Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 524

Breviarium Wormatiense, pars hiemalis

Papier, Pergament · Bd. 1: 3, 184, 3; Bd. 2: 3, 194, 3 · 14 × 10,5 cm · Heidelberg · 1452


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Brevier / Breviergebet / Stundengebet / Kalendarium.
Entstehungsort
Heidelberg.
Entstehungszeit
1452.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier, die äußeren Doppelbll. der Lagen aus Pergament, in der Lagenmitte ein Einzel- oder Doppelbl. aus Pergament.
Umfang
Bd. 1: 3, 184, 3; Bd. 2: 3, 194, 3.
Format (Blattgröße)
14 × 10,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Bd. 1: (I-1)1a + 23a + 12 VI144 + VII158 + 2 (VII-1)194 + 2196* + (I-1)197*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 197* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Nach 192 wurde ein schmaler Zettel eingebunden (192a). Bd. 2: (I-1)1a +23a + VII208 + X228 + 6 VI300 + (VI+1)313 + VIII329 + 2 VI353 + (VIII-3)366 + VI378 + V388* + 2390* + (I-1)391*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl. 192a ist ein kleiner querrechteckiger Zettel mit alter Beschriftung, wohl als Lesezeichen eingelegt und später eingebunden. 308 ist ein eingefügtes, etwas kleineres Bl. 391* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (1–178, 189–386). Zählung springt von 178 auf 189. An einigen Stellen (z. B. 227r–228r, 374r–386r) findet sich zudem eine zweite Zählung (217–218, 365–376), die wohl den Fehler korrigieren soll. Die Bezeichnung nicht foliierter Bll. folgt dem Digitalisat (Bd. 1, 1a–3a, 192a, 195*–197*; Bd. 2, 1a–3a, 387*–391*). Textreklamanten zumeist erhalten.
Zustand
Griffspuren, Bl. 1 fleckig.
Wasserzeichen
Aufgrund des kleinen Formats nicht digitalisiert.

Schriftraum
10,5 × 8 cm.
Spaltenanzahl
überwiegend 2 Spalten (1v–8v und 330r–386r einspaltig).
Zeilenanzahl
10,5 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Unaufwändig geschriebene Bastarda von einer Hand (Johannes Kamberger). Zum Teil durch s und f ohne Unterlänge einer einfachen Textualis angenähert (z. B. 524,2, ab 195r).
Buchgestaltung
Zweispaltig eingerichtet, Schriftraumbegrenzungslinien in Metallstift gezogen (auf den Pergamentseiten zumeist kaum sichtbar). Rubriziert. Zu den Textabsätzen zumeist zweispaltige Lombarden in Rot, Blau und Grün. Am Anfang bis 24va jeweils zum Beginn der Lektionen mit einfachem Fleuronné in Kontrastfarbe hervorgehoben. Gelegentlich in der ersten Zeile Kadellen, farbig konturiert, zum Teil auch mit figürlicher Zeichnung (z. B. 63ra).
Buchschmuck
Fünf- bis siebenzeilige blaue Lombarden mit Fleuronné in Rot zum Beginn des Temporale zum ersten capitulum (13ra) und zum Beginn der Isaiaslesungen im Advent (14rb) sowie in Grün zur ersten Lesung an Weihnachten (54rb). 287v in grüner, stark vergrößerter Textura, rot konturiert das Jesusmonogramm darunter Maria und ein Zweig mit drei grünen Blättern. Wohl nur als Schmuckelement eingefügt (nachträglich?).

Nachträge und Benutzungsspuren
Nachträge im Kalendarium: 2v unten: Agathe post festum qui lune prime dat ortum … – … pone sequentem. Merkvers zum Datum der Quadragesima, vgl. Pal. lat. 1382, 32r (s. Schuba, Kat. UB Heidelberg 2, S. 331). darunter: O Valentine destructor magne … – … fugatur epylensis [!] atque domatur. Walther, IC, Nr. 13030. Anrufung des hl. Valentin als Schutzheiligen gegen die Epilepsie, vgl. Pal. lat. 1451, 195v (siehe Schuba, Kat. UB Heidelberg 2, S. 275f.). 7r Adventus domini sequitur solemnia Lini. 178v am oberen Seitenrand von neuzeitlicher Hand in italienischer Sprache: salto di numero dal 79 all' 89 (zum Fehler in der Foliierung). 192arv Textfragment auf dem eingebundenen Zettel (siehe Lagenstruktur) nur zum Teil lesbar (192ar … sis verbiet ocium fugesunt ibi multa salus/; 192av … unitas. … magnanimitas. … intimusfidelissi …). Zu Lebensregeln (vgl. etwa Ps.-Augustinus, Sermo de vigilatione et otiositate vitanda, Migne PL 40, Sp. 1263).

