Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 527

Breviarium Spirense, pars aestivalis

Pergament, Papier · 1, 142, 1 · 15 × 10 cm · Diözese Speyer · 2. H. 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Brevier / Breviergebet / Stundengebet.
Entstehungsort
Diözese Speyer.
Entstehungszeit
2. H. 14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vorsatzbll. Papier: 1a, 143*).
Umfang
1, 142, 1.
Format (Blattgröße)
15 × 10 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 3 V30 + 14 IV142 + (I-1)143*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 143* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (1–142). Die Bezeichnung nicht foliierter Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 143*).
Zustand
Die letzten Seiten etwas fleckig. Sonst guter Zustand. Bl. 67: die rechten zwei Drittel der Seite ursprünglich angenäht, heute durch übervliesen befestigt.

Schriftraum
13,5 × 9 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
23–26 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Routiniert und gleichmäßig geschriebene gotische Kursive von mindestens zwei Händen im Wechsel.
Buchgestaltung
Schriftraumbegrenzung in blassen Metallstiftlinien. Rubriziert. Satzinitialen zum Teil rot gestrichelt. Ein- bis dreizeilige rote Lombarden zu Textabsätzen. Selten kadellenartiger Schmuck an Buchstaben der ersten oder letzten Zeile der Seite.

Nachträge und Benutzungsspuren
142v unten ein Responsorium nachgetragen.

Einband
Weißes Pergament mit Goldpressung auf Pappen. Rom, 1878–1889. Glatter Rücken. Oben in Goldpressung das Wappen von Papst Leo XIII. (Pontifikat 1878–1903). Rotes Lederschild mit Goldpressung Pal. 527. Darunter das Wappen des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (1812–1889, Kardinalbibliothekar ab 1869). Auf dem Hinterdeckel das blaue Signaturschild der BAV. Gewobenes Kapitalband mit dunkelrotem Zickzackmuster. Schunke, Einbände 2,2, S. 841, vgl. Schunke, Einbände 1, S. 257.
Unter Legat. Pal. lat. 527 wird in der BAV der ehemalige Einband der Hs. aufbewahrt, abgenommen vor dem Neueinband im 19. Jh.: Braunes Kalbsleder mit Blind- und Goldpressung auf Holzdeckeln. Heidelberg, Jörg Bernhard (?), 1558, angefertigt für Kf. Ottheinrich von der Pfalz. Vorderdeckel: mittig Porträtplatte Ottheinrichs mit Monogramm OH PC in ovalem Rollwerkrahmen, vergoldet (Konrad Haebler, Rollen- und Plattenstempel des XVI. Jahrhunderts, Bd. 2, Leipzig 1929, S. 71, Nr. V). Darunter die Jahreszahl 1558 in Gold. Umrahmung mit Rollstempelabdrücken: Auferstehung, Kreuzigung, Sündenfall (Haebler, Nr. 3) und Blumenranke (Haebler, Nr. 7). Hinterdeckel: mittig vergoldete Wappenplatte im ovalen Rollwerkrahmen (Kurpfalz, drei Schilde: Löwe, Globus, Rauten, Haebler, Nr. VII). Der Abdruck hat wenig Relief und die Vergoldung ist unregelmäßig. Darum Rahmen aus Rollstempelabdrücken, wie vorne, an Stelle der Jahreszahl die "Pärchenrolle" (Haebler, Nr. 4) und Blumenranke. Schließen und Eckbeschläge entfernt. Reste von zwei entfernten ledernen Bandschließen (hinten) und Abdrücke der zugehörigen Schließenanker (vorne). Rücken mit drei erhabenen Bünden. Darauf oben Reste des älteren Signaturschildes der BAV (Kupferstichkartusche, in Rot: 527). Darunter ein älteres, fragmentiertes Papierschild (Schrift vollständig abgerieben). Auf dem Vorderspiegel ein aktuelles Signaturschild in Hellgrün, sowie in Bleistift die Capsa-Nummer (C. 79), die Zahl 220 sowie die Anmerkung: dorso in basso 102. Auf dem Hinterspiegel die aktuelle Signatur, ebenfalls in Bleistift. Vgl. Montuschi, biblioteche, S. 320, 335 .
Provenienz
Diözese Speyer / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Gugumus (siehe Literatur) kommt nach eingehenden Vergleichen zur Zusammenstellung der Heiligenfeste im Sanktorale zu dem Schluss, dass die Hs. zur Benutzung in einem Kloster der Diözese Speyer geschrieben wurde. Das Fest der Translatio des hl. Benedikt (34r, s. Inhalt) spricht dabei eher gegen ein Benediktinerkloster. Ehrensberger (s. Literatur) hatte sie, wohl aufgrund einzelner Heiligenfeste, der Diözese Würzburg zugewiesen (vgl. etwa 35r Regiswindis). Wichtige Würzburger Feste fehlen jedoch. Salmon (s. Literatur) vermutete, dass die vorliegende Hs. nicht Teil eines vollständigen Breviers war, zu dem auch das Temporale und der entsprechende Winterteil gehörte, jedoch ohne Begründung. Auf welchem Weg die Hs. nach Heidelberg gelangte ist nicht ersichtlich. 1623 mit den Bänden der Palatina in die vatikanische Bibliothek verbracht. Capsa-Nummer auf dem Vorderdeckel C. 79. Besitzstempel der BAV: 1r, 142v.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_527
Literatur
Ehrensberger, Libri liturgici, S. 233, Nr. 36; Johannes Emil Gugumus, Ein Speyerer Kalendar des 15. Jahrhunderts aus Cod. Pal. 514 der Vatikanischen Bibliothek, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 11 (1959), S. 245–253, hier S. 245; Johannes Emil Gugumus, Die Bevierhandschrift Pal. lat. 527 der Vatikanischen Bibliothek, in: Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde und Kirchengeschichte 60 (1965), S. 245–258; Johannes Emil Gugumus, Der Hl. Abt Guido von Pomposa (970-1046). Zur Tausendjahrfeier seiner Geburt, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 23 (1971), S. 9–18, hier S. 9; Gugumus, Erforschung, S. 136; Montuschi, biblioteche, S. 320, 335; OVL: Pal. lat. 527; Salmon, Mss. liturgiques 1, S. 145, Nr. 295; Stevenson, Latini, S. 172.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–142v Digitalisat

