Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 530

Diurnale Wormatiense, pars hiemalis

Papier · 1, 133, 1 · 14,1 × 10 cm · Ladenburg · 1514–1515


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Brevier / Stundengebet.
Entstehungsort
Ladenburg.
Entstehungszeit
1514–1515.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 133, 1.
Format (Blattgröße)
14,1 × 10 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 16 IV128 + (III-1)133 + (I-1)134*.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Zeitgenössische Foliierung in brauner Tinte (1–128), zum Teil durch Beschnitt des Buchblockes verstümmelt oder entfallen. Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (106–132). Auf Seiten wo die älteren Foliierungen entfallen waren oder durch den Beschnitt nicht mehr lesbar, wurde später eine Bleistiftfoliierung angebracht (29, 32, 35–36, 40–42, 46, 48, 52–54, 56–64, 68–98, 100–105, 113–119, 123, 133). Die Bezeichnung nicht foliierter Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 134*). Stellenweise blieb die alte Blattsignatur erhalten (a1–q4, jeweils recto unten rechts).
Zustand
Stellenweise geringfügige Anzeichen für beginnenden Tintenfraß.

Schriftraum
12 × 8 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
21–25 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Bastarda mit kursivem Duktus und ausgeprägter Rechtsneigung von einer Hand (Jacobus Rueß von Sulzfeld, der auch Pal. lat. 531 schrieb, s. Pal. lat. 531, 118v).
Buchgestaltung
Keine erkennbaren Textraumbegrenzungen oder Zeilenlinien. Rubriziert. Einzeilige rote Lombarden mit Punktverdickungen zu Textabsätzen. Satzinitialen rot gestrichelt.

Nachträge und Benutzungsspuren
Stellenweise geringfügige Anzeichen für beginnenden Tintenfraß.

Einband
Weißes Pergament mit Goldpressung auf Pappen. Rom, 1878–1889. Glatter Rücken. Oben in Goldpressung das Wappen von Papst Leo XIII. (Pontifikat 1878–1903). Rotes Lederschild mit Goldpressung Pal. 530. Darunter das Wappen des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (1812–1889, Kardinalbibliothekar ab 1869). Unten das blaue Signaturschild der BAV. Gewobenes Kapitalband, weiß mit dunkelroten Querstrichen. Schunke, Einbände 2,2, S. 841, vgl. Schunke, Einbände 1, S. 257.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Das Wormser Diurnale für die Zeit vom Advent bis zur Septuagesima war wohl Teil eines mehrteiligen Breviers, zu dem auch Pal. lat. 531 (für die Zeit von Ostersonntag bis Pfingsten) gehörte. Der Grund für die ungewöhnliche Teilung könnte das Vorliegen eines gedruckten Wormser Diurnale für die vorösterliche Zeit (Quadragesima) sein (GW 8564, siehe Text 1). Der Kolophon 78r gibt Ladenburg (Rhein-Neckar-Kreis) für den Schreibort an, so dass anzunehmen ist, dass das Diurnale auch dort benutzt werden sollte. Allerdings wäre auch das nahe gelegene Heidelberg als Bestimmungsort möglich. 78r ›Oratio ut supra.Complevi sabbati 23 Decembris 1514VS Laudenburgi‹. 113r ›Diurnale de sanctis pars hiemalis sabbati 30 Decembris 1515 a nativitate dominiVS‹. Da wörtlich vom Geburtstag Christi gezählt wird ("Nativitätsstil"), ist dies der 30. Dez. 1514, ein Samstag. 132r ›De cathedra Petri apostoli et Mathie in diurnali quadragesimali et ceteraVS 1515 Mercurii 24 Januarii‹. Die verschiedenen Teile von Pal. lat. 530 und Pal. lat. 531 entstanden von Dezember 1514 bis Ende Januar 1515. Die Lesung des Kürzels vor den Buchstaben VS ist unklar. Auch die Deutung von "VS" ist unsicher. Die ältere Foliierung in Pal. lat. 530 und Pal. lat. 531 sowie die in beiden Bänden vorfindlichen Blattsignaturen machen es sehr wahrscheinlich, dass beide Hss. ursprünglich einen Band bildeten. Da beide von der selben Hand geschrieben wurden und Pal. lat. 531 ein Kolophon von Jakob Rueß von Sulzbach enthält (s. Pal. lat. 531, 118v), scheint es sich bei "VS" nicht um die Initialen des Schreibers zu handeln. Denkbar wäre hingegen eine Zueignung ("vestre sanctitate/ serenitate" oder Ähnliches). 1623 mit der Heidelberger Palatina in die vatikanische Bibliothek verbracht. 1r unten aktuelle Signatur: 530 Pal. Besitzstempel der BAV: 1r, 133v.
Besonderheiten
Pal. lat. 530 und Pal. lat. 531 sind Teile eines Wormser Diurnales, das einst einen Band bildete.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_530
Literatur
Ehrensberger, Libri liturgici, S. 322f., Nr. 14; Gugumus, Erforschung, S. 139; OVL, Pal.lat.530; Salmon, Mss. liturgiques 1, S. 146, Nr. 298; Stevenson, Latini, S. 173.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–132r Digitalisat