Einband
Das Brevier wurde entsprechend der Foliierung genau in der Mitte geteilt, ohne Rücksicht auf die Textteile. Beide Teile wurden identisch eingebunden: - Dunkelrotes Maroquin mit Blindstempel- und Golddekor auf Pappe, Rom um 1869–1878. Deckelflächen gerahmt mit Volutenrolle. Glatter Rücken, mit einer goldenen Filete in Felder geteilt. Oben das Wappen von Papst Pius IX. (1846–1878), darunter die Signatur (PAL. 524), darunter die Bandbezeichnung (P. 1; P. 2), unten das Wappen des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (1869–1889), jeweils in Goldpressung. Schunke, Einbände 2, S. 841, zu den sonst schlichteren Einbänden unter Pius IX. siehe: Schunke, Einbände 1, S. 257. Die Einbände entsprechen recht genau denen von Pal. lat. 525, 1–2.
Provenienz
Heidelberg (?).
Geschichte der Handschrift
Pal. lat. 524,2, 384r Finitum ac completum per me Jo[hannem] Kamberger presbiterum in Geuberg anno domini Mo cccco Liio in vigilia sancti Andree apostoli. De quo sit laus et gloria Ihesu Christo matre virginis filio in seculorum secula. Amen. Bei Krämer, Scriptores nach dieser Hs. irrtümlich als "Plebanus in Senberg"; so auch bei Colophons 3, Nr. 9135. Zur Pfründe in Geuberg (heute Gaiberg) siehe: Hildegard Eberhardt, Die Diözese Worms am Ende des 15. Jahrhunderts, Münster 1919, S. 75, S. 81, S. 159. Zum Ort: Albert Krieger, Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden, Bd. 1, Heidelberg 1904, Sp. 667 (jeweils nach dem Wormser Synodale). Denkbar wäre eine Verwandschaft des Schreibers mit dem Heidelberger Glasmaler Hans Kamberger (ca. 1475–1546). Das Schreiberkürzel Jo. ka. in einer schriftbandförmigen Kartusche findet sich auch 227va und 374r. Auf welchem Weg die Hs. in die Bibliotheca Palatina gelangte, ist unklar. Mit dieser 1623 in die Vatikanische Bibliothek verbracht. Bd. 1, 1r Capsa-Nummer C. 75. Im Allacciregister entsprechend verzeichnet (Pal. lat. 1949, 9r: 951 Breviarium 8. C. 75.). Ältere Signaturen 1r: 588 (gestrichen), 349 (gestrichen) sowie zweimal die aktuelle Signatur. Besitzstempel der BAV: 1r, 2r, 8r, 227v, 386v.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_524ga
Literatur
Ehrensberger, Libri liturgici, S. 287f., Nr. 81; Salmon, Mss. liturgiques 1, S. 144, Nr. 292, 2, S. 132, Nr. 324; Stevenson, Latini, S. 172; Walz, Konrad, S. 344.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1v Digitalisat

Titel
Benedictiones.
Angaben zum Text
Benediktionen für die Matutin an Sonn- und Festtagen. Endet unvollständig (vgl. http://digital.wlb-stuttgart.de/purl/bsz346595568, dort S. [19]).
Rubrik
1v ›Incipiunt benedicciones ad matutinam dominicis diebus et aliis festis novum leccionum. In primo nocturno.
Incipit
1v Exaudi domine Ihesu Christe preces servorum tuorum
Explicit
1v … feria quarta et sabbato: Per interventum civium supernorum ut/.
Edition
s. die Ausgaben des Breviarium Wormatiense (Text 4).

