Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 525

Breviarium Benedictinum Fuldense

Pergament, Papier · Bd. 1: 3, 237, 3; Bd. 2: 2, 249, 3 · 11,1–11,6 × 7,7–8,2 cm · Fulda (?) · 1433


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Brevier / Breviergebet / Stundengebet / Kalendarium.
Entstehungsort
Fulda (?).
Entstehungszeit
1433.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vorsatzbll. Papier: Bd. 1, 1a–3a und 238*–240*; Bd. 2, 1a–2a und 487*–489*).
Umfang
Bd. 1: 3, 237, 3; Bd. 2: 2, 249, 3.
Format (Blattgröße)
11,1–11,6 × 7,7–8,2 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + I3a + (VI+2)14 + V24 + (V-1)33 + 2 V53 + (V-1)62 + V72 + (V+1)83 + V93 + 2 (V+1)115 + 7 V185 + (V+1)196 + VI208 + (V-1)217 + 2 V237 + I239* + (I-1)240*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 240* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Die erste Lage unklar, Bl. 10 wohl eingefügt. Die Bll. 78, 82 und 192 wurden wohl eingefügt. Das Doppelbl. 96/101 weist eine geringere Höhe auf und wurde vermutlich oben und unten einheitlich beschnitten. Blattweiser aus rotem Leder am Vorderschnitt.
Bd. 2: (I-1)1a + 12a + 20 V436 + (V-1)445 + 3 V475 + (V+1)486 + I488* + (I-1)489*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl. 2a besteht aus zwei nicht aufgeschnittenen Bll. Nach 242 folgt ein zunächst in der Zählung übersprungenes Bl. (242a). 489* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (Bd. 1: 1–237; Bd. 2: 238–242, 243–486). Moderne Bleistiftfoliierung (242a) Textreklamanten, zuweilen durch Beschnitt entfallen. Die Bezeichnung unfoliierter Bll. folgt dem Digitalisat (Bd. 1: 1a–3a, 238*–240*; Bd. 2: 1a–2a, 487*–489*).
Zustand
Zahlreiche durch Rasur getilgte Abschnitte (z. B. im Commune sanctorum, 455ra–457vb, 465vb–466va). Einige Seiten durch Beschneiden der Ränder verkleinert (kein Textverlust). Löcher und andere Unregelmäßigkeiten im Pergament überwiegend herstellungsbedingt.

Schriftraum
8,3–9,1 × 6–7 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten (Bd. 1, 1r–9v und 78rv einspaltig).
Zeilenanzahl
28–29 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Unaufwändig geschriebene Bastarda cursiva mehrerer Hände im Wechsel. Nach Rasur von anderer Hand ersetzte Texte finden sich u. a. auf 14ra–14va, 78rv, 100ra, 473rab.
Buchgestaltung
Bis auf das Kalendarium und die zugehörigen Tafeln einspaltig, sonst durchgehend zweispaltig mit sehr schmalem Interkolumnium. Spaltenbegrenzungen in Metallstift. Rubriziert. Einzeilige Lombarden in abwechselnd Rot und Blau als Satzinitialen. Kalendarium und Tafeln in roter und schwarzer Tinte. Sechszeilige Lombarden mit Fleuronné zu den Psalmen, zwei- bis sechszeilig zu den Textabschnitten. KL-Ligatur zu den Monaten im Kalender abwechselnd Rot und Blau mit Fleuronné in der Gegenfarbe.

Nachträge und Benutzungsspuren
Bd. 1, 3ar Ecclesia Moguntina (18./ 19. Jh. ?). An zahlreichen Stellen wurde Text durch Rasur getilgt und zum Teil auch neu überschrieben (s. Angaben zum Inhalt). Von der selben Hand wurde auch der Text auf dem eingefügten Bl. 78 geschrieben.

