquae ad spargendum. ›Benedictio salis‹. Exorzizo te creatura salis … – … omnes habitantes in hoc habitaculo. Zur sonntäglichen Segnung von Salz und Wasser. Jean Deshusses, Le sacramentaire Grégorien, ses principales formes d'après les plus ancien manuscrits, Bd. 3, Fribourg 1982 (Spicilegium Friburgense 28), S. 185, Nr. 4266–4271.
(319va–321rb) Benedictio ramorum palmarum. ›In die palmarum completa tercia et aspersione aque more solito …‹. Osanna filio David benedictus qui venit … – … opera nostra iusticie ramis ut eius vestigia sequi mereamur. Qui tecum. Amen. ›Postea duo fratres ramos, fratribus in locis suis manentibus distribunt … ‹. ›Oremus‹. Omnipotens sempiterne deus qui dominum nostrum … . Deshusses, Le sacramentaire 3, s.o., Nr. 4329. ›… sicut a principio versus‹. Gloria laus etc. Zur Weihe der Palmzweige am Palmsonntag sowie deren Verwendung in einer Prozession.
(321rb–322v) Ergänzungen und Nachträge. (321rb) Missa pro rege. Deus temporalis vite administrator … – … consequatur mentis et corporis. Per dominum nostrum. Deshusses, Le sacramentaire 3, s.o., Nr. 2047–2049. (321va) Pro defunctis. Si enim credimus quod Ihesus mortuus est et resurrexit … [1 Th 4,13] – … dona eis domine requiem sempiternam. (321va) Absolve, domine, animas eorum ab omni vinculo delictorum … . ›Tractus de eiusdem‹. De profundis clamavis ad te … . ›Sequitur offertorium de eiusdem‹. Erue domine animas eorum de morte et proice … . Mariensequenz für die österliche Zeit. ›Sequencia de beata virgine in tempore paschali et Penthecoste‹. Virgini Marie laudes concinant Christiani. O beata domina … – … nos et tuere. Alleluia. AH 54, Nr. 21, S. 31f. (321vab) Missa de quinque vulneribus. ›Bonifacius papa et martyr ex revelacione divina sequens officium misse de quinque vulneribus et passione Christi …›. Humiliavit semetipsum Dominus noster Ihesu Christus usque ad mortem … – … . Druck (mit Abweichungen): Straßburg, Johann Grüninger (?), ca. 1488/ 1489 (GW M23848), online: urn:nbn:de:bvb:12-bsb00075728–3, abgerufen am 19.05.2022. (322v) Messformular. Missa in festum decem milium martyrum. ›Collecta‹. Deus qui ad imitandum sancte passionis tue exemplum decem milia martirum crucis patibulum subire … – … remedium adversitatis per dominum. Collecta, Secreta und Complenda zu einer Messe zum Festtag der 10.000 Märtyrer. Darunter von anderer Hand: Foderunt manus meas et pedes meo … [Ps 21,17]. [D]omine Ihesu Christe fili dei vivi qui hora diei sexta pro redempcione mundi … – … paradysi ianuas gaudenter introire concedas. Per eundem. Corp. orat. Nr. 2325c.
- Rubrik
- 1ra ›Incipit ordo missalis fratrum servitorum sancte Marie secundum consuetudinem Romane curie.‹
- Incipit
- 1ra Ad te levavi animam [Ps 24,1].
- Explicit
- 322v … paradysi ianuas gaudenter introire concedas.
- Edition
- Das Missale Romanum liegt in zahlreichen Inkunabeldrucken vor, vgl. GW M23889–M24105.
- Bearbeitet von
- Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 505. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.