2) 2r–7v Digitalisat

Titel
Kalendarium.
Angaben zum Text
Festkalender für die Diözese Worms (z. B. 6. Juli S. Goar, 27. Juli S. Hermolai, 4. Mai S. Gotthard, S. Florian am 5. Mai). Es finden sich jedoch etliche Festtage, die nicht zum Standard der Wormser Diözese gehören, etwa: S. Foca am 4. März, S. Josef am 19. März, S. Sophia am 15. Mai, S. Aviti (Aneti) am 17. Juni, S. Eupli 12. Aug., translatio beate Hedwigis am 25. Aug. und S. Lubentii am 13. Okt. 6 Spalten: römische Zahlen (I–XIX, in Rot), goldene Zahl, Sonntagsbuchstaben, römisches Datum (in Rot), Festtag, Angaben zum Festgrad (in Rot). Die wichtigsten Feste in roter Tinte eingetragen. Am Kopf der Seite die Zahl der Sonnen- und Mondtage. Am Fuß der Seite jeweils die Zahl der Tages- und Nachtstunden im betreffenden Monat.
Incipit
2r Januarius habet dies XXXI luna XXX
Explicit
7v … nox horarum XVIII dies VI.
Edition
s. die Ausgaben des Breviarium Wormatiense (Text 4).

3) 8r–12va Digitalisat

Titel
Preces.
Angaben zum Text
(8r–11r) Preces maiores darin (8va–10va) die letania in quadragesima (Allerheiligenlitanei mit den Heiligen des Wormser Festkalenders); (11ra–b) Preces zu den Bußpsalmen. ›Secuntur preces ad septem psalmos in quadragesimam post primam et letaniam more consueto‹; (11rb–11va) Preces minores; (11vb–12va) Preces zu den Gradualpsalmen. ›Secuntur preces ad quindecim gradus qui dicuntur post terciam regulariter‹.
Rubrik
8r ›Incipiunt preces maiores in quadragesima in matutinis et in vesperis.
Incipit
8r Oremus pro omni gradu ecclesie. Sacerdotes tui induantur
Explicit
12va … Laudate dominum omnes gentes.
Edition
s. die Ausgaben des Breviarium Wormatiense (Text 4).