Einband
Das Brevier wurde ungefähr in der Mitte geteilt, ohne Rücksicht auf die Textteile. Beide Teile wurden identisch eingebunden: - Dunkelrotes Maroquin mit Blindstempel- und Golddekor auf Pappe, Rom um 1878–1889. Deckelflächen gerahmt mit Voluten- und Palmettenrolle. Glatter Rücken, mit einer goldenen Filete in Felder geteilt. Oben das Wappen von Leo XIII. (1878–1903), darunter die Signatur (PAL. 525), darunter die Bandbezeichnung (P. 1; P. 2), unten das Wappen des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (1869–1889), jeweils in Goldpressung. Schunke, Einbände 2, S. 841, zu den sonst schlichteren Einbänden unter Leo XIII. siehe: Schunke, Einbände 1, S. 257f. Die Einbände entsprechen recht genau denen von Pal. lat. 524, 1–2.
Provenienz
Fulda / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. wurde im Frühjahr 1433 für den Gebrauch im Benediktinerkloster Fulda geschrieben. 242rb ›Hec antiphona sola tenetur in primo nocturno super psalmos secundum chorum Fuldensem‹. Das Kalendarium entspricht dem Usus des Klosters, entsprechend finden sich viele Übereinstimmungen mit dem Mainzer Festkalender, was auch den späten Eintrag Ecclesia Moguntina (3ar) erklärt. Das Brevier sollte später wohl einem anderen Gebrauch angepasst werden, weshalb viele Stellen getilgt wurden. Dieser Aktion fiel auch die Angabe des liturgischen Gebrauchs 106ra zum Opfer (… secundum chorum et modum maioris ecclesie … [Namen getilgt]). Der Kolophon gibt keine über das genaue Datum (28. März 1433) hinausgehenden Informationen (99va Et sic est finis psalterii sub anno mo cccco xxxiiio sabbato ante dominicam palmarum. Ehrensberger (Libri liturgici, S. 214) wies darauf hin, dass der Psalter von monastischem Gebrauch durch Rasuren und neue Einträge auf nichtmonastischen Gebrauch umgestellt wurde. Viele Rasuren wurden nicht mit neuem Text beschrieben. Auf welchem Weg die Hs. von Fulda in die Heidelberger Palatina kam, ist nicht bekannt. 1623 mit den Bänden der Palatina in die vatikanische Bibliothek gelangt. Ältere Signaturen: 1r oben: 73 [gestrichen], 74, unten: 412. Besitzstempel der BAV: 1r, 486vb. Jeweils am Fuß der ersten Seite beider Bände wurde die aktuelle Signatur mit Bandangabe eingetragen: Bd. 1, 1r: 525 Pal. P. 1a; Bd. 2, 238r: 525. Pal. P. 2a. Wahrscheinlich wurde die Hs. erst bei der Erstellung des aktuellen Einbandes in zwei Bände aufgeteilt.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_525ga
Literatur
Ehrensberger, Libri liturgici, S. 214f., Nr. 22; Ottosen, Responsories, S. xxxix, 131, 258; Salmon, Mss. liturgiques 1, S. 144f., Nr. 293; Stevenson, Latini, S. 172.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1rv Digitalisat

Titel
Absolutiones, benedictiones et preces.
Angaben zum Text
(1r) Exaudi domine Ihesu Christe. Salus et benediccio veniat nobis a domino deo … – … sit nobis pius et propicius. (1v) Preces ad quindecim gradus et ad septem psalmos. Salvos fac servos et ancillas … – … ut gracie tue munere ab omnibus tibi gradibus fideliter serviatur per dominum eiusdem nostrum, adiutor et protector [!], et cetera. Zu letzterem vgl. Corp. orat. 3814.
Incipit
1r Exaudi domine Ihesu Christe. Salus et benediccio veniat nobis a domino deo
Explicit
1v … ut gracie tue munere ab omnibus tibi gradibus fideliter serviatur per dominum eiusdem nostrum.
Edition
Die Preces finden sich in den gedruckten Sakramentarien, z. B. Le Sacramentaire Grégorien, hrsg. von Jean Deshusses, Fribourg 1971 (Spicilegium Friburgense 16), S. 177.

2) 2r–9v Digitalisat

Titel
Kalendarium cum tabulae.
Angaben zum Text
(2r–7v) Kalendarium. Festkalender des Benediktinerklosters Fulda. Entsprechend finden sich Feste der Diözesen Mainz und Würzburg sowie ortsspezifische Feste wie das des heiligen Abtes Sturmius (17. Dez.) oder die ordinatio des hl. Bonifazius (1. Dez.). Zudem finden sich: 31. Okt. Wolffgangi episcopi; 20. Nov. Ethmundi martyris; 27. Nov. Mercurii militis et martyris. - Kalenderdaten in neun Spalten (von links): Goldene Zahl (rot), Stunden, Minuten, Punkte (rot), Sonntagsbuchstaben, Silbe des Cisiojanus, litterae signorum (rot), römisches Datum, Festtag. Wohl als Nachtrag am Kopf der Kalenderseiten Angaben über die Tageszeiten des Neumondaufgangs und Angaben zu den Tages- und Nachtstunden. (8r–10r) Astrologisch-komputistische Tafeln. (8r) Tafel. In der Kopfzeile annus communis (1-19), in der rechten Randspalte die Tierkreiszeichen, in der Tabelle jeweils die litterae signorum. (8v) Zu den Tierkreiszeichen: Aries est signum bonum, calidum, siccum et igneum, caput, oculos et alias partes corporis respicit … – … et intelligitur de flebotomia secundum motum lune et non aliorum planetarum et pro sanitate confirmantibus. Eigenschaften der Tierkreiszeichen u. a. hinsichtlich des Aderlasses. Vgl. Berlin, Staatsbibliothek, Ms. lat. qu. 577, 138v-139r (https://ptolemaeus.badw.de/jordanus/ms/1226#60527). (9rv) Jahreskennzahlen für die Zeit von 1420 bis 1472. (10ra–10vb) Fünf Tabellen zu den beweglichen Festen, die Kopfzeile mit den Sonntagsbuchstaben, darunter die Silben des Cisiojanus jeweils für Septuagesima, Quadragesima, Ostern, Rogationes und Pfingsten. Darunter: Merkvers zu den Quatemberfasten des Jahres: ›Versus‹. Post crux, post cineres, post spiritus atque Lucie jeiunare decet nos feria proxima quarta. Vgl. Ulysse Chevalier, Repertorium hymnologicum 4, Louvain 1912, Nr. 40023. (10vab) Sciendum: Si litera dominicalis fuerit A tunc hystoria sapientie imponatur … – … aspicies post Andree et cetera. Regeln für die Lesungen aus dem AT zur Matutin im Jahreslauf, ausgehend vom Sonntagsbuchstaben. Vgl. Herzogenburg, Augustiner-Chorherrenstift, Ms 78, 125r-125v (https://manuscripta.at/?ID=27177).
Incipit
2r Januarius habet dies xxxa luna xxxa
Weiteres Initium
2r Luna Ianuarii in media nocte accenditur … ; 8v Aries est signum bonum, calidum, siccum et igneum …
Explicit
10vb … aspicies post Andree et cetera.