Titel
Diurnale Wormatiense, pars hiemalis.
Angaben zum Text
(1r–55r) Ordinarium officii feriale per annum. Miserere mei deus secundum magnam misericordiam tuam [Ps 50,3] … – … ›Oremus‹. Illumina quesumus domine tenebraset lucem nobis concede perpetuam dominum. Psalmen, Hymnen, Cantica und Antiphonen etc. für die Tagzeiten der Wochentage. (55r–58r) ›Sequntur septem psalmi penitentiales‹. Domine ne in furore … – … in seculum dirigitur [Ps 101,29]. Die letzten beiden Bußpsalmen (Ps 129 und 142) nur als Incipit. (58r–60r) Litaniae. Kyrieleyson … ›Christe audi nossalvator mundi adiuva nos, sancta Maria ora pro nobis, sancte Michael ora pro nobis … – … Criste audi nos. Allerheiligenlitanei. Unter den Bekennern Rupert, Gallus und Aegidius, unter den Bekennerinnen Juliana, Gertrud und Walpurgis. (60r–63r) Preces minores et suffragia. ›Sequntur preces minores‹. Ego dixi domine miserere mei [Ps 40,5] … – … dominus vobiscum. ›Antiphone post completorium per hebdomadam. Dominica‹. Ave regina celorum … . Antiphonen für den Abschluss der Tagstunden für die Tage der Woche und etwas ausführlicher für die Osterzeit. (62v–63r) ›Suffragia ad vesperas. Antiphona‹. Adoremus crucis signaculum [CAO 1292] … – … nullius hostilitatis arma timeamus. Fürbittgebete. (63r–78r) ›Incipit commune sanctorum secundum ecclesiam Wormatiensem. In vigilia unius apostoli vel plurimorum. Ad laudes omnia ferialiter ut in psalterio. Hymnus de tempore/‹. (63v) ›Ad laudes apostolorum capitulum‹. Benedictio domini super caput iusti [Prv 10,6] … – … . Das "Commune sanctorum" endet mit den "virgines". Im Anschluss: (76r–78r) Officium de dedicatione ecclesiae. Darin: ›Hymnus‹. (76v) Urbs beata Hierusalem … . AH 51, S. 110, Nr. 102. (78v–113r) Proprium de tempore. ›Diurnale secundum ordinem ecclesie Wormatiensi. In dominicam prima adventus ad primas vesperas super psalmos feriales, scilicet‹: Benedictus dominus deus meus,cum ceteris. Antiphona‹. Missus est Gabriel [CAO 3794] … – ›… tunc omnia servantia sunt in festo horas nocturnas sive diurnas. Secundis vesperis caret propter primas vesperas septuagesime‹. Für die Zeit vom Advent bis zur Septuagesima. Vgl. unten zu 132v. (113r–132v) Proprium de sanctis. ›In vigilia sancti Andree ad laudes … . Capitulum‹. Benedictio domini … ›Antiphona‹. Unus ex duobus [CAO 5279] … – … ›De sancto Symeone martire et pontifice oratio‹. Da quesumus omnipotens deus ut qui beati Symeonis martiris … . ›Petrus. De cathedra Petri apostoli et Mathie in diurnali quadragesimali etc‹. Der Teil "de sanctis" reicht bis zum Festtag des hl. Simeon am 18. Feb. Für das Folgende ab "cathedra Petri" (22. Feb.) wird auf ein "Diurnale quadragesimale" verwiesen, d. h. ein weiteres Teilbrevier mit den Tageshoren für die vorösterliche Zeit. Ein solches liegt in dem Druck GW 8564 (Diurnale quadragesimale Wormatiense, um 1490) vor. Der zugehörige Band Pal. lat. 531 schließt mit der Zeit von Ostersonntag bis an den Advent an (s. Pal. lat. 531). Möglicherweise wurde somit der Druck für das Stundengebet der Tageshoren in der Quadragesima vorausgesetzt.
Rubrik
1r ›Laudes feriales ferie secunde. Psalmus.
Incipit
1r Miserere mei deus secundum magnam misericordiam.
Explicit
132r … De cathedra Petri apostoli et Mathie in diurnali quadragesimali et cetera.
Edition
Vgl. die Brevierausgaben der Diözese Worms.

2) 133v Digitalisat

Verfasser
Notker Balbulus (GND-Nr.: 118588850).
Titel
Sequentia de sanctis apostolis.
Angaben zum Text
Sequenz zum "commune sanctorum, de apostolis".
Incipit
133v Clare sanctorum senatus
Explicit
133v … debitum supplex impendit.
Edition
AH 53, S. 367f., Nr. 228.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2022.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 530. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.