4) Bd. 1, 13r–194v, Bd. 2, 195ra–382r Digitalisat

Titel
Breviarium Wormatiense, pars hiemalis.
Angaben zum Text
Die Trennung in zwei Bände, wie sie heute vorliegt, wurde willkürlich vorgenommen und teilt den Text des Temporale im Freitag vor dem Passionssonntag mitten im Satz.
Bd. 1: (13r–194v) Proprium de tempore. Von der Vigil des ersten Adventssonntags bis zum Freitag vor dem Passionssonntag in der vorösterlichen Zeit. Gelegentlich zeitgenössische Erläuterungen am Seitenrand, z. B. 14r unten zu den Isaiaslesungen im Advent: Et legitur Ysaias quia de adventu salvatoris et de partu Marie virginis manifestius prophetavit. 33v unten links zur zweiten Vesper des zweiten Adventssonntags: Nota chorus ecclesie Heydelbergensis in secundas vesperas super psalmos feriales antiphona 'Missus est', super magnificat antiphona 'Tu es qui' etc. … . Modifikationen des Wormser Ritus, wie sie wohl in den Heidelberger Kirchen üblich waren (s. auch 246r unten und 293r oben). 70r Nota ecclesia Wormaciensis non tenet suffragium de sancto Stephano nec de sancto Johanne … . Die Anmerkung weist darauf hin, dass im Wormser Brevier die entsprechenden Suffragien, die hier im Text stehen, normalerweise nicht vorkommen. 81r weitere Anmerkung zum hl. Stephanus (fragilitatis nostre promptus adiutor). Der erste Bd. endet im Satz in der dritten Lesung aus dem Traktat 49 des Augustinus über das Johannesevangelium: … excitari ut tales essemus amatores/. Siehe: Aurelius Augustinus, In Ioannis evangelium tractatus CXXIV, Migne PL 35, Sp. 1747.
Bd. 2: (195ra–227va) Proprium de tempore. /vite permanentis quales sunt homines … . Der Text schließt nahtlos an das Ende von Bd. 1 an und endet mit der Ostervigil in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag. Der zweite Bd. beginnt im Temporale in der vorösterlichen Zeit, die zugehörige 'pars aestivalis' begann mit dem Ostersonntag. (227v) ‹Et hic est finis huius partis scilicet partis hyemalis de tempore et sequitur de sanctis per idem tempus. Jo. Ka.›.
228r–v leer.
(229ra–330r) Proprium de sanctis. Von der Vigil des Festtages des hl. Andreas (30. Nov.) bis zum Fest der hl. Eufemie (13. April). Zu letzterer nur eine Oratio. ›Cetera patent in parte estivali‹.
(330r–374r) Commune sanctorum. Von den Aposteln bis zu den Jungfrauen. (374v–382r) Officium et missa de praesentatione Beatae Mariae virginis. ›Incipit historia de presentatione beate Marie virginis que semper tenenda est ipsa die sancti Columbani ad primas vesperas. Super psalmo omnia laudate antiphona. Fons ortorum redundans gracia … [Cantus ID: 201859]. Offizium für das Fest "Mariä Tempelgang" (21. Nov.). Das Messformular für den Festtag schließt sich direkt an: (380r–382r) ›Sequitur missa presentacionis beate Marie virginis. Officium misse. Gaudeamus omnes in domino … . (381rv) ›Sequencia‹. Altissima providente … . AH 54, Nr. 189, S. 291–294. Es folgen Offertorium Communia und Completorium. 382r unter dem Textende: ›Hic nota quod aliqui historiam hic positam tenent sabbato post octavas epiphanie domini propterea hic posita est in parte estivali et semper sexta leccio de festo currenti sed alii dicunt eam tenendam ut signatum est etc‹. Zum Messformular siehe: Salmon, Mss. liturgiques 2, S. 132, Nr. 324 (mit falscher Seitenangabe). Auch an anderen Stellen des Breviers finden sich Angaben zum jeweiligen Messformular (z. B. 287va zu Mariae Himmelfahrt).
Rubrik
13r ›Incipit pars hyemalis de tempore secundum ordinem Wormaciensem, et primo in adventu domini ad primas vesperas super psalmos feriales antiphona.
Incipit
13r Missus est Gabriel angelus ad Mariam
Weiteres Initium
13r Deus pacis sanctificet vos …
Explicit
382r … per dominum nostrum qui cum deo patre in unitate eiusdem.
Edition
Das Breviarium Wormatiense ist mehrfach als Inkunabeldruck erschienen (GW 5513–5516).

5) 382v–384r Digitalisat

Titel
Lectiones in conceptione beatae Mariae virginis.
Angaben zum Text
Lesungen aus dem Hohen Lied hier als Wechselrede zwischen Christus, der Kirche und der Synagoge rubriziert. Für die Begleittexte (Responsorien etc.) wird an andere Stellen verwiesen, z. B. 383r ›Responsoria, antiphona suo loco etc‹.
Rubrik
382v ›Hic nota: tres prime lectiones in concepcione beate Marie virginis et legendam suo loco signatam eciam divide in tres lectiones semper due lectiones pro una etc. Vox ecclesie ad synagogam, lectio prima.
Incipit
382v Descendi in ortum nucum ut viderem poma [Ct 6,10] …
Explicit
hynnuloque cervorum super montes aromatum. [Ct 8,14] Tu autem.
Edition
Biblia sacra.

6) 385r–386r Digitalisat

Beteiligte Personen
Abt Maurus von Subiaco, Heiliger (GND-Nr.: 118911546).
Titel
Lectiones in festo sancti Mauri abbatis.
Angaben zum Text
Ad vesperas ferialia.Capitulum. Rigabo ortum [Sir 24,42]. ›Ad magnificat. Similabo eum [CAO 4952]. ›Oracio. Deus qui in hodiernum diem beati Mauri confessoris tui … . Es folgen drei Lesungen aus der Vita des hl. Maurus: Beatus Maurus clarissimo senatorum genere patre Euticio … . BHL 2, Nr. 5773.
Rubrik
385r ›Mauri abbatis‹.
Incipit
385r Ad vesperas ferialia.Capitulum. Rigabo ortum [Sir 24,42] …
Explicit
386r … de virtute in virtutem proficere studens. Tu autem domine.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2015.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 524. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2015.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.