3) 11r–486va Digitalisat

Titel
Breviarium Benedictinum Fuldense.
Angaben zum Text
(11ra–99va) Psalterium. 11ra am Kopf der Spalte Incipits der sieben Bußpsalmen. Es folgt die Litanei. (11ra–12rb) ›Sequitur letania‹. Allerheiligenlitanei. (12va–14va) Preces et Suffragia.Suffragia communia ad matutinas et vesperas‹. (15ra–99va) Psalterium feriatum. Die Psalmen in biblischer Reihenfolge. Die liturgischen Begleittexte überwiegend getilgt, zum Teil ersetzt. 15r Nachtrag am Kopf der Seite: Ter qinquagenos canit ordine psalmos. versibus mille sexcentos dat ille. Walther, IC, Nr. 19209, vgl. Stegmüller, RB, Nr. 9589. Merkverse zur Zahl der Psalmen und der enthaltenen Verse.
(99va–102va) Preces. ›Secuntur preces ad primam‹. (99vb) Preces ad primam. Repleatur os meum laude … . Cantus ID g01106. (100ra–102va) Preces minores (von jüngerer Hand ersetzt) et maiores.
(102vb–105vb) Officium mortuorum. ›Vigilie mortuorum. Placebo domino … – … ut qui peccatorum suorum pondere pregravatur eos supplicacio commendet ecclesie per dominum. Finis huius. Ottosen, Responsories, S. xxxix, 131, 258. Responsorienreihe: 14, 72, 24, 32, 68, 57, 28, 82, 58. Zum abschließenden Gebet siehe Corp. orat. Nr. 3789.
(106ra–286vb) Proprium de tempore. ›Incipit libellus matutinalis sive breviarium secundum chorum et modum maioris ecclesieEt primo dominica prima adventus domini in primis vesperas super psalmos feriales antiphona‹. Missus est Gabriel … . ›Capitulum‹. Deus pacis … – ... aliis diebus ubi facultas se obtulerit impleatur ut etiam supra visum est.Et sic ordo de tempore completus est etc‹. Vom ersten Advent bis zum 25. Sonntag nach Pfingsten. Schließt mit den Regeln für den Fall, dass es mehr als 25 Sonntage nach Pfingsten im Jahr gibt.
(287ra–454vb) Proprium sanctorum. In illo tempore stabat Iohannes et ex discipulis eius duo [Io 1, 35] … – … ›Psalmus‹. Nisi dominus [Ps 126,1]. ›Capitulum‹. Vidi civitatem [Apc 21,2]. Vom Fest des hl. Saturninus (29. Nov.) bis zu dem der hl. Katharina. Es folgt das Offizium zum Kirchweihfest (451rb–454vb). Auffällig ist das Fest der hl. Genoveva (3. Jan.) das weder in Mainz noch in Würzburg zum Festkalender gehörte (300vb).
(455ra–486va) Commune sanctorum. ›Incipit commune sanctorum‹. [erster Absatz getilgt] ›In ewangelium‹. Zachee festinans descende [Lc 19,5] … – … faciendum et tenendum est de pluribus virginibus et cetera. ›Finis‹.
Rubrik
11ra ›Sequitur letania‹.
Incipit
11r Domine ne in furore. Beati quorum. Domine ne
Weiteres Initium
15r Ter qinquagenos canit ordine psalmos …
Explicit
486va … faciendum et tenendum est de pluribus virginibus et cetera.
Edition
In weiten Teilen übereinstimmend mit dem Breviarium Romanum, siehe GW 510010N–5123.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 525. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.