Titel
Breviarium Spirense, pars aestivalis.
Angaben zum Text
Proprium sanctorum. ›De sanctis infra Pascha et Pentecosten. Capitulum‹. Fulgebunt iusti et tamquam scintille [Sap 3,7] … – … ›In secundas vesperas antiphona‹. Prudens et vigilans [Cantus ID: 203987]. Das Sanktorale, beginnend mit einer Rubrik für die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten und dem anschließenden Festtag der Heiligen Tiburtius, Valerianus und Maximin am 14. April (2r), bis zum Tag der hl. Katharina (125v–126r). Zuweilen fallen bei den Rubriken ungewöhnliche oder auch irrtümliche Schreibungen auf, so z. B. 4v Vylippi, Walpuntis oder 34r Translacio Laurencii (statt "translatio Benedicti"). Gugumus (Die Bevierhandschrift, s. Literatur) listet alle Heilige des Sanktorale anhand der Rubriken auf und wertet die Auswahl aus. (126r–142v) Commune sanctorum. ›In vigilia apostolorum ewangelium‹. Ego sum vitis [Io 15,1] … . Der Text bricht schon im Commune für einen Märtyrer unvollständig ab. Er endet in der Lesung aus: Gregorius Magnus, Homiliae in evangelia (CPL 1711), Buch 2, Homilia 32. Der Rest des "Commune sanctorum" fehlt.
Rubrik
1r ›De sanctis infra Pascha et Pentecosten. Capitulum‹.
Incipit
1r Fulgebunt iusti et tamquam scintille [Sap 3,7] …
Explicit
142v … iracundis mansuetudine elatis preciperet humilitatem.
Edition
Das Speyrer Brevier wurde mehrfach als Inkunabel gedruckt, siehe GW 5464–5466.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 527. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.